Problem von Anonym - 17 Jahre

Meine Mutter

Liebes Kummerkasten Team,
Ich habe schon sehr lange immer mal wieder Probleme mit meiner Mutter. Ihr geht es selber nicht gut weil sie sich total stresst was ihre Arbeit angeht und den Haushalt. Sie braucht immer sehr viel Ordnung und arbeitet viel zu viel. Ich habe vor 8 Jahren von ihr ein eigenes Pony bekommen für das ich auch unglaublich dankbar bin aber der Wunsch kam nicht von meiner Seite aus sondern von ihrer. Mittlerweile macht sie mir immer wieder Vorwürfe dafür, dass ich nicht arbeiten gehe und selber mein Geld für meine Nachhilfe und das Reiten verdiene. Ich gehe in die 11. Klasse einer Gesamtschule und mache in einem Jahr mein Abitur, für das ich sehr gekämpft habe, denn ich hatte es auch nicht immer leicht. Ich hatte mit 14 Jahren insgesamt 3 Jahre Depressionen und Magersucht und war deshalb ein halbes Jahr in einer psychiatrischen Klinik und von der Schule verhindert. Also war es auch für mich schwer den ganzen Stoff wieder aufzuholen. Aber zurück zu dem eigentlichen Problem. Meine Mutter macht mir also immer wieder Vorwürfe dafür, dass ich neben der Schule, meinem zeitaufwendigen Hobby und meinen Terminen nicht auch noch arbeiten gehe so wie viele andere in meinem Alter. Ich habe immer noch sehr stark mit Stress zu kämpfen und bin einfach froh wenn ich mein Abitur bekomme. Ich mache außerdem nebenbei auch noch Sachen im Haushalt wie zum Beispiel die Wäsche, spülen oder den Müll rausbringen aber ihr Problem ist, dass sie immer nur die Sachen sieht die wir nicht tun und nicht, das wir uns bemühen ihr gerecht zu werden. Ich weiß einfach nicht mehr weiter! Meine ehemalige Therapeutin ist leider nicht mehr anzutreffen, sodass ich mir keine Hilfe bei ihr suchen kann. Ich fühle mich alleine, nicht gesehen, unterdrückt und nicht wertgeschätzt. Ich würde sehr gerne ausziehen, darf aber leider noch nicht und könnte es mir auch nicht leisten aber in dem Umfeld weiß ich leider nicht wie lange ich das Ganze noch aushalte.
Vielen Dank im Voraus für Ihre Bemühungen!
LG

Nuala Anwort von Nuala

Hallo du!

Das klingt an vielen Ecken und Enden äußerst belastend und ungünstig für deine persönliche Entwicklung. Wie schade, dass deine Mutter ihre eigenen Probleme an dir auslässt - zumindest klingt es verdächtig danach.
Dass du bisher so viel geschafft und nicht komplett aufgegeben hast, verdient absolute Hochachtung und Respekt! Dennoch muss sich hier ganz rasch etwas ändern.

Ich weiß nicht, inwieweit du bereits versucht hast, mit deiner Mutter über alles zu sprechen. Realistisch betrachtet ist das in solchen verfahrenen Konstellationen auch nur noch schwer bzw. einschränkt möglich. Versuchen solltest du es trotzdem. Vielleicht könnte dir jemand aus der weiteren Verwandtschaft beistehen? Auch das Schreiben eines Briefes, möglichst ohne Anschuldigungen, kann helfen. Darin könntest du beschreiben, wie es dir geht und warum die Situation für dich emotional sehr heftig ist. Zumindest hättest du damit eine psychische Erleichterung - Schreiben hilft auch super, die eigenen Empfindungen zu ordnen und zu spüren, was gerade besonders ausgedrückt werden will.

Ich finde es ein Unding, dass du dir als Schülerin alles selbst erarbeiten sollst. Sicherlich kann man das machen - wenn die Umstände passen und man sich selbst bereit dafür fühlt. Hier kannst du lernen, dich abzugrenzen und deiner Mutter klar zu verstehen zu geben, dass es keineswegs selbstverständlich ist, neben der schon anstrengenden Schule auch noch zu arbeiten! Ihr würde es ja auch nicht passen, wenn deine Noten leiden würden, vermute ich...

Was das mit dem Reiten ist, verstehe ich noch nicht so ganz. Willst du das Hobby mit dem Pony - oder machst du es halt, weil es deine Mutter so wollte?! Falls Letzteres zutrifft: Höre damit auf! Du solltest alles, was nicht zu dir und zu deinen Wünschen/Interessen passt, abstreifen. Dann würde auch ein wesentlicher Druckpunkt zwischen euch wegfallen. Du hättest mehr Zeit und das Argument, du solltest selbst für deine Hobbys arbeiten, würde nicht mehr greifen. Außerdem könntest du dich dann den Dingen zuwenden, für die du wirklich brennst.

Wenn sie mit ihrem Haushalt nicht nachkommt, muss sie sich andere Optionen überlegen. Ihr Kinder solltet durchaus mit anpacken, ja. Aber ihr seid nicht ihr Fußabtreter und wenn sie es NOCH sauberer bzw. geordneter haben möchte, ist das ihre Sache. Es hilft, eine klare Aufgabenverteilung in der Familie zu haben. Aber wenn deine Mutter dann trotzdem meckert, kannst du ihr das genau sagen. Du kannst da ruhig aufzeigen, dass es fair zugehen muss. Ansonsten muss sie sich eine Haushaltshilfe einstellen.

Aus der Ferne halte ich es für eher ungünstig, dir viele weitere Tipps mitzugeben, weil das am Kernthema wenig ändert. Viel effektiver wäre es, wenn du dich bei dir vor Ort an eine Familienberatungsstelle wenden würdest. Dort kann deine Situation detailliert besprochen und deine Mutter dazu geholt werden. Insbesondere das Thema Auszug wäre da auch zentral. Denn das wäre sicherlich wirklich das Vernünftigste, um eure Lage zu entzerren und dir endlich die überfällige Ruhe und Freiraum zu ermöglichen. Über diese Suchmaske kannst du nach Beratungsstellen in deiner Nähe suchen: https://dajeb.de/beratungsfuehrer-online/beratung-in-ihrer-naehe/
Ich verlinke dir trotzdem mal einige ältere Zuschriften, in denen sicherlich auch noch der ein - oder andere Hinweis enthalten ist, mit dem auch du etwas anfangen können würdest.
* https://mein-kummerkasten.de/333520/Probleme-mit-der-Familie.html
* https://mein-kummerkasten.de/333481/Soll-ich-wirklich-ausziehen.html
* https://mein-kummerkasten.de/333427/Probleme-mit-meiner-Mutter.html
* https://mein-kummerkasten.de/4456/Ich-kann-nichts-recht-machen.html
* https://mein-kummerkasten.de/180519/Ausziehen-meine-Mutter-erlaubt-es-nicht.html

Eines will ich dir noch mitgeben: Egal wie verfahren und deprimierend deine Lage noch ist: Bitte gib' niemals auf. Das Leben kann sich IMMER zu Guten wandeln, wenn du daran glaubst und eigene Ziele verfolgst. Selbst wenn das oftmals nur in Minischritten erfolgen kann, kannst du stets auf das Licht zusteuern. Und auch wenn du keine Wertschätzung und nicht die Förderung bei deiner Mutter erhältst, die du eigentlich erfahren solltest: Du kannst dir selbst immer wieder zeigen, dass du dich magst und bei dir bleibst. So hast du auch in den düstersten Momenten eine echte Freundin an deiner Seite.

Ich sende dir viel Kraft und wünsche dir alles Liebe!
Nuala