Problem von André - 13 Jahre

Ich bin trans aber finde mich nicht sehr männlich

Lieber Kummerkasten. Ich habe das Proplem das ich finde das ich für einen transjungen(biologisch weiblich aber identifiziere mich männlich ) nicht männlich genug ausschaue. Hilfe ich weiß nicht mehr was ich tun soll

Nuala Anwort von Nuala

Lieber André,

du bist noch sehr jung, deswegen kannst du dir sicher sein, dass noch viele Entwicklungsetappen folgen werden, sowohl körperlich als auch psychisch.
Du kannst, wenn du dich unwohl fühlst, beispielsweise die Brüste abbinden (ich verlinke dir unten dazu etwas).
Vielleicht möchtest du in späteren Jahren eine Angleichung vornehmen lassen. Dazu kannst du dich zu gegebener Zeit umfassend beraten lassen. Es gibt extra Beratungsstellen für Trans*Jugendliche, vielleicht auch bei dir in der Nähe!

Ich möchte dir noch mitgeben, dass es unabhängig davon, ob man cis* oder trans* ist, immer zu Konflikten mit der eigenen Wahrnehmung zum Körper kommen kann. Das heißt, auch die cis*-Jungs um dich herum können solche Zweifel haben. Wichtig ist grundsätzlich, sich akzeptieren zu lernen und sich mit sich selbst wohlzufühlen. Ein schwieriges Unterfangen in der Pubertät, aber nicht unmöglich! :)
Das Thema Geschlecht entspannt anzugehen, halte ich persönlich für sehr wichtig. Und damit meine ich nicht, dass es nebensächlich sei, sondern dass der Umgang mit allem, was sich um das Geschlecht dreht, nicht verbissen und mit Druck erfolgen sollte. Sei gut zu dir, akzeptiere deine Zweifel, deinen Frust, deine Unsicherheit. Hilfreich sind Gespräche mit Freund:innen und innerhalb der Familie. Dieser Austausch kann dazu dienen, sich selbst und die Anderen verstehen & anerkennen zu lernen und zu merken: Es ist nicht alles so schwarz-weiß.

Was "männlich" und "weiblich" ist, ist sehr dehnbar. Vieles ist kulturell geprägt. Die Vorstellungen, wie ein Mann* auszusehen hat, werden überall in unserer Gesellschaft vermittelt - von Vielfalt ist da leider keine Rede! Ein Mann* bzw. ein Junge* muss aber _keine_ Norm erfüllen, genauso wenig wie Mädchen. Wir wollen doch eigentlich einzigartig sein, warum tun wir uns oft so schwer damit, uns dann auch als einzigartig mit all den Eigenheiten anzuerkennen? Es gibt nicht DEN männlichen Körper.
Alle Menschen haben weibliche und männliche Hormone in sich und zeigen Verhaltensweisen (sofern sie sich nicht komplett verstellen), die keinem Rollenklischee entsprechen. Ein Mann* darf sich so oder so verhalten - er sollte er selbst sein. Genauso mit seinem Äußeren. Ob er schmal, breit, hager, dick, klein, groß, mit langen oder kurzen Haaren, Bart, Rock oder Hose etc., ist, das ändert doch nichts an seiner Identität. Auch eine Behinderung, eine sichtbare Verletzung, ein bestimmter Körperwuchs etc. ändern daran nichts.
Ein Mann* kann sich also aller gängigen Frauen*klischees bedienen, weil er es z.B. ästhetisch findet, sich zu schminken - und sich gleichzeitig als komplett männlich fühlen. Diese Gleichzeitigkeit müssen wir begreifen.
--> Du selbst fühlst, was du bist. Dein Aussehen ist da eher wie eine "Hülle". Das Wichtigste von dir steckt IN der Hülle!

Hier findest du weiterführende Links:
- https://transmann.de/
- http://www.meingeschlecht.de/
- Brüste abbinden (Binder): https://queer-lexikon.net/wp-content/uploads/2019/07/Brosch%C3%BCre_Binder_Femref.pdf
- Einige Beratungsstellen werden hier gelistet: https://www.dgti.org/beratungsstellen.html
https://www.transsexuell.de/wegweiser-bistduts01.shtml
- Übrigens helfen die Mitglieder des queeren Kummerkastens auch gerne weiter: https://queer-lexikon.net/category/queerer-kummerkasten/ und der Chat für direkten Austausch: https://queer-lexikon.net/regenbogenchat/

Ich hoffe, ich konnte dir mit meiner Antwort weiterhelfen.

Sei lieb gegrüßt :)
Nuala