Problem von Anonym - 56 Jahre

Ich weiß nicht ob unsere Beziehung einen Zukunft hat.

Hallo,
ich schreibe hier, weil ich nicht weiß was ich machen soll....ich bin seit 7 Jahren verheiratet.
Es ist meine zweite Ehe und ich seine vierte Ehe.
Meine erste Ehe endete wegen einem Alkoholproblem meines Mannes nach 24 Jahren.
Jetzt stelle ich fest das auch dieser Mann ein Alkoholproblem hat und es nicht einsieht das er eins hat, Ich wußte das er gerne einmal ein Boer trinkt und habe Ihm vor unserer Ehe gesagt das wenn es mehr wird, ich damit nicht klar komme.
Jetzt wird es mehr und er verändert sich extrem dabei...er wettert dann, das er sein Leben lebt und sich nichts verbieten lößt. Am nächsten Tag tut es Ihm leid...aber es wiederhot sich immer wieder. Er spricht dann nicht mit mir und macht auch keinen Anstalten etwas zu ändern. Ständig knicke ich ein und verzeihe Ihm. Ich liebe Ihn aber es macht ich Unglücklich. Ich würde Ihm /uns helfen, aber ich weiß nicht wie...bzw. wie ich Ihn überzeuge das wir hilfe brauchen.
Vielen Dank das ich das hier mal schreiben konnte und hoffe auf einen Rat von Ihnen.

Nuala Anwort von Nuala

Liebe Unbekannte,

ich kann dein Ansinnen gut nachempfinden. Doch so leid es mir tut, aber du musst dich da selbst retten und er sich. Dein Mann muss selbst auf den Trichter kommen, dass er alkoholsüchtig ist und sich behandeln lassen muss. Das kannst du ihm nicht abnehmen. Du kannst ja nicht sein Leben übernehmen. Jeder Mensch ist für sich selbst verantwortlich - in diesem Sinne solltest du die Verantwortung für deine Zufriedenheit und dauerhafte Gesundheit übernehmen und dich davon distanzieren, es als euer gemeinsames Problem anzusehen. Ihr als Paar habt sicherlich Herausforderungen, keine Frage. Aber ihr seid nicht gemeinsam süchtig, das ist er!

Ob das gleich eine Trennung bedeuten muss, kannst allein du entscheiden. Was du aber wirklich machen solltest: Zu deinen Gefühlen stehen, dir selbst wichtig genug sein und klare Entscheidungen treffen. Diese solltest du deinem Mann mitteilen. Manchmal bewegt es schon etwas, wenn das Gegenüber spürt, dass es ab sofort schwieriger wird, es sich mit den eigenen Baustellen bequem zu machen und nichts zu verändern. Du solltest also auch schauen, wo du selbst in alten Gewohnheiten steckst und dich selbst ggf. zu sehr hinten anstellst. Wenn du auf dein eigenes Wohlergehen achtest, hat dein Mann indirekt auch gleich etwas davon!

Was du ebenfalls machen kannst: Dich über die Sucht an sich zu informieren und dich fachlich beraten lassen. Das aber alles bitte ohne den Anspruch, deinem Mann etwas vorzuschreiben oder ihm etwas abzunehmen. Auch unter Druck setzen wäre eine schlechte Idee. Es hängt auch davon ab, wie sehr du dich da selbst "hineinbegeben" möchtest. Du kannst dir Hintergrundinformationen einholen, aber du solltest dich nicht mit in den Abgrund reißen lassen. Und falls du dich da schon hineinrutschen siehst, dann kannst du dir selbstverständlich ebenfalls helfen lassen. Es gibt u.a. auch Selbsthilfegruppen für Angehörige alkoholkranker Menschen.

Wenn du ihn wirklich liebst, dann sag' ihm das. Aber auch, dass du dich selbst genug liebst, um diesen Zustand nicht mehr länger zu dulden. Ihr könnt in Liebe Lösungen finden, da bin ich zuversichtlich. Auch wenn das eine Phase des Abstandes und der Loslösung bedeuten kann. Es gibt auch Trennung auf Zeit, um sich besinnen und neu sortieren zu können. Vielleicht wäre dein Mann ja bereit, einen Entzug zu beginnen, wenn er merkt, dass er nicht nur sich, sondern auch eure Ehe damit retten würde. Dann muss das Ganze aber sein fester Wille sein und aus eigenem Antrieb erfolgen.

Letztendlich bist du diejenige, die entscheidet, wie dein Leben weitergeht. Solltest du dich gegen die Ehe entscheiden, entscheidest du dich ja nicht automatisch gegen ihn als geliebten Menschen. Aber Liebe ist so frei, dass man gerade die geliebtesten Menschen auch mal ziehen lassen muss. Auch wenn es schwerfällt. Denke daran: Du solltest dir selbst stets die Liebste sein und entsprechend handeln. Du hast es immer verdient, ein Leben nach deinen Vorstellungen zu führen und deine Bedürfnisse umzusetzen.

Du kannst u.a. hier weiterlesen, es gibt noch viele weitere Informationsquellen.
- https://www.gesundheitsinformation.de/was-kann-ich-als-angehoeriger-tun.3447.de.html?part=alcj-bn
- https://www.aktionswoche-alkohol.de/hintergrund-alkohol/angehoerige/
- https://www.kenn-dein-limit.de/alkohol/alkoholabhaengigkeit/angehoerige-und-co-abhaengigkeit/
- https://www.beratung.help/a/beziehung-alkoholismus
- https://blog.sozialdynamik.at/beziehung-mit-alkoholiker-wie-gehe-ich-damit-um

Außerdem verlinke ich dir noch ein paar Inputs rund um Selbstliebe und -fürsorge:
* https://www.life-coach-ranke.de/selbstliebe-3/
* https://mein-kummerkasten.de/330565/Angst-mangelnde-Selbstliebe.html
* https://mein-kummerkasten.de/332461/Ich-werde-von-anderen-abgelehnt.html

Alles Liebe!
Nuala