Problem von Caro - 23 Jahre

Die Beobachterin

Hallo Liebes Kummerkasten Team,

Ich habe euch schon einmal geschrieben und Eure ausführliche Antwort hat mir sehr weitergeholfen! Vielen Dank, ihr macht eine tolle Arbeit!
Durch eure Antwort hab ich gelernt, mich mehr selbst zu akzeptieren, da ich sehr introvertiert und wahrscheinlich hochsensibel bin, aber auch extrovertiert und lustig sein kann. Aber ich denke auch, dass man sich selbst nicht immer in so Schubladen stecken sollte.

Ich versuche meine Lebensgeschichte so kurz wie möglich zu halten.
Ich war ein sehr fröhliches und offenes Kind, ich habe Späße gemacht und wollte andere zum Lachen bringen. Jedoch auch schon im Kindergarten habe ich irgendwie meine Bedürfnisse unterdrückt, ich bin nicht auf die Toilette gegangen, weil ich Angst hatte, oder mich getraut habe es auszusprechen, so genau weiß ich es nicht, aber oft habe ich mir in die Hose gemacht. (vielleicht ist das auch normal, das weiß ich nicht) Ich denke einfach, dass neue Herausforderungen mich sehr geängstigt haben. Meine Mutter ist eine sehr liebevolle Mutter und ich wollte auch nie von ihr weg, habe sie auch sehr vermisst, wenn sie mal z. B. für die Arbeit weg ging.
Alles neue und jede Veränderung hat mich auch sehr geängstigt. Zum Beispiel habe ich geweint, als meine Eltern neue Möbel gekauft haben.

Als ich in die Grundschule kam war ich während dem Unterricht sehr ruhig und habe mich kaum gemeldet. In der Realschule (dort bin ich in eine andere Schule gegangen, in einer Stadt, ich komme von einem Dorf) genauso, ich habe mich fast gar nicht gemeldet. Bis zur Ende der 6. Klasse hatte ich noch viele Freunde und habe auch jedes Wochenende etwas mit ihnen gemacht. Jedoch weil ich noch bis ca. Ende der 4. Klasse eine Windel gebraucht habe, habe ich ungern bei Ihnen übernachtet (ich hatte eine zu kleine Blase) Dafür habe ich mich auch viel zu sehr geschämt. Außerdem mochte ich es auch viel zu sehr zuhause zu sein. In der Grundschule habe ich auch gut mit meinen Freunden spielen können und habe mich bei Ihnen wohl gefühlt.
Nach der Schule musste ich auch nach dem Mittagessen immer gleich in mein Zimmer um allein zu sein. Bis zur 6. Klasse oder so hatte ich allein auch noch viele Beschäftigungen, habe gelesen, gezeichnet oder Musik gehört.

Jedoch war ich in der 4. Klasse mit drei meiner Freundinnen im Urlaub und deren Familien. Der Urlaub war super, jedoch kam meine beste Freundin auf die Idee, dass wir jeden Abend unsere Betten tauschen. Ich wollte dies natürlich gar nicht, da es ja vorkommen kann, dass ich ins Bett nässe. Ich weiß nicht mehr, ob ich es damals vor dem Urlaub jemand erzählt hatte. Auf jeden Fall konnte ich nichts sagen, weil ich mich dafür schämte. Meine Mutter sagte es meiner Freundin, dass ich die Betten nicht tauschen kann, wegen meinem Problem, jedoch (ich weiß nicht genau warum) weinte meine Freundin und alle Eltern untereinander hatten Streit. Nach dem Urlaub waren die Familien von meinen zwei besten Freundinnen zerstritten. Ich habe lange über das ganze nicht mehr nachgedacht.
Aber ich habe eben so über mein Leben nachgedacht...
Auf jeden Fall habe ich mit diesen zwei Freundinnen einen Sport gemacht und da diese nicht mehr befreundet waren sind wir nicht mehr zusammen dort hin gefahren. Meine Eltern waren noch mit beiden befreundet. Ich stand also zwischen den beiden.
Ich bin dann irgendwann sehr ungern zu dem Sport gegangen, ich wusste nicht wie damit umgehen, aber auch weil der Sport gar nicht zu mir passte, weil es ein Kampfsport war und ich sehr schüchtern war. Ich bin jede Woche mit Bauchschmerzen hin gegangen für 4 Jahre, ohne etwas zu sagen. Nie habe ich meine Probleme aussprechen können. Auch bei dem Kampfsport habe ich dann, als meine Freundinnen sich nicht mehr verstanden, nicht mehr viel geredet. Anschluss hatte ich, aber ich war wie unter Druck und ich konnte nicht mehr locker sein.
Beide Freundschaften gingen auseinander. Eine Freundin davon hatte Eltern die aber schon oft sich mit Nachbarn angefreundet hatten, dann sich zerstritten hatten und dann wieder umgezogen sind. Ich habe 3 solcher Umzüge von Ihnen miterlebt.
Ich weiß natürlich das Freundschaften kommen und gehen, aber diese Freundin war wie eine Schwester für mich, da meine Mutter ihre Hausmutter war (ich hoffe das ist der richtige Name).
Da ich aber ein so schüchterner Mensch war und mich innerlich so sehr schämte für mich selbst, da ich ruhig war und mein Mund nicht aufmachen konnte, habe ich auch nicht um diese Freundschaften gekämpft.

In der Realschule habe ich wieder neue Freundinnen gefunden, aber ich war anfangs sehr gehemmt und schüchtern. Konnte nicht gut einschlafen bei Ihnen. Als ich mich natürlich bei Ihnen wohl fühlte, war ich auch lockerer.
Dann ging diese Freundschaften auch zuende, da wir in andere Klassen kamen. Ab der 6. Klasse habe ich kaum noch was mit Freunden gemacht. Nurnoch sehr selten. Warum auch immer haben meine Eltern nichts gemerkt oder gesagt.
In der Schule saß ich oft stumm da. Aber ich hatte einen Freundeskreis, mit denen ich in der Schuke geredet habe aber außerhalb nicht viel gemacht habe. Ich war aber zu schüchtern um zu fragen.
Ein Vater einer Freundin hat über mich auch gesagt, dass ich eine Beobachtern sei. Ich habe auch oft nur beobachtet und mich viel zu sehr mit anderen verglichen. Habe mich auch stark in Tag träumen verloren. Ich war zu schüchtern um mich in einer Gruppe einzubringen, konnte nicht dazugehören.

Das alles wollte ich nicht mehr. In der 11 Klasse wollte ich auf eine andere Schule im neue Freunde zu finden. Ich bin aktiv auf andere zu gegangen und habe versucht mit ihnen zu reden. Habe dann auch welche gefunden. Aber dann schlich sich wieder meine schüchternheit, selbstzweifel rein und weil ich nach der Schule nichts erlebte, hatte ich auch nichts zu erzählen. Da ich dann auch fast schon Angst hatte in die Schule zu gehen, habe ich kaum etwas daheim gemacht, viel Filme geschaut,irgendwas im Internet gesucht. Vor meinen Eltern war ich die super fröhliche, weil ich aber auch endlich wieder in meiner Komfortzone war und mich ausleben konnte.
Also saß ich dann auch irgendwann wieder stumm da. Aber Kontakte hatte ich.
Dann aber bin ich mit diesen auch Feiern gegangen.

Da fing es an, dass ich viel trank, damit ich lockerer werde und damit ich etwas redete. Ich habe viele Typen geküsst, soviele, dass ich sie nicht mehr zählen kann. Ich war damals auf der Mädchenrealschule, also hatte ich gar keine Erfahrung mit Ihnen. Alles war neu und ich war sehr naiv.
Mit vielen landete ich auch im Bett, zum Glück konnte ich sie davon abhalten, dass ich Sex mit ihnen hatte. Natürlich war ich noch Jungfrau.
Nach diesen Party nächten habe ich mich oft schlecht gefühlt und habe geweint. Aber dann nach dem Kater hab ich schon verstanden, dass ich nichts schlechtes getan habe, aber Kater sind eben bei mir auch eine Gefühlsachterbahn. Ich zog mich innerlich sehr zurück, aber spielte in meiner Familie die Fröhliche.

Als ich mit einem Jungen aus meinem Dorf in seinem Bett landete (wir hatten wirklich kein Sex) ging es in meinem Dorf rum, dass ich eine Schlampe sei. - Gerade ich, die die kaum nur über Sex sprechen kann, ohne rot zu werden -
Deshalb datete ich Ihn, er wollte mit mir zusammen sein und ich fand ihn auch relativ süß. Ich wusste gleich, dass das eigentlich nicht passt, aber weil ich beweisen wollte, dass ich keine Schlampe bin kam ich mit ihm zusammen. Ich habe mich so schlecht gefühlt, dass alle dachten, dass ich eine Schlampe sei. Dort fing es so richtig mit dem Selbsthass an. Auch über dieses Problem habe ich kaum geredet, meine Mutter war irgendwie auch nicht so eine Hilfe,.. Ich denke aber auch dass ich mir selbst nicht so helfen ließ.
In der Beziehung war ich sehr passiv und schüchtern. Er hat mich als sehr selbstbewusst kennengelernt, da ich ja betrunken war. Er war ein Frauenheld und hatte schon viele Frauen im Bett. (ich war damals 20). Er hat mich auch unter Druck gesetzt, damit wir Sex haben. Da ich es einfach nur wollte, damit ich es hinter mir habe, haben wir es getan. Ich habe ihm etwas vorgespielt, weil ich nicht nein sagen konnte. Zuvor hatte sich aber auch schon viele Dates und da konnte ich gut sagen, dass ich jetzt nichts von demjenigen will. Ich denke einfach, dass ich in diesem Selbsthass gefangen war und weil ich ihn auch schon mochte. Er hat dann zum Glück mit mir Schluss gemacht, weil ich mich ihm gar nicht gedanklich öffnete.
Ich habe ihm sehr wenig von mir erzählt, weil ich auch zu aufgeregt war. Ich denke aber auch, weil ein Teil von mir wusste, dass es zwischen uns nicht passt und ich ihm nichts von ihm erzählen möchte. Durch diese Beziehung habe ich aber auch viel gelernt. Ich war wie erlöst als er Schluss machte, aber natürlich auch sehr traurig, weil ich jemand hatte und ich weniger allein war.

Während dieser "Beziehung" fing ich die Ausbildung zur Krankenpflegerin an, da mich Medizin sehr interessiert. Ich höre ja gerne anderen Menschen zu, damit ich nicht selbst von mir erzählen muss,weil ich ja kaum etwas zu erzählen hatte. Weil ich oft auch zu aufgeregt gegenüber Fremden bin. Da fing es mit der sozialen Angst an. In meinem ersten Einsatz war ich so schüchtern und überfordert, dass ich wieder nur Beobachten konnte. Ich traute mich kaum etwas zu sagen. Ich habe mich auch versucht zu verstecken. Habe auch wenig nachgefragt. Und zuhause erzählte ich nur spannende Patientengeschichten. Und wenn ich sagte dass ich sehr schüchtern sei, haben das meine Eltern nur angetan. Da ich ja daheim sehr selbstbewusst war.
In meinem Kopf hat sich oft auch ein Knoten gebildet, eigentlich hatte ich viel was ich sagen wollte, aber es kam nichts raus. Ich wollte auch immer etwas richtiges sagen. Und auf den Stationen war oft so viel Stress, dass ich wie vor einer Mauer stand. Zuhause musste ich ja auch viel erledigen und ich wusste gar nicht wo ein noch aus. Ich habe manchmal Sachen angefangen und dann plötzlich anderes angefangen, ich war ganz durcheinander. Ich habe mich auch nicht gut um mich selbst gekümmert, habe wenig gegessen und nicht so schöne Kleidung getragen. Ich wohnte auch in einer WG und habe kaum was mit ihnen gemacht. Ich konnte es gut verstecken wie es mir ging. Konnte normal sein.

Ich denke auch einfach, dass ich sehr abhängig von meiner Mutter war und kaum selbstständig. Aber ich wollte auch damals unbedingt ausziehen, damit ich raus komme. Wahrscheinlich war das doch zu viel. Aber man muss logischerweise mal ausziehen.

Auf der nächsten Station habe ich versucht mehr zu reden und mich anzufreunden, dies geling mir anfangs, aber dann war die Station sehr fies und ich war super ängstlich, aber konnte mich bisschen auch wehren.
Dann auf anderen Stationen habe ich mehr versucht fragen zu stellen und zu lernen, als mich anzufreunden. Aber ich war immer noch sehr aufgeregt und nervös, wusste nicht wie ich mit den Kollegen reden soll. Ich denke ich habe dort irgendwie meine Persönlichkeit entwickelt, weil ich sonst nur in der Schule passiv und stumm da saß. Ich denke ich hatte in meinem Leben einfach zu wenig Kontakt mit Menschen. Deshalb auch hab ich den Beruf angefangen zu erlernen, damit ich mich daran gewöhne. Mit den Patienten komme ich sehr gut klar und viele mochten mich, weil ich sehr fürsorglich sein kann. Um andere kann ich mich kümmern nur bei mir war es schwieriger.

Dies alles änderte sich, als ich mich mit einem Mitschüler sehr gut befreundete. Ich denke, er hat gemerkt wie es mir ging. Aber ich dachte, dass er genauso blind wie alle anderen ist. Ich wollte nicht, dass jemand weiß, wie schlecht es mir geht. Da ich aber gegenüber Männern immernoch so schüchtern war, konnte ich mich ihm nicht öffnen. Er ist sehr sehr selbstbewusst und möchte nur das Beste für sich und andere. Er ist überall beliebt, weil er sehr herzlich ist, aber dir auch seine Meinung sagt, wenn du etwas falsch machst.

Mit ihm wohne ich nun auch zusammen. Wir sind nur befreundet und er sieht mich als Schwester an. Er möchte, dass wir uns gegenseitig im Leben helfen. Er möchte mir auch das Kochen beibringen. Durch ihn habe ich auf jeden Fall schon sehr viel gelernt. Durch ihn hasse ich mich sehr viel weniger und ich bin innerlich viel selbstbewusster geworden. Sonst habe ich mein Selbstbewusstsein gespielt, nun kommt es schon mehr von innen heraus.
Das Problem ist nur, dass ich nich nicht wirklich zu meiner Vergangenheit stehe. Er erzählt mir oft, wie schön seine Kindheit /Jugend war und ich kann ihm einfach nicht von mir so viel erzählen.
Ich hatte auf jeden Fall eine schöne Kindheit und meine Jugend war auch nicht schlecht, hier habe ich natürlich jetzt das negative erzählt, meine Familie ist toll und ich habe noch langjährige Freundinnen erhalten,die ich sehr liebe.
Irgendwie hatte ich einfach immer durchgängig das Gefühl davon nicht zu genügen. Ich hatte sehr starke Minderwertigkeitskomplexe. Ich konnte ja auch viele kleine und große Probleme nicht bewältigen, weil ich nicht über sie redete.
Schon dreimal habe ich geweint vor ihm und ich konnte ihm nicht erklären weshalb. Ich saß einfach stumm da und konnte nichts sagen. In meinem Kopf war so viel. Und dann kam nur ein Satz raus, aber der war auch nicht das passende. Dazu müsste ich ihm meine Lebensgeschichte erzählen. Dass ich mich einfach nicht leiden kann. Aber es durch ihn besser geworden ist, aber ich einfach oft noch Tage habe, an denen es schlechter ist.

Ich bin einfach oft noch traurig darüber, dass ich mich vor anderen versteckt habe. Aber ich war einfach ängstlich und hab kein Wort rausbekommen. Ich kann in meiner Familie so lustig und offen sein. Bei ihm war ich anfangs auch sehr schüchtern, weil er einfach so selbstbewusst und schon so erwachsen ist.

Bei einem Einsatz wurde ich auch als Schatten betitelt (was ich meiner Mutter erzählte, aber sie hat es nicht so ernst genommen) und meine Anleiterin meinte, dass ich so rüber komme, als sei ich frisch ausgezogen und viel jünger. Ich denke, weil ich sehr viele Entwicklungsschritte nicht machen konnte, weil ich nicht über mich selbst rede und mich so viel versteckt habe.

Auf jeden Fall möchte ich das ändern. Ich denke ich habe sehr viele Baustellen, die nur langsam zu gehen.

Durch mein Mitschülerin habe ich mein Leben sehr viel mehr im Griff und möchte nur gut zu mir sein.

Was ich noch dazu sagen möchte ist, daß mein Vater allgemein nie seine Meinung sagt und wenn dann nur ganz selten, er ist nur arbeiten und wenn er dann zuhause ist, zieht er sich viel zurück. Klar er redet auch mit einem und ist an sich ein lieber Mensch, aber wahrscheinlich habe ich viel von ihm.
Meine Mutter ist sehr offen, lustig aber ich manchmal bisschen oberflächlich, mit ihr kann man gut Probleme besprechen, aber weil ich meine Probleme viel in mich reingefressen habe hat sie viele auch nicht bemerkt. Zum Glück hat sie aber oft an meinem Verhalten gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Jedoch hätte ich mir oft mehr gewünscht, dass ich nachgefragt hätte, oder dass sie ihre Meinung sagt. Beide haben nicht so richtig mit mir gesprochen, als ich betrunken nach Hause kam, oder wenn ich stumm zuhause saß, oder tagelang mich nicht geduscht habe, weil ich eh dachte es juckt keinen.

Tut mir leid für die lange Nachricht. Ich hoffe ihr könnt besonders auch für den Kindheitsteil etwas sagen.

Nuala Anwort von Nuala

Liebe Caro,

wie schön, dass du uns erneut geschrieben hast! Danke auch für dein liebes Feedback.
Ich kann mich auch noch an deine damalige Schilderung erinnern.

Vielleicht hast du dich mittlerweile noch näher mit dem Phänomen der Hochsensibilität auseinandergesetzt. Denn das lohnt sich sehr. Viele Aspekte, die Hochsensible dringend brauchen, sind ja auch für die weniger reizoffenen Menschen wichtig, Achtsamkeit und Ruhepausen beispielsweise.

Ja, unsere Persönlichkeiten sind teilweise "widersprüchlich", zumindest etikettieren wir Bereiche unseres Wesens schnell als solche, nur weil sie sich manchmal diametral gegenüberstehen. Doch wenn wir alle Einflussfaktoren berücksichtigen, die uns tagtäglich begegnen, ist es schon weniger verwunderlich. Manche Personen sind z.B. sehr offen, ausgelassen und witzig, wenn sie sich im vertrauten Umfeld bewegen. Und bei Fremden zurückhaltend und kühl. Das ist also abhängig von der Situation, unseren Prägungen, Wert - und Moralvorstellungen, unseren Erfahrungen, dem grundlegenden Charakter, den verinnerlichten Glaubenssätzen, usw. Daher gibt es unterschiedlichste Kombinationen: Man kann schüchtern und gleichzeitig extravertiert sein, introvertiert, aber nicht schüchtern, laut und gleichzeitig eher vorsichtig, usw. Bei manchen Leuten tun wir uns dann schwerer, selbstbewusst zu sein oder können uns viel eher so geben, wie wir eben sind. Auch die Stimmung, eine vorher erhaltene Botschaft, die täglichen Nachrichten und so vieles mehr kann beeinflussen, wie wir uns gerade fühlen und was in uns passiert. Gerade als hochsensibler Mensch kann das schnell umschlagen und eine Intervention erfordern.

Ich finde es klasse, dass du dich schon mehr so annehmen kannst, wie du bist. Das ist eine große Errungenschaft! Je mehr wir uns selbst sind, uns also so leben, wie wir seelisch "ticken", desto erfüllter und zufriedener sind wir.

Du hast dir vor allem bezüglich deiner Kindheit eine längere Aussage gewünscht. Ich finde aber, dass alles eigentlich so stehen bleiben könnte. Warum? Weil es streng genommen nichts hinzuzufügen gibt. Du hast doch selbst alles reflektiert und einige Zusammenhänge erkannt. Zudem liegt alles in der Vergangenheit und kann nicht mehr verändert werden. Du lebst aber in der Gegenwart, also ist entsprechendes Denken gefragt!
Du bist jetzt 23, was noch recht jung ist. Und ich kann dir versichern: Du wirst immer mehr aufblühen! Du kannst dich schon jetzt darüber freuen, dass du immer mehr erwachen und erstrahlen wirst.

Deine Geschichte erinnert mich sehr an eine enge Freundin, die auch der "Schatten", eine Beobachterin war. Sie war meistens stumm. Ich kenne sie seit meiner Jugendzeit. Wir hatten kaum was miteinander zutun, obwohl wir genug Gelegenheiten dazu gehabt hatten. Aber sie hat mich einfach nicht interessiert in ihrer extrem passiven Art. Es gab keine Anknüpfungspunkte. Doch was soll ich sagen? Es blieb nicht dabei. Sie ist jetzt so viele Jahre älter und komplett anders. Wir haben uns ab der späten Jugendzeit langsam angenähert und uns immer mehr angefreundet. Sie hat sich sehr positiv entwickelt, hat ihre Ansichten kundgetan, ist in Großstädte gezogen, hat sich zu sich selbst bekannt und sämtliche Interessen ausgelebt. Sie hatte ihre eigene Band, hat ihre Intelligenz bewiesen und sich selbst verwirklicht. Und das ist ein immerwährender Prozess!

Was dir insgesamt sehr helfen würde, ist höchstwahrscheinlich das Üben von Akzeptanz und Selbstfürsorge.
Akzeptanz, dass deine Kindheit genau so verlaufen ist und nicht anders. Dass deine Eltern eben so gehandelt haben und nicht anders. Dass du dich vieles nicht getraut hast. Doch auch, dass du stark bist und die Dinge im Hier und Jetzt zu deinen Gunsten gestalten kannst. Stärke hat nichts mit Lautsein, Dominanz und Extraversion zutun. Wahre Stärke liegt in dir und kann so ruhig und sanft sein wie eine Schneeflocke, die vom Himmel segelt.

Du hast die Wahl: Du kannst mit Allem hadern und dich weiterhin schämen. Oder du steigst aus dieser Negativspirale aus und entscheidest dich für deine persönliche Freiheit.
Du hast Erfahrungen sammeln dürfen, die dein Mitbewohner und deine Freundinnen nicht machen konnten. Du bist in vielen Bereichen "abgehärtet", da bin ich mir sicher! Was ich damit sagen möchte: Sei stolz auf dich und alles, was in deinen Erfahrungsschatz gehört. Du bist einzigartig und hast eine einzigartige Biografie.
Du kannst alles ins Gute wenden und dich davon lösen, negative Bewertungen vorzunehmen.
Ich bin durchaus neugierig, ob du deinem Mitbewohner von dir erzählen konntest. Als Tipp: Geht zusammen raus, macht z.B. einen ausgedehnten Spaziergang. Es kann sein, dass es dir dann leichter fällt mit den Offenbarungen. Du könntest ihn auch bitten, dir gezielt Fragen zu deiner Kindheit und Jugend zu stellen. Möglicherweise würde es dir dann leichter fallen, auf einzelne Aspekte näher einzugehen. Und natürlich würde es auch helfen, wenn du ihn ebenfalls ausgewogen sehen würdest: Er ist sicherlich nicht durchweg fröhlich, herzlich und selbstsicher.

Vielleicht wäre es etwas für dich, dich mit Biografiearbeit zu befassen. Das wäre eine Möglichkeit, dein bisheriges Leben aus neuen Perspektiven zu betrachten. Hier kannst du auch Tagebuchtechniken einbeziehen. Schreiben hilft ja enorm bei der seelischen Aufarbeitung.

Dazu kann auch gehören, nachsichtig mit unseren Eltern zu sein. Ja, vielleicht hätten sie dich mehr als die Person wahrnehmen können, die du eigentlich bist. Vielleicht hätten sie X oder Y tun können. Doch es spielt in der Gegenwart nur noch bedingt eine Rolle.

Zum Thema Selbstfürsorge: Diese würde dir bestimmt auch gut tun - sei mitfühlend mit dir selbst! Nimm dein "inneres Kind" in den Arm, wenn du an damals zurückdenkst, als du dich gefürchtet hast. Freue dich, wenn du Erfolge erzielt hast. Sei fair zu dir. Sieh dich selbst mit allen Ecken und Kanten, ohne sie überzubewerten. Hier wieder die Akzeptanz als Querverweis.

Dazu passend möchte ich dir noch die sogenannte Ho‘oponopono-Technik vorstellen. Sie besteht aus vier Sätzen, die du auf jedes beliebige Problem mit dir selbst, anderen Menschen und auf bestimmte Glaubenssätze und Ängste anwenden kannst. Die Grundannahme ist, dass wir alle als Menschen miteinander verbunden sind und daher stets positiven Einfluss aufeinander nehmen können. Uns selbst eingeschlossen. Du sagst die Sätze wie ein Mantra auf, bis sich das jeweilige Thema für dich gelöst hat. Du kannst es dann vor allem daran erkennen, dass du tief durchatmen kannst, einen tiefen Frieden in dir spürst (Erleichterung!) und nicht mehr das Bedürfnis hast, die Sätze auszusprechen. Du vergisst das Ganze sozusagen. Diese Technik kann sehr effektiv sein. Wenn du sie anwenden möchtest, bereitest du dich folgendermaßen vor: Du fokussierst dich auf dich, suchst dir einen ruhigen Ort ohne äußerliche Ablenkungen und stimmst dich innerlich langsam ein. Das kann z.B. im Rahmen eines Naturspaziergangs sein, bei einem wohltuenden Vollbad, zu meditativer Musik und dergleichen mehr. Du kannst dir die Sätze auch einfach so im Alltag vorsagen, wenn du sie gelernt hast. Für den Anfang halte ich eine besondere Ausgangsstimmung und -situation für förderlich.

Die Grundform lautet:
1. Es tut mir leid.
2. Ich verzeihe mir.
3. Ich liebe dich.
4. Danke für die Transformation.
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Ich habe letztens eines der tollen Videos von Dr. Leonie Thöne empfohlen und das möchte ich auch dir verlinken. https://www.youtube.com/watch?v=lfNlUhYYRoI&list=PLC2vUlHPDdOIhsePaPunf4Swq1wVuy6-L&index=2
Und hier noch ein kostenloses Buch rund um Selbstliebe: https://www.life-coach-ranke.de/selbstliebe-3/

Zudem noch ein paar andere Zuschriften, welche dir bestimmt noch den ein - oder anderen Denkansoß liefern können:
* https://mein-kummerkasten.de/311182/Probleme-mit-nahezu-allem.html
* https://mein-kummerkasten.de/332998/Zukunftsangst.html
* https://mein-kummerkasten.de/304208/Ich-wuensche-mir-eine-Beste-freundin.html
* https://mein-kummerkasten.de/279485/Fedback-zu-http-mein-kummerkasten-de-278830-Was-ist-nur-los-mit-mir-html.html


In diesem Sinne - auf in eine neue Ära!
Hoch lebe Caro! :D

Alles Liebe!
Nuala