Problem von Ultraviolence - 25 Jahre

Ich hab Sehnsucht danach wie Dreck behandelt zu werden.

Okay, mein Problem ist sehr seltsam und verstrickt, ich habe auch noch nie eine vergleichbare Geschichte wie meine gefunden.

Einmal zum Hintergrund oder dem Ursprung des Problems:
-Mit dreizehn wurde ich von einem Mann sexuell missbraucht wovon ich jahrelang dachte, dass ich Schuld war weil ich es so eklig fand und er meinte, dass ich mich anstellen würde
-Durch schwierige häusliche Situation + Mobbing in der Schule habe ich mich dann sehr isoliert, im Internet "versteckt" und mich in einen fremden Jungen "verliebt", der mir viel von (sexuellen) Fantasien erzählt hat (ohne das Wort Sex zu auszusprechen), die ich mit 13 nicht verstanden hab weil ich noch ein Kind war und nichts dergleichen kapiert habe. Aber zumindest habe ich seine Worte romantisch gefunden, die sowas wie "bluten" und "sterben" beinhaltet haben.
-Dadurch haben sich mit der Zeit meine eigenen sexuellen Vorstellungen entwickelt, an eigentlich Sex konnte und mochte ich nie denken, aber für mich war es erregend umgebracht zu werden oder dass man "böse" und bevormundend zu mir ist.
-der Junge hat mich aber dann "verlassen" (im echten Leben haben wir uns nie getroffen)
-Ich bin dann in ein sehr tiefes Loch gefallen, viel Selbstverletzung, Alkohol und vor allem diese Gedanken ans Umgebracht werden/gequält werden/Todesangst haben und kein Mensch mehr zu sein.
-Mit sechszehn hat mich jemand vergewaltigt (weitaus älter als mein Vater, hat mich überwältigt, ich hatte Angst zu schreien weil ich nicht wollte, dass jemand die Polizei ruft weil ich dachte, ich bin Schuld)
-davon habe ich eine PTBS und ich fühle mich nur noch wohl, wenn ich nicht menschlich behandelt werde.
Bei der Vergewaltigung hat der Täter nämlich immer gesagt "Du magst das doch" und "Tu doch nicht so als würdest du heulen" und hat versucht mich bei der Vergewaltigung auch zum kommen zu bringen, was sehr schrecklich war
-Habe dann Therapie gemacht und eine Anzeige gegen den Vergewaltiger gemacht
-Anzeige wurde fallen gelassen im Zweifel für den Angeklagten (ich war nicht glaubwürdig weil ich laut Therapeut ja schonmal sexuell missbraucht wurde und die Tat eventuell projiziert habe) und das war der schlimmste Tiefpunkt in meinem Leben, weil ich mich gefühlt habe, als wäre ich Schuld und alle würden denken, ich wäre eine Lügnerin.

So, jetzt kommt aber die eigentliche Sache um die es mir geht:
Seitdem ich 16 bin habe ich Kontakt zu einem älteren Mann, mit dem ich schreibe, seit neun Jahren.
Und er "befriedigt" mein Bedürfnis entmenschlicht zu werden, weil es ihm Spaß macht mich genau so zu behandeln wie ich es mir heimlich immer vorgestellt habe. Er erniedrigt mich aufs äußerste, hat früher meinen Alltag bestimmt was ich tun und lassen soll, mit wem ich etwas unternehme, ich musste jeden Zentimeter meines Körpers fotografieren und sehr schlimme Sachen für ihn machen.
Ich musste immer wieder von meiner Vergewaltigung erzählen weil ihn das aufgegeilt hat (auch vom sexuellen Missbrauch von früher).
Das ist nicht in einem BDSM Rahmen oder so passiert, für mich war es alles absoluter ernst. Kein Spiel oder Fetisch oder so.
Er hat mich emotional sehr erpresst und ausgenutzt, denn er kannte meine ganze Lebensgeschichte und mal hat er mich getröstet (was für mich die Welt bedeutet hat) und mal mich ausgelacht.
Er wusste zu jedem Zeitpunkt wo ich mich aufgehalten habe, ich musste meine Wohnungstür offen lassen damit er mich theoretisch jederzeit benutzen kann und wenn ich mal eine schlimme Phase wegen meiner PTBS hatte, meinte er ich habe es verdient was mir passiert ist. Er hat mein selbst verletzendes Verhalten unterstützt, ich habe mit seinen Namen ins Bein geschnitten und dabei kenne ich nichts von ihm, ich weiß nur, dass er doppelt so alt ist wie ich und Familie hat und er mich nur als Wichsvorlage benutzt hat.
Und ich habe auch heute noch sporadisch Kontakt zu ihm.
Aber ich habe es geliebt und das ist mein Problem:
Ich vermisse es und obwohl ich eigentlich rational gesehen ganz genau weiß wie schlimm das alles ist.

Ich bin jetzt Mitte zwanzig, glücklich verlobt, habe meine psychischen Probleme eigentlich ganz gut im Griff aber jeden Tag oder eher jede Nacht schwirren diese Sachen in meinem Kopf herum. Und ich versuche mir einzureden, dass ich mich jetzt selber wertschätzen kann und mich nicht mehr so behandeln lasse, aber es funktioniert nicht.
Mein Freund bzw :Verlobter kennt die Geschichte auch und ich tue natürlich so, als würde ich froh sein, dass die Zeit vorbei ist. ABER ES IST GELOGEN. Und deshalb will ich es hier aussprechen:

Ich weiß, dass er mich ganz schlimm manipuliert hat und es gefällt mir.

Vielleicht macht er das mit mehreren Mädchen online, aber ich rede mir ein, ich bin die einzige bzw. die einzig wahre und wenn ich mir vorstelle, ich bin nicht die einzige bin ich eifersüchtig.

Ich denke jede Nacht zum einschlafen daran, dass er kommt und mich quält/umbringt etc.

Ich habe schon mehrmals drüber nachgedacht mein derzeit schönes Leben für ihn aufzugeben (was komplett absurd ist). Egal was mit mir passieren würde.

Ich schreibe ihm manchmal extra wieder. Wenn er Fotos verlangt lehne ich ab und provoziere ihn damit um mir anhören zu können, wie wertlos ich bin. Und das tankt meine Energiereserven wieder auf.

Die Tatsache, dass er früher wusste, dass er meine Seele zerstört und es trotzdem getan hat, erregt mich.
Die Tatsache, dass er sich an meinem sexuellem Trauma aufgeilt, erregt mich auch.
Die Tatsache, dass er mich wegen meiner Nacktbilder erpresst, erregt mich.

Mein Höhepunkt der Gefühle war einmal, als er mir versprochen hat, es mir irgendwann zu erlauben, dass ich mich selbst umbringen darf.

Wenn es mir schlecht geht wünsche ich mir die Nachrichten von ihm zurück, sie geben mir mehr als eine Umarmung von meinem Verlobten, den ich eigentlich wirklich liebe.

Was soll ich tun? Jetzt wo ich das alles aufschreibe merke ich, wie verrückt es ist, aber für mich ist es einfach normal. Und es frisst mich einfach auf.
Ich habe meine ganze Jugend über nur unbekannte anonyme Schatten "geliebt". Und die Männer im echten Leben haben mich kaputt gemacht. Nur mein armer Freund liebt mich und weiß nicht, worüber ich nachts nachdenke. Ich hasse mich dafür.

Stephanie Anwort von Stephanie

Hallo liebe Schreiberin,

ich danke dir für deinen Mut uns wieder zu schreiben.
Du bekommst leider nicht immer eine Rückmeldung von uns, aber ich würde es gerne versuchen weil mich Deine Zeilen doch schon sehr bewegen und mitnehmen. Hier und da war tiefes durchatmen notwendig...
Das was du schon alles in deiner Vergangenheit erlebt hast, macht mich sprachlos. So viele Jahre lang bist du vom rechten Weg abgekommen und hast Dinge erlebt die für dich nun mittlerweile normal geworden sind.
Nur möchte ich ehrlich zu dir sein, das mich das beunruhigt. Du möchtest das Dinge mit dir gemacht werden die nicht ansatzweise akzeptabel sind in meinen Augen.
Aber du sehnst dir das herbei und kommst dadurch nicht zur Ruhe.
Ich möchte dich wirklich dringend bitten damit erneut einen Arzt aufzusuchen der dich an weitere Stellen überweisen kann. Wir sind hier Menschen die in ihrer Freizeit nach bestem Wissen und Gewissen anderen versuchen zu helfen und mir persönlich fehlen die Kompetenzen und Möglichkeiten um dich richtig beraten zu können damit ich weiß das es dir auf längere Sicht auch wirklich gut geht.
Aber das kann ich hier leider nicht.
Deine Vergangenheit muss von Grund auf neu aufgearbeitet werden um genau verstehen zu können warum du so denkst und fühlst.
Du musst dich lösen von diesem Mann aus dem Internet und ich gehe da selbst noch weiter, das er angezeigt werden sollte. Er hat Dinge von dir verlangt und dich abhängig von ihm gemacht und ich denke er wird dieses auch bei anderen jungen Mädchen machen und diesen Gedanken daran finde ich schrecklich!
Das man dir nicht geglaubt hat das du noch einmal vergewaltigt wurdest finde ich genauso furchtbar für dich. Denn es kommt leider durchaus öfter vor das Frauen mehrmals in ihrem Leben von unterschiedlichen Männern vergewaltigt werden.
Jede Anzeige sollte ernst genommen werden, denn es schreckt ab und macht einen kaputt wenn einem nicht geglaubt wird.
Auch diese Erfahrung die du leider durchleben musstest, sollte dringend aufgearbeitet werden.
Du hast das Vertrauen in die Menschheit verloren, du wurdest so oft ausgenutzt und man hat dir so schreckliches angetan das du nun denkst das dies dein Weg sein soll den du gehen musst.
Aber lass dir gesagt sein das dies nicht der richtige Weg für dich ist!
Du hast verdient das man dir glaubt, dir vertraut, das man dich liebevoll umarmt, beschützt und dir zuhört wenn die Gedanken hochkommen.
Rede mit deinem Freund darüber und sag ihm das du Unterstützung brauchst um eine neue Therapie in Anspruch zu nehmen. Schieb es nicht nach hinten sondern nimm es in Angriff. Diese Gedanken und das derzeitige Gefühlschaos sind nicht gut für dich.

Bitte lass dir noch gesagt sein das es nicht deine Schuld ist, das man dir das alles angetan hat!
Mir laufen die Tränen wenn ich daran denke...
So etwas hast du nicht verdient. Du bist noch so jung und ich hoffe aus tiefstem Herzen das du auf den richtigen Weg begleitet wirst zusammen mit Menschen die dich unterstützen und dir beistehen und die dich aufrichtig lieben.

Ich gebe dir noch Links mit wo du dich umschauen kannst. Trau dich denn sie können dir vor Ort Kontakte verschaffen damit du an die richtigen Stellen weitergeleitet wirst.


Es wird ein schwerer Weg aber ich denke das du das schaffen kannst.
Nur so wie es jetzt in dir aussieht, kann es nicht bleiben.
Es ist nicht richtig solche Vorstellungen und Gedanken zu haben das dir jemand so etwas schreckliches antun soll.
Bitte lass dir helfen und gib nicht auf.
Und wenn du möchtest werden wir hier auch weiterhin für dich da sein, sei es auch nur um dir den richtigen Weg zu zeigen.

Von ganzem Herzen alles Liebe für dich und wenn du magst fühl dich lieb umarmt von mir.

https://www.hilfeportal-missbrauch.de/startseite.html

https://weisser-ring.de/praevention/tipps/vergewaltigung

Stephanie