Problem von Marc - 33 Jahre

Partnerschaft - deprimierende Situation

Hallo,
ich bin Akademiker und möchte gerne zeitnah eine Partnerin finden und habe zum Ziel, eine Familie zu gründen.
Ich bin auch sportlich, gepflegt und habe wirklich ein ordentliches Aussehen.

Mein Problem ist es, eine Partnerin zu finden, die ich als passend empfinde und für die ich auch wirklich Gefühle entwickele. Das begleitet mich schon seit einigen Jahren. Ich habe da auch Grundsatzvorstellungen zu Werten, Interessen, Ausbildung, Entfernung und etwas in Richtung Figur.
Viele, für die ich mich interessiere, haben wiederum kein Interesse. Zusätzlich bin ich in Kontakt mit einer für mich passenden Frau und treffe mich schon öfter mit ihr. Ich empfinde aber keine wirklichen Gefühle für sie.
Auch aus den Erfahrungen kommen bei mir devote, unterwürfige Phantasien auf
So belastet mich die Gesamtsituation auch ziemlich.

Daher stellt sich für mich die Frage, wie ich handeln sollte, damit ich glücklich werde.
Inwieweit ist es auch "normal", dass man in seine Partnerin sich nicht verliebt? --> Wie sollte ich mit meiner Bekanntschaft verfahren?
Welche der o.g. Kriterien zur Partnersuche sollte ich ggf. aufweichen und wie?
Wie bzw. über welche Plattformen könnte ich eine Partnerin noch kennen lernen (neben Parship, Tinder, Lovoo)?
Wie kann ich meinen devoten Phantasien entgegnen oder sollte ich mich vielmehr ihnen stellen? Werden sie bei einer passenden Partnerin wohl verschwinden?

Ich hoffe, ich muss mir bei meinem Alter keinen "Druck" machen..

Ich freue mich über eine Beratung mit Bezug zu den Fragen und gerne allgemein.

Viele Grüße
Marc

Lan Anwort von Lan

Hallo lieber Marc,

danke, dass du dich uns anvertraut hast.
Ich kann verstehen, dass du derzeit sehr deprimiert bist, weil du nicht die Frau findest, mit der alles passt, sowohl die Gefühle als auch Gemeinsamkeiten. Das kann sehr frustrierend sein.

Du hast gewisse Vorstellung von deiner passenden Frau und vermutlich hat jeder diese Vorstellungen. Aber wenn man sich verliebt, werden diese Vorstellungen vielleicht nicht mehr wichtig sein.


Vorstellung von idealer Partnerin

Ich bin der Ansicht, dass du einfach bei den Grundsatzvorstellungen selbst schauen musst, wo du keine Kompromisse machen kannst und wo es vielleicht doch geht. Nur du kannst in dich hineinhören und herausfinden, was dir wichtig ist und was nicht. Also frage dich: Was ist dir wirklich wichtig an deiner künftigen Partnerin? Welche Kriterien sind wirklich entscheidend und bei welchen kannst du verzichten oder Kompromisse eingehen? Vielleicht schreibst du dir deine wichtigen Erkenntnisse auf, dann kannst du auch gleich deine Gedanken und Vorstellungen sortieren und bekommst eine bessere Übersicht.

Natürlich sehnen wir uns nach einem Partner, der zu uns passt, mit dem wir harmonieren und mit dem wir vieles gemeinsam haben. Ich fürchte allerdings, dass du dich vielleicht zu sehr darauf versteifst. Verstehe mich nicht falsch, es ist absolut okay, wenn du gewisse Vorstellungen hast. Aber wenn dann doch die Frau kommt, für die du etwas empfindest, solltest du deine Vorstellungen vielleicht hinterfragen und genau selektieren, was dir wichtig ist.

Ich denke, dass es aber nicht gut wäre, sein Glück allein von der Liebe und Partnerin abhängig zu machen. Du fragst, wie du glücklich werden kannst. Suche nicht da draußen, sondern fange bei dir selbst an und finde es in dir.

Es ist deprimierend, wenn diejenigen, für die man sich interessiert, sich nicht für einen interessieren. Das kann schon ganz schön entmutigen. Aber ich rate dir trotzdem dazu, nicht aufzugeben! Mich würde auch interessieren, was für Eigenschaften diese Frauen haben. Vielleicht kannst du das ja mit den Eigenschaften abgleichen, die deine ideale Partnerin haben sollte.

Das Problem, was ich herauslese ist, dass sich zwei deiner Wünsche bisher nicht beide erfüllt haben: Du willst auf der einen Seite eine passende Partnerin, aber auf der anderen Seite sollen sich auch Gefühle entwickeln. Zwei Wünsche, die wohl so ziemlich jeder hegt und bei einigen Pärchen scheint auch beides zu stimmen. Aber es gibt bestimmt auch andere Singles oder Pärchen, bei denen eine dieser beiden Aspekte nicht funktioniert, warum das so ist, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Es gibt jetzt mehrere Möglichkeiten für dich, wie du weiter machen kannst.


Klarheit über Gefühle

Du schreibst, dass du keine wirklichen Gefühle für sie hast. Meinst du damit im romantischen Sinne? Ich denke, dass Gefühle jeglicher Art wie eine tiefe Zuneigung, Sympathie und Freundschaften schon wichtig wären, um überhaupt eine Beziehung einzugehen. Es muss nicht die große Verliebtheit sein, aber eine Grundsympathie und eine Zuneigung, sonst würde es für mich jetzt auch keinen Sinn machen. Und du solltest dich schon zu ihr auch körperlich hingezogen fühlen, schließlich umfasst eine Beziehung auch diesen Aspekt. Ohne diese sexuelle Anziehung würde die Beziehung vermutlich nicht so gut funktionieren, denke ich. Frage dich auch, ob du sie als Mensch und Sexualpartner magst und dir auch überhaupt eine Beziehung langfristig mit ihr vorstellen kannst. Setze dich auch damit auseinander, was da fehlt, um Gefühle zu entwickeln. Oftmals kann man nicht erklären, warum es so ist, aber vielleicht kannst du ja doch Hinweise in dir selbst finden.

Ein anderer Punkt, den man bedenken sollte ist auch, dass jeder unterschiedlich schnell und intensiv Gefühle entwickelt. Wie war es denn in früheren Beziehungen von dir mit den Gefühlen? Kamen da die Gefühle auch etwas später oder war es ganz anders? Manchmal kann der Blick zurück auch helfen, um über die aktuell Situation Klarheit zu gewinnen. Es kann sein, dass du auch jemand bist, der vielleicht Zeit braucht, um sich zu verlieren. Wie oft habt ihr euch denn schon getroffen? Du kannst ja mal überlegen, ob du es weiter versuchst und dich mit ihr triffst und schaust, wie es sich entwickelt.


Offen miteinander reden

Sprich am besten noch einmal offen mit ihr darüber und frage sie doch mal, wie sie fühlt und denkt und was sie von einer mögliche Beziehung hält. Ihr seid beide darin involviert und es wäre nur fair, auch ihr Ansichten zu hören. Dann könnt ihr gemeinsam schauen, was für euch passend wäre. Es ist wichtig, dass du ihr auch so schonend und sensibel wie möglich erklärst, wie du gerade im Moment fühlst und über euch beide nachdenkt, so ähnlich wie du es hier bereits beschrieben hast.


Beziehung auch ohne Verliebtheit

Ich lese heraus, dass du daran zweifelst, eine Beziehung einzugehen, wenn keine Verliebtheit oder Gefühle da sind. In unserer Gesellschaft gibt es noch das Ideal der romantischen Vorstellung, in der man erst in einen Rausch der Verliebtheit verfallen muss. Das scheint für viele dazu zu gehören. Verliebtheit kann eine Voraussetzung für eine Beziehung sein, muss es aber nicht immer.

Denn das kennt jeder und vielleicht du auch: Irgendwann sind die Schmetterlinge im Bauch auch wieder verschwunden, der Alltag kehrt ein, die rosarote Brille ist weg. Und dann folgt die bittere Enttäuschung, man sieht den Partner immer mehr wie er ist, erkennt immer mehr die Ecken und Ranten, an denen man sich stößt. Es folgt Enttäuschung und Ernüchterung und Zweifel an der Partnerschaft.

Ich denke, dass so etwas nicht unbedingt immer in jeder Beziehung so ablaufen sollte und muss. Es geht auch anders, auch wenn das für viele unvorstellbar wäre. Ich denke, dass es entscheidender ist, dass es zwischen dir und deiner Partnerin passen muss. Es muss Gemeinsamkeiten bei wichtigen Dingen wie Zukunftsplänen, Wertvorstellungen geben und wie man eine Beziehung führen will. Gemeinsame Werte, Ziele und eine ähnliche Grundhaltung dem Leben gegenüber sind entscheidend. Alles andere müsstest du selbst schauen, ob dir das wichtig genug ist, darauf zu pochen und deine Partnerin danach auszuwählen, meine persönliche Meinung.

Aus Verliebtheit kann Liebe wachsen, aber Liebe kann auch aus einer Freundschaft oder tiefen Zuneigung entscheiden. Und zwar dann, wenn wir den Partner mit seinen Fehlern annehmen, respektieren und wertschätzen. Und eben dafür auch lieben.

Es spielt keine Rolle, ob es "normal" ist, wenn man sich nicht gleich verliebt. Wer legt schon fest, was normal ist? Liebe ist so individuell wie wir Menschen, darum kann ein Vergleich mit anderen nicht funktionieren. Du musst da unbedingt bei dir bleiben und dich nicht vergleichen.


Keine Beziehung, weil Gefühle fehlen

Wenn es dir aber so wie vielen anderen sehr wichtig ist, dass Gefühle und Verliebtheit da sind, ist das natürlich auch in Ordnung. Für viele macht das auch eine richtige Beziehung aus mit all den Höhen und Tiefen. Wichtig ist nur, dass du zu dir und auch ihr gegenüber ehrlich bist und auch nichts vorspielst, wenn da nichts ist.

Ganz wichtig: Gefühle lassen sich nicht rational erklären oder erzwingen. Sie kommen und gehen, da kann man leider nichts machen. Darum setze dich nicht unter Druck, zwinge dich nicht etwas zu fühlen, wo nichts ist. Wenn du nach weiteren Treffen merkst, dass es nicht bei dir funkt, wäre es nur fair, das auch mit ihr zu besprechen und ehrlich zu sein. Und dann könnt ihr gemeinsam schauen, ob das funktionieren könnte, ohne Gefühle. Ich befürchte, dass einer von euch beiden vielleicht darunter leiden könnte, wenn er hofft, dass beim anderen doch Verliebtheit kommt. Darum müsst ihr beide miteinander reden, was für euch in Ordnung wäre und ihr Grenzen setzen wollt. Sprich mit ihr darüber, was sie davon hält, trotz fehlender Gefühle, eine Partnerschaft einzugehen. Aber vor allem solltest du für dich klären, wie wichtig dir Verliebtheit und Gefühle für eine Beziehung sind.

Auf Dauer, wenn sie sehr verliebt wäre, du aber nicht, würde ein Ungleichgewicht zwischen euch herrschen. Es wäre nicht gerecht, wenn nur der eine gibt und der andere nur nimmt, aber nichts an Gefühlen zurückgibt. Das würde ich persönlich niemanden raten.

Vielleicht gehst du auch mal in dich und fragst dich selbst: Wie wichtig ist es dir, dass die Verliebtheit da ist? Wie wichtig ist es dir, dass eure Grundsatzvorstellungen übereinstimmen? Worauf könntest du eher verzichten?

Devote Fantasien

Du scheinst deine devoten Fantasien abzulehnen, womöglich, weil du es als nicht normal ansiehst. Doch jede Sexualität ist anders und Geschmäcker und Vorlieben unterscheiden sich. Vielleicht fällt es dir schwer, diese Seite an dir zu akzeptieren, aber vielleicht solltest du es wenigstens versuchen und dich dafür nicht abwerten. Ich denke, dass es gut wäre, wenn du dich mit ihnen auseinandersetzt und kennenlernst und nicht noch mehr verdrängst. Seit wann hast du sie? Wie äußern sie sich? Was stellst du dir dabei vor? Ich denke, dass diese Fantasien nicht verschwinden werden, weil sie eben doch Teil deiner Sexualität sind. Und je mehr du dich dagegen wehrst, desto mehr belasten sie dich. Darum denke ich, dass es gut wäre, eine Partnerin zu finden, mit der du über diese Fantasien reden und im besten Fall auch ausleben kannst.


Zu viel Druck wegen Familienplanung?

Vermutlich spielt bei der ganzen Sache mit rein, dass du das Gefühl hast, jemanden so bald wie möglich zu finden, um eine Familie zu gründen. Das ist kein guter Ratgeber. Ich vermute, dass es einige so machen und sich dann die erstbeste schnappen, aus Angst, am Ende doch allein da zu stehen, ohne Familie und Partner. Ich finde, du brauchst dir da wirklich keinen Druck zu machen. Es sollte auch wohl überlegt sein, mit wem man zusammen sein und eine Familie gründen will. Männer haben insofern gegenüber Frauen den Vorteil, dass bei ihnen nicht die biologische Uhr tickt.


Wie Frauen kennenlernen?

Was Plattformen betrifft, könnte ich dir vielleicht auch generell das Internet oder soziale Medien oder Foren empfehlen. Vielleicht gibt es ja beispielsweise auf Facebook interessante Gruppen, denen du beitreten kannst. Und da könntest du gleich jemanden finden, der mit dir Interessen teilt und kannst die Person darauf ansprechen und anschreiben.


Ich hoffe, dass ich dir einige Anregungen geben konnte und wünsche dir weiterhin alles Gute und drücke die Daumen, dass es mit der passenden Partnerin klappt.
Du kannst mir gerne schreiben, wenn du Fragen hast oder dich mitteilen willst.

Viele Grüße,
Lan