Problem von Marie - 15 Jahre

Ich finde keinen ausweg mehr

Ich weiß nicht mehr weiter. Seit ich in der Grundschule war, wurde ich gemobbt. Auf der Weiterführenden Schule war das nicht anders. In der 7. oder 8. Klasse fing ich an mich immer unwohler zu fühlen. Schnell habe ich mich mit Depressionen "selbstdiagnostiziert". Dann fing ich an mich zu ritzen. Meine Familie und damaligen (aus heutiger Sicht toxischen) Freunde haben das erst garnicht bemerkt. Es wurde irgendwann so schlimm, dass ich mehrmals versuchte mir das Leben zu nehmen.
Irgendwann ist die Bombe geplatzt und alles kam ans licht: die Suizidgedanken, wie schrecklich ich mich damals fühlte, und dass ich mich geritzt habe. Dann kam ich einige Zeit später, nach vielen Terminen und Gesprächen in eine Klinik in der ich 3 Monate blieb, in der mir dann Depressionen und Selbstverletzendes Verhalten diagnostiziert wurde. Nach dem Aufenthalt war ich ein anderer Mensch. Keine Soziale angst mehr, keine Suizidgedanken, kein ritzen, endlich ein Selbstwert gefühl. Ich dachte ich sei "geheilt". Aber dieser Gedanke hielt nicht lange an. Nach ca. 3 Monten begann ich mich erneut schlecht zu fühlen. Und von diesem Punkt an ging alles Bergab. Ich verlor alle meine Freunde, bekamm wieder Gedanken mir das Leben zu nehmen und fing auch wieder an mich zu ritzen. Meiner Meinung nach ist es mittlerweile schlimmer als damals.
Zurzeit beschäftigt mich so viel. Ich hasse mich selber, habe wieder Suizidgedanken, Meine Depression wird von tag zu tag stärker, ich habe Panikattacken, Aggressionen, verletze mich wieder, ich fühle mich unglaublich einsam, und in der Schule habe ich nicht eine Person der ich mich anvertrauen kann. Ich werde dort gruselig, dumm oder Psycho genannt. Die Lehrer sind unglaublich verständnisslos und die Schulsozialarbeiterin schiebt alles auf mich und sagt ich solle mich zusammenreißen und es gäbe doch bestimmt immerhin eine person in der stufe mit der ich mich verstehen würde. Aber es gibt (so unrealistisch das auch klingt) niemanden.
Meine Eltern nehmen mich kaum noch ernst, wobei ich sie "überzeugen" konnte mich in einer Tagesklinik anzumelden. Und das war schwiegrig. Sie haben mir gesagt dass ich mir die suizidgedanken und alles andere einrede, vondaher kann ich mit denen da kaum drüber reden. Wegen Corona ist es aber momentan nicht möglich dass ich aufgenommen werde, ich stehe aber schon auf der Warteliste.
Ich kann mich allerhöchstens einer freundin anvertrauen die ich in der Klinik kennengelernt habe, mit der ich mich auch gut verstehe und wir reden auch eigentlich über alles, aber erstens hat sie momentan selber probleme und zweitens will ich sie nicht belasten.
ich fühle mich einfach als würde mein Leben eh nichts wert sein. Schließlich falle ich allen und besonders mir selber zur last.
Ich weiß mir einfach nicht selber zu helfen.

Stephanie Anwort von Stephanie

Hallo liebe Marie,
vielen Dank das du dich uns anvertraut hast. Es tut mir sehr leid das du es bis jetzt immer so schwer in der Schule hattest. Leider ist Mobbing an Schulen immer noch ein sehr großes Problem und noch schlimmer finde ich wenn Lehrer weg sehen und nicht einschreiten.
Das du in eine Tagesklinik sollst finde ich sehr gut. Man merkt an deinen Zeilen das du noch Hilfe brauchst die länger anhalten sollte als die Zeit in der Klinik auch wenn drei Monate lang klingen. Du warst einfach noch nicht soweit um im Alltag wieder klar zu kommen. Bis du einen Platz dort hast würde ich schauen das du krank geschrieben wirst. Dein Hausarzt kann dir doch bestimmt helfen wenn du mit ihm im Vertrauen sprichst das es in der Schule gar nicht klappt und du Gedanken hast die nicht gut für dich sind. Auch der Hausarzt kann den Termin für die Tagesklinik beschleunigen wenn er merkt das du schneller Hilfe brauchst. Und ich finde es ehrlich gesagt wahnsinnig mutig und toll von dir das du diese Schritte gehst und dir helfen lässt. Nicht jeder kann sich eingestehen das er etwas ändern muss. Bitte bleib da weiter am Ball und sei stark etwas in deinem Leben ändern zu wollen damit die schlechten Gedanken verschwinden. Du bist noch so jung und du kannst noch soviel erreichen. Lass die Menschen hinter dir die dich schlecht machen und schau nach vorn. Was willst du mal werden nach der Schule? Welche Ziele und Wünsche hast du noch für was sich das kämpfen und durchhalten lohnt? Du hast eine Freundin in der Klinik kennengelernt, vielleicht haltet ihr trotzdem weiter den Kontakt und du kannst dich ihr anvertrauen. Sie hat wohl auch schon einiges durchgemacht und kann dich gut verstehen. Sich untereinander zu zuhören und beizustehen ist auch sehr hilfreich. Bitte sie dir doch zu sagen wenn es ihr selbst zuviel wird wenn du mir ihr über deine Probleme sprichst.
Ich möchte dir noch eine Telefonnummer ans Herz legen. Falls du mal sonst niemanden erreichen kannst aber es dir schlecht geht und du keine guten Gedanken hast. Du bist dort Anonym und da sind tolle nette Menschen die dir zuhören und versuchen zu helfen in einem Gespräch.

Wenn du direkte Hilfe benötigst, wende dich am besten an die TelefonSeelsorge unter:
0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 (Anruf ist kostenfrei)

Du kannst uns natürlich auch weiterhin gerne schreiben. Ich wünsche dir von ganzem Herzen alles Gute und das dir geholfen werden kann in der Tagesklinik.

Liebe Grüße
Stephanie