Problem von Anonym - 22 Jahre

Psychische Gesundheit

Seit Monaten bin ich nur noch müde. Egal wie viel ich schlafe, fühle ich mich nicht ausgeruht. Ich fühle mich dauerhaft nur noch niedergeschlagen und würde am liebsten die
Wohnung nicht mehr verlassen. Ich fühle mich überfordert mit meinem Leben, obwohl nichts schlecht läuft. Seit ein paar Wochen habe ich auch wieder suizidale Gedanken, die nur Gedanken sind. Mir kommt auch wieder das Gefühl, als müsste ich mich selbst verletzen, dass dich diesen Druck den ich spüre wieder los kriege. Von außen wirke ich stark und als würde an mich nichts ran kommen, heißt ich kann nicht wirklich meine Gefühle rauslassen. Bloß innendrin explodiere ich, heißt in Situation wo Alkohol im Spiel ist und meine Hemmschwelle sink, bricht meine Mauer ein und ich breche zusammen, weine sehr stark, als müsste das alles raus, was sonst nicht raus kann und steigere mich soweit rein, dass ich hyperventiliere. Leider zieh ich in solchen Situationen immer andere mit rein, die selbst dann am verzweifeln sind und nicht wissen, was sie machen sollen. Ich weiß, dass ich mir hilfe suchen sollte, was mir auch leicht fällt, nur dann jemanden anzuschreiben schaff ich nicht. Ich hab auch etwas Angst, nicht die Richtige Hilfe zu finden..

Arvid Anwort von Arvid

Liebe Hilfesuchende,


vielen Dank für Deine Zuschrift.

Wenn du direkte Hilfe benötigst, wende dich am besten an die TelefonSeelsorge unter:
0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 (Anruf ist kostenfrei).


Was Du beschreibst, kenne ich teilweise aus eigener Erfahrung. Und es hört sich nach einer ausgeprägten Depression an. Eine solche Erkrankung ist ein ernsthaftes Problem, welches angepackt werden sollte. Die Depression nimmt keine Rücksicht auf uns. Und manchmal hat der Mensch keine Kontrolle mehr über seine Krankheit und aus Suizidgedanken werden Taten. Genau aus diesem Grund ist eine Depression sehr gefährlich. Das Leben erscheint sinnlos, weil wir mit uns und unserer Welt überfordert sind, Schicksalsschläge erlitten oder schlimme Fehler gemacht haben. Die Ursachen können sehr vielfältig sein. Aber das Schlimmste ist, dass uns die Depression das Gefühl gibt, keinen Ausweg mehr finden zu können. Vor uns steht eine scheinbar unüberwindbare Mauer.

Die Depression will uns etwas einreden, was nicht stimmt. Denn für alle Probleme gibt es eine Lösung. Doch der Weg aus der Krankheit ist meist sehr lang und beschwerlich. Entscheidend ist, dass man sich nicht entmutigen lässt, für ein besseres Leben zu kämpfen. Das beginnt mit der Akzeptanz der Gegenwart. Die Dinge sind so, wie sie sind. Alles, was wir in der Vergangenheit getan, gesagt und gedacht haben, hat uns zu dem gemacht, wer wir jetzt sind. Auch all unsere Probleme sind das Produkt vergangener Handlungen. Und eine Depression entsteht durch Probleme und dass ein Mensch diese nicht gut verarbeiten kann. Der Weg aus der Krankheit verlangt demnach das erkennen Beseitigen der eigenen Probleme.

Das kann schwer und unangenehm sein. Und genau aus diesem Grund benötigen wir manchmal Hilfe. Wir sind nicht in der Lage, dieser Spirale der Gedanken, Sorgen und Ängste aus eigener Kraft zu entkommen. Auch wenn es für Dich schwer ist, einen Psychologen zu kontaktieren, gibt es keine Alternative, wenn Du es selbst nicht aus der Depression heraus schaffst.

Mir haben nicht unbedingt in jedem Fall die Gespräche geholfen, sondern eher die Medikamente, welche mir verschrieben wurden. Zunächst war ich sehr skeptisch und wollte sie nicht nehmen. Aber ich war derart depressiv vor Angst, Sorge und Schuld, dass ich keine andere Möglichkeit mehr sah. Und nach zwei Wochen ging es mir etwas besser und ich konnte beginnen, an meinen Problemen zu arbeiten.

Eine Psychotherapie mit regelmäßigen Gesprächen und Medikamenten kann ich Dir deswegen nur ans Herz legen. Diese Hilfe ist eine Chance, das eigene Leben zum Positiven zu verändern. Sie ist der Startschuss für eine umfassende Veränderung. Sie ist nicht die Veränderung selbst, aber ihr Beginn. Und aller Anfang ist schwer. Wenn wir jedoch diesen Punkt überwunden haben, wird es uns leichter fallen, aktiv an einer Verbesserung unseres Lebens zu arbeiten.

Deswegen möchte ich es noch einmal wiederholen: Bitte such Dir schnellstmöglich einen Psychotherapeuten und lass Dich von ihm auch bezüglich einer medikamentösen Therapie beraten. Wenn Du das geschafft hast, wirst Du neue Kraft finden, und Dein Leben Stück für Stück wieder in den Griff bekommen.

Alles Gute,

Arvid