Problem von Charlotte - 24 Jahre 16.09.20

Feedback zu: Ihn gehen lassen

Hallo :)

Ich bin gestern zufällig auf das Problem gestoßen und irgendwie merke ich, dass es mich nicht loslässt nochmal eine andere Perspektive darauf zu teilen.

Zunächst einmal kann ich das Problem sehr gut nachvollziehen, ich habe mich selbst ein wenig darin erkannt, weil es mir vor einigen Jahren ähnlich ging. Zum anderen kann ich auch Deine Antwort, Stephanie, gut verstehen. Ich finde, dass sie sehr "kopfbezogen" ist. Meiner Erfahrung nach kann das Ganze aber auch sehr schwer sein, vom Verstande her gelöst zu werden.
Klar, vom Grunde her geht es darum, so zu handeln, dass man Bauch, Herz und Kopf irgendwie vereint. Aber wenn einer der Komponenten sehr stark ist und vielleicht dabei einem anderen widerspricht, kann man sich auch die Frage stellen, ob man dem nicht doch nachgeht. Denke ich ...
Bei mir war es damals so ähnlich, ich war das erste Mal verliebt und wusste auch nach einigen Aussagen von ihm, dass es nicht unbedingt das ist, was ich mir für längerfristig wünsche. Ich habe dann erstmal auf meinen Kopf gehört und das alles recht schnell beendet, obwohl meine Gefühle die ganze Zeit dagegen gehalten haben. Ich hatte damals die ganzen Fragen mit "was wäre, wenn" auch so sehr in den Gedanken und habe wirklich gelitten. Nach einigen Monaten und Gesprächen mit einer Freundin habe ich mich dann wieder bei ihm gemeldet und bin eine Beziehung mit ihm eingegangen und hatte mein erstes Mal mit ihm. Diese Beziehung hat nicht lange gehalten, aber ich war diese ermüdenden Gedanken mit "was wäre, wenn" los und habe es einfach gelebt und erlebt, was sich richtig angefühlt hat, vom Verstand aber vielleicht eher sinnlos war.
Also, was ich damit schreiben will, ist, dass Du dem Ganzen durchaus eine Chance geben kannst (natürlich aber nicht solltest!!!), um es zu erleben, wie es dann ist, bevor Dich diese Gedanken die ganze Zeit plagen. Ich denke auch, dass vielleicht noch im Raum steht, inwiefern er Sex in einer Beziehung sehr wichtig findet und inwiefern das ein Trennungsgrund ist. Weißt Du darüber mehr? Ich denke, es gibt durchaus in Partnerschaften Partner mit verschiedenen sexuellen Bedürfnissen oder Vorstellungen/Fetischen, was definitiv eine Schwierigkeit sein kann, worüber man aber in manchen Fällen vielleicht auch mit Kommunikation und Wohlwollen verhandeln kann. Andererseits denke ich, dass sich eine Beziehung, sofern sie diese sexuelle Komponente hat, dort auch ein Stück weit wiederspiegelt. Dass er wegen Sex Schluss gemacht hat, könnte ja also durchaus auch bedeuten, dass es auch auf anderen Ebenen bei den beiden nicht gepasst hat und es sich in der Sexualität wiedergespiegelt hat. ...vielleicht wäre es eine Möglichkeit bezüglich seines Ausspruchs "Sex in einer Beziehung ist mir wichtig" nochmal genauer nachzufragen?

Ich kann vollkommen nachvollziehen, wie sehr Sex einen unter Druck setzen kann. Gerade, wenn man noch unerfahren ist, selbst noch gar nicht so genau weiß, was einem gefällt, und ein erfahrenes Gegenüber hat, das vielleicht genau, weiß, was es will. Ich denke, dass es vielleicht diesbezüglich erstmal wichtig ist, es da sein zu lassen und wahrzunehmen. (Prinzipiell, nicht unbedingt auf die Beziehung zu ihm bezogen.) Und auf sich selbst hören. Auf keinen Fall irgendwelche Sachen mitmachen, nur um dem Gegenüber zu gefallen, sich nicht unter Druck setzen lassen!!! Aber andererseits auch Sex haben, wenn man Sex haben will, auch wenn es vielleicht das erste Mal ist. Ich denke, dass es tendenziell in unserer Gesellschaft überbewertet wird. Am Ende ist es auch "nur" Sex und wichtig ist bei jedem Mal, dass Du es in erster Linie für Dich machst, wenn Du es machst - oder halt auch für Dich, wenn Du Dich in einem Moment oder auch generell gegen Sex entscheidest.

Das waren nochmal meine Gedanken zu dem Thema. Natürlich kann ich nicht von mir auf Dich schließen, deswegen soll es auch kein Ratschlag sein, sondern eine geteilte Erfahrung, ein Gedankenanstoß, eine wieder andere Sicht auf die Dinge.

Liebe Grüße und alles Gute