Problem von Lena - 16 Jahre

Verwirrt

Hallo liebes Kummerkastenteam,
ich habe euch vor ein paar Wochen schon mal geschrieben und es dann blöderweise zu früh abgeschickt. Trotzdem hat mir Julia geantwortet. Danke dafür!

Jetzt habe ich mich eben dazu entschieden euch doch zu schreiben weil alles immer verwirrender und komischer wird . Und vielleicht ist der Zusammenhang ja wichtig deshalb werde ich jetzt nicht nur von meinem jetzigen Problem schreiben sondern einfach von allem was mir angst macht.

Ich hatte schon immer ein relativ großes Problem mit Geräuschen und irgendwann hat es dann angefangen,( vielleicht so mit 14 ) dass ich bei Geräuschen von meiner kleinen Schwester( damit meine ich Geräusche beim Ausatmen oder Sport machen ) erregt wurde. Das macht mir angst, aber wenn es nur das währe würde ich damit leben können! Bevor dieses Problem mit meiner Schwester angefangen hat, hatte bzw. habe ich ein großes Problem mit den rot werden ( heißt auch Erythrophobie ) das erwähne ich hier nur weil es einer der Gründe ist wieso ich mich seit langem immer mehr zurückziehe! Vor rund einem Jahr hat es dann angefangen, dass ich immer weniger gegessen habe bis ich dann Magersüchtig war! Deshalb bin ich jetzt auch in Therapie. Leider bringt sie mir aber nicht so viel weil ich noch nie in meinem Leben über meine echten Probleme geredet habe und es sehr schwierig ist von einem auf den anderen Tag alles loszuwerden ( im Internet ist es ein bisschen leichter...) ich habe aber vor irgendwann mit meiner Therapeutin über die meisten Sachen reden zu können, denn wenn ich schon die Möglichkeit einer Therapie habe, sollte ich es auch nutzen! Am Ende der Sommerferien, wurde es dann besser und ich konnte wieder mehr essen.
Auf der Schule auf der ich bin ist einiges passiert was mich ziemlich verändert hat und ich wurde auch nie wirklich gut behandelt ( das ist auch ein Grund dafür wieso ich jetzt keine Freunde habe und ziemlich alleine bin) Dann irgendwann nach den Sommerferien hat es angefangen dass ich Gedanken hatte die ich mit Sicherheit nicht haben wollte -Zwangsgedanken- dass vermute ich zumindest weil die Symptome bei mir gepasst haben.

Jetzt kommt eigentlich der Teil für den ich mich am meisten schäme.....Ich habe ja öfter erwähnt dass ich ziemlich zurückgezogen bin und seit 2019 habe ich so gut wie keinen Kontakt zu Leuten in meinem Alter - in der Schule sehe ich zwar eine ganze Menge, aber ich bin auch da die ganze Zeit alleine weil ich alle Leute von mir wegschiebe ( nicht wortwörtlich sondern im übertragenen Sinne :) ) Durch die Essstörung, stecke ich ziemlich in meinen Routinen bzw. Ritualen und Regeln fest und mache eigentlich jeden Tag das gleiche.

In diesen Zwangsgedanken kamen leider auch meine Mama und meine kleine Schwester vor!! Und so hat eben mein Problem mit Kindern angefangen.. ich habe mich immer mehr hineingesteigert, dass ich vielleicht Pädophil sein könnte und so habe ich dann mehr und mehr Angst bekommen Kindern zu begegnen weil ich dann auch immer ein bisschen erregt war.

Gleichzeitig, hat es dann angefangen, dass ich immer wenn ich Mädchen ( in meinem Alter!!!!) auf bestimmte Körperstellen geschaut habe ein bisschen erregt war..... Ich bin sooo verwirrt und kapiere einfach Garnichts mehr... Und ich habe angst, dass irgendwann garnicht mehr auf Leute in meinem Alter schaue sondern nur noch auf Kinder..... Eigentlich will ich aber selbst mal eine Familie haben...

Kurz vor den Weihnachtsferien da war ich total fertig wegen dem Problem mit den Kindern und dann hat es plötzlich angefangen ( das ist hier alles ehrlich keine Verarsche...!!) dass ich durch meine Mama auch noch erregt wurde und dann hatte ich auch noch mehrere Träume die einfach nur schrecklich waren und darauf will ich jetzt auch nicht näher eingehen...aber die haben mich halt auch erregt.. Ja und von da an war alles noch viel schlimmer! In den Ferien hatte ich plötzlich kein Problem mehr mit Kindern und Konnte sie auch einfach nur noch niedlich finden. Dafür wurde dass mit meiner Mutter schlimmer und ich habe irgendwann sogar gedacht dass ich verliebt bin. (Bei ihr war das mit den Geräuschen genauso wie bei meiner Schwester). Das ging so weit, dass ich eine ganze Weile nur noch ein paar Stunden in der Nacht geschlafen habe, weil ich so Angst vor den Träumen hatte.... Manchmal habe ich auch gar nicht geschlafen. Als ich dann eure Internetseite entdeckt habe und gesehen habe dass ich mit manchen Problemen nicht so alleine bin wie ich gedacht habe ging es mir wieder ein bisschen besser! Danke dafür ! : ) In der Zeit habe ich mir dann auch wieder mehr Gedanken darüber Gemacht ob ich jetzt Lesbisch bin oder nicht. Bei Jungs ( nicht in meinem Alter sondern vielleicht ein oder zwei Jahre älter) habe ich aber eindeutig auch Herzklopfen....

Ja und jetzt in den letzten Monaten ist alles wieder schlimmer geworden und ich habe auch immer mehr Angst vor mir selbst....Ich kann's mir einfach nicht erklären?!?! Es hat so angefangen: Irgendwie hat meine Problem mit den Geräuschen von meine Schwester wieder angefangen und ich habe mich auch wieder mehr und mehr damit beschäftigt ob ich vielleicht doch pädophil bin. Und jetzt habe ich auch noch Angst, dass ich Kindern wirklich etwas antun könnte weil ich mir in den letzten Wochen sehr viele Gedanken darüber gemacht habe ob ich ein guter oder böser Mensch bin....und ich habe es irgendwie geschafft zu glauben dass ich wirklich dazu fähig währe... ich weiß das ist komisch !!! Meine Angst ist nämlich dass mein Gehirn bei einem Orgasmus ausgeschalten wird und ich einfach nicht an andere denke in dem Moment und das ich vielleicht eine Vergewaltigerin bin...:( und schreibe das weil ich WIRKLICH Angst habe so ein Mensch zu sein.. und nicht weil ich mir einfach nur zu viele Gedanken mache.
Ich kann meine Gefühle nämlich nicht mehr wirklich verstehen und manchmal fühlt es sich so an als währe es mir egal dass ich so ein Mensch werden könnte! Kann mein Leben überhaupt besser werden ?? Oder macht es überhaupt kein Sinn noch weiter zu leben ?! Ich will wirklich ein guter Mensch sein aber ich weiß nich ob ich das schaffe.

Ich hoffe einfach dass mir jemand ein bisschen helfen kann auch wenn das alles ziemlich seltsam ist . Ich bin nämlich ziemlich alleine mit meinen Gedanken und Problemen und werde es alleine wahrscheinlich nicht schaffen. :)

JuliaZ Anwort von JuliaZ

Die erste Zuschrift: https://mein-kummerkasten.de/332590/Verwirrt.html


Hallo Lena,

Es freut mich erneut von dir lesen zu dürfen und das Du dir noch einmal die Mühe gemacht hast, das was in der ersten Nachricht nicht mitkam, erneut zu schicken :) ...Und es freut mich auch zu lesen, das Du als Du unsere Seite entdeckt hast, dich direkt schon ein wenig besser gefühlt hast - so soll es im Besten Fall und gerne sein !:)

Zudem muss Ich dir auch direkt ein Kompliment aussprechen: Es ist nicht einfach sich mit seinen Problemen anzuvertrauen und schon gar nicht persönlich. Für viele Menschen wie man hier bei uns sieht braucht es die Möglichkeit sich online mitzuteilen und das Du vorhast deine Therapie nutzen zu wollen und wenn du soweit bist mit deiner Therapeutin zu sprechen, halte Ich für eine sehr gute Idee. Auch und vor allem deshalb, weil Du Recht hast, deine Therapie auch nutzen zu wollen. Und das ist dann richtig, sobald Du selbst auch dafür bereit bist. Ich würde auch gar nicht behaupten, das Die Therapie dir nichts bringt - weil wie du schreibst "Es schwierig ist alles von einen auf den anderen Tag loszuwerden" - weil das muss ja auch gar nicht dein Ziel sein. Der Gedanke dich Schritt für Schritt zu öffnen, ist doch schon mit das wichtigste.

Niemand, und das solltest du auch nicht machen, erwartet von dir, das Du alles auspackst und sofort mitteilst, wo deine "Baustellen" liegen. Meistens ergeben sich ja auch aus einem Gespräch selbst die Dinge die einen belasten. Da etwas Druck von dir abzunehmen tut gut. Du machst das gut so, wie du es machst! Auch wenn Ihr euch dort in der Zeit nur anschweigen solltet. Es ist deine Therapiezeit und du selbst machst das dadraus, was du brauchst und wann du es brauchst! Es geht dort um dich!

Natürlich kann es sicher hilfreich werden eben all das was Du auch hier ansprichst persönlich in deiner Therapie zu sprechen.

Ich denke nach deinen Schilderungen weiterhin, das du nicht "pädophil" bist, sondern wie Du selbst schreibst "Verwirrt" - Es spricht vieles dagegen und Ich kann mir vorstellen, das alleine der Gedanke pädophil sein zu können, für dich schon dafür sorgt, das Du dich dabei stark selbst beeinflussen wirst, in dem was Du von dir selbst denkst. Zudem schwankt es ja auch sehr. Kinder - deine Mutter - andere Mädchen in deinem Alter - Jungs, die ein wenig älter sind. Dabei ein ständiges Hin- und Her, mal mehr mal weniger. Das ist das Problem. Das ist so durcheinander und so verwirrend, das wohl jede Person an deiner Stelle hier Schwierigkeiten hätte sich selbst zuzuordnen. Und eine feste Zuordnung würde für dich sicher einiges an Sicherheit bedeuten. Es kann sein, das du aktuell merkst, das Du z.B Lesbisch, Bisexuell, etc. bist und dadurch aktuell eben wirklich verwirrt bist und es in deinen Gedanken dann eben die beiden Frauen in deinem Haushalt betrifft, die du ständig um dich hast - und du schreibst ja auch das Du die Erfahrung machst das Du weiblichen Mitschülern auch nicht abgeneigt bist, wenn Du diese ansiehst.

Ich schreibe dir das ja aber auch nur aus meinen eigenen Vermutungen und Gedanken heraus. Ich kann dir da keine endgültige Gewissheit geben, wie es um deine Sexuelle Orientierung, deine Neigungen bestellt ist. Niemand kann das für jemand anderen tun. Und diesen Punkt hast du auch mit allen in deiner Altersgruppe gleich: Ihr alle müsst euch selbst erst einmal erforschen, kennen lernen und anschließend annehmen. Es ist nicht so, das eine Sexuelle Orientierung von Anfang an klar ist.

Es ist grundsätzlich in der Sexualität, so finde ich, folgendes wichtig: Man darf niemals etwas tun, was der/die andere nicht möchte. Wie auch immer es bei dir darum bestellt ist und der Partner männlich oder weiblich ist - Es findet gemeinsam statt. Und daraus entsteht eine schwierige Situation bei der Pädophilie! Kein Kind kann wollen, das es missbraucht wird. Wer sich das einredet, hat eine ganz verzerrte Wahrnehmung und benutzt dies meist als Ausrede. Du gehst verantwortungsvoll mit dem um, was du fühlst. Pädophilie ist ja auch an sich erst einmal kein Verbrechen. Es ist gefährlich und strafbar, was daraus entstehen kann, also NICHT muss! Deshalb ist ein Umgang sinnvoll und hilfreich, der das Wohlbefinden aller in den Fokus stellt.

Indem du dich immer weiter mit deiner Angst Pädophil sein zu können beschäftigst und diesen Gedanken nicht verbannen kannst, steigerst du dich rein. Es wird immer schwieriger dann noch rational zu trennen, was wirklich nur aus deinen Gedanken heraus entsteht und was tatsächlich von dir selbst kommt.

Magst du mir nun gedanklich und bald auch wirklich überzeugt zustimmen, das Dir selbst Zeit gibst und dich selbst nicht so hart behandelst? Ich bin irgendwo froh darüber, das Du auch Fachliche Unterstützung bekommst in deiner Therapie. Eine Möglichkeit um das Gespräch mit deinem Therapeuten oder deiner Therapeutin auf die Pädophilie zu lenken - das was dich wie Du schreibst am meisten belastet - wäre es doch deine Zuschrift an uns zu nutzen um das nun einmal auszudrucken und zu einer Sitzung wo du bereit bist darüber zu sprechen den Ausdruck mitzunehmen und dort vor zu lesen, abzugeben, etc. denn Ich glaube das Du hier auch einiges weiter angedeutet hast, was auch dort deinem Fachlichen Gegenüber helfen kann mit dir in die Richtung zu arbeiten, die nötig ist. Und einen Ausdruck vor zu lesen oder abzugeben wird dich deutlich weniger Mühe (obgleich es trotzdem schwer sein wird) kosten. Apropos Kosten: Ich denke der Gewinn den du daraus ziehen kannst, wird höher sein! Du hast nichts schlimmes getan. Dort gibt es Schweigepflicht und es ist der geschützte Rahmen, wo du dir Hilfe suchen kannst.

Natürlich wird das Thema dann nicht einfach so belassen, das soll es ja auch gar nicht, aber Ich denke, das man dir dort mehr Sicherheit bieten kann, die du einfach brauchst. Du wirst Gegenfragen erhalten oder zumindest damit rechnen müssen, aber vielleicht ist für dich Fragen zu beantworten einfacher als loszuquatschen? Es ist auch eine Möglichkeit ein Gespräch damit einzuleiten, das es dir schwer fällt darüber zu sprechen. Ich möchte dich ermutigen dich darüber mitzuteilen, was dich verwirrt, was du auch hier berichtet hast.

Nur ein Vorschlag und eine Idee die mir soeben dazu gekommen ist wie du so ein Gespräch entstehen lassen kannst. Vielleicht kannst du etwas für dich daraus ziehen :)

Ich verabschiede mich nun von dir! Du kannst dich gerne wieder erneut an uns wenden.

Alles Liebe und Gute für dich!
Julia