Problem von Cookie - 14 Jahre

Lieber ein Junge aber Freikirche ist dagegen

Hi, es geht hier eigentlich nicht um mich sondern um einen Freund von mir. Ich nenne ihn Nolan. Er ist in einem Mädchenkörper geboren wäre aber lieber ein Junge. Das blöde ist, dass seine Eltern Mennoniten sind, sie glauben, dass es eine Sünde ist, dass er lieber ein Junge sein will. Leider kann ich ihm nicht wirklich helfen, da ich zu weit weg wohne. Sogar der Kontakt per Handy ist schwer, da seine Mutter ihm verboten hat mit mir zu schreiben. Sie stalkt ihn fast schon und sucht Gründe sein Zimmer zu untersuchen. Er hat Angst und solangsam hasst er seine Eltern. Er wäre am liebsten nicht in einer Freikirche. Ich habe mitbekommen, dass er sich sogar selbst wehgetan hat um seinen Schmerz zu unterdrücken. Er weiß nicht mit wem er sprechen soll und er hat Angst seinem vertrauenslehrer zu schreiben. Was kann er oder ich tun???

Nuala Anwort von Nuala

Liebe Cookie,

ich verstehe deine Not und finde es richtig toll, dass du deinem Freund beistehen möchtest! Das ist wahre Freundschaft. Auch dass du ihn ganz selbstverständlich als Junge* benennst, zeigt, wie sehr du ihn ernstnimmst und wertschätzt!

Leider muss dein Freund selbst in erster Linie aktiv werden, indem er seinen Mut zusammen nimmt und sich gegen das Regiment seiner Eltern stellt. Das kannst du ihm nicht abnehmen.

Da er alleine wahrscheinlich doch recht hilflos ist, benötigt er den Beistand von Erwachsenen. Bitte versuche, deine Eltern oder andere Erwachsene ins Boot zu holen, damit diese deinem Freund helfen können. Das wäre die direkteste Einflussmöglichkeit.
Falls du kannst, schreibe ihm auf jeden Fall nochmal. Vielleicht einfach einen getarnten Brief, bei dem nicht erkennbar ist, von wem er kommt. Auch ein Anruf bei ihm (Festnetz?) könnte etwas bringen, wenn deine Eltern z.B. mitmachen (sie könnten unter einem Vorwand mit ihm sprechen, z.B. weil es um eine angebliche Überraschungsfeier für dich zum Geburtstag geht, für die sie die Hilfe deines Freundes brauchen,... sie sollten ihn irgendwie an die Strippe bekommen, damit sie ihm wenigstens eine kleine Info zuschieben können, z.B. die Adresse einer Familienberatungsstelle). Es kann auch echt gut sein, sich da einen raffinierten Trick zu überlegen, um deinen Freund unter einem Vorwand mal von seinen Eltern "zu trennen". Du könntest doch auch versuchen, dich irgendwie in eine Veranstaltung der Kirchgemeinde zu schmuggeln oder dich heimlich mit ihm zu treffen, wenn er sich mal kurz davonschleichen kann. Gerade nach der Schule könnte das klappen. Dann könntest du mal direkt mit ihm reden.

Wenn du kannst, solltest ihn auf verschiedene Hilfsangebote aufmerksam machen und ihn ermutigen, sich seinem Vertrauenslehrer zu offenbaren. Er sollte versuchen, direkt in der Schule mit ihm oder einer anderen Person zu sprechen, der er vertrauen kann. Lass dich da bitte selbst nicht entmutigen, sondern schicke ihm immer wieder aufmunternde Nachrichten und Tipps. Selbst wenn seine Mutter herumschnüffelt, das Ein - oder Andere wird hoffentlich bei ihm ankommen. Das Wichtigste ist, dass überhaupt was passiert. Denn auch wenn sich die Lage zwischen deinem Freund und seinen Eltern zuspitzt: Dann merken es auch noch am ehesten die Leute um sie herum, z.B. in der Schule. Und das kann dann weitere Unterstützung auf den Plan rufen.
Schau auch mal hier: https://mein-kummerkasten.de/332827/Ich-bin-trans-und-hab-Angst-vor-meinen-Coming-Out.html und hier: https://mein-kummerkasten.de/332831/Bald-ist-alles-vorbei.html

Ich drücke dir die Daumen und grüße dich lieb. Danke, dass du so für deinen Freund da bist!

Nuala