Problem von Flo(spitzname) - 13 Jahre

Traurigkeit ohne Grund

Seid ich mich ziemlich mit einer meiner Freundinnen (jetzt nicht mehr) gestritten habe ,war ich irgendwie die ganze Zeit traurig .Bei jeder kleinigkeit würde ich am liebsten heulen um alles auszulassen es geht aber einfach nicht.Ich weiß einfach nicht was mit mir los ist , ich bin nur noch glücklich wenn ich zeit mit meinen drei besten Freundinnen verbringe oder einfach nur schreibe.Ich habe einfach keine Ahnung was mit mir los ist

Lan Anwort von Lan

Liebe Flo,

vielen Dank, dass du uns geschrieben hast. Entschuldige bitte die späte Antwort, ich hoffe, sie kann dir trotzdem weiterhelfen.

Das stimmt mich traurig, dass du einfach so traurig bist, ohne den Grund zu wissen.
Ich würde dir gerne eine Antwort darauf geben, die dir den Grund verrät, aber ich fürchte, diese Antwort kannst du nur in dir selbst finden. Was ich aber tun kann, ist dir einige Ansätze und Anregungen zu geben, um deine Traurigkeit besser zu verstehen und zu bewältigen.


Streit mit Freundinnen

Ich vermute, dass es vor allem daran liegt, dass du vielleicht einfach sehr an deinen Freundinnen hängst und dich sehr nach Harmonie und Nähe sehnst. Der Streit hat dich von deinen Freundinnen distanziert und vielleicht hast du dich deswegen traurig und einsam gefühlt?

Habt ihr denn euren Streit klären können? Vielleicht gibt es ja noch etwas, was noch mal besprochen werden sollte. Der Streit scheint ja etwas in dir nachhaltig bewirkt zu haben, er hat noch immer Folgen. Und diesen Folgen müsstest du auf den Grund gehen.


Traurigkeit annehmen

Es ist absolut okay, dass du mal traurig bist. Traurigkeit gehört zum Leben dazu, ist auch super wichtig. Denn sie zeigt dir, dass da etwas nicht im Reinen ist, dass es dir vielleicht an etwas fehlt oder du mit etwas unzufrieden bist. Sie ist ein wichtiger Hinweisgeber. Darum rate ich dir, diese Traurigkeit anzunehmen, dich für sie zu öffnen und dich mit ihr auseinanderzusetzen. Lass die Traurigkeit zu, weine auch, lasse alles raus. Das kann auch sehr gut tun. Auf keinen Fall sollte deine Traurigkeit unterdrückt werden, das würde dir nur mehr schaden.

Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine wäre, dass du dich allein mit ihr auseinandersetzt. Fühle in in die Traurigkeit rein, wenn du sie wieder spürst. Überlege nochmal: Wann genau taucht sie auf? Versuche da mal drauf zu achten und vielleicht wirst du auch die Trigger/Auslöser finden.


Auslöser für Traurigkeit finden

Vielleicht bist du auch gerade nicht im Reinen mit dir, die Harmonie zwischen dir und deinen Freundinnen wurde gestört. Da können Kleinigkeiten schon mal schnell dazu führen, dass man dann wieder heruntergezogen wird.
Gibt es vielleicht auch andere Dinge, mit denen du gerade nicht so glücklich bist in deinem Leben, die nicht mit Freundschaft zu tun haben?


Alles aufschreiben

Du kannst außerdem auch mal versuchen, deine Gefühle und Gedanken aufzuschreiben. Das bringt vielleicht auch noch mal Ordnung in das innere Chaos. Du schreibst selbst, dass du auch glücklich bist, wenn du einfach nur schreibst. Dann könnte so eine Art Schreibtherapie dir helfen. Dafür reicht es schon, dass du einfach alles aufschreibst, was dir gerade in den Sinn kommt. Achte weder auf Rechtschreibung und Grammatik oder auf richtige Ausdrücke, schreib es einfach unzensiert auf. Es ist nur für dich gedacht.


Mit anderen darüber reden

Hast du mit deinen Freundinnen mal darüber gesprochen? Wenn nicht, finde ich, solltest du das auch tun. Behalte das nicht für dich, vertraue dich deinen Freundinnen an. Wenn sie gute Freundinnen sind, hören sie dir zu, zeigen Verständnis und sind für dich da.


Alleinsein lernen

Du schreibst, dass du nur noch glücklich bist, wenn du Zeit mit deinen besten Freundinnen verbringst. Gerade ist es für uns alle eine schwierige Zeit, da vieles wegfällt und wir auch Kontakte einschränken sollten.

Aber jetzt können wir auch lernen, das Alleinsein zu gestalten und zu genießen.
Dabei kann auch diese sehr bereichernd sein. Ich denke, es ist wichtig, dass du dein Glück nicht nur aus deinen Freundinnen ziehst. Sonst könnte dich das sehr abhängig machen. Natürlich wollen deine Freundinnen, dass du glücklich bist und dafür tun sie sicher auch vieles. Aber es lastet sonst zu viel Druck auf ihnen, wenn sie komplett für dein Glück verantwortlich sind, weißt du?


Andere Hobbys finden

Wie wäre es mit anderen Leuten, mit denen du dich gut verstehst, oder deine Familie? Gibt es Hobbys, die dir Spaß machen, die du auch vielleicht mit anderen oder allein machen kannst? Versuche unbedingt aktiv zu bleiben, unternimm etwas mit Freundinnen, gehe raus in die Natur, bewege dich und treib Sport. Das könnte dir auch schon helfen.
Du wirst merken, dass du auch aus anderen Dingen viel Freude ziehen kannst. Oder probiere doch mal was Neues aus, worauf du schon immer mal Lust hattest. Du kannst das allein oder doch mit einer deiner Freundinnen probieren.


Dankbarkeit üben

Vielleicht wäre auch so etwas wie ein Dankbarkeitstagebuch etwas für dich, wenn du gern schreibst. Dazu schreibst du drei Dinge am Ende des Tages auf, die positiv waren, die gut liefen, wofür du dankbar bist, was du an dir magst oder generell in deinem Leben. Das kann deinen Blick auf das Positive lenken und verstärken und durch Dankbarkeit tust du auch etwas für dein Wohlbefinden.

Mach dir gerne auch mal eine Liste, mit all den schönen und positiven Dingen, die dir im Leben gut tun und die du gern machst, die dich erfreuen. Und versuche so drei Dinge davon täglich zu machen. Auch das könnte dir helfen, deine Traurigkeit zu überwinden.


Falls du vielleicht aktuell niemanden zum reden hast, aber jemanden dringend zum Reden brauchst, empfehle ich dir als Akut-Ratgeber die Nummer gegen Kummer (116 111 oder unter https://www.nummergegenkummer.de/und die Telefonseelsorge (0800.1110111 oder 0800.110222 oder unter der Webseite https://www.telefonseelsorge.de). Beides geht auch ganz anonym und die geschulten Zuhörer können dich auch beraten.

Hier wären noch weitere Anregungen für dich:
https://psychologische-coronahilfe.de/beitrag/was-tun-gegen-traurigkeit-und-verzweiflung-anregungen-fuer-erwachsene/#toggle-id-4

Abschließend möchte ich dir noch auf den Weg mitgeben, dass du dieser Traurigkeit nicht ausgeliefert bist. Ich bin mir sicher, dass es wieder bessere Zeiten geben wird und die Traurigkeit auch vergehen wird. Wichtig wäre nur, dass du selbst einsiehst, dass du auch viel tun kannst, um besser mit der Traurigkeit zurechtzukommen und sie besser zu verstehen. Und du bist vor allem nicht allein, du kannst dir immer Hilfe suchen und wenn es ganz schlimm wird, auch professionelle Hilfe.


Schreib uns doch gerne, wenn du noch etwas auf dem Herzen hast.

Viele Grüße,
Lan