Problem von Anonym - 20 Jahre

Ich möchte gerne im Ausland studieren, habe aber ein großes Druckgefühl meine Freunde und Familie zurück zulassen.

Ich bin seit einem Jahr im Ausland ( um genau zu sein in England) ich hatte mich nach der Schule entschlossen, das ich mehr sehen möchte, raus aus dem gewohnten Umfeld und mich mehr weiter entwickeln möchte. Nach einer gewissen Zeit hier in England habe ich mich immer mehr und mehr in die neue Umgebung verliebt, neue Leute kennengelernt und sogar eine Liebe gefunden.
Mir war schon vor einigen Jahren klar geworden ich möchte nicht für immer in Deutschland bleibe, ich möchte die Möglichkeit haben zu reisen, international arbeiten zu können und vielleicht meine Wurzeln in einem anderen Land niederlassen zu können.
Auf der anderen Seite bin ich aber auch ein sehr, sehr Harmonie und Familien/ Freunde gebundener Mensch. Es gibt mir ein unheimlich gutes Gefühl zu wissen es ist jemand da mit dem man reden kann, zu dem man gehen kann. In meinem Jahr hier bin ich so viel Selbstbewusster geworden und konnte auch mehr zu mir selbst finden, natürlich habe ich auch meine Familie und Freunde vermisst aber durch die Moderne, waren wir immer in Kontakt, per whatsapp , Skype oder Telefonate, es war etwas anderes und man musste sich erstmal daran gewöhnen nicht die Möglichkeit zu haben einfach mal zu seiner besten Freundin zu fahren oder die Großeltern zu besuchen. Aber mit der Zeit habe ich mich auch damit eingelebt und hier meine Erfahrungen gesammelt und leben können.
Nun bin ich an einem Punkt angekommen, wo ich die Möglichkeit habe hier zu bleiben und mein Studium abzulegen, was mir ermöglichen würde auf internationaler Basis zu studieren. Ich habe mir in den letzten Monaten viele, viele Gedanken gemacht und sehr mit meiner Familie gesprochen und alles durch dacht, da ich weiß das bei so einer Entscheidung viel dran hängt. Ich bekomme Finanzielle Unterstützung vom Staat als auch von meiner Familie, ich habe eine Unterkunft und eine Studeinplatzmöglichkeit auf dem Tisch. Nach der anfänglichen Freude von allen Seiten, kamen einige Zweifel, besonders von Freunden... Ob ich damit klar kommen könnte alles zurück zu lassen, meine familie und meine Freunde selbst quasi irgendwie im Stich zu lassen ?!
Ob ich mir im klaren wäre, das es keine Qurantie gibt, das der Kontakt aufrecht bleibt?!
was oder wer wäre mir wichtiger, die neuen Leute hier oder meine alten freunde daheim...
Diese Fragen halten meine Freude über das erworbene Glück sehr sehr zurück.
Ich möchte einfach niemanden enttäuschen oder verärgern oder Schaden zufügen.
Ich finde das ein Kontakt auch über eine Distanz aufrecht erhalten werden kann, wenn man sich bemüht. Es wird anders werden und das Leben geht weiter, es wird einiges geben was ich nicht miterleben kann oder sie miterleben können, aber ist das nicht leben ?!
Wir werden älter und man kommt an einem Punkt wo sich wege manchmal in unterschiedliche Richtungen bewegen aber das heißt nicht gleich das sie sich auseinderleben oder ?!
Ich möchte diesen großen Kloß in meinem Hals los werden und mit Selbstbewusstsein sagen können, das ich es machen möchte und werde. Ist es nicht richtig so zu denken oder egoistisch...!?

Anwort von Ricci

Liebe Ratsuchende,

Erstmal ist es sehr schön, dass du dich in deinem Auslandsjahr so gut eingelebt hast und Freunde sowie Liebe gefunden hast. Wenn es schon immer dein Traum war die Welt zu bereisen und verschiedene Kulturen kennenzulernen hast du damit einen wichtigen ersten Schritt zum Ziel gemacht. Und scheinbar hast du diese Erfahrung auch nicht bereut, auch wenn es natürlich ohne die Familie erst mal schwer war. Wenn du jetzt die Möglichkeit hast zu bleiben und das auch möchtest, ist das ganz allein deine Entscheidung. Egal wie du dich entscheidest es ist nicht egoistisch, denn du musst dein Leben ja leben, daher ist es auch nur sinnvoll beim Treffen von Entscheidungen auf dich und was du wirklich vom Leben willst zu hören.

Selbstverständlich wird man älter und die Wege gehen manchmal in unterschiedliche Richtungen, aber auch wenn man sich deshalb nicht auseinander lebt, ist es immer ein kleiner Abschied der verschiedenste Emotionen hervorbringt. Das heißt ein bisschen Zweifel von deiner Seite sind ganz normal, aber Vorwürfe musst du dir wirklich nicht machen. Es ist auch normal, dass deine Freunde jetzt etwas distanzierter sind. Sie haben dich bestimmt vermisst als du weg warst und sie haben sich bestimmt riesig gefreut dich wiederzusehen. Selbstverständlich können da Gefühle wie Trauer oder Wut bei deinen Freunden aufkommen, die in Vorwürfen münden. Das heißt jedoch noch lange nicht, dass es von Dauer sein muss.

Es gibt immer die Möglichkeiten Freundschaften aufrecht zu erhalten, auch bei großer Distanz. Über die technischen Möglichkeiten bist du ja bereits bestens aufgeklärt, daher noch ein anderer Tipp. Wie wäre es, wenn ihr vereinbart mindestens einmal im Jahr gemeinsam zu verreisen o.ä. mit festen Datum und allem drum und dran. Etwas zu machen, dass gemeinsame Erlebnisse schafft, denn das hält Menschen fester zusammen als die reine körperliche Anwesenheit.

Liebe Grüße,
Ricci