Anwort von Lan

Liebe Ratsuchende,

ich danke dir für dein Vertrauen und deine Worte.

Das muss schrecklich für dich gewesen sein, diese verstörenden Videos und Bilder zu sehen. Gerade so etwas bleibt einem lange im Gedächtnis. Das kenne ich zu gut, vor allem wenn es aber dann auch noch Dinge sind, die auf wahren Begebenheiten beruhen. Das Internet kann durchaus auch furchtbare Inhalte umfassen.

Du schämst dich sehr, aber ich finde, dass das nicht sein muss. Ich finde, dich trifft keine Schuld. Du warst eben nur neugierig, daran ist nichts schlimm, du hast ja nichts schlimmes getan, konntest nicht ahnen, was da auf dich zukommt und wie du darauf reagierst. Ich kenne das auch von mir. Obwohl es einen verstört, lässt es einen nicht los und man kann trotzdem nicht wegschauen.

Selbst wenn man nicht danach sucht, kann es im Internet sehr leicht vorkommen, dass man auf verstörende Sachen trifft. Also mache dir bitte keine Vorwürfe. Wenn jemand Schuld sein sollte, sind es diejenigen, die solche Inhalte ins Netz stellen.

Ich finde, dass es hier auch gar nicht um die Schuldfrage geht, sondern wie du mit diesen Dingen jetzt umgehen sollst.


Verstörende Bilder loslassen lernen

Jetzt ist es wichtig, dass du ruhig bleibst und versuchst, die Erinnerung daran loszulassen.

Versuche die Erinnerung an das Schreckliche mit anderen positiven Bildern und Gedanken zu überschreiben. Dahinter steckt die Idee, dass du wieder die Kontrolle darüber bekommst, was du denkst. Du füllst deinen Verstand mit positiven Dingen, um die schlechten zu vergessen. Vielleicht schaust du schöne Videos, liest spannende Geschichte oder schaust dir süße Fotos und Videos von Tieren an.

Versuche dich abzulenken, unternehme etwas mit einem Freund, gehe Hobbys nach, mache Sport. Widme dich Dingen, die deine vollste Konzentration brauchen und bei denen du vollkommen alles um dich herum vergessen kannst. Tue Dinge, die dir Freude und dich glücklich machen. Vielleicht hast du ja auch eine Liste mit schönen Seiten, Memes, Fotos oder Videos, die du dir immer gerne wieder ansiehst.

Gedankengänge steuern

Verstörende Bilder wieder aus dem Kopf zu bekommen und zu unterdrücken, ist sehr schwer möglich. Doch es gibt Möglichkeiten, deine eigenen Gedankengänge zu beeinflussen und zu lenken, sodass du weniger daran denkst. Eine Technik wäre der Gedankenstop. Wenn du merkst, du kannst an nichts anderes mehr denken, entscheide dich dazu, diese Gedanken zu unterbrechen. Du sagst laut "Stop". Das ist nicht leicht, aber je öfter du das schaffst, dich dann auf etwas anderes zu fokussieren, desto leichter wird es dir mit der Zeit fallen.

Probiere es mit progressiver Muskelentspannung. Damit könntest du körperlichen Reaktionen entgegenwirken. Wichtig ist, dass du auf dich achtest, genug und oft schläfst, isst und dich bewegst.

Vertraue dich anderen an

Sprich bitte mit Freunden oder anderen Vertrauten darüber. Das kann dir auch helfen, diese Erinnerungen zu verarbeiten. Es könnte dadurch leichter sein und vielleicht gewinnst du so auch dazu Abstand.


Professionelle Hilfe

Wenn die Erinnerung an die verstörenden Bilder nach einem Monat immer noch nicht besser wird, wäre es gut, wenn du dir professionelle Hilfe holst. Du musst dich nicht dafür schämen. Schließlich geht es ja um deine Psyche und Gesundheit, die wichtig ist. Selbst solche Bilder und Videos können einen sehr belasten, wie du schon selbst schilderst.


Vorsichtiger sein

Um das zu verhindern, dass du erneut diese Erfahrung machst, solltest du künftig vorsichtiger beim Surfen im Internet sein. Denke nach, bevor du etwas anklickst, bei dem du erahnen kannst, dass es dir vielleicht nicht gut tun könnte. Vielleicht kannst du auch bei den Interneteinstellungen Webseiten mit potenzieller Gewalt vornherein rausfiltern lassen.


Hier sind weitere Anregungen für dich, die dir weiterhelfen können:
https://de.wikihow.com/Etwas-Furchtbares-vergessen,-das-du-im-Internet-gesehen-hast
https://www.vice.com/de/article/dyvgjj/tipps-gegen-trauma-nach-grausamen-bildern-oder-videos-social-media


Ich wünsche dir wirklich alles Gute und dass du lernen kannst, mit diesen Erinnerungen umzugehen und sie loszulassen. Ich wünsche dir ganz viel Kraft und auch Mut!

Viele Grüße,
Lan