Problem von Jens - 22 Jahre

Problem mit sich selber, in der Beziehung und mit den Schwiegereltern

Hallo, ich bin Jens 22 Jahre alt und habe ein ziemliches Problem mit mir selber sprich ich mag mich einfach nicht, ich mag meine Art nicht wie ich mit etwas umgehe und mein Leben so oder so nicht. Ich bin jetzt seit 5 Monaten in einer Beziehung und seit ca 2 Monaten gibt es nur noch Probleme einmal hatte ich sogar Schluss gemacht aber gemerkt das es ein Fehler war ich hatte zb den Gedanken daran mein altes Single Leben zu vermissen ich gehe zwar so gut wie nie raus aber ich zocke sehr gerne und habe auch nur online Freunde mit denen ich nicht darüber reden kann, ich Weiss nicht es setzt mir zu vorallem weil meine Freundin mit ihrer Mutter gesprochen hat wo sie nur meinte das unsere Beziehung keine zukunft hat ich muss sagen ich war jetzt nicht oft bei ihr zuhause und ihre mutter hat ein problem damit das ich mich nicht oft blicken lasse und diese gedanken mit ihr lieber schluss zu machen um das ganze zu umgehen kommen die ganze zeit wieder und wieder und ich weiß nicht mehr weiter. Sie hatte mich letzte Woche gefragt bzw uns eingeladen an Ostersonntag zum Raclette Essen zu kommen, ich hatte zugesagt und gestern Abend kam mir der Gedanke das ich dazu nicht wirklich Lust habe und bin auch deswegen heute zuhause geblieben und meine Freundin ist alleine dorthin, ich finde das selbst nicht gut von mir aber ich finde es unangenehm da zu sein sie denken anders, sind viel offener miteinander, und in meinen augen passe ich einfach nicht dazu :(. Ich weiss nicht ob es was mit meiner Vergangenheit zutun hat ich würde von der 5 bis zur 9 Klasse schwer gemobbt und war immer alleine. Naja ich danke fürs zuhören bzw lesen und wünsche euch noch frohe ostern.

Lan Anwort von Lan

Hallo lieber Jens,

ich danke dir für dein Vertrauen und deine Nachricht.
Erst einmal möchte ich dich ganz lieb drücken, wenn ich darf. Du hast viel Schlimmes erlebt und machst gerade auch eine schwere Zeit durch. Das ist wirklich nicht leicht, aber ich glaube an dich, dass du das schaffen kannst. Ich möchte dir mit meiner Antwort so gut wie es geht helfen und hoffe, dass du diese Hilfe auch annimmst.


Nun zu den zentralen Problemen, die du uns anvertraut hast:

Gespräch mit der Freundin

Habe ich das richtig verstanden und deine Freundin meinte zu ihrer Mutter, dass eure Beziehung keine Zukunft hat? Wenn ja, würde ich unbedingt noch einmal intensiver mit ihr darüber reden: Meinte sie das wirklich so? Wieso denkt sie, eure Beziehung hätte keine Zukunft? Und wie denkst du darüber?

Wenn ihr das noch nicht getan habt, solltet ihr unbedingt vor allem aufgrund der Probleme miteinander über eure Beziehung und eben die Zukunft reden. Was stellt ihr euch vor? Was wollt ihr beide eigentlich in der Beziehung? Wie sieht für euch eine Beziehung mit Zukunft aus? Welche Bedürfnisse, Ziele und Wünsche habt ihr? Und wie glücklich seid ihr gerade miteinander?

Erzähle ihr davon, wie du die Beziehung siehst, was du fühlst, welche Sorgen dich bedrücken. Auch, dass du eine Trennung in Erwägung ziehst. Das kann vielleicht verletzend sein, aber ich finde, dass du deiner Freundin gegenüber ehrlich sein solltest und das ist ja eine Sache, die euch beide etwas angeht.

Wo sind die Probleme? Was kann man tun, um diese zu lösen? Nicht alle Probleme lassen sich lösen. Die Wahrheit ist, dass eigentlich ein Großteil der Konflikte und Probleme sich nicht lösen lassen, aber das ist okay so und in vielen Beziehungen so. Dann akzeptiert man das, arrangiert sich, wichtig wäre aber, dass ihr den Kontakt zueinander sucht, euch darüber austauscht, was ihr wollt, euch besser versteht, auch wenn ihr gegenteilige Vorstellungen und Wünsche für die Beziehung habt.

Teile ihr auch mit, wie du dich mit ihrer Familie fühlst und dass du dich nicht zugehörig fühlst. Vielleicht kann man daran ja auch etwas ändern. Wenn du offen mit ihr sprichst, wird sie das sicherlich verstehen.
Wenn die Mutter deiner Freundin wüsste, wie du dich fühlst und dass es eben nicht an ihnen liegt, sondern du dich eben nicht zugehörig fühlst, würde sie sicherlich anders denken. Wenn du dich nicht traust, das direkt auszusprechen, könnte deine Freundin das auch mitteilen. Ich glaube das fördert auf alle Fälle das gegenseitige Verständnis.

Ich möchte dich bitten, ganz tief nochmal in dich zu gehen und dich zu fragen: Warum willst du genau Schluss machen? Sind es wirklich diese Probleme, von denen du gesprochen hast? Oder steckt dahinter vielleicht ein ganz anderes Bedürfnis, was gerade verletzt und nicht erfüllt wird? Wovor hast du Angst? Und stelle dir vor, wie ein Leben wieder ohne Beziehung wäre, vergleiche das mal mit dem jetzigen. Und fühl mal, was besser für dich wäre, ein Leben ohne oder mit. Was ist dir wichtiger? Frage dich auch generell, was dir die Beziehung bringt. Bist du damit glücklich? Was fehlt dir? Ist es wirklich das Single-Leben und die damit verbundene Freiheit?


Geringes Selbstwertgefühl und Mobbing

Ein großes Thema, das ich bei dir auch sehe, sind noch Verletzungen des von dir erwähnten Mobbings. Dein Selbstwertgefühl ist wahrscheinlich sehr beeinträchtigt. Du schreibst selbst, dass du ein Problem dir selbst hast und einfach nicht magst, wie du mit etwas umgehst und dein eigenes Leben.

Ich will dir deutlich sagen: Du kannst nichts für das Mobbing. Es ist schlimm, dass du so etwas erfahren musstest, das hat viel Schaden angerichtet, dir sehr viel Leid gebracht. Niemand verdient es, so behandelt zu werden. Es muss eine sehr schwere Zeit für dich gewesen sein und vielleicht hast du es immer noch nicht komplett überwunden. Aber glaube mir, wenn ich schreibe: Du bist ein toller Mensch, der es verdient hat, akzeptiert, wertgeschätzt und geliebt zu werden! Und das gilt es für dich, auch selbst zu entdecken.

Es kann sein, dass sich das Mobbing auch noch immer auch auf deine Beziehung zu anderen Menschen auswirkt. Es ist normal, dass du dich zurückziehst, eine Art Schutzmauer errichtet hast, um nicht noch mehr verletzt zu werden. Diese Mauer zu überwinden ist nicht leicht, aber nicht unmöglich. Und es ist auch vollkommen verständlich, dass du dich erniedrigt gefühlt und dein Selbstwertgefühl dadurch verloren hast. Jedem anderen würde es in dieser Situation so gehen. Ich fühle mit dir.

Auch wenn du sehr in der Vergangenheit verletzt worden bist, kannst du etwas im Hier und Jetzt ändern, du kannst diese Wunden, die dir zugefügt worden sind, heilen.


Aktiv werden und Selbstwertgefühl wieder aufbauen

Das wichtigste zu erkennen ist, dass du etwas ändern kannst, du kannst aktiv sein. Dazu musst du allerdings aus der passiven Rolle heraus. Das ist nicht leicht, weil du dich womöglich lange Zeit während des Mobbings so gefühlt hast. Auch wenn es dich noch sehr beschäftigt, das, was mal war, das ist früher gewesen. Heute bist du wahrscheinlich ein anderer Mensch, du bist erwachsen geworden und kannst den Umgang mit deiner Vergangenheit ändern. Sie wird nicht verschwinden, sie ist ein Teil deiner Geschichte geworden, kein schöner Teil, aber ein Teil, der dich eben geprägt hat. Auch das gilt es, zu sehen und zu akzeptieren.

Auch wenn es dir schwer fällt, kannst du Schritt für Schritt lernen, dich wieder selbst zu mögen. Aber dazu musst du dich auch mit dir selbst befassen und dich kennenlernen.

Was genau magst du denn nicht an dir am Umgang mit anderen Dingen? Und wie möchtest du denn lieber sein? Statt dich auf das Problem zu fokussieren, richte deinen Fokus auf Lösungen. Frage dich: Wie kann ich das ändern?

Nach dem Mobbing hast du ein ungesundes Verhältnis zu deinem Ich aufgebaut, was nur verständlich ist. Du hast vielleicht ständig an dir etwas zu meckern und findest dich selbst nicht gut. Aber anstatt deinen inneren Kritiker die Kontrolle zu geben, versuch es mit dem Gegenteil: Sei gut zu dir, sprich mit dir, als wärst du ein guter Freund, habe Verständnis für dich selbst und deine Fehler.


Akzeptiere dich selbst

Jeder Mensch hat Seiten an sich, die er nicht mag, selbst die selbstbewussten Menschen unter uns. Jeder Mensch hat Schwächen, aber um an diesen zu arbeiten, müssen wir sie erstmal akzeptieren. Das heißt nicht, sie gut zu finden, sondern sie als Teil deiner Persönlichkeit anzunehmen.

Manchmal haben wir auch Glaubenssätze verinnerlicht, die wir als Wahrheit ansehen: Ich bin nicht liebenswert, ich bin gut genug, ich habe nur schlechtes an mir usw. Ob sie wirklich wahr sind, müssen wir hinterfragen. Horch mal in dich, ob es etwas gibt, was dich abwertet und woran du glaubst. Frage dich: Ist das wirklich wahr? Oder denke ich das nur? Oder hat das nur mal jemand gesagt, um mir weh zu tun, weil er mich nicht mag?
Versuche Gegenbeispiele zu finden.

Versuche mal immer wieder deinem Spiegelbild "Ich mag Dich" zu sagen. Das wird sich anfangs komisch und albern anfühlen, aber je öfter du das machst, desto mehr und mehr wirst du es auch annehmen. Gib dir das, was du von anderen bisher nie oder wenig bekommen hast. Sage dir: Ich bin gut so, wie ich bin. Ich bin liebenswert. Ich verdiene es, wertgeschätzt zu werden. Umarme dich auch mal selbst, fühle dich und akzeptiere dich, wie du bist.


Positives finden

Entdecke deine positiven Seiten, deine guten Eigenschaften und Stärken. Frage dich, was du gut kannst, was dir leicht fällt, wofür dich andere loben und mögen. Richte deinen Fokus mehr auf die positiven Seiten im Leben. Vielleicht fängst du damit an, ein positives Tagebuch zu führen und schreibst täglich rein, was heute gut war und was du an mir magst.

Erstelle dir auch eine Liste von all den guten Dingen in deinem Leben und an dir selbst, hänge die Liste irgendwo auf, wo du sie immer siehst oder nimm den Zettel mit. Und wenn du wieder in das Selbstvertrauen verlierst, lies die Dinge, die du geschrieben hast. Das kann dich stärken.

Mache dir eine Liste von Dingen, die du gern machst und versuche sie öfter in deinen Alltag einzubauen.
Überlege dir, was du als nächstes erreichen und mal schaffen willst. Setze dir eigene Ziele, auch ganz kleine Ziele. Wenn du sie erreichst, kann das auch dein Vertrauen in dich selbst fördern.
Überlege auch mal, was du bisher so erreicht und geschafft hast, worauf du stolz bist.

Finde heraus, was dich einzigartig machst. Dein Selbstwertgefühl wieder aufzubauen, braucht wahrscheinlich Zeit, es ist auch ein ständiger Lernprozess. Es ist okay, wenn es dir schwerfällt und wenn du mal wieder rückfällig wirst. Die Hauptsache ist, dass du dran bleibst auch wenn es nicht immer leicht ist.


Hilfe suchen

Hast du mal mit jemandem wie einem Therapeuten darüber geredet? Ansonsten würde ich dir raten, das nochmal richtig aufzuarbeiten. Vielleicht brauchst du professionelle Hilfe, das weiß ich nicht. Aber vielleicht ist es auch schon mal ein guter Schritt, wenn du dich an eine Beratungsstelle vor Ort oder den sozialpsychiatrischen Dienst wendest, die können zumindest als erste Anlaufstelle beraten und unterstützen. Sie können dir sicherlich auch besser sagen, was in deinem Falle gut wäre.

Falls du vielleicht aktuell niemanden zum reden hast, aber jemanden dringend zum Reden brauchst, empfehle ich dir als Akut-Ratgeber die Nummer gegen Kummer (116 111 oder unter https://www.nummergegenkummer.de/und die Telefonseelsorge (0800.1110111 oder 0800.110222 oder unter der Webseite https://www.telefonseelsorge.de). Beides geht auch ganz anonym und die geschulten Zuhörer können dich auch beraten.


Wenn du mehr über die Themen Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl lesen willst, kannst du gern bei den folgenden Links reinschauen:

https://mein-kummerkasten.de/247719/Ich-habe-mein-Selbstbewusstsein-verloren.html
https://zeichen-gegen-mobbing.de/selbstvertrauen
http://www.angst-auskunft.de/Selbstvertrauen_staerken.htm
https://arbeits-abc.de/selbstbewusstsein/


Ich hoffe, dass ich dir damit Anregungen geben konnte. Nun liegt es an dir, was du damit machst.
Wenn du noch Fragen hast, schreib uns gerne.


Viele Grüße,
Lan