Problem von Mina - 12 Jahre

Depression. Selbst Hass. Selbstverletzung/Selbstmord

Schon in der Grundschule wollte ich möglichst perfekt sein. Als dann auch die Klassensprecher gewählt wurden war ich natürlich sofort interessiert. Ich wurde auch 2x hintereinander Klassensprecher. Irgendwann in der ersten Klasse wurde ich das erste Mal Gemobbt. Darunter litt ich eine Weile sehr bis meine Mutter es herausfand und der Lehrerin meldete. Danach gab es nur noch vereinzelte Vorfälle mit diesem Mädchen. Ich hab nie für Tests gelernt oder mir besonders viel Mühe mit den Noten gegeben. (Doch trotzdem hatte ich fast nur 2er und 1er.) Ich fühlte mich mehr dazu verpflichtet allen zu helfen. Sprich: streitschlichten, Probleme anhören...
Ich habe mich gewissermaßen für meine Klassenkameraden verantwortlich gefühlt. Als ich dann ins Gymnasium kam, merkte ich dass ich jetzt anfangen muss zu lernen. Da ich vorher noch nie gelernt hatte viel es mir sehr schwer. Meine Noten wurden sehr schlecht doch Dan gegen Mitte der 5ten Klasse ging es wieder. Ich bekam manchmal Kommentare zu meinem Körper. Ich habe mich schon immer für ihn geschämt. Es war mir klar dass diese Sprüche nur Spaß waren aber es traf mich trotzdem hart. Als ich in die 6te Klasse kam bekam ich Latein dazu. Es war Schrecklich. Ich war so schlecht in dem Fach und ich fing an mir Vorwürfe zu machen. Erst nur wegen dem Fach dann wegen jeder Kleinigkeit. Jeden Tag machte ich mir Gedanken von wegen dass ich nicht gut genug sei oder ich einfach sterben sollte. Da meinte ich es aber noch nicht richtig ernst bis zu dem Tag an dem ich mich vor meiner Klasse als Lesbisch outete. Die Mädchen wahren alle komplett cool damit doch die Jungen lachten mich aus und gaben mir dumme Sprüche und so. Das war der erste Tag an dem ich den Konkreten Wunsch hatte zu sterben. Ich fragte 2 Wochen später ein Mädchen aus unserer Klasse ob sie mit mir zusammen sein wollte da ich schon relativ lang in sie verliebt war. Und sie sagte ja. Wir trafen uns sehr oft aber dazu später mehr. Eines Tages rief überraschen mein Vater an und fragte ob er vorbei kommen könne. Ich sagte ja. Er war gekommen um mir zu Sagen dass meine an Corona erkrankte Oma im Krankenhaus verstorben war. (by the way mein Vater und meint Mutter sind getrennt) Ab da ging alles nur noch Berg ab. Ich weinte und ritzte mich jeden Tag wegen allem Möglichen Scheiß. Meine feste Freundin half mir etwas aus der Situation heraus indem sie mich Ablenkte. Aber das half nicht wirklich. In irgendeinem Moment als ich wieder in meinem Bett saß und weinte wurde mir klar dassdas Depressionen sind. Ich dachte über mein Leben nach und mir würde klar dass ich immer Schon eine gewisse Lehre in mir spürte. Da ich die Depression von meiner Mutter "geerbt" hatte wurde klar dass ich schon immer einen glückshormon Defizit hatte. Ich verbrachte vierl meiner Zeit mich in andere Welten zu flüchten. Ich schaute gefühlt 24/7 Anime. Ich traf mich weder mit Freunden noch mit meiner festen Freundin. Meine Mutter begann dich Sorgen zu machen, da ich in 2 Monaten bereits 20 Serien durchgesehen hatte Mitunter Naruto mit insgesamt 33Staffeln. Als meine Mutter mir meine "Zuflucht" weg nahm sprich mir Anime Verbot viel ich in ein tiefes Loch da ich nichts mehr hatte woran ich mich klammern konnte. Jede Nacht stand ich vor meinem Fenster und wollte springen. Jede Nacht weinte ich mich in den Schlaf. Ich brauchte eine Beschäftigung damit ich nicht mit mir allein sein musste da ich mich sonst nur selbst runter machen würde. Doch lange Zeit hatte ich das nicht. So exestierte ich nur noch vor mich hin. Von außen merkte man mir meine Depression nicht an da ich mir eine gute Fersade aufgebaut hatte. In den Ferien im April begann ich mich komplett zu isolieren. Ich ging nicht mal einen Tag raus. Da ich jedoch am 19. Geburtstag hatte und dort mein girl friend kommen würde erzählte ich meiner Besten Freundin von meinen Problemen. Sie sagte es meiner festen Freundin doch sie ließ nicht locker. An meinem Geburtstag stand sie plötzlich ohne auf mich und meine Bitte zu achten vor meiner Tür und brachte mir Rosen. Ich war dankbar für ihr Geschenk doch ich fing an zu weinen vor ihren Augen. Ich wollte einfach niemanden sehen. Bis jetzt verlief eigentlich alles wie bisher sprich in den Schlaf weinen dies das...

Doch vor einer Woche machte meine Freundin plötzlich ohne grund mit mir Schluss. Mir ging es total dreckig und ich verletzte mich das erste Mal seit einem Monat wieder Selbst. Am nächsten Tag erzählte sie allen Lügen über mich und beschimpft mich als hure. Am nächsten Tag als alle ihre Lügen aufgedeckt wahren wurde mir bezogen auf die Lüge und den anderen Umständen klar dass sie mich nie geliebt hat. Was sie am Freitag auch bestätigte. Die ganze Woche bin ich zuhause geblieben weil ich einfach nicht mehr konnte und wollte.

Danke fürs Lesen Mina
So. 29.5.22 1:20

Arvid Anwort von Arvid

Liebe Mina,

vielen Dank für Deine Zuschrift! Ich freue mich sehr, dass Du Dich mit Deinem Anliegen an uns wendest. Dass Du darüber sprechen möchtest, ist ein sehr wichtiger Schritt in Richtung einer Besserung. Und sei gewiss: Es kann nur besser werden!

Zu aller erst muss ich Dir sagen, dass Depressionen und sogar Suizidgedanken ernst zu nehmende Probleme sind. Bitte vertraue Dich schnellstmöglichst jemandem an, der Dir helfen kann. Du kannst jederzeit bei der Telefonseelsorge anrufen und Dein Herz ausschütten.

Hier findest Du schnelle Hilfe:

https://www.nummergegenkummer.de/kinder-und-jugendberatung/kinder-und-jugendtelefon/ (Mo.-Sa. 14-20 Uhr)
https://www.telefonseelsorge.de/suizidpraevention/ (Telefon: 0800 1110111), dort kannst Du jederzeit anrufen

Vertraue Dich auch unbedingt Eurem Vertrauenslehrer oder Deinem Klassenlehrer an. Sprich mit Deinen Eltern offen darüber, dass Du depressiv bist und Hilfe brauchst. Sag, dass es Dir sehr schlecht geht. Aber sieh Deine Problem als Chance! Und Du wirst eine erste Hilfe bekommen. Aber wichtig ist, dass Du schnellstmöglich über Deine Gedanken und Sorgen sprichst! Mach das am besten noch heute oder morgen in der Schule. Denk nicht darüber nach, mach es einfach. Sprich darüber! Hol Dir Hilfe, denn manche Sachen können wir nicht allein schaffen.

Das eigene Leben zu beenden löst die Probleme nicht, es beendet sie nur. Ich habe früher auch an Selbstmord gedacht, weil ich der Meinung war, dass ich die Probleme nicht lösen konnte. Aber es gibt immer einen Ausweg, immer und in jeder Situation. Dass Du lebst, ist bereits ein Wunder und auch wenn die Zeiten schwer sind, bleibt das Leben immer lebenswert! Wirf es nicht weg! Sei stark und such nach Auswegen! Du hast Dein ganzes Leben vor Dir. Denk an die Menschen, die Du hast und die Dir wichtig sind. Sie brauchen Dich!



Nun möchte ich etwas näher auf Deine Zuschrift eingehen:


Kein Mensch ist perfekt. Es ist nicht möglich, perfekt zu sein. Welchen Nutzen soll das auch haben? Jeder Mensch hat seine eigenen Stärken und Schwächen und gerade die Kombination aus diesen gibt einem Menschen seinen Charakter. Dass Du sehr hilfsbereit bist und Gerechtigkeit liebst, ist eine tolle Eigenschaft. Auch wenn Du in manchen Fächern nicht so gute Noten hast, bist Du trotzdem ein toller Mensch! Man kann nicht in allem gut sein und dass sollte man auch gar nicht. Fehler zu machen ist notwendig, um zu lernen. Akzeptiere, dass Du Deine Schwächen hast. Jeder Mensch hat Schwächen, denn niemand ist perfekt. Aber lass Dich davon nicht entmutigen, zu leben!

Dass Dich Menschen aus Deinem Umfeld wegen Deiner Neigung und Deinem Körper gemobbt haben und mobben, zeigt ihre eigenen Schwächen auf. Menschen, die Mobbing für notwendig halten, haben meist selbst die größten Probleme. Deswegen sei stolz darauf, dass Du nicht zu diesen Menschen gehörst! Sei stolz darauf, dass Du den Mut hattest, Dich zu outen. Es ist völlig in Ordnung, als Mädchen ein Mädchen zu lieben. Niemand kann einem Menschen vorschreiben, wenn er lieben soll.

Es ist immer schlimm, einen Menschen zu verlieren, der einem sehr nahe stand. Dass Du Deine Oma verloren hast, muss sehr schmerzhaft für Dich sein. Ich möchte Dir mein tiefstes Mitgefühl aussprechen!
Der Tod gehört letztlich zum Leben dazu. Das ist leider so. Er bestimmt den Wert unseres Lebens, indem wir wissen, dass wir nicht ewig leben können. Ist das nicht bereits ein Grund, weiterleben zu wollen, auch wenn das Leben gerade schlimm ist?
Ich habe ein paar Menschen in meinem Leben verloren, die mir wichtig waren, auch Freundschaften. Aber ich habe mir immer klar machen müssen, dass ich trotzdem weiterleben kann. Und Du lebst! Sei dankbar dafür.
Der Verlust Deiner Freundin muss schmerzhaft sein, besonders, wenn ihre Gefühle nicht wirklich echt waren. Man fühlt sich hintergangen und ist sehr verletzt. Das Herz ist gebrochen. Ich kann das nachfühlen. Aber auch hier musst Du stark bleiben! Die Zeit wird alle Wunden heilen. Aber dieser Prozess wird etwas dauern. Schwere Zeiten muss man durchstehen. Danach beginnt immer eine schöne Zeit, wie ein neues Leben. Egal, wie schlimm es ist: Bleib stark! Suche Auswege aus deiner Depression und lebe nicht zu sehr in der Vergangenheit. Was passiert ist, ist passiert. Sieh Dir Deine Zukunft an und mach Dir Hoffnung! Es wird besser werden, da bin ich mir sicher. Sei auch Du Dir sicher.

Die Flucht aus der Realität in eine fremde Welt kenne ich nur zu gut. Für einen Augenblick lang sind die eigenen Probleme nicht mehr so schlimm. Und es ist wahr: Der Anime kann einem Hoffnung geben, dass das eigene Leben nicht so schlimm ist. Deswegen sprich bitte mit Deiner Mutter und sag ihr, dass Du die Serien jetzt brauchst. Vielleicht weiß sie gar nicht, wie schlecht es Dir wirklich geht. Und ihr ist es doch bestimmt wichtig, dass Du Dich etwas besser fühlst.
Ich liebe Anime auch. Am liebsten schaue ich "Avatar- Der Herr der Elemente". Das ist ein sehr toller und lehrreicher Anime. Er enthält so viel Weisheit über das Leben. Vielleicht wäre er auch etwas für Dich?

Auch wenn die virtuelle Welt von den eigenen Problemen ablenkt, werden sie dadurch nicht gelöst. Deswegen wirst Du Dich Deinen Problem stellen müssen. Bitte sieh Deine jetzige Situation auch als Chance, zu wachsen, zu lernen.

Als erstes solltest Du über Deine Gedanken sprechen. Es gibt viele Menschen, die Dir helfen können. Lass Dir Hoffnung geben, dass Dein Leben immer lebenswert ist. Und dann versuch, etwas an der Situation zu ändern: Tritt einem Sportverein bei und such Dir dort neue Freunde, ließ aufmunternde Bücher, lerne ein Instrument, höre vor dem Einschlafen Hörspiele oder Entspannungsmusik. Geh in die Natur und spüre, wie toll diese Welt trotzdem ist. Sieh Dir den blauen Himmel an und spüre den Wind in Deinen Haaren. Es gibt immer tolle Dinge in der Welt, die Deine Seele beruhigen können. Manchmal erfordert es auch größere Maßnahmen, z.B. einen Schulwechsel, um alles hinter sich zu lassen. Wenn Du denkst, dass sowas infrage kommen würden, besprich das mit Deiner Vertrauensperson.
Ich möchte auch kurz den Glauben ansprechen. Durch einen schweren Schicksalsschlag habe ich zu Gott gefunden, obwohl ich vorher nie an so etwas geglaubt habe. Es ist für mich in schweren Zeiten einfach eine Hoffnung. Vielleicht gibt es in Deiner Stadt einen Jugendkreis der Kirche oder Kirchengemeinde. Überleg Dir, ganz ohne Vorurteile, einfach mal, ob das was für Dich wäre. Und dann sprich das auch an, wenn Du Dich bald jemandem anvertraust.


Liebe Mina, ich möchte Dir etwas wichtiges ans Herz legen: Das Leben ist immer lebenswert! Auch wenn es gerade nicht danach aussieht. Der Tod löst keine Probleme. Und Du hast noch Dein ganzes Leben vor Dir. Im Vergleich zum Lauf der Zeit sind die noch so großen Probleme klein. Betrachte das Leben wie eine Achterbahnfahrt: Nach jedem Tiefpunkt geht es wieder aufwärts, immer. Deswegen gib jetzt nicht auf, sei stark.

Verzweifle nicht und such Dir schnellstmöglichst Hilfe. Sprich über das, was Dich bedrückt und suche nach Auswegen. Es gibt immer einen Ausweg. Dabei können Dir die Erwachsenen helfen. Hab Mut, mit ihnen zu sprechen und Du wirst Hilfe bekommen. Wäre es nicht schön zu erfahren, wie sich ein tolles Leben anfühlt? Dass Du lebst, ist ein Wunder! Es gibt kein zweites Leben. Nimm dieses Wunder an und lebe!


Alles Gute,

Arvid