Problem von Natalie - 22 Jahre

An Stephanie: Weiterer Verlauf und Feedback

Liebe Stephanie,

zuerst einmal ein ganz großes Dankeschön, dass du mir immer so lieb geantwortet hast. Dadurch habe ich mich wirklich verstanden gefühlt, denn gerade nach dem Tod meiner lieben alten Dame, haben mich meine Freunde komplett im Stich gelassen. Auch wollte ich mich bei dir dafür bedanken, dass du mir mit den lieben Worten und der Vorstellung, dass meine liebe alte Dame, nun auf meine Lucy schaut geholfen. Denn nachdem ich mich auch ein wenig zu Tierkommunikation etc. eingelesen habe, habe ich mittlerweile schon ein wenig mehr die Vorstellung, dass es nach dem Tod nicht vorbei sein muss.

Es gibt mittlerweile Tage, an denen es mir wieder ein wenig besser geht. Natürlich behalte ich im Hinterkopf immer die Trauer über diese Verluste und fühle mich trotzdem nicht wirklich glücklich, was aber denke ich nach so kurzer Zeit noch verständlich ist. Diese Woche gab es auch einen Tag, an dem der Schmerz über die Verluste riesig war und ich dachte, ich zerbreche daran, weil esso weh getan hat und der Wunsch sie eines Tages wieder zu sehen übermächtig wurde. Aus diesem Grund bin ich nun auch beim Grab meiner alten Dame gewesen, weil ich dachte es hilft mir. Das hat es auch auf eine gewisse Weise, weil ich mich ihr sehr nah gefühlt habe. Irgendwie sehe ich es auch so ein bisschen als Zeichen, dass sie wirklich genau auf dem Friedhof begraben wurde, der am Nähesten bei meinem Wohnort ist und ich sie deswegen oft besuchen kann. Nunja, als ich also am Grab stand, habe ich mich ihr sehr nahe gefühlt, in Gedanken mit ihr kommuniziert und auch geweint. Es fiel mir richtig schwer den Friedhof wieder zu verlassen, weil ich am liebsten ewig dort bleiben wollte, weil ich mich ihr so nah gefühlt habe. Daheim habe ich mich noch einmal bei ihrem Bild bedankt und ich werde sie nie vergessen. Ich musste an das letzte Mal denken, als ich sie im Krankenhaus besucht habe und sie die Decke weggeschlagen hat, dass man ihre nackten Beine sieht und diese aufgestellt und als ich sie gefragt habe, ob ihr zu kalt ist, hat sie mich angegrinst und gemeint: Nein, aber vielleicht kommt ja ein hübscher Mann vorbei, den ich so bezirzen kann. Dann haben wir beide gelacht. Das war einfach typisch sie, sie war so ein wunderbarer und lebensfroher Mensch und ein echtes Vorbild. Ich bin wirklich glücklich darüber, dass ich sie kennenlernen durfte.

Bezüglich Lucy ist es so, dass mir vorkommt, dass ich es nicht schaffe zu trauern. Wo ich mit ihrem Bild geredet habe, war es das erste Mal, dass ich weinen musste und sie fehlt mir auch total, aber iwie kommt mir vor, dass ich es mehr verdränge. Das mache ich überhaupt nicht bewusst, ich möchte trauern, aber es kommen keine Tränen, ich fühle mich eher nur leer. Was auch ein sehr starkes Gefühl immer mal wieder ist, ist meine Wut auf den ersten Tierarzt, der ihr einfach AB gegeben und noch andere Sachen getan hat, die ihren Zustand eher verschlechtert haben. Bei ihr entschuldige ich mich auch tausendmal, weil die Trauer zwar in einer Leere da ist, aber die Selbstvorwürfe überwiegen, dass ich nicht sofort zu einem anderen TA gegangen bin und diesem vertraut habe oder mich dafür entschieden habe sie einschläfern zu lassen.

Meine Lola bereitet mir zurzeit einfach auch Kummer, weil man merkt, dass sie einsam ist. Sie braucht sehr viel Aufmerksamkeit und ich gebe ihr die auch den ganzen Tag, nur manchmal muss ich einfach auch mal raus, eine kleine Runde spazieren gehen. Ich mag gar nicht daran denken, wie es ihr gehen wird, wenn ich dann wieder arbeite. Ich würde ihr ja sofort wieder jemanden suchen, weil ich denke dass es auch mir helfen würde, zu wissen, dass sie nicht so alleine ist, aber ich muss jetzt noch 5 Monate warten laut meiner TÄ, weil der FIP Erreger sonst das neue Kätzchen anstecken könnte und das möchte ich natürlich nicht. Ich verwöhne meine Lola sehr, sie bekommt das beste Futter, Leckerlis, ich spiele mit ihr, schmuse mit ihr, wenn sies mal möchte, sie hat viele Spielsachen, aber man merkt halt, dass sie einsam ist.

Trotz Coronazeit versuche ich hoffnungsvoll zu bleiben und halbwegs optimistisch in die Zukunft zu schauen und ich freue mich ja auch darauf, wenn ich wieder einen Job als Ergotherapeutin habe Menschen zu helfen oder darauf, was die Zukunft noch so bringt, aber trotzdem merke ich, dass ich gerade einfach nicht glücklich bin, was vermutlich gerade auch noch erschwerend an der Gesamtsituation liegt, weil ich meine Familie auch unheimlich vermisse.

Naja, auf jeden Fall dir ein ganz liebes Danke für deine Antworten und deine virtuelle Umarmung. Ihr macht echt einen tollen Job und ich bin froh, dass es solche lieben Menschen gibt :)

Liebe Grüße
Natalie

Stephanie Anwort von Stephanie

Hallo liebe Natalie,

schön das du dich wieder gemeldet hast.
Ich finde es gut das du immer mal auf den Friedhof gehst und du dich dort der älteren Dame nah fühlst. Diese noch andauernde Trauer ist nicht schön, aber leider normal. So verarbeitest du alles nach und nach. Nur bitte gib dir die Zeit die du brauchst.
Auch mit deiner süßen Katze, das da noch die Tränen laufen ist verständlich. Man würde lieber mit ihr herum toben und sie knuddeln. Stattdessen bleibt nur ein Bild und schmerzliche Erinnerungen. Aber ich finde es gut das du es angenommen hast und dir weiterhin vorstellst das beide, die ältere Dame und dein Kätzchen zusammen sind. Ganz ohne Schmerzen und Leid. Bitte halte weiter daran fest. Beide sind fest in deinem Herzen und wenn die Tränen laufen und du über sie schreibst und nachdenkst zeigt das einfach das sie dir soviel bedeutet haben und du sie niemals vergessen wirst. Auch ich werde beide nicht vergessen. Vor allem die ältere Dame nicht.
Das deine Lola noch so einsam ist tut mir sehr leid. Manchmal spüren Tiere aber auch wenn es einem nicht gut geht. Vielleicht klappt es ja wirklich wenn die Zeit da ist, das du ihr einen Artgenossen holen kannst.
Hast du eigentlich mal daran gedacht einer anderen Dame deine herzliche Liebe und Aufmerksamkeit zu schenken? Nicht um die Trauer zu verdrängen oder jemandem zu ersetzen. Sondern einfach weil ich denke das du soviel zu geben hast. Du bist liebenswert, nett und höflich. So viele ältere Menschen haben oft niemanden mehr mit dem sie reden und lachen können. Mich macht das immer total traurig. Ich hab mal eine Zeit lang auf einer Palliativstation Bücher vorgelesen und einfach versucht da zu sein für Menschen die etwas Lebensfreude und Halt im Leben brauchten. Natürlich ist das nicht so einfach und ich verstehe das auch wenn du das nicht kannst. Aber vielleicht findet sich ja auch jemand im Altenheim in deiner Nähe? Eine kleine Überlegung wäre es wert wenn du bereit dazu bist. Und es ist natürlich nur ein Vorschlag.
Die Zeit mit Corona ist und war für viele nicht ganz so einfach. Gerade auch für ältere Menschen. Ich würde mich freuen wenn es langsam wieder bergauf geht und für viele Menschen der Alltag wieder zurück kehrt. Gerade auch für die sozialen Kontakte untereinander finde ich das wichtig.
Wir schauen einfach mal was noch so vor uns liegt und was passiert.
Ich wünsche mir auch für dich das es wieder mehr Zeiten gibt in denen du nicht mehr so traurig bist. Auch für Lola wünsche ich mir das es mit einer Katzenfreundschaft klappt.
Und für die ältere Dame und deine Lucy zünde ich heute Abend wieder eine Kerze an und denk an sie.

Bitte melde dich einfach wieder wenn dir danach ist.

Alles Liebe
Stephanie