Zwangsgedanken oder mehr dahinter?
Hallo,
ich weiß ehrlich gesagt nicht wo ich anfangen soll. Seit einigen Monaten habe ich eine "Art" Zwangsgedanken. Kurz zu meiner Vergangenheit. Ich hatte bisher immer nur eine Fernbeziehung und bin mit dem Mann meiner Träume inzwischen verheiratet. Allerdings hatten wir ein Jahr Funkstille das war in der Zeit von 2019-2020. In der Zeit hatte ich einen Lückenbüßer. Ich war mit einem Typen zusammen. Obwohl ich ihn nicht wirklich liebte sondern mir vormachte es zu tun. Das alles tat ich um meinen jetzigen Ehemann zu vergessen. Gottseidank sind wir bereits verheiratet. Denn dieser Typ hat mich bei meinem ersten Mal vergewaltigt.. Ich bereue es natürlich bis heute es einer Person geschenkt zu haben die es nicht verdient hat. Wie sehr hätte ich es mir gewünscht es für meinen jetzigen Ehemann aufzuheben meine Jungfräulichkeit. Manchmal rede ich mir ein es sei kein Missbrauch. Aber alle, denen ich es bis jetzt erzählt habe "enge Freunde" behaupten es sei definitiv eine Vergewaltigung. Denn ich bat ihm damit aufzuhören und rief Stopp während er weiter machte... Es tat so weh ich blutete so meine Seele auch ich fühle mich verschmutzt ..es kam desto trotz zu paar weiteren Treffen ich tat es nur um ihn zu gefallen. Es war definitiv keine Liebe nur ein Lückenbüßer.
Ich musste auf Grund von Umzug ein, zwei Monate bei meinen Eltern übernachten. Dabei kamen mir ganz böse Gedanken in den Sinn. Plötzlich hatte ich kein Vertrauen mehr. Ich weiß ganz genau,dass mein Vater mir sowas niemals antun würde! Da ich im Wohnzimmer schlief , setzte ich einein Stuhl vor die Türklinke, so dass keiner rein konnte. Als mein Vater fragte , was es damit auf sich habe , meinte ich nur, dass ich nicht gestört sein will. Ich habe irgendwie das Vertrauen in Männer verloren. Ich kann diese bösen Gedanken nicht ausblenden. Hin und wieder habe ich Gliedmaßen in Gedanken vor meinen Augen .. ganz schlimme Dinge, Unzuchtgedanken .... Es kommt bei meinem Vater, Brüdern vor. Aber auch dieser Typ kommt mir noch in den Sinn
Ich war noch NIE so! Ich bin generell ein ängstlicher Mensch und habe Angst vor Krankheiten & meiner eigenen Psyche.. habe bereits Panikattacken , Suizidgedanken, Depressionen, Derealisation hinter mir. Ich hab psychisch schon viel mit gemacht als Kind mit 9 Jahren meinen Opa verloren der jung verstarb. Mir kann eigentlich das Leben nichts mehr antun. Aber diese Gedanken stoppen mich in jeder Hinsicht. Ich fühle mich als Versagerin als wäre ich Schuld an allem. Sobald ich annähernd glücklich bin ziehen mich meine Gedanken brutal runter. Ich denke dass ich wenn ich sterbe , ich bin zwar nicht religiös aber gläubig in die Hölle komme, weil ich solche Gedanken habe..
Wie gesagt solche Gedanken hatte ich davor nicht.. ich war wie ein Engel aber mittlerweile hab ich echt perverse Gedanken (es reizt mich nicht um Gottes willen) es ekelt mich an wie kann ich damit aufhören? Bin ich ein schlechter Mensch?
Anwort von KerstinE
Hallo liebe Anonyme,
zuerst mal, Danke für dein Vertrauen.
Ich habe deine Geschichte gelesen und bin sehr betroffen über das was dir da mit dem "Lückenbüßer" (wie du ihn nennst) passiert ist.
Deine Freunde haben nicht unrecht. Dabei handelt es sich im wahrsten Sinne des Wortes um eine Vergewaltigung.
Wenn ein "Stopp" kommt und der Partner nicht aufhört, ist dies definitiv so.
Das ist mitunter eines der schlimmsten Dinge, die einem, egal ob Mann oder Frau, passieren können..
Es ist wichtig, dass du auf jeden Fall diesen schrecklichen Vorfall mit Begleitung einer Psychologin aufarbeitest.
Du hast dazu mehrere Möglichkeiten. Es gibt staatliche Institutionen wohin man sich wenden kann. Diese gehen mit dem Thema sehr sensibel um und du musst keine Angst haben, dass jemand davon erfährt, wenn du dies nicht willst.
Man kann dich dort auch gut beraten, wie du mit diesem traumatischen Erlebnis umgehen kannst.
Ich geb dir hier mal einen Link für eine Beratungsstelle an die Hand. Sieh dir das in Ruhe an und entscheide, ob du dieses Angebot annehmen möchtest..
https://weisser-ring.de
Leider geht aus deiner Erzählung nicht hervor, ob dein Ehemann, von dieser schlimmen Geschichte weiß.
Hast du ihm davon erzählt?
Es wäre für dich sehr hilfreich, wenn du dich deinem Mann mitteilen könntest, wie schlecht es dir damit geht.
Einfach ist das mit Sicherheit nicht, aber es wäre eine gute Gelegenheit um aus deiner Isolation herauszukommen.
Auch schreibst du leider nicht, ob ihr darüber geredet habt, was meiner Meinung nach sehr wichtig für eure Partnerschaft und euer Eheleben wäre. Nimm dir etwas Zeit, um zu überlegen, ob es nicht erleichternd wäre, in einer ruhigen Stunde das Gespräch darüber zu suchen und Klarheit zwischen euch zu schaffen.
Gerade was eure gemeinsame Sexualität anbelangt - wie geht es dir damit?
Vermutlich ist diese aufgrund deines Erlebens auch stark belastet.
Die Wahrheit (wenn du es für richtig hältst) könnte hier zunächst einen Raum für gegenseitiges Verständnis schaffen, und ihr könntet gemeinsam lernen mit deiner Empfindsamkeit umzugehen.
Wenn über solch sensible Themen nicht gesprochen wird, dann lässt das immer Raum für Interpretationen und Missverständnisse.
Fühl da bitte in dich hinein und entscheide das für dich!
Was deine - wie du sagst Zwangsgedanken betrifft kann ich dir nur raten, dieses Thema auch unbedingt bei einer Beratungsstelle oder mit Hilfe einer Psychologin aufzuarbeiten.
Ich selbst bin keine Psychologin aber ich denke mal, dass all diese Gedanken Ausdruck deiner traumatisierten Seele sind, die ganz laut nach Hilfe schreit.
Du bist sehr verängstigt und zutiefst verletzt worden, da ist es kein Wunder, wenn man solche Gedanken in sich trägt. Das hat ganz und gar nichts mit Perversion zu tun, sonder scheint mir eher auf ein Trauma hinzudeuten, an dem sich durchaus mit professioneller Hilfe arbeiten lässt!
Wenn es der Psyche zu viel wird, dann macht sie sich bemerkbar und deine braucht jetzt wirklich ganz dringend Gehör und Hilfe und vor allem Verstehen.
Du schreibst, dass du Angst hast, in die Hölle zu kommen. Ich für meinen Teil glaube an Gott,aber nicht an einen, der seine Kinder in die Hölle schickt.!! Das würde ein liebender Gott nie tun.
Und ganz ehrlich - werfen wir uns nicht all zu oft selbst in die Hölle?
Die Hölle ist in unserem Denken, es sind unsere Verurteilungen über uns selbst.
Versuche liebevoll mit dir umzugehen und zu dir selbst zu sagen: Mir ist wirklich unglaublich viel Sch... passiert, aber ich habe eine lieben Mann und möchte versuchen unsere gemeinsame Zukunft so wunderschön wie möglich zu gestalten.
Ich werde dir auch noch einen Link wegen der Zwangsgedanken anhängen, dann kannst du mal darin lesen.
https://www.patientenberatung.de/de/informationen/gesundheit/zwangsstoerungen
Man sagt : Die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Du hast einen ersten Schritt getan und hast über deine Ängste geschrieben, mach den zweiten Schritt und nimm Hilfe in Anspruch.
Du musst keine Angst haben, dass jemand dich verurteilt.
Wer immer das tut, hat keine Vorstellung von dem, was in der vorgeht und wie du leidest. Gib dir auch nicht die Schuld an dem, was dir da passiert ist. Du hast nach Liebe gesucht und bist leider an den falschen Partner geraten.
Vermutlich warst du einsam und traurig und glaubtest, bei dem Mann Liebe und Annahme zu finden..
Jeder Mensch sucht nach Liebe - leider geraten wir dabei manchmal nicht an die richtige Person. Da gibt es keine Schuld auf deiner Seite!!
Ich wünsche dir dass du viel gute Gespräche und Erfahrungen mit anderen Menschen machst, die dir wirklich helfen wollen.
Alles Liebe für dich!
Kerstin