Anwort von Arvid

Liebe Lara,

vielen Dank für Deine Zuschrift.

Wenn Du direkte Hilfe benötigst, wende Dich am besten an die TelefonSeelsorge unter:
0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 (Anruf ist kostenfrei).

Auch wenn Du mit Therapeuten anscheinend keine guten Erfahrungen gemacht hast, kann ich Dir ans Herz legen, es noch einmal zu versuchen. Manchmal können auch Medikamente helfen. Denn das Ritzen entsteht aus psychischen Störungen wie Depression oder der Borderline-Störung heraus. Und diese lassen sich auch medikamentös behandeln. Das heißt nicht, dass es immer sinnvoll ist, Medikamente zu nehmen. Aber gerade in sehr schweren Zeiten, kann es dadurch deutlich erträglicher werden.

Deswegen meine erste Bitte an Dich: Such Dir schnellstmöglich einen Therapeuten für Kinder- und Jugendpsychotherapie und sprich über das, was Dich bedrückt und besorgt. Es ist notwendig, dass Dir geholfen wird. Wichtig wäre, dass Du daran glaubst, dass Dir geholfen wird. Denn ohne Glaube ist alles zum Scheitern verurteilt.
Du kannst Dich auch jederzeit an Deinen Klassenlehrer oder Vertrauenslehrer an Deiner Schule wenden, falls Du mit Deinen Eltern darüber nicht sprechen kannst. Auch Deine Lehrer können Dir helfen, z.B. indem sie Deine Eltern zu einem gemeinsamen Gespräch einladen.
Bitte auch Deine Freundin um Hilfe. Es ist bestimmt leichter, wenn ihr Dein Problem gemeinsam angeht. So etwas stärkt auch Eure Beziehung.

Wichtig ist, dass Du klar signalisierst, dass Du Hilfe brauchst. Deswegen sprich darüber, auch wenn es vielleicht schwer ist.




Nun möchte ich noch etwas konkreter auf Deinen Selbstverletzungsdrang eingehen:

Bitte stell Dir einmal folgende Frage: Welchen Sinn hat es, sich selbst zu verletzen?

Du wirst merken, dass es keinen Sinn hat. Es bringt Dich kein Stück weiter, es ist dadurch niemandem geholfen, Dir selbst am wenigsten. Warum also willst Du Dich verletzen?

Kein Problem dieser Welt ist schlimm genug, um ein solches Verhalten zu rechtfertigen. Nichts ist so schlimm, dass wir diese Qualen nur durch körperlichen Schmerz ertragen können.

Mach Dir eines klar: Es ändert sich nichts, wenn Du dich selbst verletzt. Rein gar nichts wird sich dadurch verändern. Und Du hast auch nichts davon, außer sinnlose Schmerzen und Narben am Körper, die vielleicht nie mehr verschwinden werden.

Du musst lernen, mit diesem Drang umzugehen. Eine solche Aufgabe kann man nicht immer allein bewältigen. Deswegen wäre es so wichtig, dass Du Dir therapeutische Hilfe suchst, damit Du lernst, Dein Problem zu bewältigen.


Weißt Du, was ich in schweren Situationen immer mache? Ich bete zu Gott und danke ihm dafür, dass es so ist und nicht noch schlimmer. Ich danke dem Herrn Jesus Christus dafür, dass er mir Kraft und Glauben schenkt.

Vielleicht klingt das für Dich sinnlos. Für mich war das früher einmal so. Ich war ein fanatischer Atheist. Doch dann habe ich gelernt, dass es mir viel besser geht, wenn ich an einen Erlöser glauben kann. Gott hat mir den Glauben geschenkt und seitdem kann ich in Frieden mit all meinen Problemen leben. Weil ich weiß, dass Christus bei mir ist und mir Kraft schenkt.

Vielleicht wäre der Glaube auch etwas für Dich? In Deiner Stadt gibt es bestimmt eine Kirchengemeinde mit einem Jugendkreis. Probier es gern einmal aus. Der Glaube kann ein Anker sein, wenn das Schiff Deines Lebens gerade auf stürmischer See unterwegs ist.


Liebe Lara, das Leben scheint manchmal ungerecht zu sein und wir meinen, dass unser Schicksal es ebenso ist. Doch das stimmt nicht. Dass wir manchmal leiden müssen, hat einen Sinn. Diesen Sinn zu erkennen, ist der erste Schritt zu einem besseren Leben. Deswegen gehe in Dich und erforsche, was Du aus Deiner jetzigen Situation lernen sollst. Zum Beispiel, dass unser Leben immer lebenswert ist, auch wenn es nicht so erscheint. Aber vor allem sollst Du lernen, dass es keinen Sinn hat, sich selbst zu verletzen. Es bringt einfach nichts. Vergiss das bitte nicht.

Ich wünsche Dir viel Kraft und Gottes Segen für die Bewältigung Deines Drangs und Deiner Probleme. Wenn Du daran glaubst, wirst Du ein besseres Leben geschenkt bekommen. Gott sorgt für uns.


Alles Gute,

Arvid