Problem von Anonym - 16 Jahre

Missbrauch

Ich habe echt ein Problem.
Es ist so ich in meiner vergangenheit echt viel scheisse erlebt habe und nicht damit um gehen kann.Ich bin auch schon in Therapie und so nur ich hab halt ständig Alpträume von mehreren Missbrauchen.Ich kann auch nicht schlafen deswegen.Ich war auch schon in sehr vielen kliniken aber das hat nicht wirklich geholfen . Ich hab seid dem echt angst einzuschlafen.Und meine Mutter hat ein verlobten den ich zwar vertraue uns so nur ich hab meistens angst das er mir auch was tut oder so.

Ich bin übrings 16

Nuala Anwort von Nuala

Hallo du!

Ich möchte mich für die späte Antwort entschuldigen.
Du musst sehr viel Schlimmes erlebt haben! Du hast mein großes Mitgefühl. Danke daher auch an dich, dass du uns geschrieben und damit Vertrauen gezeigt hast.

Ja, das mit dem Vertrauen ist ein wesentlicher Punkt. Du hast erlebt, dass dir ein oder Menschen körperlichen und seelischen Schaden zu gefügt haben. Vielleicht kanntest du sie damals auch so gut, dass es umso schmerzhafter war, was sie getan haben, weil du ihnen vertraut hast. Deswegen wundert es mich nicht, dass du bei dem Verlobten deiner Mutter auch Angst vor Übergriffen hast.
Ich weiß, dass deine Angst davor nicht einfach verschwinden wird, wenn ich dir schreibe, dass es gut ist, auf dich und dein Leben zu vertrauen. Denn das ist ein Lernprozess. Gerade nach sehr extremen Erfahrungen. Dein Herz und dein Verstand können immer ein bisschen mehr lernen, sich wieder zu öffnen und das Schöne des Lebens aufzunehmen. Bildlich gesprochen: Damit du keine starre verkrümmte Knospe bist, sondern weich und zart in deinen schillerndsten Farben erblühen kannst :)
Dafür wäre natürlich eine tolle professionelle Begleitung super. Vielleicht hast du diese ja schon gefunden - du schreibst, dass du dich aktuell in Therapie befindest. Eventuell musstet ihr noch warm miteinander werden oder es passt etwas im Ablauf noch nicht so gut. Ich hoffe sehr, dass du dich dort insgesamt gut behandelt fühlst und ein Vertrauensverhältnis entsteht. Dazu ist es echt wichtig, dass du benennst, was dir fehlt bzw. wie du gerne behandelt werden möchtest. Falls du das für dich verneinen solltest, du dich also unwohl bei der Therapeutin/dem Therapeutin fühlst, wäre ein Wechsel das Beste. Für diesen Fall habe ich dir unten noch mehr geschrieben, was du tun könntest.

Du hast von mehreren Anläufen mit Therapie und Klinik berichtet. Hier stellt sich mir die Frage, warum es bisher nicht zu Besserungen gekommen ist.
Vielleicht wäre es ein Ansatz, dass du dich mit deiner Mutter, einer engen Freundin, einer Schulpsychologin o.ä. einmal zusammensetzen und überlegen würdest:
* Was brauche ich, um mich in der Psychotherapie bzw. in der Psychiatrie wohlzufühlen?
* Wäre eine Tagesklinik etwas für mich?
* Was lief bisher schief (gibt es da wiederkehrende Dinge, die sich nicht wiederholen dürften...?)
* Worauf muss besonders geachtet werden?
* Wann und wie habe ich mich noch am besten gefühlt - und wie ging es damit weiter?
--> Du könntest deine Ergebnisse in einem extra Tagebuch festhalten. Oder dazu ein großes Bild malen, vielleicht als Comic mit Sprechblasen, bzw. eine Collage anfertigen. Das wäre dann auch etwas Greifbares, was du ggf. mit in die nächste Therapiesitzung nehmen könntest, damit die neue Therapeutin/Therapeut genauer erkennen würde, worauf es bei dir ankommt.

Möglicherweise hatte es zwischenmenschlich nicht gepasst - dann würde ich dich gerne ermuntern, es weiterhin zu versuchen! Wenn du dich bei einer therapeutischen Person aufgehoben fühlen kannst, ist das einer der wichtigsten Bausteine überhaupt! Damit du immer mehr lernst, Vertrauen zu fassen und dich auf die Therapie an sich einzulassen. So kann idealerweise eine lange Zusammenarbeit entstehen, bei der du immer freier und gelassener werden kannst :)

Es kann aber auch sein, dass die Therapieformen bisher nicht die richtigen für dich gewesen sind (ich kann dir hier keine Fachauskünfte aus erster Hand geben, weil ich dir jetzt nicht in einer Beratung gegenübersitze und wir hier im Kummerkasten keine Fachmeinung ersetzen können und dürfen). Zumindest möchte ich dir aber ein paar Hinweise geben: Nach dem, was du geschildert hast, würde ich dir gerne eine Traumatherapie ans Herz legen. Das ist einfach nochmal spezialisierter auf die Situationen von Betroffener sexualisierter Gewalt und deren Folgen zugeschnitten.
Dann gibt es z.B. auch noch Therapien, in denen mit Hypnose gearbeitet wird. Auch das könnte sehr hilfreich sein, gerade bezüglich deiner großen Ängste.

Zum Thema Einschlafen und Angst könnten dir geführte Meditationen auf CD/MP3 helfen. Auch Entspannungsreisen bzw. Entspannungsmusik. Das könntest du einmal in der Therapiestunde besprechen und/oder einfach einmal selbst ausprobieren. Genauso alle entspannungsfördernden Sport/Bewegungsarten wie Yoga, Tai Chi, Quigong, etc.

Ich würde dir empfehlen, dich in einer Beratungsstelle zum weiteren Vorgehen beraten zu lassen, falls du die aktuelle Therapie als nicht zufriedenstellend empfinden solltest.
--> Wie könnten die nächsten Schritte aussehen?
Es gibt nämlich extra Beratungsstellen dafür. Bitte am besten eine erwachsene Person, dich hier zu unterstützen und zu begleiten.
Hier ist eine Suchhilfe dafür. https://www.dajeb.de/beratungsfuehrer-online/beratung-in-ihrer-naehe
Du kannst da deinen Wohnort eingeben und dass du nach "Krisenintervention", "Gewalt (Opfer jeglicher Gewalt) oder "Onlineberatung" (falls erwünscht) filtern willst. So werden dir die entsprechenden Beratungsstellen und Onlinedienste angezeigt.

Es gibt z.B. auch N.I.N.A., das ist ein Hilfsangebot mit telefonischer Beratung und einigem mehr:
https://nina-info.de/

Diese Seite bietet auch viele nützliche Adressen und Themen: https://www.gewaltgegenfrauen.de/beratung-und-hilfe/wichtige-adressen/

Das war jetzt bestimmt sehr viel.
Es kann nützlich sein, dass du von Zeit zu Zeit wieder in diese Zuschrift reinschaust. Nicht zu jedem Zeitpunkt passt alles. Du kannst ja später erneut etwas nachlesen. Nimm dir erstmal das mit, was genau jetzt stimmig ist. Der Rest kann dann warten.

Liebe Unbekannte, ich wünsche dir ganz viel Kraft für die nächste Zeit. Bitte melde dich erneut bei uns, wenn du dir gerne etwas von der Seele schreiben willst. Wir sind natürlich für dich da (und bemühen uns um schnelleres Antworten).


Alles Gute und herzliche Grüße sendet dir
Nuala