Problem von Anonym - 22 Jahre

An Stephanie: Antwort zu meiner ehrenamtlichen Dame

Liebe Stephanie, ich wollte mich erst einmal bei dir für deine Antwort bedanken. Es tut gut zu wissen, dass es Menschen gibt, die selbst ein großes Herz haben.

Bezüglich meiner alten süßen Dame: Ich habe sie vor genau 3 Wochen das letzte Mal im Krankenhaus besucht und es ging ihr wieder richtig gut. Sie hatte die OP gut überstanden, hat Witze gemacht und mit mir gelacht. Einen Tag später kam sie zurück ins Altersheim. Die Nacht darauf, ist sie dann leider verstorben. Es hat mich unendlich traurig gemacht, zumal ich wegen den Bestimmungen zum Coronavirus auch nicht an der Beerdigung teilnehmen konnte. Ich habe ein Bild von uns beiden in einen Bilderrahmen gesteckt, daneben ein selbstgeschriebenes Gedicht und davor eine Kerze, um die Trauer zu bewältigen. Sobald die Ausgangssperren wieder etwas gelockert werden, werde ich auch zu ihrem Grab gehen und ihr das Gedicht vorlesen. Ich rede auch so öfters mit ihrem Bild.

Naja, leider ist mir wohl Glück nicht vergönnt. Vor 4 Wochen habe ich nämlich 2 kleine Katzen (6 Monate) aus dem Tierheim adoptiert. Beide sind zuckersüß, die eine - Lucy - war etwas zurückhaltender und braver wie die andere, hat aber immer gemerkt, wenns mir schlecht ging und kam dann auf meinen Schoß. Sie hat mich sozusagen während der Trauerzeit getröstet. Die andere - Lola - ist auch eine super Schmusekatze, die jedoch gar nicht hört und sich eher verkriecht, wenn ich weine. Nun hat Lucy letzten Mittwoch angefangen weniger zu fressen. Ich am Donnerstag gleich zum TA, der ihr eine Infusion gegeben und sie abgetastet und untersucht hat und meinte, es fehlt ihr nichts. Nach der Infusion frisst sie sicher wieder. Dem war nicht so, weswegen ich am Freitag wieder hin bin, wo die Arme noch eine Infusion bekam, sowie einen Einlauf, da auf einmal alles auf Verstopfung hindeutete. Dann gab er ihr noch ein Antibiotikum scheinbar, weil sie eine Magen Darm Infektion hatte. Er gab mir Flüssignahrung mit, die sie zusätzlich zu NaFu und TroFu bekommen sollte.

Leider ging es ihr zwar immer mal phasenweise etwas besser, dass sie wieder ein wenig fraß, aber halt sehr wenig, weswegen ich am Montag zu einer anderen TÄ ging, die meinte, dass meine Lucy in einem kritischen Zustand ist, dass sie durch den Stress ausgelöst durch den anderen TA akut erblindet ist, komplett unterernährt und sie der vorige TA eig. sofort an eine Infektion hängen hätte sollen, sowie scheinbar von Geburt ein neurologisches Problem hat. Sie hat Lucy bei sich behalten und hat mir versichert alles in ihrer Macht stehende zu tun, aber sie ist in so einem kritischen Zustand, dass sie vermutlich eingeschläfert werden muss.
Nun hat sie mir heute mitgeteilt, dass sich ihr Zustand sehr verschlechtert hat, sie an FIP erkrankt ist - welches ausgebrochen ist und dazu noch einige andere Infektionen, die sie sehr schwächen. Zudem bekam sie Fieber und als ich sie auf dem Schoß hatte in der Praxis, war sie auch komplett apathisch, fing aber an zu schnurren. In einem langen Gespräch mit der Tierärztin, habe ich mich dazu entschieden, sie einzuschläfern, was für mich die schwerste Entscheidung war, die ich je treffen musste. Sie ist nach der Narkose in meinen Armen zusammengesackt und ihr Köpfchen lag in meiner Ellenbeuge. Ich glaube diesen Anblick werde ich nicht mehr los, auch wenn ich gespürt habe, dass es richtig war, bis zum letzten Atemzug bei ihr zu bleiben. Die TÄ hat mir auch viel Zeit gelassen mich zu verabschieden und am Montag wird sie verbrannt und ich bekomme dann ihre Asche in einem Erinnerungsstück, da ich mich dafür entschieden habe.

Ich bin so wahnsinnig traurig, es ist als ob ein großes Klotz in meinem Magen ist, der nicht kleiner wird und könnte nur mehr weinen. Ich mache mir die schlimmsten Vorwürfe von wieso ich nicht gleich zu einem anderen TA gegangen bin oder warum ich nicht sofort am gleichen Tag als ich bemerkt habe, dass sie weniger frisst zu einem TA gegangen bin. Auch wenn die TÄ gemeint hat, dass es zwar vielleicht geholfen hätte, wenn der andere TA gleich gehandelt hätte mit Infusionen, kann sie mir das auch nicht mit Sicherheit sagen und sie meint, dass ich alles richtig gemacht habe. Trotzdem bin ich so traurig und frage mich nur wieso? Wieso musste meine kleine süße Lucy schon im Alter von 7 Monaten gehen?

Für mich ist die Vorstellung auch unerträglich, sie jetzt nie wieder zu sehen, da ich leider nicht an den Himmel glaube. Ich würde so gerne dran glauben, dass sie jetzt an einem Ort ist, an dem es ihr besser geht, aber ich kann es einfach nicht. Meine andere Katze ist auch total traurig, will sich aber nicht so wirklich trösten lassen leider.

Ach ich bin einfach nur mehr am Boden zerstört und glaube nicht, dass ich noch einen Verlust ertragen könnte. Ich habe innerhalb eines Monats einen wichtigen Menschen und ein wichtiges Familienmitglied verloren, was für mich unerträglich ist, zumal ich auch alleine wohne und wegen der Ausgangssperre nicht einfach zu meiner Familie oder Freunden kann :(

Hast du Tipps zur Trauerbewältigung bei Tieren? Es hat mich echt hart getroffen und es tut einfach nur mega mega megaweh :(

Stephanie Anwort von Stephanie

Hallo liebe Natalie,

es freut mich wirklich sehr das du dich gemeldet hast. Aber als erstes möchte ich dir von ganzem Herzen mein aufrichtiges Beileid ausdrücken. Ich habe so gehofft das alles gut geht. Aber weißt du was ich toll finde? Das sie dich vorher noch sehen durfte. Du warst immer so lieb für sie da, hast tolle Gespräche mit ihr geführt und sie zum lachen gebracht. Behalte diese Zeit in deinem Herzen und wenn es wieder möglich ist das man mehr raus darf dann besuchst du ihr Grab. Würdest du bitte liebe Grüße von mir bei ihr dort lassen? Ich hätte diese Dame bestimmt auch toll gefunden. Menschen zu verlieren die man gern hatte tut sehr weh. Leider durfte ich diese Erfahrung in den letzten 9.Monaten 3 mal machen. Es tut jedesmal verdammt weh. Aber auch wenn geliebte Menschen nicht mehr unter uns sind, tragen wir ihre Geschichten, Erlebnisse und ihre Liebe in unserem Herzen. Und durch deine Zeilen an uns, weiß ich das es da mal eine tolle Dame gab mit der du soviel gutes erlebt hast. Ich werde es nicht vergessen.
Auch das du ein Bild von euch aufgestellt hast finde ich wunderbar, so ist man sich doch etwas näher.
Lass dir alle Zeit der Welt das zu verarbeiten.
Das du dich für zwei Kätzchen entschieden hast finde ich großartig. Tiere geben einfach soviel Liebe. Leider tut es mir leid das du eine von ihnen so schnell wieder gehen lassen musstest. Junge Kätzchen stecken sich ganz oft schon über ihre Mutter mit Krankheiten an und wenn sie unentdeckt bleiben geht es oft ganz schnell. Aber das was sie in ihrem kurzen Leben erfahren durfte, war deine Liebe zu ihr und das zählt. Wenn du sie nicht aufgenommen hättest wäre sie höchstwahrscheinlich im Tierheim alleine gestorben ohne zu erfahren wie es ist geknuddelt und geliebt zu werden. Du hast alles richtig gemacht, woher hättest du wissen sollen wie es um sie steht. Behalte sie in Erinnerung. Ich persönlich glaube an ein Leben nach dem Tod und wie wäre die Vorstellung das dein Kätzchen jetzt bei der Dame sitzt und es ihr dort auch gut geht? Schenke deine Liebe jetzt dem anderen Kätzchen. Mit der Zeit wird Lola sich auch an dich gewöhnen glaube mir das. Und ihr werdet soviele schöne Momente miteinander erleben mit kuscheln, spielen und einfach füreinander da sein. Ich wünsche es dir von ganzem Herzen, gerade jetzt nach dieser ganzen Zeit.
Vergessen wird man das alles nie, aber mit der Zeit wird man es besser verstehen und verarbeitet haben. Bitte vergiss nicht das du uns jederzeit schreiben kannst. Wenn ich darf fühl dich mal lieb umarmt von mir.

Alles liebe für dich und die kleine Lola

Stephanie

Meine Antwort bezog such auf das folgende Thema :
https://mein-kummerkasten.de/332502/Ich-bin-einfach-so-unendlich-traurig-ich-kann-nicht-mehr.html