Problem von Anonym - 34 Jahre

Kollegin macht mich verrückt mit ihren Ängsten vor Corona

Hallo liebes Kummerkasten Team,
erst mal ein großes Lob an euch das ihr das ehrenamtlich hier macht.
ich weis nicht ob es dir richtige Kategorie hier ist.
ich beschreibe hier mal mein Problem das mich seit längerer Zeit beschäftigt
Meine Kollegin hat selbst so viel Angst das sie sich mit Corona infiziert das sie mich damit auch ziemlich verrückt macht. Ich muss dazu sagen ich bin selber auch ein vorsichtiger Mensch aber ganz verhindern wird man es nicht können es gibt keine 100% Sicherheit. Das geht bei mir irgendwie schon so weit das ich mich privat auch ziemlich einschränke das ich z.B nicht dort hin gehe wo man viele Menschen begegnet.
Heute gehe ich mit einer Freundin auf einen Markt der Markt findet im freien statt aber dennoch habe ich Zweifel ob ich da wirklich hin gehn soll nicht das ich mich auf diesem Markt mit etwas anstecke. obwohl das alles im Freien draussen stattfindet.
Irgendwie schränke ich mich in letzter Zeit zu sehr ein und verzichte auf zu viele Dinge die eingentlich Spaß machen und Lebensfreude bringen. Ich rede jetzt nicht von Veranstaltungen wo man mit tausend Leuten in einem geschlossenen Raum ist z.B in einem Festzelt.
Meine Kollegin sitzt den ganzen Tag mit ihrer Maske an ihrem Platz. Ich setze meine Maske da auf wo man den Abstand nicht einhalten kann oder wenn ich in der Firma unterwegs bin. (eine Maskenpflicht gibt es bei uns nicht mehr)
Ich beschreibe es mal mit einem Beispiel das man sich davon besser ein Bild machen kann:
Eine Kollegin kam mit Schnupfen zur Arbeit hat sich aber jeden Tag vor Arbeitsbeginn mit einem Selbsttest getestet der war immer negativ da hat meine andere Kollegin die sehr vorsichtig gemeint warum kommt die denn mit Erkältungssymptomen zur Arbeit die sollte eigentlich zuhause bleiben und sich krank schreiben lassen.
Eine andere Kollegin kam aus der Quarantäne zurück und hatte sich freigetestet und war wieder negativ sie hatte aber noch ein bisschen Husten war aber nicht mehr ansteckend zu ihr hat sie gesagt "du dürftest eigentlich noch nicht wieder in die Arbeit kommen wenn du noch Symptome hast, es ist eigentlich eine Unverschämtheit das du schon wieder Arbeiten kommst wenn du noch Symptome hast!" hat sie ihr direkt so ins Gesicht gesagt. (die Kollegin war von einer offiziellen Stelle negativ getestet worden)
Ich muss sagen ich habe weniger Angst davor mich mit Corona anzustecken als vor meiner Kollegin (hatte mich letztes Jahr im März schon mit Corona infiziert) zum Glück hatte ich einen milden Verlauf.
Ich denke wenn ich mich nur mit einem Schnupfen anstecke schmeisst die mich denke ich raus.
Wenn ich so darüber nachdenke ist es schade das ich auf so viele Sachen verzichte die eigentlich Spaß machen (auf ein Konzert mit tausenden von Leuten würde ich jetzt auch nicht gehn)
ich möchte aber gerne mal wieder ein bisschen raus kommen und mit meiner Freundin z.B auf diesen Markt gehn ohne nachher ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.
Ich hoffe ihr könnt mich verstehn was ich damit meine ich fühle mich irgendwie von meiner Kollegin so unter Druck gesetzt das ich mich schon selber nichts mehr machen traue. Ich bin halt mit Ihr direkt zusammen in einem Raum. Ich hab halt einfach Angst das ich mich irgendwo anstecke und dann das Virus mit in die Arbeit bringe. auf der anderen Seite denke ich mir ich kann nicht auf alles verzichten.
Es gibt bestimmt schlimmere Probleme als meins aber mich beschäftigt das alles sehr ich fühle mich irgendwie so unter Druck gesetzt. und schränke mich deshalb selbst ziemlich ein.

Ich danke euch schon mal für eure Antwort =)

JuliaZ Anwort von JuliaZ

Hallo liebe Ratsuchende,

Vielen Dank für dein liebes Lob :) Es hat nun leider ein wenig gedauert, bis du eine Antwort erhältst. Auch, wenn der Markt nun gewesen ist und vielleicht weitere Momente folgten, die dich vor die Frage stellten ob dein Verhalten in Ordnung ist, dass dies doch immer wieder vorkommen kann und deshalb auch jetzt die Antwort dir vielleicht noch etwas helfen könnte.

Du hast absolut Recht: eine 100 % Sicherheit wird es nie und für niemanden geben. Selbst deine Kollegin, die sehr, sehr vorsichtig ist, wird nicht vermeiden können anderen Menschen zu begegnen und kann nur die nötigen Vorsichtsmaßnahmen treffen, die ihr selbst zur Verfügung stehen. Impfen, Maske tragen, Abstand halten, Lüften, Hände waschen, ... diese vielen Dinge die uns nun seit langer Zeit begleiten.

Wenn jemand so vorsichtig ist, wie deine Kollegin, dann ist es denke ich sehr damit verbunden, dass eine wirkliche Angst besteht, sich anzustecken - und das ist vollkommen verständlich und logisch, wenn Sie davor Angst hat. Vielleicht gibt es Risikopatienten im Umfeld oder Sie selbst fürchtet um einen schwereren Verlauf, hat vielleicht selbst Vorerkrankungen.

Wie du dich auf der Arbeit verhältst, finde ich sehr rücksichtsvoll von dir. Damit meine ich das Maske tragen, wenn du nicht auf deinem Platz bist und deine Rücksicht dich auch mit Kontakten zu beschränken. Das dies aber auf Dauer nicht die Lösung ist, stattdessen alles was dir Spaß macht, sein zu lassen, ist aber denke ich auch sehr verständlich. Was du in deiner Freizeit machst, das ist deine Entscheidung. Da stellt ein Markt im freien, den du mit einer Freundin besuchst, natürlich auch nicht soo viel Risiko dar. Die andere Option wäre, dass du außerhalb der Arbeit nur noch zuhause bleibst. Ich persönlich glaube, dass du beim Einkaufen im Supermarkt ein höheres Risiko haben könntest, als auf den Markt, den du beschrieben hast. Und darauf kannst du ja auch nicht verzichten für deine Kollegin!

Wir sollten finde ich alles etwas empathisch aufeinander Rücksicht nehmen. Wenn man also weiß, dass jemand erhöhte Angst vor einer Infektion hat (aus welchen Gründen auch immer) dann ist es finde ich angebracht, dass man Abstände einhält und sich eventuell auch für das Maske tragen entscheidet etc. Einfach nur aus der Rücksichtnahme gegenüber der Person die Angst hat. Ich kann dein schlechtes Gewissen nachvollziehen, wenn du etwas getan hast, wo du womöglich Corona in deine Arbeitsstelle bringen könntest. Das Du mehr Sorge hast vor der Reaktion deiner Kollegin, als vor einer eigenen erneuten Infektion, kann ich verstehen.

Doch,....

Niemand kann von dir nun erwarten, dass Du dich einschließt und nichts mehr machst. Vor allem die Aktivitäten im Freien, solltest du, sofern du selbst keine eigene Gefahr für dich empfindest, auch umsetzen können. Immerhin achtest du auf Rücksicht und Schutz und solltest unter den Bedingungen nun trotzdem wieder genießen können und wie du sagst, die Dinge machen, die dir Lebensfreude bereiten. Es ist deine Freizeit und du handelst nicht blind! Würdest du einfach willkürlich mehrmals die Woche in Menschenmengen gehen und dich da unwissend jeder Möglichkeit einer Infektion aussetzen, wäre dies anders. Ich vertraue sehr darin, dass Du deine Aktivitäten sowieso sehr bewusst wählst.

Solltest du dich infizieren, dann kann dir das überall passieren und genau so ist es bei deiner Kollegin.

Bleibe rücksichtsvoll, aber vergesse nicht den Spaß am Leben. Dazu gehört auch raus zu gehen und zu genießen, was du gerne machst. Auch mit Freunden. Ich glaube daran, dass es für dich langfristig wahrscheinlich eher darum gehen könnte, wie du dein eigenes Handeln rechtfertigst, vor dir selbst und nicht vor deiner Kollegin. Ich glaube, dass du sehr gut darin bist, abzuschätzen was in Ordnung ist. Orientiere dich daran! Und was du in deiner Freizeit wie getan hast, musst du deiner Kollegin nicht berichten. Halte Abstand und nimm Rücksicht :)

Vielleicht werden die Zahlen auch wieder mehr steigen und es wird noch mehr Unsicherheiten auslösen. Verhalte dich so, wie du begegnet werden möchtest, wenn deine Angst vor einer Infektion da wäre. Es ist niemanden geholfen, wenn man sich alle Freude und allen Spaß selbst verbietet. Uns wird das alles sicher noch einige Zeit begleiten und du tust dir da keinen gefallen dein Leben weiter einzuschränken, als dies schon der Fall ist.

Du kannst dich jederzeit gerne erneut melden :)

Alles Liebe und Gute für dich,

Julia