Problem von Anonym - 37 Jahre

Mutter macht mich krank

Hallo liebes Kummerkasten-Team

Ich weiß irgendwie nicht so recht wie ich anfangen soll,so dass ihr mir vielleicht helfen könnt bei dem Problem mit mir (37) und meiner Mutter (66).

Um Euch einen kleinen Einblick geben zu können muss ich weit ausholen und bei meiner Kindheit anfangen.

Ich ein Trennungskind zusammen mit meinem Bruder.
Meine Mutter lernte ,als ich 7 Jahre alt war einen Mann kennen und führte mit diesem eine mehrjährige Beziehung.Als sie diese Beziehung führte,gab sie meinen Bruder in ein Heim und ich hatte mit ihm nie wirklich Kontakt und er spielt auch in meinem heutigen Leben keine Rolle.
Dieser Mann ,mit dem sie die Beziehung führte,misshandelte mich körperlich,was meine Mutter auch mit bekam und irgendwann missbrauchte er mich sexuell.
Meine Mutter sagt heute,dass sie davon nichts mitbekommen haben will.
Meine Mutter selbst misshandelte mich auch,körperlich wie auch seelisch.
Sei es ,dass ich mit einem Messer bedroht wurde und sie mich umbringen wollte ,sie mich mit Gegenständen verpügelte usw.Auch wurden dummheiten,welche ich machte und für mich aus heutiger Sicht nichts dramatisches waren,als wahnsinnig schlimm dargestellt.
Sie gab mich in eine stationäre psychologische Behandlung,weil ich den Misshandlungen von ihr und ihrem damaligen Partner nicht gewachsen war und sich das durch mein Verhalten äusserte vor allem aber in der körperlichen Hygiene.
Nachdem die stationäre Behandlung nach sechs Wochen beendet wurde,bekam sie den Rat die Beziehung mit mir zu stärken.Letztlich wurde ich dann noch auf Kur geschickt und sie machte Urlaub mit dem besagten Partner und hatte eine schöne Zeit,während ich mit meinen Problemen klar kommen musste.
Irgendwann trennte sie sich von ihm und lernte einen neuen Partner kennen.
Auch hier kam es dann zu körperlichen Übergriffen mir gegenüber ,welche sie mehr oder weniger hin nahm.
Die körperlichen Übergriffe waren jedoch im Gegensatz zu dem Partner davor eher harmlos,zumindest für mich.
Ich zog dann mit 18 aus zu meinem damaligen Freund,der für mich das Sprungbrett war um von ihr weg zu kommen.
Seit dem ist unsere Beziehung aber nicht besser geworden.
Sie hat oft den Kontakt zu mir abgebrochen weil ihr irgendwelche kleinigkeiten nicht passten.
So führte zb ein Besuch von ihr bei dem sie über ein Wochenende bei mir war und Kuchen mit brachte dazu,dass sie den Kontakt abbrach,weil der Kuchen den sie mitbrachte im Müll landete,weil dieser nicht kühl gestellt werden konnte,da der Kühlschrank mit Lebensmitteln voll war,welche man kaufte,damit für den Besuch genug essen da ist.
Sie schmiss den Kuchen in die Tonne,setzte sich wortlos ins Auto und fuhr mit ihrem Partner,welcher ein anderer war,als die von denen ich weiter oben erzählte,nach Hause.
Ihr Partner wusste ebensowenig wie ich was gerad ihr Problem war.
So vergingen die Jahre und immer wieder kam es zu unausgesprochenen Konflikten,welche nicht ausgesprochen wurden,da sie den Kontakt abbrach oder Konflikte nicht klären konnte,was aber nicht nur bei mir so war.
Ich habe 4 Kinder.Meine zwei ältesten Söhne sind nicht von meinem jetzigen Mann.
Ich war eine Zeitlang alleinerziehend und berufstätig.
So habe ich in einem Seniorenheim gearbeitet und musste an Weihnachten arbeiten.SIe bot mir ihre Hilfe an und wollte meine Kinder in der Zeit betreuen.
Gerne habe ich die Hilfe angenommen.
Nachdem ich dann von einer meiner Schichten kam,standen ihre Koffer gepackt da und sie sagte sie fährt Heim.
Auf die Frage warum antwortete sie,dass meine Kinder die ganze Zeit vor der Wii hängen ,welche sie zu Weihnachten bekamen und nicht die Zeit mit ihr verbrachten.
Meine Kinder waren zu dem Zeitpunkt 8 und 6.
Natürlich nahm ich das nicht wortlos hin und äusserte meine Meinung.
Nachdem sie dann fuhr bekam ich von ihr einen Anruf sie würde sich jetzt gegen eine Wand fahren.
Ich sagte ihr ,dass das psycho terror ist und wieder brach dann der Kontakt ab ,für Jahre.
Ich habe vor bald drei Jahren mein viertes Kind bekommen und die Schwangerschaft war sehr problematisch.
Ich hatte Sturzblutungen,sanierte zeitgleich ein Haus und hatte wahnsinnige Probleme mit zwei meiner Kinder.Ein Kind,welches ADHS hat und dementsprechend schwierig ist und ein anderes Kind,welches Autist ist und besonderer Aufmerksamkeit bedarf.
Desweiteren war mein autistisches Kind öfter krank und ich musste Besuche von meiner Mutter absagen,da dieses Kind mit 40 Fieber eher seine Ruhe brauchte als Besuch.
Dies nahm sie persönlich und liess mich dann im Stich als ich erneut wegen der problematischen Schwangerschaft ins Krankenhaus musste.
Nachdem sie mir dann auch noch nur eine Whattsapp Nachricht zum Geburtstag schrieb,bin ich geplatzt und habe ihr dann nach 34 Jahren mal geschrieben wie ich fühle und das ich dieser Beziehung zu ihr nicht mehr gewachsen bin.Das alles aber natürlich freundlich und soweit wie es die Situation erlaubte ,Rücksichtsvoll auf ihre Gefühle.
Ich war dann diejenige die den Kontakt abbrach,da mir das ganze psychisch sehr zusetzte.
Ich habe Panikattacken bekommen und Depressionen und muss noch heute Medikamente einnehmen.
Die Jahre vergingen und sie suchte dann 2020 den Kontakt zu mir ,welchen ich vorsichtig zu ließ.
Ich wusste zwar ,dass ich nie wieder eine Beziehung zu ihr aufbauen kann,wie es bei Mutter und Tochter sein sollte aber ich hatte gehofft,dass meine Mutter ,so wie ich,gelernt hat aus Fehlern und wir zumindest ein freundschaftliches Verhältnis zueinander pflegen können.Vorwürfe zu meiner Vergangenheit und den Missbräuchen habe ich ihr übrigens nur einmal in meinem Leben gemacht.
Nun ja...Meine Mutter musste dann von ihrem damaligen Wohnort weg ziehen,da sie sich die Miete nicht mehr leisten konnte,weil sie frühzeitig in Teil-Rente ging und ihr Arbeitgeber sie nicht weiter übernehmen wollte.
Sie hatte dann die Wahl in Richtung meines Bruder zu ziehen oder in meine Richtung.Mein Bruder und ich wohnen 100 Kilometer auseinander und sie wohnte von mir aus 170 Kilometer weit weg und zu meinem Bruder 70 Kilometer.
Sie entschied sich ,ohne dass sie das mit mir besprach oder meine Meinung dazu einholte,dafür hier zu mir in die Gegend zu ziehen mit dem Gedanken ,dass ich ihr mehr helfen würde als mein Bruder,was sich in der Vergangenheit immer wieder zeigte,wenn es drauf ankam.
Sie zog also in meine Richtung und lebt hier nun seit drei Monaten.Was anfänglich okay war aber mittlerweile immer mehr eine Belastung wird ist die Hilfe ,welche sie ständig braucht.
Sie ist körperlich nicht eingeschränkt und geht mittlerweile auch wieder arbeiten im Verkauf,benötigt jedoch ständig Hilfe und sei es nur um eine Papiertonne vor die Tür zu stellen oder um Gardinen zu befestigen oder oder oder.
Sie vereinnahmt meinen Mann immer und immer wieder genauso wie meine älteren Söhne.
Nun ist es so,dass wir noch immer unser Haus renovieren und sanieren zumindest Stückweise und ich dementsprechend viel kaufen muss.Mein Mann zahlt das Haus ab,zahlt Strom,Lebensmittel und ich sorge für die Sanierung und dass unsere Kinder alles haben was sie brauchen.Nun mischt sie sich in unser Familieleben ein und bespricht mit meinem Mann oder meinem ältesten Sohn, als er mal wieder bei ihr war Sachen,welche sie hätte mit mir besprechen sollen.
Sie sagt meinem Mann und Sohn ,dass ich kaufsüchtig bin und andere für mich gemeine Sachen über mich.Mein Mann kann sich da nicht klar positionieren,da er keinen Streit mit ihr anzetteln will.
Nun habe ich das ganze versucht mit ihr zu klären und sagte ihr,dass ich es schön gefunden hätte,hätte sie das mit mir besprochen.Ihre Antwort darauf war"Jetzt bin ich wieder die jenige welche-Hab verstanden".
Ich fragte sie dann ob das jetzt gerade ihr ernst ist.
Eine Antwort bekam ich nicht mehr.
Nun ist es so ,dass ich mich wieder wahnsinnig schlecht fühle und meine Psyche einfach sehr leidet.
Ich fühle mich wütend,hilflos und weiß nicht mehr was ich machen soll.
Für meine psychische Gesundheit möcht ich gerne ,dass der Kontakt nicht weiter besteht,jedoch wohnt sie hier nun in der Nähe und ich möchte sie ungern im Stich lassen,sie hat hier (noch)niemanden.
Ich habe schon überlegt ob meine Söhne und mein Mann ihr weiter unter die Arme greifen,im gesunden Maß und ich für meine psychische Gesundheit den Kontakt einfach abbreche,aber dann bin ich nicht besser wie sie.

Ich hoffe das ganze war halbwegs verständlich geschrieben,denn im Moment bin ich einfach nur durch den Wind und weiss nicht wo hin mit meinen Gedanken.

Bitte,bitte helft mir und gebt mir eine objektive Meinung.

Viele Liebe Grüße

Heiner de Wendt Anwort von Heiner de Wendt

Liebe Ratsuchende,

zunächst einmal danke für dein Vertrauen und deinen Mut, dir Hilfe zu suchen. Das, was du beschreibst, klingt unglaublich belastend, und es ist absolut verständlich, dass du einen Ausweg suchst.

In deiner ganzen Erzählung musste ich vor allem an eines denken: Narzissmus. Deine Mutter zeigt viele sehr deutliche Züge eines narzisstischen Elternteils. In allem, was sie tut, stehen ihr Wohlbefinden und ihre Bedürfnisse im Vordergrund, während deine psychische UND körperliche Gesundheit - und die deiner Kinder - keine Rolle zu spielen scheinen. Im Gegenteil, sie macht dir das Leben sogar extra schwer, redet schlecht über dich, und vereinnahmt dich und deine Familie, in einer Zeit, in der ihr selbst mit Belastungen zu kämpfen habt.

Seine Familie und insbesondere seine Eltern im Alter unterstützen zu wollen, ist im Grundsatz etwas Schönes und absolut zu unterstützen. Aber eben nur dann, wenn eine gesunde Beziehung mit gegenseitigem Respekt dahinter steht. Alles, was du beschreibst, klingt danach, als würde deine Mutter dich und deine Familie ausnutzen wollen, und zwar in einem Maß, das weit über familiäre Unterstützung hinausgeht.

Als du ein Kind warst, hat deine Mutter deinen Bruder in ein Heim gegeben. Du selbst wurdest von ihr und von ihren Partnern misshandelt, psychisch und körperlich. Sie hat sogar damit gedroht, dich umzubringen. Sie lehnt bis heute die Verantwortung dafür ab, erklärt sogar, sie hätte offensichtliche Misshandlungen nicht mitbekommen. Sie hat dich mit deinen Problemen allein gelassen, und immer wieder wegen Kleinigkeiten den Kontakt abgebrochen oder zu anderen übertriebenen Strafen gegriffen.

Als sie sich zu Weihnachten um deine Kinder gekümmert hat, hat es in in Kauf genommen, dich vor große Probleme zu stellen und deine Kinder ohne Betreuung zu lassen, nur weil sie nicht die Aufmerksamkeit bekommen hat, die sie wollte. Sogar, als du dich um dein krankes Kind gekümmert hast - wie eine gute Mutter es tun sollte! -, hat sie darin nur gesehen, dass ihre Bedürfnisse nicht erfüllt wurden, und dich wiederum dafür bestraft.

Ihr ganzes Verhalten, bis hin zu ihrer Drohung, Selbstmord zu begehen, klingt nach dem Versuch, dich zu kontrollieren: Entweder, dein ganzes Leben dreht sich um sie und ihre Bedürfnisse, oder es passiert etwas Schlimmes.

Es ist doch klar, dass du erschöpft und überfordert bist, wenn ständig ein solches Damokles-Schwert über dir schwebt. Du befindest dich in einer Zwickmühle: Entweder, du gibst mehr, als du eigentlich geben kannst, und nimmst jede schlechte Behandlung hin, oder es erfolgt eine Strafe.

Auch, dass sie schlecht über dich redet, deiner Familie einzureden versucht, dass du kaufsüchtig bist, ist letztlich nur ein Versuch, die Kontrolle über dich zu bekommen. Wenn sie andere gegen dich aufbringt, bist du isoliert und kannst dich schlechter gegen sie wehren. Aus dem Grund denke ich auch, dass es wichtig wäre, dass dein Mann klare Position bezieht - und zwar für dich.

Du hast bereits die Erfahrung gemacht, dass Kritik und das Setzen von Grenzen bei deiner Mutter nur zu Ablehnung führt, oder dazu, dass sie sich selbst als Opfer darstellt. Das gehört zum klassischen Repertoire von Narzissten, wenn man ihnen Grenzen setzt: Sie verdrehen die Opfer-Täter-Rollen, stellen eine Person als “zu sensibel” dar, machen Vorwürfe oder werden aggressiv, um das Gegenüber in die Unterwürfigkeit zu drängen.

Die Schwierigkeit bei der narzisstischen Persönlichkeitsstörung ist, dass in aller Regel die Krankheitseinsicht fehlt. Anders gesagt, die eigene Verantwortung wird abgelehnt, Schuld sind immer die Anderen. Das bedeutet leider auch, dass du hier nicht “gewinnen” oder realistisch auf Besserung hoffen kannst.

Die Tatsache, dass du dich schlecht fühlst, wenn du den Kontakt abbrichst, ist leider auch das Ergebnis dessen, was deine Mutter über Jahrzehnte mit dir gemacht hat. Als Kind hing dein Überleben von ihr ab, und sie hat deutlich gezeigt, dass du auf jede ihre Launen und Bedürfnisse eingehen musstest, um zu überleben. Dass du Misshandlungen und Grenzüberschreitungen hinnehmen musstest. Und bis heute benutzt sie die Trigger, die sie dir als Kind “eingepflanzt” hat, um dich zu kontrollieren.

Liebe Ratsuchende, ich kann dir nur dringend empfehlen, die Verantwortung für dich und deine Familie zu übernehmen - und dies nicht zu opfern für eine Mutter, die nur ihre eigenen Bedürfnisse im Fokus sieht. Sie hat deiner Erzählung nach nie die Verantwortung für dich übernommen. Warum solltest du heute für sie verantwortlich sein?

Denk bitte außerdem über eine Therapie nach. Was du durchgestanden hast, hinterlässt tiefe psychische Wunden, die nicht einfach von alleine heilen. Nicht selten haben Kinder von Narzissten sogar eine posttraumatische Belastungsstörung. Hier braucht es eine gute und längerfristige Trauma-Therapie, am besten bei einem Therapeuten, der sich mit dem Thema Narzissmus auskennt.

Im Folgenden findest du noch einige Links, die dir vielleicht weiterhelfen können:

https://hilfefueropfervonnarzissten.com/2017/05/26/narzissmus-posttraumatische-belastungsstoerung/

https://www.spektrum.de/news/narzisstische-eltern-kein-herz-fuer-die-eigenen-kinder/1870531

https://www.minimenschlein.de/gedanken/gastbeitrag-ich-bin-die-tochter-einer-narzisstischen-mutter/

Außerdem gibt es viele Selbsthilfegruppen für Opfer von Narzissten, auch online, etwa in Foren und sozialen Medien.

Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute, und hoffe, dass du deinen Weg zur Heilung findest. Solltest du weitere Fragen haben oder dich einfach nur ausdrücken wollen, zögere nicht, noch einmal zu schreiben.

Liebe Grüße,

Heiner