Problem von Niclas - 20 Jahre

Burnout, Ausbildungsabbruch, und und und

Liebes Team,

ich bin gerade einmal 20 Jahre jung und am Überlegen meine 2. Ausbildung abzubrechen.
Mit 16 bin ich aus der Realschule raus. Habe ein Jahr Krankenpflege gelernt, aber schnell gemerkt, dass das nicht das wahre für mich ist. Zudem kam die Diagnose einer Orthopädischen Erkrankung, die mir in der Akutphase derbe Probleme macht, sodass ein Krankenschein nach dem anderen abgegeben wurde.
Aufgrund dieser Erkrankung war ich von September 2019 an bis 09/20 Arbeitslos Zuhause, wurde operiert und rehabilitiert.
Im September fing ich die schulische Ausbildung zum Physiotherapeuten an, hatte zu beginn auch sehr viel spaß, vor allem die Theorie liebe ich. Im Dezember letzten Jahres erlitt ich dann eine Akute Herzerkrankung, weswegen ich 3 Monate nicht die Schule besuchen konnte, kurz darauf folgte eine OP, alles in einem war ich knapp 6 Monate nicht regelmäßig in der Schule -> Lehrjahr wiederholen. Ich stellte in der Zeit fest, dass ich nie und nimmer den Beruf als Physio später ausüben möchte, sondern nach der Ausbildung einen medizinischen Beruf studieren möchte. Der Plan war das letzte Jahr Physiotherapie durchzuziehen und dann zu studieren.
Seit Anfang Juni geht es meiner Psyche immer schlechter. Vor 2 Wochen gab es dann die 'Diagnose' - beginnendes Burnout, da mich die Berufsschule immens unter Druck setzt (vor allem das Aufarbeiten des Stoffes). Nun gehe ich eigentlich ab August ins Praktikum, doch sobald ich daran denke breche ich zusammen.

Ich hatte bereits im Frühjahr den Wunsch gehabt, meine Fachhochschulreife zu machen, diesen dann aber vergessen, da ich ja eigentlich nur noch ein Jahr Ausbildung hätte.

Um für den Studiengang zugelassen zu werden brauche ich entweder ein (Fach-)Abitur, oder den Berufsschulabschluss mit einer Endnote von mind. 2,2 + Zulassungsprüfung (Deutsch,Mathe,Englisch). Bei letzterem stehen die Chancen einen Platz zu erhalten also schlechter, vor allem weil ich parallel zu meinen Physio-Prüfungen noch für die Zulassungsprüfung lernen müsste.

Als wäre das nicht alles, merke ich, dass mich die o.g. Orthopädische Erkrankung langsam wieder einholt. Es war schon immer abzusehen dass ich irgendwann nochmal die selbe OP machen müsste, aber wann konnte keiner erahnen. Sobald ich wieder länger Strecken laufe, merke ich wie die schmerzen und die Bewegungseinschränkungen langsam zunehmen -> keine gute Voraussetzung für die Praktika.

Ich habe kurzerhand am Mittwoch Bewerbungen an Schulen für die FOS geschickt und prompt 3 Zusagen bekommen. Auch meine PT-Lehrerin meinte, dass sie gemerkt hat wie schlecht es mir in letzter Zeit geht.

An sich würde ich viel viel lieber mein Fachabitur machen, dass bedeutet aber wieder eine abgebrochene Ausbildung (wovon ich meiner Familie nie und nimmer was erzählen kann, die denken eh ich sei ein Versager was das angeht), zudem besteht auch das Risiko, kein Bafög zu bekommen.

Ich weiß nicht was ich machen soll. 2 Jahre die PT-Ausbildung durchziehen (in Kauf nehmen, dass die Studienzulassung schwieriger wird und ich evt wegen OP etc. wieder ausfalle) oder 2 Jahre FOS.

Stephanie Anwort von Stephanie

Hallo lieber Niclas,

den richtigen Weg in deinem Alter zu gehen ist mit Sicherheit nicht einfach.

Meine Tochter steckte auch in so einer Zwickmühle und irgendwie war alles was sie versuchte nicht das passende.

Ich bin der Meinung das du deine Gesundheit erst in den Griff bekommen solltest bevor du dich festlegst. Was bringt es wenn du jetzt irgendetwas anfängst und es körperlich nicht klappt? Dann bist du wieder gescheitert und das schlägt sich auf deine Psyche aus.
Gespräche mit deinem Hausarzt würde ich empfehlen was noch möglich ist.
Auch eine Therapie bei einem Psychologen könnte dir helfen um einen Weg für dein Leben zu finden.
Gerade wenn man durch Erkrankungen und Rückschläge viel durchgemacht hat finde ich Gespräche bei einem Fachmann durchaus sinnvoll. Ich weiß das man um einen Termin zu bekommen viel Geduld notwendig ist, aber solange könntest du dich vielleicht krank schreiben lassen.
Ob eine Erwerbsminderungsrente für dich in Frage kommen könnte, weiß ich leider nicht so genau. Aber ich würde es versuchen und einen Antrag stellen. Akten von Ärzten bzw. Diagnosen deiner Erkrankungen sind da sehr wichtig.

Ein Gespräch bei der Agentur für Arbeit würde bestimmt auch noch Möglichkeiten aufzeigen woran du vielleicht noch gar nicht gedacht hast?

Ich kann leider nicht einschätzen wie es körperlich mit dir aussieht. Wie belastbar bist du? Wie sieht es mit deiner Psyche aus? Welche Erkrankungen hast du genau und was ist dabei zu beachten? All das weiß ich nicht um dir gezielt Tipps zu geben ohne dir vielleicht etwas falsches zu raten.

Du allein weißt sicher besser was du dir zutrauen kannst, aber ich befürchte das es am Durchhalten und der Ausdauer scheitert wenn es dir jetzt schon nicht gut geht?


Es ist dein eigener Weg den du bestimmst. Deine Eltern sollten diesen akzeptieren und trotzdem hinter dir stehen. Für deine Erkrankungen kannst du nichts und oft findet man etwas toll und überschätzt sich selbst. Gerade wenn man körperlich angeschlagen ist finde ich es sinnvoller die Reißleine zu ziehen und sich Hilfe zu suchen anstatt das es schlimmer wird.
Scheitern oder etwas aufgeben ist keine Schande. Dazu zu stehen es nicht zu schaffen finde ich wichtiger.
Bisher war noch nicht das passende für dich dabei, aber auch das lässt sich finden. Nur sollte das auf deinen Gesundheitszustand angepasst sein um es durchhalten zu können.
Du bist in meinen Augen kein Versager, bitte denke so etwas nicht von dir.
Du hast schon soviel durchmachen müssen in deinem Leben und das zeigt wie stark du eigentlich bist.
Kämpfe für deinen Weg der noch vor dir liegt. Lass dich beraten was du versuchen kannst und schau ob es passt. Setze dich nicht unter Druck und achte auf dich und was dein Körper dir mitteilt. Stress, Angst und Sorgen sind nicht gesund.
Nimm Möglichkeiten an die man dir anbietet und versuche es. Klappt es nicht, dann versuche das nächste. Du darfst nur nicht aufgeben bis das richtige für dich dabei ist.

Nimm die Menschen mit an deiner Seite die dich unterstützen und dir helfen und dich nicht runterziehen oder denken das du nichts auf die Reihe bekommst.
Du stehst jeden Tag auf und kämpfst für dich, das ist sehr viel wert! Und ich weiß das du deinen Weg finden wirst ganz egal wie lange das dauert.
Pack es an, rede mit dem Arzt und mach einen Termin bei der Agentur für Arbeit.

Und wenn du magst, kannst du uns jederzeit sehr gerne wieder schreiben.


Der Link hilft dir vielleicht etwas bei der Suche nach einem Psychologen:
https://www.therapie.de/psyche/info/

Alles Liebe für dich
Stephanie