Problem von Anonym - 18 Jahre

Mir geht es nicht gut und ich weiß nicht warum

Hallo,

Ich weiß nicht genau wie ich beginnen soll. Ich bin 18 Jahre alt und habe einen Freund seit 2 Jahren. Bisher lief immer alles super. Ich wusste nur schon immer dass wenn ich alleine bin, ich mich manchmal schlecht/ einsam fühle, aber nie was ernstes.
Ich hatte schon immer irgendwie ein Problem mit mir selber. Hab bei allem die Schuld auf mich genommen und gedacht ich bin zu schlecht für jeden.
Seit diesem Jahr geht es mir besonders schlecht und es wird von Tag zu Tag schlimmer. Ich hab nicht mal einen wirklichen Grund. Ich studiere, habe keine Probleme mit meinen Eltern und in der Beziehung lief mal bisher alles gut. Seit den letzten paar Monaten reagiere ich sehr sehr gereizt auf Kleinigkeiten. Beispiel: mein Freund hat mich 15 Minuten warten lassen und ich war den ganzen Tag stink sauer. Oder er hatte einen Witz gemacht und ich hab ihn tot ernst genommen und angefangen zu weinen. Ich verstehe nicht wieso ich so bin. Zudem nehme ich schon lange die Pille aber hatte am Anfang keine Probleme und kann mir deshalb auch nicht vorstellen, dass es daran liegt.
Ich habe so richtig die Lust an allem verloren und denke mir ständig ich interessiere niemanden und niemand will was von mir wissen. Ich habe Angst, da meine Beziehung jetzt schon mehrmals kurz vor Ende stand. Ich bringe meinen Freund mit meinem Verhalten auf die Palme.
Was soll ich tun? Ich hab keine Ahnung :/

Nuala Anwort von Nuala

Liebe Unbekannte,

ich kann nachvollziehen, dass du dich fragst, was bei dir los ist. Ich möchte dir ein paar Hinweise geben, denen du nachgehen kannst.
Vorab: Ich vermute, dass du besonders im psychischen Bereich schauen solltest, doch Körper und Psyche gehören zusammen. Daher solltest du auch Folgendes überprüfen.
- Zunächst zum Thema Pille: Doch, das kann durchaus ein Faktor sein. Es ist immerhin ein wesentlicher Eingriff in dein Hormonsystem, was (zusammen mit anderen Einflüssen) Stimmung und Emotionen negativ beeinflussen kann. Auch wenn du anfangs keine Probleme mit deinem Präparat gehabt hast, muss das nicht für immer so sein!
- Du könntest dich generell mal durchchecken lassen. Eventuell hast du einen bestimmten Mineralstoff/Vitaminmangel oder deine Schilddrüse ist beteiligt. Dann könntest bei Bedarf mit einer vitamin - bzw. mineralstoffreicheren Ernährung entgegensteuern oder ein Medikament einnehmen (manchmal muss man das wegen Schilddrüse & Co. schon in jungen Jahren tun, doch dazu sind Endokrinolog:innen und deine Hausärztin /Hausarzt die passende Ansprechperson).
- Achte auf einen gesunden Schlaf (lang genug, gute Schlafumgebung, keine Medienberieslung vor dem Schlafen, usw.) und ausreichend Erholungspausen nach Arbeit jeglicher Art.

Nun zum psychischen Bereich.
Das, was du angerissen hast, deutet auf Selbstwertprobleme und mangelnde Selbstliebe hin. Leider hast du nicht genau beschrieben, wie sich das bei dir konkret zeigt. Ich verlinke dir dazu unten noch einige Zuschriften zum Weiterlesen.
Ich könnte mir vorstellen, dass dein Umfeld gar nicht so genau Bescheid weiß, was dich umtreibt. Doch Gespräche können sehr erleichternd wirken. Gerade mit deinem Freund wäre es klasse, wenn du dir immer wieder "in die Karten schauen" lassen würdest. Vielleicht könnt ihr gemeinsam Strategien finden, um euch beiden zu helfen. Geht z.B. mal gemeinsam raus in die Natur, macht einen großen Spaziergang. Da fällt Reden häufig leichter als in den vier Wänden. Wenn du ihm deine Liebe zeigen kannst, ist das schon toll. Ihr könnt das bestimmt meistern! Das Leben besteht nun mal nicht nur aus rosa Einhornpartys, sondern auch aus Durststrecken, Prüfungen und Schwierigkeiten. Aber wir wären keine Menschen, wenn wir das nicht hinkriegen würden! Daher glaube ich daran, dass du dir helfen und auch deine Beziehung erhalten kannst. Zieht gemeinsam an einem Strang.

Ich kann dir auf jeden Fall versichern, dass es sich lohnt, alleine mit sich auszukommen. Das kann ein längerer Lernprozess sein. Doch er ist essentiell. Wir haben immer uns - wenn wir im Kern mit uns selbst gut klarkommen, können wir das auch mit unseren Mitmenschen. Wenn du also mit dir im Reinen bist, deine Stärken und Schwächen kennst und dich so zeigst, wie du bist, kannst du optimistisch und ausgeglichen durch die Welt spazieren und dir sicher sein, dass du die Höhen und Tiefen meistern wirst. Mit einem dauerhaften schlechten Gewissen, Schuldgefühlen, Trauer und einem Vermeiden von Alleinsein wird genau das nur schlimmer werden und weitere Probleme nach sich ziehen.

Ich möchte dir ein paar Anhaltspunkte geben, wie du die Phasen des Alleinseins versüßen und das bewusste Alleinsein trainieren kannst:
* Ich glaube, viele Menschen, die ungern allein sind, fühlen sich "bestraft". Doch hier kann man das Denken verändern und somit eine erfreuliche Gefühlslage erreichen. Sicher: Einsam wollen die Wenigstens sein. Und wenn man von Haus aus stark extravertiert drauf ist, braucht man aller Wahrscheinlichkeit nach auch viel mehr Zeit mit Anderen, als eine introvertierte Person. Dennoch ist Alleinsein nicht mit Einsamkeit oder etwas Schlechtem gleichzusetzen. Eigentlich ist es nur eine andere Lage, mehr nicht. Was aus dieser gemacht wird, kann gut oder schlecht sein.
* Mache dir bewusst, dass du dir selbst die beste Freundin sein solltest. Was nicht bedeutet, von allem begeistert zu sein, was dich betrifft. Doch du solltest irgendwann an den Punkt kommen, es zu genießen, zwischendurch Zeit nur für dich zu haben.
* Es gibt einige Beschäftigungen, die am besten allein klappen bzw. wegen der nötigen Konzentration am effektivsten alleine vollbracht werden können. Dazu zählt das Schreiben (eigene Texte, Bücher, Gedichte schreiben, aber auch Tagebuch, Notizen, Blogs, usw. ...) und Kniffliges mit dem Denken, beispielsweise Rätsel lösen bzw. sich ausdenken. Oder einfach das Lesen. Freue dich dann auch darauf, deinen Freund:innen und anderen Nahestehenden von dem zu berichten, was du erlebt hast.
* Nutze das Alleinsein, um soziale Momente nachwirken zu lassen und zu reflektieren. Auch hier ist es schön, wenn du die Zeit mit dir selbst zelebrierst und dich freust, "sozial verschnaufen zu können". So hast du auch die Möglichkeit, dich bei Stress zu beruhigen und dich auf neue Situationen mental und emotional vorzubereiten.
* Sei mit dir selbst intim, indem du dich körperlich verwöhnst (z.B. eine ausgiebige Körperpflege), dich selbst befriedigst, dich selbst streichelst, massierst, usw.

Warum habe ich das so ausführlich geschrieben? Wie schon angedeutet, bist du deine eigene Basis, der sichere Hafen. Von dort können Schiffe in die Welt starten oder wieder vor Anker gehen. Du selbst gibst dir also Halt, Sicherheit. Einen festen Anker.

Hier kommen noch die angekündigten Links (das Archiv bietet selbstverständlich noch weitaus mehr):
- https://mein-kummerkasten.de/332933/depersion-leere-angst-selbs-hass.html
- https://mein-kummerkasten.de/332900/Traurigkeit-nachdem-ich-was-mit-Freunden-gemacht-habe.html
- https://mein-kummerkasten.de/333035/Was-mach-ich-nur-mit-mir.html (dort sind wiederum einige mehr enthalten)
- https://mein-kummerkasten.de/330453/Abhaengig-vom-Ehemann.html
- https://mein-kummerkasten.de/333013/Angstzustaende.html

Außerdem möchte ich dir dieses kostenlose Werk rund um Selbstliebe zeigen: https://www.life-coach-ranke.de/selbstliebe-3/


Ich sende dir liebe Grüße!
Nuala