Problem von S - 19 Jahre

Studium abgebrochen

Ich habe gestern mein Studium abgebrochen und habe mich sehr stark mit meiner Mutter gestritten. Sie ist enttäuscht, dass ich mein Lehramtsstudium im 3.Semester abgebrochen habe und ich fühle mich so schlecht momentan. Sie hat mich so erniedrigt und gesagt, dass ich auch mein folgendes Studium oder meine Ausbildung abbrechen werde und ich von allem irgdnwann gelangweilt werde. Ich habe einfach während meines Studiums gemerkt, dass es nicht das Richtige ist und nun stehe ich da und habe nichts. Ich fühle mich so allein gelassen und wie eine schlechte Tochter.... Momentan suche ich nach einem Nebenjob den ich ein halbes Jahr angehen könnte, bis ich dann mit etwas Neuem beginne. Das Verhältnis von meiner Mutter und mir ist gerade so schlecht....Wir haben uns davor so gut verstanden. Ich weiß momentan nicht was ich machen soll und bin nur am Weinen und fühle mich alleine...

Delia Anwort von Delia

Hallo liebe S.,

ich kann gut verstehen, dass du gerade sehr aufgewühlt und verzweifelt bist. Wahrscheinlich hast du dir von deiner Mutter eine andere Reaktion erhofft und bist jetzt enttäuscht und verletzt von ihrer tatsächlichen Reaktion. Ihre Aussage, dass du auch deine zukünftige Ausbildung oder dein zweites Studium abbrechen wirst, ist auch nicht in Ordnung. Wenn man merkt, dass einem etwas nicht liegt oder man damit nicht glücklich wird, dann ist es vollkommen in Ordnung es abzubrechen. Natürlich sollte so eine Entscheidung nicht leichtfertig getroffen werden und nicht sobald ein Hindernis auftaucht. Aber du hast bereits zwei komplette Semester studiert und solltest daher bereits einschätzen können, ob eine Fortführung des Studiums sinnvoll ist oder nicht.

Du bist keine schlechte Tochter. Du bist eine erwachsene Frau und hast eine Entscheidung bezüglich deines eigenen Lebens getroffen. Das ist dein gutes Recht. Es ist sogar deine Pflicht, denn du bist dafür verantwortlich, dass du mit deinem Leben zufrieden bist. Wenn du merkst, dass etwas dich langfristig nicht glücklich macht oder dir nicht gefällt, dann ergibt es keinen Sinn es fortzuführen. Schon gar nicht nur, um deine Mutter nicht zu enttäuschen.

Du schreibst, dass du vorher ein gutes Verhältnis zu deiner Mutter hattest. Vielleicht war sie mit der Situation auch einfach überfordert und war geschockt, weil sie nicht damit gerechnet hat. Vielleicht macht sie sich auch Sorgen um deine Zukunft und hat ihre Angst an dir ausgelassen. Gib ihr etwas Zeit, um es zu verarbeiten und ihre Gedanken zu ordnen. Gib aber auch dir selbst etwas Zeit, um deiner Entscheidung wirklich vertrauen zu können. Etwas abzubrechen macht Angst und ist oft auch ein emotionaler Prozess. Leg dir ganz in Ruhe die Gründe für deine Entscheidung zurecht, damit du deiner Mutter im Gespräch vermitteln kannst, dass du dir wirklich Gedanken darum gemacht hast und es keine Kurzschlussreaktion war. Häufig klärt sich so eine Situation dann schneller als gedacht. Sollte deine Mutter weiterhin auf ihrer bisherigen Meinung bestehen, dann wirst du ihr leider klar machen müssen, dass es dabei um dein Leben geht und du auch weiterhin deine eigenen Entscheidungen treffen wirst. Lass dich auf jeden Fall nicht verunsichern, du bist die einzige Person, die wirklich beurteilen kann, ob dieses Studium für dich geeignet war oder nicht.

Wichtig ist jetzt auch, dass du deine nächsten Schritte planst. Weißt du schon, was du außer der Suche nach einem Nebenjob als nächstes machen möchtest? Hast du bereits ein bestimmtes Studium oder eine Ausbildung im Kopf? Hast du eventuell die Möglichkeit, ein Praktikum in dem angestrebten Bereich zu machen? Informiere dich über deine Möglichkeiten und beschäftige dich damit, was du wirklich möchtest. Wie stellt du dir deinen späteren Arbeitsalltag vor? Du musst nicht auf alles sofort eine Antwort haben. Hauptsache du setzt dich damit auseinander und versuchst herauszufinden was du gerne beruflich tun möchtest. Lass dich auch von Rückschlägen nicht entmutigen, du schaffst das!

Und um dich noch etwas zu beruhigen: Ich kenne persönlich so einige Menschen, die ihr erstes Studium abgebrochen haben und mit ihrem zweiten Studium glücklich wurden. Genauso kenne ich Menschen, die während ihres Studiums gemerkt haben, dass ein Studium überhaupt nichts für sie ist und dann stattdessen eine Ausbildung gemacht haben. Und die damit glücklich wurden! Es gibt auch genug Menschen, die 20 Jahre in einem Beruf arbeiten und sich dann noch umorientieren. Das Leben ist nicht immer so gradlinig wie man es sich wünscht oder es sich als Kind vorstellt. Man wünscht sich auch nicht zwangsläufig jetzt das gleiche wie man sich in 10 oder 20 oder 30 Jahren wünscht. Der Abbruch eines Studiums ist wirklich kein Weltuntergang und auch kein Grund sich wie eine Versagerin zu fühlen. Es ist einfach nur ein Lebensabschnitt unter vielen.

Alles Gute!