Problem von Anonym - 19 Jahre

Angstzustände

Hallo Leute,
Ich bin in letzter Zeit sehr traurig. Ich schlafe nicht gut, habe Angst vor dem Alltag und oft Panikattacken. Vielleicht übertreibe ich auch, ich weiß es nicht. Ich lebe nach dem Motto Augen zu und durch und kann gar nicht mehr abschalten. Hinzu kommt, dass ich Stress im Studium habe, studiere Jura. Meine Familie erwartet viel von mir und gibt mir oft zu spüren, dass ich versagt habe. Ich werde auch oft kontrolliert, weil mir meine Eltern nicht vetrauen. Kann nicht einfach mal so zu Freunden, um mich abzulenken. Ich wäre gerne wieder glücklicher...

Anwort von Shannon

Hallo liebe Ratsuchende,
du schilderst in deinem Text viele Dinge, die dich momentan unglücklich machen, wie beispielsweise Schlafprobleme, Unistress und die Erwartungshaltung deiner Familie. Dass dich diese Dinge belasten, verstehe ich sehr gut.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass in einer Situation wie deiner vor allem zwei Sachen sehr hilfreich sind. Das wären zum einen Ablenkung beziehungsweise das Einbringen von Aktivitäten, die einem Spaß machen, und zum anderen, darüber zu reden, was einen belastet.

Bezüglich der Ablenkung, schreibst du, dass du nicht einfach so zu Freunden gehen kannst, weil deine Eltern dich oft kontrollieren. Ich nehme an, dass du schon versucht hast, mit mit ihnen darüber zu sprechen. Wenn du das noch nicht getan hast (oder der erste Versuch nicht erfolgreich war), möchte ich dir ans Herz legen, es (nochmal) zu probieren. Mache dir vorher Gedanken darüber, was genau du dir von deinen Eltern wünschst, inwiefern du dich kontrolliert fühlst, und warum du meinst, dass das zu viel ist. Frage deine Eltern, warum sie die kontrollierenden Dinge tun, die sie tun, und warum du deine Freunde nicht besuchen darfst, und dann versucht einen Kompromiss zu finden. Du hast angegeben, 19 Jahre alt zu sein, und kannst deine Eltern bitten, dir dementsprechend zu vertrauen. Ich weiß, dass es leichter gesagt ist als getan, und auch, dass es wahrscheinlich nicht von jetzt auf gleich funktionieren wird, da Vertrauen schrittweise aufgebaut werden muss, aber ich glaube, je früher du das Gespräch suchst, desto früher kann sich deine Situation zu Hause zum Besseren verändern.
Solltest du ein Gespräch mit deinen Eltern nicht in Betracht ziehen, kannst du dennoch versuchen, im Alltag Tätigkeiten nachzugehen, die dir Spaß machen und dich auf andere Gedanken bringen. Sowas könnte zum Beispiel lesen, kochen, Musik/Hörbücher hören, zeichnen, spazieren gehen, Sport machen, puzzeln oder backen sein. Was dir gefällt, weißt du am besten, und wenn nicht (oder zusätzlich), kannst du neue Dinge ausprobieren, und so schauen, ob sie etwas für dich sein könnten.

Vor allem deine Angst und Panikattacken im Alltag birngen mich zum zweiten Punkt, also mit jemandem darüber zu sprechen, was dich unglücklich macht. Ich weiß, dass das ganz schön schwierig sein kann, auch weil man manchmal selbst gar nicht genau weiß, warum man eigentlich unglücklich ist. Hier kann es helfen, alle Gedanken dazu erstmal ungeordnet aufzuschreiben. Wann bist du unglücklich? Was passiert in den Momenten, die dich in Panik versetzen, also was sind die Auslöser? Was macht dich traurig? Worüber denkst du nach, wenn du nicht schlafen kannst? Das könnten Fragen sein, mit denen du dich beschäftigen kannst. Nachher kannst du dann versuchen, deine Gedanken zu sortieren.
Der nächste Schritt ist dann, dich jemandem anzuvertrauen. Das kann ein Freund oder Verwandter sein, oder ein außenstehender Dritter. Viele Unis bieten eine kostenlose psychologische Beratung für Studierende an. Da könntest du dich melden. Ansonsten hast du die Möglichkeit, dich bei einem Psychotherapeuten vorzustellen. In den beiden letzteren Fällen gilt die Schweigepflicht, das heißt, es muss niemand davon erfahren, bei dem du das nicht willst, auch nicht deine Eltern. Eine erste Anlaufstelle ist auch der Hausarzt, der dir erste Tipps geben und dich, wenn du das möchtest, an einen Therapeuten weiterleiten kann.

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen und wünsche dir alles Gute für die Zukunft!