Problem von Anonym - 19 Jahre

Leere

Hallo, ich weiß nicht wie ich am besten anfangen soll. Wahrscheinlich werden sich hier hunderte von Rechtschreibfehler und Beistrichfehler einschleichen, aber ich habe gerade keine Kraft um auf das zu achten.

Ich sehe keinen Ausweg mehr, seit 7 Jahre kämpfe ich stetig darum...um innere Zufriedenheit. Wahrscheinlich habe ich einen Knacks seit meiner Kindheit, nachdem mich mein Erzeuger jeden Tag erinnerte was für ein Fehler ich nicht sei und man mich sowieso nicht lieben könne. Ich musste früh für meine Liebsten einstehen. Meine Mutter wurde seit ich denken kann von meinem „Vater“ grün und blau geschlagen und angeschrien, mit 6 Jahren rannte ich aus meinen Kinderzimmer und ging zwischen die Beiden. Mein älterer Bruder hatte es nicht geschafft mich festzuhalten, denn meine Mama wollte nie, dass wir es sehen. Seit diesem Tag versuchte ich meiner Mutter zu helfen wo ich nur konnte, aber es zerfraß mich, bei allen meiner Volkschulfreunden war es so harmonisch...Ich kann mich noch an das Gefühl erinnern als wir jedes Mal die heile Familie spielen mussten. Seit dem Tag geriet ich immer öfters in die Aggressionen meines Vaters. 2010 war es endlich soweit, meine Mutter hatte den Mut gefunden sich scheiden zu lassen. Den Rosenkrieg an dieser Stelle erspare ich euch, schlussendlich endete dies mit einer Essstörung und Armut, da mein Vater uns gefühlt alles nahm (Soviel zu einem Rechtsstaat). Ich konnte es anscheinend nicht verarbeiten und ich konnte nichts essen, mir ekelte es vor jedem Bissen und jeden Morgen musste ich erbrechen, egal ob ich wollte oder nicht und das mit 9. Mein Vater verkaufte das Sorgerecht an meine Mutter um ihr die enormen „Rechtsanwaltskosten“ zu sparen, wer möchte ein Kind bei seiner Mutter lassen, wenn diese kaum genug Geld für sich selbst hat? Meine Mutter ist einer der stärksten Frauen, sie gab alles für uns Kinder und verzichtete lieber selber auf ihr Essen um uns da notwendigste zu bieten.

Ich war sehr frühreif für mein Alter und bekam mit 13 relativ große Brüste und eine ausgeprägte Hüfte, auch mein generelles Gewicht schwankte in die gegenteilige Richtung. In der Mittelschule wurde ich dafür ausgelacht, jeden Tag. Ich war ein sehr extrovertiertes Kind, das wurde mir währendn dieser Zeit genommen. Ich war so eingeschüchtert, dass ich mir nicht einmal etwas im Kino bestellen konnte ohne eine Panikattacke zu bekommen. Als wir in der letzten Klasse in der Mittelschule waren hatten die Jungs „Wahrheit oder Pflicht“ gespielt, die Pflicht eines Jungen war es die „fette, arme, picklige, Sandra“ zu umarmen. Mir rannten Tränen über das Gesicht als ich davon hörte, dafür wurde ich noch einmal mehr ausgelacht. Doch zum Erstaunen der anderen habe ich mich im darauffolgenden Jahr zusammengewachsen, meine Akne verschwand und ich kleidete mich nun trendy. Plötzlich schrieben mir alle Jungs aus besagter Mittelschule, ich fühlte mich wertlos und hatte zu diesem Zeitpunkt schon eine starke Bullimie und 2 Suizidversuche hinter mir, aber dafür mochten die anderen nun mein Äußeres, dass mit make up geschützt und engen Klamotten geschmückt war. Es gab mir etwas Sicherheit und so lernte ich meinen ersten Freund kennen. Kurz und knapp: 1 Jahr voller Seitensprünge, psychischer Manipulation und zum Schluss auch Schläge und Tritte am Boden. Ich war abhängig von ihm, ich hätte wahrscheinlich alles für diesen Menschen getan. Naja, an meinen 16ten Geburtstag dann die folgende Trennung. Einer meiner wenigen „Freunde“ zwang mich mit seinen Freunden in eine Bar zu gehen. spoiler: dort verbrachte ich 1 Jahr jedes Wochenende. Ich wurde zum ersten Mal von Männern (meistens älter da ich mit Gleichaltrigen nichts anfangen konnte) wertgeschätzt, dachte ich zumindest, sie sahen nur das naive, junge, gestylte Püppchen die man leicht ins Bett kriegt. Das war mir egal, ich brauchte die menschliche Nähe, egal wie, ich wollte und konnte nicht mehr länger allein sein. Ich denke ich sollte num zum eigentlichen Punkt dieses Textes kommen. Nun sitze ich weinend im Bett in meiner Wohnung, ich fühle mich so verdammt allein und fehl am Platz in dieser Welt. Ich suche immernoch nach dieser Nähe bzw der Geborgenheit, ich möchte nicht nur auf mein Äußeres reduziert werden, ICH möchte geliebt werden, nicht nur während den Stunden in denen ich mein Bett mit jemanden teile. Mittlerweile komme ich sehr selbstsicher rüber (danke meinem Nebenjob in einer Bar), einen Mangel an Angeboten von Männern habe kch auch nicht, aber niemand sieht mich, nur die Fassade die ich mir jahrelang aufgebaut habe, keiner interessiert sich für meine Persönlichkeit. Am Sonntag fiel ich wieder in meine schlechten Muster zurück, ich nahm wie damals 15 schmerztabletten und schluckte sie mit einer Flasche Wein runter. Normale Menschen würden kollabieren oder sonstiges, ich hingegen nur Kopfweh. Ich möchte doch nur das Gefühl haben endlich angekommen zu sein.... Ich habe wohl alles mögliche erreicht, ich habe bald meine Matura bzw mein Abitur, einen Nebenjob, meine eigene Wohnung und Menschen die mich für beneiden. Ich brauche aber keine große Villa, ein pompöses Auto oder den schönsten Mann auf der Welt, ich möchte nur jemanden an meiner Seite haben, jemanden der wirklich MICH liebt. Mittlerweile zweifle ich daran, vielleicht hatte mein Vater damals doch recht und ich sollte einfach aufgeben. Ich weiß nicht mehr weiter, mittlerweile fühle ich bei jeder weiteren zwischenmenschlichen Enttäuschung nichts mehr, es fühlt sich nur mehr ermüdend an. Ich denke ich bin süchtig nach dem Gefühl von jemanden begehrt zu werden, ich weiß aber, dass dies nie funktioniern wird, da ich mich dafür selber zu viel hasse. Habt ihr Vorschläge für mich (Therapie versuchte ich schon, aber ich wurde nicht ernstgenommen, sondern durfte Bilder malen die meine Emotionen dastellen sollte. Nein danke, das Kasperltheater erspare ich mir) Ich entschuldige mich für die sehr lange Nachricht.

Anwort von CharlotteK

Hallo liebe Schreiberin,

danke für Deinen Text und dass Du Dich an uns gewendet hast.
Es macht mich betroffen zu lesen, was Du in Deiner Kindheit erleben musstest. Besonders auch das Gefühl dann noch "heile Familie" spielen zu müssen, war sicherlich noch das Tüpfelchen auf dem i. Gut, dass Du jetzt erwachsen bist und diese Zeit vorbei.
Aber leider ist etwas, was uns Menschen über Jahre geprägt hat (also in Deinem Fall die physische und psychische Gewalt Deines Vaters), in der Regel auch noch Jahre später präsent. Es ist zwar rational vorbei, aber emotional bleibt oft ein tiefer Schmerz erhalten. Dieser kann in manchen Lebensphasen mal mehr und in anderen aber auch weniger präsent sein.

Auch was Du in der Mittelschule zunächst an Mobbing erleben musstest, klingt schrecklich. Da ist Dein Verhalten verständlich gewesen, die entstandenen Verletzungen später vor allem durch Äußerlichkeiten kompensieren zu wollen. Ich kann auch gut verstehen, dass Du die menschliche Nähe später dann durch oberflächliche körperliche Kontakte gesucht hast. Ich glaube, dass das eben ein logischer "Fehlschluss" ist, der da passiert ist: Immerhin in den gemeinsamen Stunden im Bett fühlst Du Dich geliebt. Das scheint schließlich zunächst besser als gar nichts. Obwohl es dann in den Stunden danach vielleicht noch viel schlimmer ist, weil Du gar nicht das Gefühl hast, dass es um Dich mit Deiner Persönlichkeit ging, sondern nur um Deine Fassade, wie Du es schreibst. Da ist es nachvollziehbar, dass Du schreibst, Du seist süchtig nach dem Gefühl von jemandem begehrt zu werden. Ich denke, dass es da einigen Menschen so geht wie Dir.

Ich kann gut verstehen, dass Du die ganzen Dinge, die den "Schein" ausmachen (große Villa, pompöses Auto, ...) nicht brauchst. Es ist so verständlich, dass Du Dich so sehr nach Liebe sehnst und nach dem Gefühl endlich angekommen zu sein.
Ich will Dir auch schreiben, dass Dein Vater natürlich damals nicht recht gehabt hat, wenn er meinte, dass Du ein Fehler seist und nicht liebenswert. Ich denke, dass ist die zweifelnde und verletzte Stimme in Dir, die das glaubt. Aber wenn Du mal tiefer in Dich hineinhorchst in einem ruhigen Moment wirst Du merken, dass auch Du weißt, dass er damit nicht recht gehabt hat.
Du hast schon einen guten Punkt genannt, als Du geschrieben hast, dass Du Dich selber zu viel hasst, als dass Du geliebt werden könntest. Ich denke, dass wir auch geliebt werden können, wenn wir uns selber hassen. Aber ich denke, dass es das Lieben dem Gegenüber schwerer macht. Wir alle können viel leichter geliebt werden, wenn wir uns selbst (mehr oder weniger) von ganzem Herzen lieben. Denn nur dann wollen wir uns ja unserem Gegenüber zeigen.

Aus Deinem Text lese ich heraus, dass Du sehr auf der Suche bist, dass Du sehr auf der Suche nach Liebe un Geborgenheit bei anderen bist. Aber vielleicht musst Du Liebe und Geborgenheit zuerst bei Dir selbst finden. Und auf der Suche nach Dir selbst sein!? Nun weiß ich selber auch zu gut, dass sich das natürlich viel leichter schreibt, als es dann ist. Ich kann auch nur zu gut nachvollziehen, dass es heftig oder sogar zu heftig sein kann, sich dem eigenen tiefsten Schmerzen zu stellen. Du selbst hast von vielen Schmerztabletten und Wein geschrieben, vielleicht um diesen Schmerz nicht mehr spüren zu müssen?
Therapie würde ich prinzipiell jeder*m anraten, die*der etwas ändern will und es alleine nicht schafft. Den Wunsch etwas zu ändern und es alleine nicht zu schaffen, lese ich auch sehr aus Deinem Text heraus. Du hast bereits eine Therapie versucht. Wenn sich das Gefühl nicht ernst genommen zu werden in der Therapie selbst niederschlägt, kann das sehr schmerzhaft und desillusionierend sein.

Nun gibt es aber nicht nur diese*n Therapeut*in und auch nicht nur diese Therapieform, die Du damals ausgewählt hast. Die Therapeut*innensuche kostet Kraft, weil Du nicht zu jeder Person passt. Aber es kann sie sehr wert sein genauer hinzuschauen, wer zu Dir passt, und Kraft und Zeit zu investieren. Genauso auch die Therapieformensuche (wobei sich diese natürlich einfacher gestaltet, weil Du die auch über das Internet auf dem Sofa erledigen kannst). https://www.psychotherapiesuche.de/pid/therapie#verfahren Auf dieser Seite z. B. kannst Du Dich (weiter unten) über die verschiedenen Verfahren informieren. Informiere Dich, welche Formen Deine Krankenkasse übernimmt, wenn Du nicht selbstzahlen kannst/willst.
Ich als Leserin Deines Textes würde Dir von Herzen empfehlen nochmal nach Therapeut*innen zu suchen. Gerade für tiefgreifende Probleme, die wir aus unserer Kindheit und Jugend mitgebracht haben, kann uns längerfristige Unterstützung sehr erleichtern.

Du kannst Dich gerne nochmal melden, falls Du auf der Suche nach Therapeut*innen bist und auf Schwierigkeiten, z. B. Wartezeiten triffst. Und natürlich sonst auch.

Von Herzen wünsche ich Dir Kraft und alles gute.

Charlotte