Problem von Maya - 21 Jahre

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mein anliegen ist etwas speziell.
ich habe vor längerem einen Jungen kennengelernt und es ist etwas kompliziert zu erklären aber wir sind(oder waren) sowas wie in einer Beziehung aber irgendwie nicht ganz offiziell. warum so kompliziert? uns steht einiges im weg was wir stück für stück versuchen zu beseitigen. Er leidet an Depressionen seit seiner Kindheit und hat sich nun entschlossen eine Psychiatrische Einrichtung bei X zu besuchen. das war am Anfang ziemlich schwer für mich da wir vorher fast täglich geschrieben und telefoniert haben und das einfach nicht möglich ist seit er dort ist. doch inzwischen habe ich mich einigermassen daran gewöhnt. ich verlange das von ihm aber auch nicht weil er ist schlicht und einfach nicht dort um mit mir zu schreiben. trotzdem vermisse ich den Kontakt zu ihm und möchte gernd wenigstens 1x am tag eine unterhaltung mit ihm führen. wir haben schon einigemale darüber geredet und uns auch was unsere Beziehung angeht darauf entschlossen das wir erst mal nur freunde sind weil wir das ganze ziemlich schnell angegangen sind und er mit seinen problem da ziemlich mühe hat. auch das hat erst ziemlich wehgetan. trotzdem besuche ich ihn so oft och kann und er freut sich auch jedesmal.

jetzt eig zu meiner frage... ich habe angst ihn zu verlieren und habe auch oft das gegühl das er mir "entgleitet" was kann ich schreiben oder tun damit wir sen Kontakt nicht verlieren den momentan schreibt er mir nicht wenn ich es nicht tue (was aber auch mit der Therapie zutun hat) soll ich einfach abwarten bis er wieder zuhause ist oder was kann ich tun? welche Themen kann ich ansprechen weil einfach nur "wie war dein tag" und "ich habe das und das gemacht" ist ziemlich plump... vielen danke und grüsse aus X

Nuala Anwort von Nuala

Liebe Maya,

seitdem du uns geschrieben hattest, ist viel Zeit vergangen. Uns war eine zeitnahe Antwort leider nicht möglich.
Den Ortsnamen habe ich sicherheitshalber zensiert.

Da sich bestimmte Ängste und Unsicherheiten meistens lang halten, könnte meine Ausführung aber trotzdem hilfreich für dich sein.
Eigentlich finde ich die von dir geschilderte Situation gar nicht so speziell. So oder so ähnlich geht es im Grunde vielen Menschen, wenn es um Fragen der Beziehung, gepaart mit psychischen Herausforderungen geht.

Zunächst einmal möchte ich deinen Fokus zum Schönen, was ihr gemeinsam habt, lenken. Es ist herrlich, jemanden kennengelernt zu haben, mit dem man sich gut fühlt und die "Chemie stimmt". Das allein ist schon etwas, was viel Ruhe und Zuversicht bringen kann. Also versuche einmal, dieses warme Gefühl in dir aufkommen und es immer größer werden zu lassen.
Dann denke ich, dass es wirklich wichtig ist, geduldig zu sein. Gerade bei psychischen Erkrankungen darf man als (mögliche) Partnerin keine Wunder erwarten, denn geschweige denn rasche Reaktionen. Es kann ja auch aus therapeutischer Sicht wesentlich sein, dass er sich voll und ganz oder zumindest überwiegend auf sich konzentriert. Dennoch ist der Kontakt zu dir bestimmt sehr kostbar für ihn und kann ihm eine zusätzliche Stütze sein.
Am besten gehst du da sehr nach dem, was du ihm gerne von dir erzählen möchtest, ohne großartig herumzuüberlegen, ob das nun okay ist oder nicht. Es ist ja einfach etwas, was von dir kommt - und wenn du keine großen Erwartungen an ihn richtest, sondern dich mehr auf dich besinnst, gibst du ihm die Möglichkeit, sich im Rahmen seiner Kapazitäten bei dir zu melden und auf deine Fragen bzw. Berichte einzugehen.
Gehe es ungezwungen und freundschaftlich an, was ja etwas Ernsteres nicht ausschließt. Aber es ist eben noch ein zartes Pflänzchen und braucht entsprechend Rücksicht - nicht nur er als Person, sondern auch die Verbindung, die zwischen euch besteht. Gerade weil du ihn so magst, kannst du ihm liebevoll die Zeit geben, die er zum Heilen braucht, ohne dich künstlich zurückhalten zu müssen. Es ist manchmal ein Balanceakt, doch in der Regel spüren wir ja, wenn es einseitig, zuviel, zuwenig, etc. wird. Und vorsichtig nachfragen kannst du ja immer. Wenn du selbst offen kommunizierst, wie es dir geht, was du dir wünschst und was du ihm wünschst, wird er es leichter haben, es ebenfalls zu tun. So könnt ihr auf Dauer mehr Verständnis füreinander entwickeln und euch aufeinander einstellen.
Du kannst dir übrigens auch Literatur zum Thema Depression und Angehörige anschaffen bzw. Artikel dazu lesen. Zum Beispiel diesen: https://www.spektrum.de/news/wie-hilft-man-einem-depressiven-angehoerigen/1737196?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
Genauso wichtig ist es aber auch, dass du auf dich schaust und dich nicht übergehst. Wenn dir etwas nicht passt, kannst du nach einer Lösung oder Abgrenzung suchen. Je klarer du dabei bist, desto eher kann dich dein Gegenüber verstehen oder es zumindest nachvollziehen.

Falls ihr inzwischen schon "weiter" seid, kann es trotzdem sein, dass es Phasen des Rückzugs, eventuell auch einen erneuten Klinikaufenthalt geben wird. Es kann wieder Unsicherheit in dir aufkommen. Doch du kannst lernen, auf das, was ist, zu vertrauen und die Ängste zwar zu akzeptieren, ihnen aber keinen großartigen Raum zu geben.

Es ist immer auch eine Chance, etwas über sich und das Leben zu lernen, wenn man bestimmte Personen trifft. Es ist also niemand für immer verloren, nur weil es einmal keinen oder wenig Kontakt gibt. Denn in unserer Seele besteht ja noch das Wissen, die schöne Erinnerung. Wir sind alle hier gemeinsam auf der Welt und begleiten uns zeitweise ein Stück des Weges, die einen kürzer, die anderen länger. Umso wunderbarer ist es, wenn wir diese Zeit genießen und das herausholen, was aktuell mit diesen Menschen umsetzbar ist. Hier können wir dankbar sein und uns freuen, dass wir diese Begegnungen haben dürfen.

Ich wünsche dir eine schöne Sommerzeit!
Nuala