Problem von Anonym - 22 Jahre

Kontaktabbruch zur Familie

Hallo liebes Kummerkasten-Team,

Mein Problem ist folgendes: Ich habe vor 3 Jahren den Kontakt zu meinem Vater abgebrochen, da er narzisstisch ist und ich schon immer Angst vor ihm hatte. In meiner Kindheit und Jugend sind viele Dinge vorgefallen und irgendwann hatte ich einfach keine Kraft mehr. Ich habe keine andere Lösung gesehen, als den Kontakt abzubrechen.
Der Rest meiner Familie väterlicherseits konnte meine Entscheidung nicht verstehen. Ständig musste ich mir Vorwürfe anhören. "Wie kannst du das nur machen? Schließlich ist er ja immernoch dein Vater!" usw.
Vorallem mein Großvater hat mir sehr viele Vorwürfe gemacht. So habe ich schließlich den Kontakt zur kompletten Familie abgebrochen, um mich nicht mehr dafür rechtfertigen zu müssen, dass ich meinen Vater nicht mehr sehen will.

Eigentlich geht es mir auch ganz gut mit dem Kontaktabbruch, aber in letzter Zeit mache ich mir Gedanken, was sein wird, wenn meine Großeltern sterben. Ich will nicht zerstritten mit ihnen auseinander gehen. Allerdings will ich auch nicht wirklich den Kontakt wiederherstellen, da zu viele negative Gefühle hochkommen würden. Ich weiß nicht, wie ich mit der Situation umgehen soll...
Die einzige, die ich wirklich vermisse ist meine Oma, aber ich trau mich nicht sie anzurufen oder ihr zu schreiben, weil ich Angst vor der Reaktion meines (ebenfalls narzisstischen Großvaters) habe. Der würde sich sicherlich wieder einmischen...

Was soll ich tun??

Nuala Anwort von Nuala

Liebe Unbekannte,

schön, dass du dich erneut an uns wendest. Ich antworte dir gerne wieder, nur ist bedauerlicherweise schon wieder viel Zeit ins Land gegangen.
Es ist absolut in Ordnung und sogar am heilsamsten, destruktive Verbindungen dauerhaft zu kappen, wenn man nur leidet und Energie lässt. Also hast du bisher alles richtig gemacht! Du kannst stolz auf dich sein, dass du diesen Schritt unternommen hast und dich somit effektiv schützt.
Du musst dich keineswegs schlecht fühlen. Vielleicht sagt dein Verstand: "Sowas tut man nicht!", doch letztlich geht es darum, wie du dich siehst und was du für dich möchtest, was nichts anderes ist als Selbstliebe und -respekt. Sich mit Menschen abzugeben, die einer nur schaden, ist absolut das Gegenteil davon!
Es kann jedoch immer sein, dass man einzelne Personen dann doch vermisst, so wie du es beschreibst. Hier musst du genau in dich hineinhorchen, ob du deine Oma wirklich sehen möchtest. Wenn ja, solltest du dieses Gefühl sehr ernst nehmen. In diesem Fall möchte ich dich dazu ausdrücklich ermuntern, wieder Kontakt mit ihr aufzunehmen. Denn Menschen, die dir wichtig sind, solltest du deine Liebe auch zeigen. Auch wenn du Angst hast, nimm deinen Mut zusammen. Stell dir vor, wie sehr sie sich wahrscheinlich freuen wird, wenn du ihr einen liebevollen Brief zukommen lässt. Und das Leben ist vergänglich, gerade bei einem älteren/alten Menschen wie deiner Oma kann es durchaus schnell gehen mit dem Sterben. Und oft ist dann das Bereuen, etwas _nicht_ getan zu haben, schlimmer, als etwas getan zu haben. Deswegen: Sei mutig, so wie du es schon beim Kontaktabbruch zu deiner restlichen Familie warst. Du stehst damit für deine Werte und überhaupt für dich als Person ein.
Möglicherweise ließe es sich ja einrichten, dass du deine Oma einmal unter vier Augen an einem neutralen Ort treffen könntest. Oder dass ihr dann telefoniert, wenn dein Opa nicht da ist, vielleicht ist sie sogar durch Messenger zu erreichen usw.

Vergiss bitte nie: In Wahrheit kann dir dein Opa nichts anhaben. Du brauchst dich nicht zu fürchten, wenn du in dir ruhst und dir treu bleibst. Deine Intuition wird dir dabei eine verlässliche Begleiterin sein.

Vielleicht hilft dir diese Internetseite noch weiter: http://www.schwarzeherde.de/

Ich drücke dir die Daumen und bin zuversichtlich, dass du Mittel und Wege mit deiner Oma finden können wirst.

Alles Liebe!
Nuala