Problem von Anonym - 17 Jahre

Depressionen

Guten Abend an alle. Also ich habe folgendes Problem und ich hoffe dass ihr mir vielleicht ein paar Tipps oder so geben könnt.. Mir geht es sehr schlecht. Also einfach psychisch. Ich habe keine Freude mehr, habe einschlafprobleme, mir geht es halt einfach schlecht. Ich kann auch mit niemandem drüber reden, weil ich denke, dass sich eh niemand dafür interessiert oder es halt lächerlich findet oder so. Ich denke auch, dass ich Depressionen oder so habe, traue mich aber nicht zum Arzt hin. Ich bin halt 17 und wenn ich meiner Mum sagen würde was ich denke, dann würde sie es gar nicht ernst nehmen. Ich wohne halt in einem Dorf und kann nicht alleine zum Arzt oder so fahren. Aber selbst wenn ich irgendwie dahin kommen würde, dann hätte ich Angst, dass der Arzt mich nicht ernst nehmen kann. Ich weiß auch nicht. Wenn ihr vielleicht in so einer ähnlichen Situation seid, dann hoffe ich, dass ihr mir ein paar Ratschläge geben könntet..

Lan Anwort von Lan

Liebe Ratsuchende,

danke, dass du uns dein Vertrauen schenkst.

Das klingt sehr hart, was du gerade durchmachst, du fühlst dich sehr schlecht, etwas belastet dich sehr.

Ob es sich um Depressionen handelt, kann ich dir nicht sagen. Das kann nur ein Fachmann feststellen. Ich erkenne aber deutlich, dass du gerade sehr leidest und man das ernst nehmen sollte.

Ich habe dir vorneweg schon mal einige Beiträge verlinkt, die sich mit einem ähnlichen Problem befassen. Ich lege dir ans Herz, dir die Beiträge und Antworten mal durchzulesen. Daraus könntest du auch schon Anregungen erhalten:
https://mein-kummerkasten.de/index.php/333512/Depressionen-und-keiner-hilft-mir.html
https://mein-kummerkasten.de/332602/Ich-glaube-ich-habe-Depressionen.html
https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/erfahrungsberichte


Alles aufschreiben


Vielleicht magst du all das, was du fühlst und denkst, mal aufschreiben? Das könnte dich erstmal entlasten, vor allem, wenn du noch nicht bereit dazu bist, mit jemandem darüber zu reden. Außerdem hilft es dir, schon mal einige Antworten zu finden, alles ein wenig zu ordnen. Ein Tagebuch zu führen könnte dich auch entlasten. Probiere es doch gern mal aus.

Beim Schreiben könntest du auf solche Fragen eingehen: Was sind die Ursachen für deine Gefühle? Seit wann empfindest du so? Seit wann geht es dir so schlecht? Was belastet dich gerade? Dass du so fühlst, schlecht einschlafen kannst und keine Freude empfindest: Da steckt meist mehr dahinter. Die Gründe dafür zu finden, wäre schon mal ein wichtiger Schritt, um herauszufinden, was getan werden kann.


Ängste ergründen

Ich lese heraus, dass du dich auch sehr dafür schämst und dich nicht traust, mit jemandem darüber zu sprechen.
Aber prüfe mal: Wovor hast du denn Angst? Was kann im schlimmsten Fall passieren? Und wie wahrscheinlich ist das wirklich? Was hindert dich so sehr? Und wie wäre es, wenn du mutiger wärst und dich trauen würdest, etwas zu sagen?


Du bist wichtig!

Außerdem merke ich, dass du wahrscheinlich denkst, dass du nicht wichtig genug bist. Aber ich bin mir sicher, dass es Menschen gibt, vor allem deine Familie, denen du wichtig bist. Sie würden gern wissen, wenn es dir nicht gut geht, weil sie dir dann gerne helfen wollen. Aber sie können nicht für dich da sein, wenn sie nichts davon wissen.

Du bist auf jeden Fall aber ein wichtiger und liebenswerter, besonderer Mensch. Du hast es verdient, dass es dir gut geht und dass man dir hilft. Du denkst, dass dich andere nicht ernst nehmen. Versuche mal ein Perspektivwechsel: Ist das wirklich so? Kannst du es wirklich zu 100 Prozent wissen?
Es sind meist unsere Gedanken, die wir mit der Realität verwechseln. Denn genau genommen, kannst du es nicht wissen, weil du nicht in die Köpfe anderer Menschen schauen kannst. Und auch nicht in die Zukunft. Versuche daran mal zu denken. Und sobald du negative Gedanken merkst "Stopp" zu sagen und sie zu hinterfragen.


Sich selbst ernst nehmen

Ich lege dir ans Herz, mal umzudenken: Ist es nicht eher so, dass du dich selbst nicht ernst nimmst und diesen Gedanken dann automatisch auf andere überträgst? Was wäre, wenn du dich ernst nehmen würdest? Dann würdest du vielleicht auch eher denken, dass andere dich ernst nehmen.
Darum wäre ein erster Schritt, zu erkennen: Du bist wertvoll und wichtig und darum werden dich andere auch ernst nehmen. Lerne, das anzunehmen und dich selbst wichtig und ernst zu nehmen. Und frage dich: Warum ist das so, dass du dich so unwichtig hälst?


Weg vom negativen Denken

Denke mal an Situationen zurück, in denen du etwas Negatives erwartet hast, aber dann kam es doch besser als gedacht. Da fallen dir sicherlich einige Beispiele ein. Und so kann es auch sein, wenn du deiner Mutter und einem Arzt von deinen Problemen erzählst. Es muss nicht immer so laufen, wie du es denkst. Es kann auch ganz anders sein. Die Perspektive zu ändern, ist schwer, aber hilft, das negative Denken zu überwinden.


Unterstützung suchen

Wenn du nicht allein zum Arzt kannst, gäbe es nicht jemand anderen, der außer deiner Mutter mit dir hinfahren könnte? Jemand anderes aus der Familie? Vielleicht jemand von deinen Freunden?

Glaub mir: Der Arzt wird dich ernst nehmen, das ist sein Job, schließlich will und kann er dir auch helfen. Er wird herausfinden, was da genau ist, ob du Depressionen hast und wird dich dann gegebenenfalls an einen Psychotherapeuten überweisen.

Wenn du direkte Hilfe benötigst, wende dich am besten an die TelefonSeelsorge unter:
0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 (Anruf ist kostenfrei).

Wenn du dich nicht traust, mit jemandem persönlich zu reden, kannst du auch einen Brief schreiben. Das nimmt dir vielleicht ein wenig die Angst. Wichtig wäre nur, dass du dich jemandem anvertraust.


Sich selbst helfen, damit es andere tun

Es mag hart klingen, aber ich will es dennoch schreiben: Niemand wird dich ernst nehmen, wenn du dich nicht selbst ernst nimmst. Nur wenn du dich selbst für wichtig erachtest, ins Handeln kommst und dir Hilfe suchst, kann dir auch geholfen werden. Wenn keiner von deinen Leiden weiß, wie soll dir da geholfen werden?

Ich kann verstehen, dass du große Angst hast, du willst dich vielleicht auch nicht verletzlich machen, hast Angst vor Ablehnung, dass man dich nicht ernst nimmt. Aber das wird nicht passieren, du musst daran glauben, auch an das Gute in den Menschen und dass sie dir helfen wollen. Sowohl deine Mutter als auch der Arzt, zu dem du gehen willst. Hab mehr Vertrauen in sie und vor allem auch in dich. Ich glaube fest an dich, dass du deine Angst überwinden kannst.

Ich lege dir ans Herz, an dir und deiner Sichtweise zu arbeiten, mehr zu vertrauen, die Angst loszulassen und mutig zu sein. Ich glaube an dich und weiß, dass du Hilfe verdienst und sie bekommen kannst.

Ich wünsche dir wirklich viel viel Kraft, ganz viel Mut, Hoffnung. Du bist stark, ich glaube an dich und wünsche dir alles Gute.

Wenn du Fragen oder etwas auf dem Herzen hast, melde dich gern.


Viele Grüße,
Lan