Problem von Marie - 17 Jahre

Meine Mutter kümmert sich nicht um mich

Hallo Kummerkasten. Das ist meine momentane Situation:
Ich weiß nicht mal genau, warum ich nicht bei meiner Mutter gelebt habe, aber von meinem vierten bis zu meinem viezehnten Lebensjahr habe ich bei meinen Großeltern gewohnt. Auf dem Papier wiederum lebe ich seit Geburt an bei meiner Mutter. Vor drei bis vier Jahren drängte mich meine Oma aber immer mehr dazu, zurück zu meiner Mutter zu ziehen, da es sich ja so "gehört". Ich wollte nie zurück zu meiner Mutter ziehen, weil wir keine enge Bindung zueinander hatten, aber ich wollte dem ganzen einen Versuch geben. Zwar habe ich öfter mal ein Wochenende bei ihr verbracht, aber es war das erste mal nach zehn Jahren, dass ich durchgehend bei ihr wohne. Ich glaube, dass meine Mutter somit also mich nicht erziehen musste, hat sie ich an den Lebensstil gewöhnt und schafft es jetzt nicht, eine alleinerziehende Mutter für mich und meinen sechsjährigen Halbbruder zu sein. Sie wird oft laut und schreit mich an, beleidigt mich und meinen Bruder, nennt uns nutzlos und schiebt ihre Probleme vor allem auf mich. Zum Beispiel schafft sie es nicht, den Haushalt zu schmeißen oder meinen Bruder zu erziehen, weswegen er meistens einfach Elektronik in die Hand gedrückt bekommt und somit ohne Technik nicht mehr auskommt (was natürlich meine Schuld ist). Ausserdem ist sie fast den ganzen Tag vor ihrem PC und spielt irgendwelche pay to win Computerspiele. Obwohl sie nur Teilzeit arbeitet und den Rest des Tages am PC sitzt, sagt sie, sie hätte wegen uns Kindern keine Freizeit. Sie hat mich auch schon mehrmals zur "Strafe" aus der Wohnung gesperrt und gedroht, mich rauszuschmeißen. Drei Jahre konnte ich das aushalten, aber nun ist es so schlimm, dass es sogar Leute in der Schule mitbekommen und auch einige Lehrer. Doch sobald sie mich auf mein Verhalten ansprechen, breche ich in Tränen aus und kann nicht darüber sprechen. Auch auf meine Noten hat es Auswirkungen gehabt, weswegen ich die 11. Klasse wiederholen möchte.
Meine Großeltern wissen von der Situation, doch sie sind mehr besorgt über wie unsere Familie auf die Aussenwelt wirkt als um meine Gefühle. Ich möchte auch nicht wieder zu ihnen ziehen, weil sie sich der 70 annähern und ich sie nicht mit meinem Aufenthalt unnötig belasten möchte. Mein Vater ist leider schon vor meiner Geburt gestorben. In meiner Famile gibt es also niemanden, mit dem ich über die Lage reden kann. Ich weiß, dass sich etwas ändern muss, jedoch habe ich Angst, das Verhältnis zwischen mir und meiner Mutter noch weiter zu verschlechtern, da sie der Meinung ist, ich hätte keine Probleme. Ausserdem möchte ich keinen Stress um "Nichts" verursachen. Ich bin sehr davon überzeugt, dass meine Mutter nicht dafür gemacht ist, Mutter zu sein und dass sie nichts an ihrer Situation ändern möchte. Denn dazu müsste sie ja ihre Fehler eingestehen. Ich gaube, das beste wäre es, vielleicht das Jugendamt zu kontaktieren, damit sie mir helfen, endlich auszuziehen und in eine Art betreutes Wohnen zu ziehen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das die beste Lösung wäre. Aber vielleicht hat meine Mutter recht und ich bilde mir meine Probleme nur ein. Was meint ihr? Vielen Dank für eure Hilfe!
Liebe Grüße,
Marie

Stephanie Anwort von Stephanie

Hallo liebe Marie,
ich danke dir für dein Vertrauen. Es ist schade das du nicht bei deiner Mutter aufgewachsen bist bzw. eine zeitlang bei deinen Großeltern warst. Aber es wird seine Gründe gehabt haben warum es dazu gekommen ist. Nur leider fehlt dadurch die Bindung zu deiner Mutter. Das du deinen Vater verloren hast noch bevor du auf der Welt warst, tut mir wirklich sehr leid. Vielleicht hatte es auch etwas damit zu tun das deine Mutter überfordert war so allein und deswegen entschieden wurde das du zu den Großeltern gehst. Natürlich ist das nur eine Vermutung und nur allein deine Mutter und die Großeltern kennen den wahren Grund. Trotzdem finde ich es schön das sie sich um dich gekümmert haben und sie dir ihre Liebe geschenkt haben. Leider wird man wirklich nicht jünger und die Kraft lässt nach. Der Entschluss dich zurück zur Mutter zu schicken, fiel den beiden bestimmt nicht leicht, aber auch sie werden ihre Gründe gehabt haben warum du zurück sollst. Nur schade das sie wohl mehr besorgt sind was Außenstehende sagen könnten, als auf deine Gefühle einzugehen.

Du hattest schon den richtigen Gedankengang mit dem Jugendamt. Wenn du dich bei deiner Mutter nicht wohl fühlst und du Angst hast, du merkst das ihr nicht zusammen zurecht kommt und sie dich nicht gut behandelt oder sich um dich/euch kümmert. Solltest du diesen Schritt wagen. Natürlich ist es nicht einfach sich anderen fremden Menschen zu öffnen, aber es geht darum das du wieder glücklich wirst. Dein Halbruder empfindet vielleicht genauso wie du. Habt ihr mal zusammen über diese jetzige Situation gesprochen? Das Jugendamt kann auch Vermittler sein. Entweder zu Beratungsstellen damit deiner Mama und euch geholfen wird wieder zueinander zu finden. Oder wenn gar nichts mehr klappt und deine Mama alles ablehnt das du in eine Wohngruppe kommst. Auch was das Thema Haushalt betrifft. Es gibt Familienhelfer die dafür sorgen bzw. mit euch zusammen erlernen das der Alltag gut gemeistert wird mit aufräumen, einkaufen usw. Nur so wie es jetzt ist kann es nicht weitergehen. Bitte trau dich und such das Gespräch mit dem Jugendamt und besprecht was man tun kann. Wenn du dich nicht alleine traust nimm eine Vertrauensperson mit oder sprich mit einem Vertrauenslehrer an deiner Schule über die Situation, da sie es ja schon mitbekommen haben wie du geschrieben hast. Du machst damit keinen "Stress", du suchst Hilfe damit euch allen geholfen wird und das finde ich großartig und sehr sehr mutig. Du hast deiner Mama eine Chance gegeben und bist bei ihr eingezogen, von allein merkt sie nicht das etwas falsch läuft oder möchte es nicht wahr haben. Du hilfst ihr und euch damit das es doch noch besser werden kann. Zumindest versuchst du es und wenn es doch nicht klappen sollte gehst du wenigstens deinen Weg und machst etwas aus dir und wenn es am Anfang in einer Wohngruppe ist. Auch wenn du bei den Gesprächen weinen solltest, was überhaupt nicht schlimm ist, zeigt es ja nur das du dich nicht gut fühlst mit der jetzigen Situation und das unbedingt etwas dagegen unternommen werden muss.
Ich wünsche dir alles Gute und bitte schreib uns jederzeit wieder wenn du etwas auf dem Herzen hast.

Liebe Grüße
Stephanie