Problem von Nadia - 27 Jahre

Eiseskälte in der Ehe

Hallo liebes Kummerkasten-Team,

ich bin seit 8 Jahren mit dem Mann zusammen, den ich liebe und seit zweieinhalb Jahren mit ihm verheiratet. Wir haben einen gemeinsamen Sohn, der 4 Jahre alt wird.

Mein Problem, bzw. das Problem ist, dass wir kaum miteinander schlafen, das geht schon eine ganze Weile so. Ich habe mir für ihn extra die Spirale einsetzen lassen, damit nicht ein zweites Kind hinterher kommt und wir noch weniger gemeinsame Zeit haben. Ich bin gesundheitlich durch mein Asthma ziemlich eingeschränkt und psychisch etwas „angefressen“ dadurch. Aber ich liebe diesen Mann so sehr, dass ich jederzeit alles für ihn stehen und liegen lasse. Momentan geht es mir absolut nicht gut wegen der Erkrankung und spiele es sogar herunter, damit nicht wieder so viel Zeit zwischen den gemeinsamen „Bettaktivitäten“ liegt.. heute meinte er zu mir, dass ich langweilig bin und der Geschlechtsverkehr mit mir absolut langweilig sei. Ich habe ihn natürlich gefragt, wieso er es nicht vorher schonmal angesprochen und vielleicht Vorschläge zur Verbesserung der Situation hätte. Er hatte mich nur angepampt, dass er es mir bereits gesagt hätte und ich mir was einfallen lassen soll. Ergebnis: Funkstille..

Ich bin leider total überfordert mit der Situation und weiß langsam nicht mehr weiter.. ich möchte diese Beziehung nicht aufgeben, obwohl es immer wieder zu Spannungen kommt..

Habt ihr vielleicht eine Idee oder einen Rat, was ich machen könnte?

Vielen Dank im Voraus..

Nuala Anwort von Nuala

Liebe Unbekannte,

mich bin ehrlich gesagt erschrocken, wie sehr du dich den Bedürfnissen deines Mannes unterordnest und dich dabei selbst missachtest. Deine Erkrankung meine ich damit nicht allein, sondern generell deine Haltung, deinem Mann sexuell zur Verfügung zu stehen, ungeachtet dessen, was sonst wichtig bei euch sein könnte und vor allem, was deine eigenen Bedürfnisse angeht. Ich lese kein bisschen, dass du selbst große Lust auf den Sex hast - mag sein, dass es die gibt, aber du schreibst so, als ob es eigentlich um die Befriedigung deines Mannes geht. Und das klingt für mich sehr alarmierend.

Ich finde es außerdem sehr bedenklich, wie er mit dir umgeht - es wirkt lieblos und fordernd, was ich schon als Dreistigkeit empfinde. Du bist nicht seine sexuelle Dienstleisterin! Warum bemüht er sich nicht mit dir gemeinsam und konstruktive Lösungen, von denen ihr beide etwas haben würdet? Warum wälzt er diese Aufgabe auf dich ab? Warum geht es nicht viel, viel mehr um deine Gesundheit? Aber noch viel wichtiger: Warum machst du da ohne Murren mit und hinterfragst deine Ratlosigkeit nicht?

Es ist einerseits nicht verwunderlich, dass du als "langweilig" wahrgenommen wirst, wenn du dich selbst hinten anstellst und dich verbiegst ohne Ende. Dann verschwindet nämlich deine Persönlichkeit, du wirkst farblos.
Andererseits ist es auch ein echt fieses Druckmittel deines Mannes. Wie schon geschrieben: Wer sich so zurücklehnt und sich bedienen lassen will, handelt nicht fair. Du wirst mit sexueller Verfügbarkeit und "Unterordnung" auch keine echte Liebe erkaufen können. Denn echte Liebe ist entweder vorhanden - oder eben nicht.
Die erste Aufgabe neben ernsten und offenen Gesprächen mit deinem Partner sollte also sein, dass du erspürst, wann du wirklich Lust auf Sex hast und das dann auch ehrlich zeigst. Und Sex kann selbstverständlich auch immer mit dir selbst stattfinden - also verwöhne dich ruhig mit Selbstbefriedigung, falls es mit deinem Mann weiterhin so heikel sein sollte. Sich selbst zu befriedigen ist ein wunderbarer Liebesbeweis: Ich habe mich lieb und gönne mir den Spaß!

Bitte drehe deinen Blick weg von deinem Mann hin auf dich - Liebe ist schön und gut, aber sie fängt stets bei sich selbst an! Und nur wenn du dich selbst genug liebst, deine Werte lebst und dich achtest, wirst du das von deinen Mitmenschen zurückbekommen. Respektiere dich, dann respektieren dich Andere.
Du hast eine liebevolle Partnerschaft verdient, in der ihr gemeinsam an einem Strang zieht und euch zusammen allen Herausforderungen stellt. In einer solchen Partnerschaft kommst du nicht zu kurz. Es wird auf das geachtet, was du brauchst und was du dir wünschst. Es gibt ein gerechtes Geben und Nehmen, je nach der aktuellen Lage. Mit Wertschätzung und gegenseitiger Solidarität.
Solltest du merken, dass ihr da (weit) entfernt seid, wäre es an der Zeit, die Dinge in den Ausgleich zu bringen. Bitte sei dir das wert! Und beginne bei dir selbst, indem du auch lernst, NEIN zu sagen und für deine Bedürfnisse einzustehen! Falls dir das sehr schwer fallen sollte, gibt es dazu viel Material zum Lernen und Trainieren, sei es in Buchform oder als Video, Blog, etc.
Ich verlinke dir auch ein paar ältere Zuschriften, die ich einmal beantwortet habe. Im Archiv (Probleme mit sich selbst, Beziehungsprobleme) gibt es noch viel mehr zu Weiterlesen, gerade auch bezüglich Selbstliebe, Selbstwert und Selbstbewusstsein.
* https://mein-kummerkasten.de/332439/Fuehle-mich-allein-gelassen.html
* https://mein-kummerkasten.de/332086/Was-soll-ich-tun.html
* https://mein-kummerkasten.de/332480/Ich-hoere-ihn-nicht-ist-seine-Aussage.html

Also: Fange an, dich selbst wiederzuentdecken, gibt dir deine Farben zurück! Lebe DEIN Leben, denn du existierst nicht nur in der Rolle der Ehefrau und Mutter! Du kannst so viel mehr sein und erreichen. Vor allem kannst du dir auch viel Ruhe gönnen, um dich deiner Gesundheit zu widmen. Was natürlich bedeutet, dass dein Partner dich entsprechend entlasten sollte.
Verwirkliche dich in allen Hinsichten, die dir etwas bedeuten. Das wünsche ich mir sehr für dich.
Vielleicht würde diese positive Wandlung auch etwas Gutes für eure Ehe bedeuten - vielleicht aber auch zur Trennung führen. Doch sei dir gewiss: Je mehr du dich für dich und dein Wohlergehen entscheidest, desto besser kann es dir gehen, desto besser kannst du dich um dein Kind kümmern und letztlich auch die menschlichen Beziehungen pflegen, die dir wahrlich gut tun.

Ich hoffe, dass ich dich mit meinen Zeilen wachrütteln konnte.

Alles Liebe,
Nuala