Problem von rhaegerys - 14 Jahre

Ich hasse meine Mutter

Ich habe schon lange ein Problem mit meiner Mutter Sie lässt mir keinen Raum, sagt mir immer wieder wie sehr sie mich liebt und drängt mir immerwieder langweilige Dinge auf. Ich habe sogar Angst vor ihr und habe schon lange aufgehört ihr Essen zu essen, aus Angst sie würde mich vergiften. Meine Eltern sind getrennt und als sie gesehen haben, dass ich mich Ritze, bin ich erstmal zu meinem Vater gezogen wo ich jetzt auch bin. Er ist toll verständnisvoll und ich fühle mich hier wohl. Aber schon das letzte Wochenende wollte er etwas mit seiner Freundin unternehmen und ich musste wieder Zuhause übernachten. Es war der Horror. Ich habe mich so scheiße gefühlt. Bald möchte mein Vater aber auch nach Düsseldorf ziehen, wo ich nicht mitkann. Ich müsste dann formieren in diesem Horrorhaushalt bleiben. Meine Schwester hat kein Problem. Sie entspricht null ihrem Alter. Sie ist älter als, aber sie streitet sich um das letzte Bonbon als wäre sie 4 und kämpft um die Chipstüte, als könnte sie keine 4 Sekunden warten, bis ich fertig bin. ich hasse sie. Sie heult regelmäßig wegen kleinstem Scheiß, wie wenn ich ihre Tür nicht schließe oder sie 5 Minuten vor ihrer Aufstehzeit mit meinem Treppensteigen geweckt haben. Ich bin ein Morgenmensch aber bei meiner Mutter durfte ich nie vor 6 Aufstehen, ohne einen Krieg zu entfachen. Ich fühle mich als würde ich mit Idioten reden. Mir geht es offensichtlich schlecht. Ich liege mit Kapuzenpulli im Bett und gebe alle Signale, dass ich allein sein möchte, und dennoch wird alles ignoriert ich werde genervt, umarmt oder angesprochen und auch wenn ich sage ich will allein sein und sie sollen auf das hören was ich ihnen sage, nämlich dass ich allein sein möchte, fühle ich mich als spräche ich gegen eine Wand. Das fühlt sich grauenhaft an. Alles wird immer schlimmer, wo h doch nur meine eigene Zeit brauche. Und selbst dann kommen Fragen wie, wann wärst du denn bereit etwas mit mir u Unternehmen? Meine Großeltern mütterlicherseits setzen auf alles drauf. Sie sind meine persönlich zugeschnittene Hölle. Sie ignorieren Signale und Redflags.

PaulG Anwort von PaulG

Liebe Rhaegerys,

hast du es schon gemerkt? Du bist die Erwachsene in diesem "Horrorhaushalt", wie du es nennst. Normalerweise wäre es deine Mutter, die die Aufgabe hätte, die Bedürfnisse all ihrer Kinder wahrzunehmen und Regeln zu formulieren, die auf alle Rücksicht nehmen. Sie müsste auch sehen, dass das, was sie tut, deinen Bedürfnissen zuwiderläuft. Leider tut sie das nicht.

Wir können nur vermuten, warum das so ist. Vielleicht mag die Trennung deiner Eltern eine Rolle spielen: Deine Mutter sieht und begreift, dass ihre heile Welt zerbrochen ist, doch sie weigert sich, danach zu handeln. Ihr werdet erwachsen, habt Träume, trefft mehr und mehr eure eigenen Entscheidungen... deine Mutter aber möchte einen Zaun bauen, hinter dem sie fröhliche Kindheit spielen kann. Dass sie keine Kinder mehr im Haus hat, sondern junge Frauen, die entweder selbstständig werden (du) oder es werden sollten (deine Schwester), das möchte sie nicht anerkennen. Sie hat entschieden, ein scheinheiliges Paradies zu errichten, zur Not auch ohne deinen Vater - der unterdessen sein Leben weiterverfolgt, sich weiterentwickelt. Deine Mutter tut das nicht. Sie kann nicht loslassen... sie möchte nicht wissen, dass du eine junge Frau geworden bist. Sie möchte ihr kleines Mädchen wiederhaben. Zur Not mit Gewalt. Und die Gewalt, die sie wählt, ist kein Schlagen und Bestrafen, nein; sie erreicht mit Streicheln und Fragen genauso viel, wenn sie nicht weiß, wann es genug ist. Inzwischen empfindest du das, was in ihren Augen offenbar Zuneigung ist, schon als Qual. Das ist schlimm. Andererseits: Du wirst sie nicht ändern, wenn du selbst Mauern baust.

Wenn deine Mutter nicht in der Lage ist, nach dem zu handeln, was du kommunizierst, wird es vielleicht jemand anders erreichen? Gibt es eine Vertrauensperson, an die du dich wenden könntest? Eines ist mal klar, Rhaegerys: Es sieht im Moment so aus, als müsstest du zumindest noch ein paar Jahre deinen Lebensmittelpunkt in diesem Haushalt haben. Diese Aussicht erscheint dir schrecklich, und das ist sie auch... aber dir bleibt am Ende des Tages nur die Möglichkeit, dein Schicksal in die Hand zu nehmen. Du hasst deine Mutter, hast du geschrieben. Das kann ich nachvollziehen. Aber glaub mir... Jahre voller Hass würden dich innerlich zugrunde richten. Du kannst deine Mutter nicht erziehen, aber du kannst wählen, ob du hassen und dich vergraben oder aktiv werden möchtest. Es wird kein Weg daran vorbei führen, das Gespräch mit deiner Mutter zu suchen und ihr zu erklären, was in dir vorgeht. Wahrscheinlich ist zurzeit schon der Klang ihrer Stimme und ihrer Schritte auf der Treppe für dich schmerzhaft, und du würdest am liebsten in ein Loch kriechen, wenn sie näher kommt... unter diesen Umständen ist es eine Überwindung, selbst aktiv zu werden und zu sprechen. Vielleicht sagst du, dass du genau das schon viele, viele Male getan hast. Vielleicht aber würde deine Mutter sagen, dass sie nicht an dich herankommt? Sie ist kein schlechter Mensch, Rhaegerys, so unverständig und unerwachsen sie auch sein mag. Letztendlich drückt ihr Verhalten Sorge und Zuneigung aus, auch wenn das auf den ersten Blick absurd klingt und dir nicht gefällt. Man kann auch aus Zuneigung missbrauchen, und man kann aus Sorge Gewalt anwenden - ich möchte deine Mutter also nicht vor allen Vorwürfen in Schutz nehmen. Jedoch geht aus deinem Text auch nicht hervor, dass ihr wirklich miteinander reden würdet. Dass du ihr ruhig erklärt hättest, warum du so unbedingt in Ruhe gelassen werden möchtest. Wenn du damit bisher keinen Erfolg hattest oder keine Chance siehst, damit irgendetwas zu erreichen, dann gibt es andere Wege. Zum Beispiel könntest du den Umweg über eine Tante, Lehrerin oder Nachbarin wählen; du könntest ihr einen Brief schreiben; du könntest sie auf eine Pizza einladen und ihr sagen, dass dies ein Friedensangebot ist - das aber von beiden Seiten beachtet werden sollte. Auch von ihr. Und siehst du keine Möglichkeit, dass auch dein Vater in diesem Konflikt gehört wird? Schließlich kennt er dich besser als sie. Wie wir es auch drehen und wenden... Kommunikation ist der Schlüssel. Und zwar nicht nur in Form von mauern und verstecken, sondern, indem du selbst angreifst. Auch das gehört zum Erwachsen-werden dazu.

Nach allem aber: Wenn dir deine eigene Zeit nicht gegeben wird, dann hol sie dir. Wenn du es zuhause nicht mehr aushalten kannst, dann lass dich nicht zwingen, deine Gedanken und Gefühle in dir zu vergraben. Wenn mir alles zuviel wird, wenn die Wände näher zu kommen scheinen und jedes Geräusch in der Wohnung mich in Rage versetzen könnte, dann gehe ich laufen. Manchmal muss ich fünf, manchmal zehn Kilometer gerannt sein, um zu fühlen, wie die Wut in mir sich langsam in Befriedigung verwandelt. Wie ich das Gefühl bekomme, nicht mehr machtlos zu sein. Auch du kannst Strategien finden, die emotionale Quälerei in Stärke zu verwandeln: Durch Sport, durch neue Hobbys, durch Freunde und Projekte. Und überhaupt: Lass dir deinen Platz nicht streitig machen. Lass dich nicht durch kindische Sticheleien und peinliche Überfürsorglichkeit aus deinem Lebensraum drängen. Welchen Gewinn hast du, wenn du in Ruhe gelassen wirst, aber Angst hast, Küche oder Wohnzimmer zu betreten, weil dort die Dämonen lauern? Streit zu suchen, ist nie sinnvoll. Aber wenn deine Schwester Streit sucht, dann sag ihr ins Gesicht, dass du dich mit einem Kind nicht streiten wirst... und lass ihr das Bonbon. Oder die Chipstüte. Das Leben wird sie früher oder später lehren, dass man nicht jedem Menschen mit Quengelei das abringen kann, was man will. Du weißt es längst. Sie nicht. Aber es ist nicht dein Problem. Du bist doch - wenn wir ehrlich sind - viel zu überlegen, um dich wegen solcher Kleinigkeiten zur Weißglut treiben zu lassen?

Und außerdem - tief in dir drin weißt du, dass das Zusammenleben unter einem Dach Regeln braucht, und dass diese Regeln sich nicht nur nach einer Person richten können. Dass man nicht unbedingt vor sechs Uhr früh in der Wohnung umherlaufen muss (wenn man nicht gerade zur Toilette muss) ist eine durchaus vernünftige Regel, auch wenn sie deinem persönlichen Lebensrhythmus nicht entspricht. Genauso ist einem Teil von dir sicherlich klar, dass sie dich nicht vergiften wird - denn wenn sie das wollte, hätte sie es schon längst getan. Deine Mutter behandelt dich nicht so, wie du behandelt werden willst und es brauchst, aber deinen Schaden oder gar deinen Tod will sie nicht. Sie spielt nach ihren Regeln, und in ihrer Welt ist das, was sie tut, das reine Gute. Da es regelmäßig Streit zu geben scheint, weil alle sich Regeln wünschen, die ihren eigenen Bedürfnissen am meisten entgegenkommen - wie wäre es denn, wenn du deiner Mutter vorschlägst, einige zentrale Regeln schriftlich festzulegen? Denn wenn das einmal passiert wäre, hättest du nicht nur das ungeschriebene, sondern auch das geschriebene Gesetz auf deiner Seite. Deine Mutter will eine Reaktion von dir? Gib sie ihr, Rhaegerys. Stelle Bedingungen. Sag ihr, dass du es nur längere Zeit mit ihr aushalten kannst, wenn einige Voraussetzungen erfüllt sind. Das Denken deiner Mutter und deiner Schwester ist einfach - sie sehen nicht, wie tief dich ihre Art verletzt, die sie als fürsorglich betrachten. Das ist zugleich ihre größte Schwäche: Wenn sie unbedingt Zuwendung wollen, müssen sie mitziehen. Schlag deiner Mutter also eine Unternehmung vor, zu der sie sich überwinden muss, oder gegen die sie Widerwillen empfinden wird... und du wirst sehen, ob vielleicht ein Gespräch zustande kommt. Ganz vielleicht. Es muss nicht direkt etwas ergeben, aber es wäre ein Anfang.

Du merkst schon: Ich kann dir keinen wirklich anderen Rat geben, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Es ist unwahrscheinlich, dass es dir erspart bleibt, wenigstens teilweise nach ihren Regeln zu spielen. Aber du kannst ihr Bedürfnis nach Harmonie für dich nutzen. Und wenn all das nichts hilft: Ist es wirklich ausgeschlossen, dass du den Umzug deines Vaters mitmachst? Oder wenigstens einen Teil der Ferien dort verbringst? Ein bisschen spielt auch die Zeit für dich, denn je älter du wirst, desto mehr wirst du dich im Kreis von Freunden aufhalten. Und das umso mehr, weil jetzt allmählich die Pandemie ihrem Ende entgegen geht. In den letzten beiden Jahren sind viele Menschen an einen Punkt gekommen, an dem sie sich ein Nest bauen und die Welt aussperren wollen - um ihre innere Unruhe und Angst zu verstecken. Deine Mutter ist vielleicht einer dieser Menschen, aber vielleicht wird auch sie sich wieder ändern. Und deine Schwester: Nun, die wird sich umsehen müssen, wenn sie ihren Schulabschluss und eine Ausbildung schaffen will... niemand weiß besser als du, dass sie es letztlich viel schlechter als du getroffen hat. Sie ist (noch) unfähig, das Leben bei den Hörnern zu packen. Du aber hast diese Fähigkeit. Nutze sie! Und wenn alles nichts hilft, Rhaegerys, dann ist es auch keine Schande, dich an eine professionelle Beratungsstelle zu wenden. In unseren Soforthilfen sind unter "Familie und Familienprobleme" nicht nur einige Nummern und Adressen aufgeführt, die dich interessieren könnten, sondern auch der Text selbst hat den einen oder anderen Schnittpunkt mit deinem Leben.

Vielleicht habe ich nicht gerade das geschrieben, was du dir erhofft hast. Aber ich bin sicher, dass ich etwas geschrieben habe, was du erreichen kannst. Ich vertraue darauf, dass du stärker bist, als du glaubst. Du wirst diese Stürme überstehen - und zwar nicht nur durchstehen, sondern du wirst gestärkt daraus hervorgehen. Dein ganzes Leben liegt vor dir, und du willst und wirst es dir nicht verleiden lassen. In diesem Punkt sind wir uns einig, oder? Wenn du möchtest, darfst du dich stets gerne wieder an uns wenden. Weder ich noch einer der anderen kann bewirken, dass alles plötzlich aufhört. Aber jeder wird dich erinnern, dass du mehr bist, als sie in dir sehen wollen. Ich wünsche dir, dass du das niemals vergisst.

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul