Anwort von Lan

Liebe Ratsuchende,

danke, dass du uns geschrieben hast und dass du so mutig warst, uns das alles anzuvertrauen.
Ich bitte um Entschuldigung für die späte Antwort und hoffe, dass sich einiges zum Positiven bei dir getan hat und dir meine Worte trotzdem helfen können.


Verlust der besten Freundin

Es tut mir sehr leid zu lesen, dass du deine beste Freundin so früh verloren hast und du dir deswegen Vorwürfe machst. Das war und ist bestimmt eine harte Zeit und du haderst vermutlich immer noch mit dem Verlust und deinen Schuldgefühlen.. Das stimmt auch mich sehr traurig. Fühl dich von mir herzlich gedrückt, wenn du magst.

Aber bitte, auch wenn es schwer fällt, mache dir keine Vorwürfe, sieh dich nicht in der Schuld. Du warst bestimmt für sie da, wolltest nur das Beste für dich. Du konntest nicht wissen, was passieren würde. Du hast sie auch besucht und dich verabschiedet. Bitte fühle dich nicht noch schuldiger, es ist schon schwer genug, dass du damit kämpfst.

Denke an deine beste Freundin: Würde sie wollen, dass du so leidest und dich schuldig fühlst? Ich bin mir sicher, dass sie nur will, dass es dir gut geht und sie will nicht dass du weiter deswegen traurig bist.

Es könnte vielleicht sein, dass du den Tod deiner besten Freundin vielleicht nicht richtig verarbeiten konntest. Vielleicht wäre es gut, wenn du dich damit nochmal auseinandersetzt, auch wenn es hart ist. Denn dies zu verdrängen, kann langfristig nicht gut sein, da die Gefühle immer wieder hochkommen.

Wie fühlst du dich derzeit damit? Welche Gefühle hast du hinsichtlich des Verlustes? Konntest du trauern oder trauerst du noch immer? Das wäre auch absolut in Ordnung, weil Trauern sehr individuell ist und bei manchen geht es schneller vorbei, bei anderen dauert es.
Du kannst das alles aufschreiben und vielleicht eine Art Brief an deine beste Freundin schreiben, in der du all deine Gefühle und Gedanken, die du für sie hast, aufschreibst. Auch das kann sehr entlastend für dich sein.

Ich weiß nicht, inwiefern du mit anderen Menschen darüber geredet hast. Es kann sein, dass es schwer fällt, aber ich denke, dass meist doch gut ist, wenn man mal mit jemandem darüber redet. Dadurch kommt sie nicht zurück, aber es wird jedes Mal ein klein wenig leichter werden, sie loszulassen und Frieden zu finden.


Sich mit Gefühlen auseinandersetzen

Vielleicht wäre es erst mal besser, dich mit deinen persönlichen Gefühlen wirklich auseinanderzusetzen. Diagnosen sollte nur ein entsprechender Psychotherapeut oder Psychiater machen. Versuche dich erst mal auf dich zu konzentrieren, was fühlst du gerade? Welche Emotionen hast du? Warum fühlst du dich so? Lasse diese Gefühle zu. Es kann schwer fallen, weil es eben belastende Gefühle sind. Aber sie sind auch wichtig und wollen gefühlt werden. Du solltest sie annehmen, nur so, kannst du mit ihnen arbeiten. Wenn du dich dagegen wehrst und sie unterdrückst oder verdrängst, wird dir das nicht gut tun. Es könnte dann schlimmer werden.

Oder versuche deine Gedanken und Gefühle mal in einem Tagebuch niederzuschreiben, ganz unzensiert. Das kann helfen, das Chaos in deinem Inneren zu ordnen und Klarheit bringen. Und vielleicht erleichtert dich das auch ein wenig.

Ich kann jetzt leider nicht einschätzen, wie ernst es bei dir wirklich ist und ob du an einer relativ starken Depression leidest. Die Diagnose darf nur ein Fachmann stellen.

Was ich jedoch herauslesen kann, ist, dass du sehr leidest, unter dem Verlust deiner besten Freundin und du auch Probleme in der Schule und beim Lernen hast.


Sich anderen anvertrauen

Bitte vertraue dich jemandem an. Warum fällt es dir so schwer, es deinen Freunden zu erzählen? Woran liegt das? Und gäbe es nicht noch eine enge Freundin, bei der das vielleicht sicher wäre?


Hilfe suchen

Ich will dir Mut machen und dir sagen: Du bist nicht allein mit diesen Problemen, du kannst und solltest dir unbedingt Hilfe suchen. Da ist nichts Schlimmes dabei. Das Wichtigste ist, dass du Menschen hast, denen du von deinen Problemen erzählen kannst. Deinen Freunden beispielsweise. Aber auch deinen Eltern oder auch Lehrern, denen du vertraust. Ich würde dir raten, auch deinen Hausarzt aufzusuchen, der kann beurteilen, ob es für dich auch sinnvoll wäre, eine Psychotherapie anzufangen. Auch das ist nichts Schlimmes. Wenn es dir weiter so schlecht geht und es nicht besser wird, wäre das ein guter Schritt.

Weiterhin könnte es dir aber schon helfen, wenn du eine Beratungsstelle aufsuchst. Dort kannst du auch von deinen Problemen erzählen und sie zeigen dir Wege auf, wie du mit den Problemen umgehen und was du tun kannst. In deiner Stadt gibt es vielleicht auch den Sozialpsychiatrischen Dienst, das wäre auch eine gute Anlaufstelle für Menschen, denen es psychisch nicht gut geht, wie auch dir.


Probleme in der Schule

Ich denke, dass es für ich am besten wäre, wenn du dich an einen Vertrauenslehrer wendest. Deine psychische Gesundheit steht an erster Stelle. Um diese gilt es, sich zu kümmern. Und dann kommt die Schule. Wenn es dir gerade so schlecht geht und du die Probleme nicht in den Griff bekommst, hilft vielleicht wirklich nur eine Therapie. Aber dazu musst du bereit sein, auch Hilfe zu suchen und anzunehmen.

Wenn es dir dann später besser geht oder auch während der Behandlung, dann wird es vielleicht auch dir leichter fallen mit dem Lernen und der Schule. Aber solange deine Probleme dich so sehr belasten, denke ich solltest du dich nur darauf konzentrieren. Das ist wie mit der Gesundheit. Man kann nicht zur Schule oder arbeiten gehen, wenn man sich nicht fit fühlt. Dann muss man sich krankschreiben lassen und erholen. Und genauso trifft es auch bei der psychischen Gesundheit zu. Das wird nur oftmals nicht ernst genommen, ist aber mindestens genauso wichtig.


Falls du vielleicht aktuell niemanden zum reden hast, aber jemanden brauchst, empfehle ich dir als Akut-Ratgeber die Nummer gegen Kummer (116 111 oder unter https://www.nummergegenkummer.de/und die Telefonseelsorge (0800.1110111 oder 0800.110222 oder unter der Webseite https://www.telefonseelsorge.de).

Ich habe dir noch einige Webseiten verlinkt, bei denen du weitere Anregungen findest:
https://mein-kummerkasten.de/333211/Depression-Selbsthass.html
https://mein-kummerkasten.de/333083/Habe-ich-villeicht-Depressionen.html
https://mein-kummerkasten.de/333050/ich-brauche-hilfe.html


Es ist ganz wichtig, dass du bereit und offen bist, auch Hilfe anzunehmen. Auch wenn es derzeit nicht gut aussieht, es wird wieder besser werden, wenn du Hilfe suchst und annimmst.
Du schreibst es selbst und das lese ich klar, dass du Hilfe brauchst und sie auch willst. Dass du uns geschrieben hast, bestätigt mir das auch. Und das finde ich wirklich toll und sehr sehr mutig von dir!


Ich wünsche dir wirklich alles Gute, ganz ganz viel Kraft und Mut. Wenn du Fragen oder etwas auf dem Herzen hast, schreib uns gerne.

Beste Grüße,
Lan