Problem von Anonym - 14 Jahre

Meine Mama raucht

Hallo,
Vor ca. 3 Wochen haben ich Zigaretten in der Tasche meiner Mama gefunden. Als ich nach meinem Bibliotheksausweis gesucht habe, fiel die Schachtel aus der Tasche heraus. Ich war verwundert, da meine Mama eigentlich seit ca. 15 Jahren nicht mehr raucht. Mir ist das schon Anfang des Jahres aufgefallen. Wenn sie von der Arbeit kam, roch sie nach Zigarettenrauch. Sie verschwindet immer ganz schnell ins Bad und sprüht sich Massenweise Deo auf die Kleidung. Zudem ist in jeder Jacke mind. ein Feuerzeug. Einmal habe ich es angedeutet dass es ja im haus total nach Zigarettenrauch riechen würde. Sie schob das ganze auf ihre Arbeitskollegin die raucht. Zitiere:,, Ja die XY raucht immer in der Pause neben mir, ich sag ihr dass sie das lassen soll." Die nächsten Tage roch sie nicht mehr nach Zigaretten aber dann wieder und vor paar Tagen hat sie mich darum gebeten, ihr kurz ihren Geldbeutel aus der Tasche zuholen. Was ich gemacht habe und dann schaute ich schnell in eine Seitentasche und tatsächlich war da eine fast leere Schachtel.

Einerseits mache ich mir große Sorgen um ihre Gesundheit. Da ich ja nicht weiß wie lange sie schon angeblich raucht, habe ich große Angst sie zu verlieren. In meinem Freundeskreis gibt es 1-2 Raucher und da sehe ich ja die negativen Folgen. Mein Papa z.B. hat auch viele Jahre geraucht, was dann zu einem Magen-Durchbruch geführt hat. Ich will nicht noch einmal mein liebsten leiden sehen.
Aber ich gebe mir auch irgendwie Schuld. Das ich schuld daran bin dass sie raucht. Ich weiß wie anstrengend ich sein kann und oder nerventötend. Rauchen soll ja "Stresslösen" und sowas. Außerdem habe ich ja eine 5 jährige Schwester, die momentan auch etwas schwierig ist.

Ich will sie gerne darauf ansprechen, aber mir fehlt der Mut. Was ist wenn sie doch nicht raucht und ich alles missverstehe? Dann gibt es natürlich riesen Ärger.... Aber was wenn ja? Wie kann ich sie davon abbringen? Ich kann ihr ja eigentlich nichts vorschreiben, aber ich sehe mich hier
als verantwortliche für ihre Gesundheit. Deshalb schlafe ich kaum. Meine Gedanken sind immer die gleichen. Das Erlebnis mit meinem Papa war fast schon traumatisch. Ich war 5 oder 6 und plötzlich wurde ich wach, weil ich den Krankenwagen hörte. Und da lag mein Papa. Er hielt sich den Bauch so fest. Sein Gesicht sah schmerzvoll aus und ich weinte einfach. Ich wusste nicht warum. Ich war ja noch sehr klein. Jegliche Gefühle von schuld, Angst, überfordert sein... Plagten mich. Ich will das nicht nochmal erleben! Ich weiß nicht was ich machen soll!

-Anonymerpyro

Nuala Anwort von Nuala

Hallo du!

Oh je, das klingt ja sehr danach, als ob deine Mutter wird mit dem Rauchen angefangen hat und es nur nicht zugeben kann. Zu 100% kann ich es natürlich nicht wissen, aber wie du schon schreibst, gibt es deutliche Hinweise.
Ich verstehe dich in deiner Bestürzung und hatte bei bestimmten Menschen, die ich sehr gerne habe, schon sehr ähnliche Empfindungen. Denn so wie du es ja auch schon benennst ist die Gesundheit sehr bedroht, wenn dauerhaft geraucht wird. Und durch das schnelle Abhängigwerden stellt sich das leider schnell ein. Zudem ist das Passivrauchen sehr gefährlich.

Bitte suche keine Schuld bei dir! Deine Mama ist allein für sich verantwortlich. Sie kann sich aktiv für oder gegen das Rauchen entscheiden. Und ja, Familienleben bringt Herausforderungen und stressige Phasen mit sich - aber das hat das Leben eben so an sich. Wenn du auf deinen eigenen Alltag schaust, wirst du bestimmt schon allein durch die Schule von Stress und Momenten der Anspannung berichten können. Damit will ich sagen, dass es normal ist, einem gewissen Stress ausgesetzt zu sein. Nur sollte man versuchen, "ungesunden" Stress von sich fernzuhalten bzw. für geeignete Entspannungsmöglichkeiten zu sorgen (dazu zählen u.a. Sport, Schlafen, Musik, Baden, Spazierengehen, Meditation, Malen, Handwerk, Sex und Selbstbefriedigung, soziale Beziehungen und Hobbys, Natur, (PC)-Spiele,...). Was definitiv NICHT der Wahrheit entspricht ist, dass Zigaretten für Entspannung sorgen. Die vermeintliche Entspannung tritt ein, weil der Suchtdruck in dem Augenblick nachlässt, mehr ist das nicht.

Falls du es noch nicht getan hast, wäre meine Empfehlung, sie konkret mit deiner Sorge zu konfrontieren. Du kannst ihr ja sagen, dass du es sowieso weißt und sie es nicht mehr abstreiten muss. Aber bitte achte dann darauf, ihr keine Vorwürfe zu machen. Versuche, ruhig zu bleiben und einfach von deinen Gedanken und Gefühlen zu berichten. Falls sie sich offen zeigt, könntest du ja vorsichtig nachfragen, wie es dazu gekommen ist, dass sie wieder raucht. Und eventuell könntest du ihr dann auch nahelegen, dass es viele andere Entspannungswege gibt und ihr anbieten, gemeinsam mit ihr etwas auszuprobieren. Vielleicht hat sie auch große seelische Anspannung und müsste sich da mal mit Freund:innen aussprechen... falls du da Kontakt hast, könntest du dir sozusagen noch eine:n Erwachsenen ins Boot holen.

Natürlich kannst du schauen, wie du deine Mama entlasten kannst - im Rahmen deiner Möglichkeiten! Das heißt, Dinge im Haushalt kannst du z.B. gerne übernehmen, solange die Schule nicht leidet und du noch genug Zeit für dich hast. Am besten fragst du sie direkt, was ihr helfen würde und animierst sie, mit dir zusammen nach einer guten Aufteilung zu suchen. Deine kleine Schwester kann da auch schon mitmischen und altersentsprechend kleine Aufgaben übernehmen, insbesondere mit dir zusammen. Sehr schön stelle ich es mir auch vor, wenn du sie öfters mal "übernehmen" würdest, sodass deine Mutter Zeit für sich hat. Das ist dann genau richtig, um so richtig abzuschalten! Also nimm deine Schwester ruhig mal mit auf einen Ausflug oder gehe mit ihr mal für eine Stunde auf den Spielplatz. Je nachdem, was bei euch gut passt.

Trotz allem kann es auch sein, dass deine Mutter nun eine ganze Weile oder sogar lebenslang raucht. Das müsstest du dann schlichtweg akzeptieren, auch wenn es dir nicht gefällt. Du kannst dich allerdings sehr wohl bemerkbar machen, wenn dir etwas zu weit geht, z.B. wenn du merkst, dass du angelogen wirst, sie auf einmal in der Wohnung raucht, verrauchte Kleidung auf deinen Sachen liegt etc.

Ich wünsche dir sehr, dass ihr euch diesbezüglich annähern könnt und sich deine Mutter zur Wahrheit bekennt.

Alles Gute!
Nuala