Problem von Anonym - 28 Jahre

Will meine Mutter nicht, dass ich glücklich bin?

Ich bin seit kurzem sehr verliebt und habe eine feste Freundin. Wir verbringen Tag und Nacht zusammen und wollen Ende des Jahres auch zusammen ziehen. Es geht alles etwas schnell, das weiß ich auch. Aber wir sind wirklich super glücklich und können nicht ohne einander. Ich hatte noch nie so eine intensive Beziehung. Und mein Bauchgefühl sagt mir auch, dass hier alles in richtigen Bahnen läuft.
Das einzige was meine Stimmung trübt ist meine Mutter...
Sie hat das Gefühl ich bin nur noch auf meine Freundin fixiert und vernachlässige alle anderen Themen. Sie hat ständig Erwartungen wie ich mich verhalten sollte und sagt sie hätte Angst ich verenne mich in etwas. Da meine Freundin nicht aus Deutschland ist und im Moment noch keine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung besitzt, behauptet sie neuerdings, dass sie befürchtet, dass wir bald sogar schon heiraten und sie mich nur deswegen ausnutzt. Das macht mich so unglaublich traurig. Ich weiß genau wie sehr wir uns lieben und dass sie mich sicher nicht ausnutzt. Meine Familie kennt sie auch und sie verstehen sich eigentlich super. Ich bin so enttäuscht und schockiert, dass meine Mutter jetzt solche Unterstellungen macht. Ich dachte sie mag meine Freundin wirklich. Meine Freundin hat einen festen Job und hat ihre eigene Wohnung. Sie ist nicht auf mich angewiesen. Ihr Aufenthalt ist auch nicht in Gefahr. Also sie braucht mich sicher nicht als Notnagel.

Ich habe den Eindruck meiner Mutter passt es nicht, dass sie nicht mehr die Nummer 1 ist. Ich glaube sie fühlt sich einsam und vermisst es, dass wir so viel Zeit wie früher zusammen verbringen. Ich stehe jetzt aber total zwischen den Stühlen. Ich will ihr gerecht werden und sie auch nicht verletzen, will aber auch die Zeit mit meiner Freundin weiterhin genießen und nicht diese negativen Gedanken von meiner Mutter aufgedrängt bekommen. Zusätzlich verunsichert sie mich total und ich habe Angst sie könnte doch Recht haben mit ihren Vermutungen, obwohl ich eigentlich 100% weiß es ist nicht so. Ich lasse mich nur doch leider immer sehr von ihrer Meinung beeinflussen.

Weiterhin habe ich auch Angst, dass sie doch ein Problem mit der gleichgeschlechtlichen Liebe hat. Ich frage mich, ob sie anders reagieren würde, wenn das Ganze mit einem festen Freund wäre. Da kommen einige offene Fragen für mich zusammen...
Ist meine Mutter wirklich eifersüchtig und will nicht, dass ich endlich glücklich bin?

Herzlichen Dank für jeden Tipp.

Lan Anwort von Lan

Liebe Ratsuchende,

schön, dass du uns geschrieben hast und danke für dein Vertrauen.

Das ist wirklich eine sehr schwierige Situation. Ich kann verstehen, dass du gerade nicht weißt, was du glauben und machen solltest, damit alle glücklich sind.

Du fragst, ob deine Mutter nicht will, dass du glücklich bist. Ich würde jetzt einfach mal von dem, was ich gelesen habe, sagen, dass ich eher das Gefühl habe, dass sich deine Mutter einfach nur um dein Wohlergehen sorgt. Sie hat Angst, dass du vielleicht tatsächlich verletzt und ausgenutzt wirst. Sie will dich im Gegenteil eher vor Enttäuschung und Verletzung bewahren. Sie glaubt, aus welchen Gründen auch immer, dass deine Freundin dich nicht glücklich machen kann, dass die Beziehung dir wohl nicht gut tut und will deswegen nicht, dass du weiter mit deiner Freundin zusammen bist.

Auch wenn es sich für dich gerade so anfühlt, als würde dir deine Mutter bei deinem Liebesglück im Weg stehen: Sie will eigentlich nur, dass es dir gut geht. Auch wenn ihr Verhalten jetzt eher negativ auf dich wirkt, ich denke, dass eine positive Intention dahinter steckt.

Und wenn das vielleicht stimmt, dass sie sich einsam fühlt und gerne wieder dein Mittelpunkt im Leben sein will, ist das insofern auch etwas Positives, weil sie sich wieder mehr Nähe zu dir wünscht. Sie tut es, denke ich, nicht, weil sie dich verletzen oder unglücklich machen will. Entweder will sie dich vor Unglück bewahren oder sieht gerade vielleicht nur ihr eigenes Glück in Gefahr. Das kann ich nicht genau sagen, vielleicht stecken auch mehrere oder andere Gründe dahinter.

Versuche mal, deine Mutter etwas zu verstehen und prüfe auch dein eigenes Verhalten:
Ist es denn so, dass du andere Dinge vernachlässigt? Denke mal bitte darüber nach, vielleicht stimmt es nicht, aber vielleicht doch?


Gespräch suchen

Ich würde vorschlagen, dass du mit deiner Mutter noch einmal redest. Kommunikation ist das A und O. Man kann wild darüber spekulieren, warum sich jemand so verhält und was er damit erreichen will. Doch wirklich wissen, kann man es am Ende nicht. Darum lege ich dir sehr ans Herz: Sprich bitte mit deiner Mutter und vielleicht holst du dann irgendwann auch deine Freundin mit dazu, um die es ja auch geht. Aber in erster Linie werde es wichtig, wenn du und deine Mutter euch aussprechen würdet. Teile ihr mit, wie du dich damit fühlst, wovor du Angst hast, was du dir wünscht, bleib ganz bei dir und frage sie danach, wie sie das Ganze sieht. All das, was du uns geschrieben hast, solltest du auch deiner Mutter mitteilen. Auch deine Sorge, dass sie eventuell mit der gleichgeschlechtlichen Liebe nicht umgehen kann.

Versuche dich auch mal ihre Lage zu versetzen: Vielleicht befürchtet sie wirklich, dass du am Ende ausgenutzt wirst und dadurch unglücklich bist. Oder sie hat Angst, dich zu verlieren, wenn ihr euch davor so nahe standet. Vielleicht fällt ihr diese Veränderung sehr schwer, sie will nicht loslassen und vielleicht wünscht sie sich wieder mehr Nähe. Da du aber derzeit mehr mit deiner Freundin machst, was verständlich ist, könnte sie sich vielleicht vernachlässigt fühlen. Sprich sie auf deine Gedanken an und versuche sie besser zu verstehen und ihre möglichen Ängste zu besänftigen.

Du schreibst, es kommen einige offene Fragen zusammen. Diese solltest du nicht für dich beantworten, sondern sie im Gespräch mit deiner Mutter klären.


Eigenen Weg gehen und Grenzen setzen

Was aus deiner Zuschrift herauslesen kann ist, dass du dich von deiner Mutter oder generell von ihrer Meinung sehr beeinflussen lässt. Aber gleichzeitig schreibst du, bist du dir sicher, dass deine Freundin eben nicht so ist, wie deine Mutter vermutet und dass du sie liebst und dass ihr glücklich miteinander seid. Ich finde, dass du dich mehr auf deine innere Stimme fokussieren und darauf hören solltest, was du willst und für dich wichtig ist.

Es mag sein, dass sich deine Mutter einsam fühlt, dann ist das natürlich traurig, aber du musst dich deswegen jetzt nicht aufopfern und auf deine Freundin verzichten, um es deiner Mutter recht zu machen. Sie ist eine erwachsene Frau und sollte für sich sorgen. Du bist nicht für ihr Glück verantwortlich und dementsprechend solltest du dich auch nicht verbiegen, um ihren Erwartungen zu entsprechen. Ich verstehe aber, dass du sie nicht verletzen willst, aber es ist eben trotzdem wichtig, dass Grenzen ziehst. So besorgt sie auch ist, du bist erwachsen und entscheidest, wie es weitergeht. Deine Mutter kann Sorgen äußern, aber ob du darauf hörst, eingehst und etwas dann änderst, bleibt bei dir. Sie kann dir auch nicht vorschreiben, was du zu tun hast. Sage ihr bestimmt, aber ruhig, dass du dankbar bist, dass sie sich kümmert und sorgen machst, aber dass du erwachsen genug bist und dein Leben führst, auch wenn es nicht immer gut laufen kann. Eltern müssen lernen, loszulassen und den Kindern erlauben, ihre eigenen Erfahrungen zu machen, auch die schlechten.

Du fragst, ob deine Mutter wirklich eifersüchtig ist und nicht will, dass du glücklich wirst. Ich kann dir darauf keine Antwort geben, das kann nur deine Mutter. Vielleicht stecken dahinter auch andere Gründe, das weiß ich nicht. Aber ich kann und will dir darauf keine Antwort geben, ich habe dir jetzt nur einige Gedankenansätze vermittelt, was du damit machst, das bleibt bei dir. Sie können dich auch zum Nachdenken anregen, aber vor allem hoffe ich, dass du jetzt das Gespräch mit deiner Mutter suchst.

Mag sein, dass ihr dann nicht sofort eine Lösung findet oder es immer noch Konflikte zwischen euch gibt. Aber wenigstens seid ihr dann aufeinander zugegangen und seid euch trotzdem näher gekommen. Wichtig ist, die Ansicht des anderen zu hören und verstehen zu lernen.


Hier wäre noch eine Antwort, die dir auch Anregungen geben kann:
https://mein-kummerkasten.de/97595/Mutter-eifersuechtig-auf-meinen-Freund.html

Ich wünsche dir alles Gute und hoffe, dass du den Mut und das Selbstvertrauen hast, mit deiner Mutter noch einmal oder öfter zu sprechen. Und natürlich wünsche ich auch dir und deiner Freundin weiterhin viel Glück und alles Gute!


Viele Grüße,
Lan