Problem von Anonym - 20 Jahre

Meine "Freunde" behaupten ich wäre faul

Ich hab ein großes problem mit der pflege, ich habe so garkeine kraft und motivation das von mir aus zu machen...ich brauche eine Person die mich daran erinnert und mich dazu bringt das alles zu tun, sonst kann ich das nicht weil mich irgendwas blockiert....meine freunde, die eigentlich davon wissen, hatten mich gefragt warum ich eigentlich nichts mache...als ich das dann mit der kraft erklärt hatte wurde direkt gesagt das ich einfach nur faul sei und die haben jetzt sich gegenseitig versprochen mich nie wieder daran zu erinnern und so weil ich ja faul sei und so....und die haben das so gedrehr das es negativist....
Aber sagen selber das die keine kraft haben aber da muss man dann mitleid haben, der eine liegt den ganzen tag nur im bett und die andere macht garnichts mehr weil die keine kraft mehr haben...aber dagegen darf ich nichts sagen....

Ich weis ich hab viel mist gebaut... aber das ist einfsch nicht fair...ich leide darunter das ich es nicht kann aber ich werde so hingestellt als sei ich einfsch nur faul und würde darauf stehen....

Lan Anwort von Lan

Liebe Ratsuchende,

vielen Dank, dass du dich an uns wendest und uns dein Vertrauen schenkst. Bitte entschuldige, dass meine Antwort so spät kommt.

Eins will ich dir unbedingt ans Herz legen: Du bist auf keinen Fall faul! Bitte höre nicht auf das, was deine Freunde da sagen. Sie wissen nicht, wie es dir genau geht, können nicht fühlen, was du fühlst. Und du weißt selbst, dass es nicht die Faulheit ist, sondern, dass dir generell einfach die Kraft und Motivation fehlt. Für mich klingt das absolut nicht nach Faulheit. Zumal jeder Mensch mal so eine Phase hat und das jeder kennt, wenn man zu nichts wirklich Lust hat. Allerdings stimmt es mich doch nachdenklich, dass selbst die eigene Körperpflege dir schwerfällt.

Es mangelt dir also an Motivation und Kraft. Ich kann schwer einschätzen, woran es liegt.
Ich sehe jedoch, dass du schon deutlich darunter leidest. So wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen. Wenn nichts weiter getan wird, wird es eventuell nur noch schlimmer. Darum finde ich es gut, dass du uns geschrieben hast. Du hast den Willen, etwas zu verändern. Das ist prima. Und ich möchte dir gern dabei helfen.

Beim Lesen deines Textes sind bei mir einige Fragen aufgetaucht, die ich gerne an dich richten möchte. Sehe sie als kleine Anregungen an, darüber mal nachzudenken:
Seit wann hast du dieses Problem? Gab es einen Auslöser? Verbindest du etwas Negatives mit der Pflege? Gibt es vielleicht alternative Möglichkeiten, die dich selbst daran zu erinnern, ohne, dass es eine andere Person für dich tut? Beispielsweise indem du dir eine Erinnerung auf dem Handy erstellst? Oder ein Post-It als Erinnerung? Du sprichst davon, dass dich etwas blockiert: Kannst du es beschreiben, was es ist? Woher kommt es?

Wie geht es dir körperlich und seelisch? Geht es dir gut? Oder eher nicht? Falls ja: Woher kommst das?

Ich habe viele Fragezeichen im Kopf und bräuchte noch mehr und konkretere Informationen, um noch intensiver auf dein Problem einzugehen. Du schreibst von Problem mit der Pflege. Aber ich lese auch heraus, dass du generell auch keine Kraft und Motivation hast, etwas zu machen. Stimmt das oder liege ich falsch?

Antriebslosigkeit ist ein Symptom mit vielen Ursachen. Es könnte vieles dahinter stecken. Ohne jetzt eine Diagnose stellen zu wollen, was ich ohnehin nicht kann und darf, will ich einige Punkte aufzählen, die mögliche Auslöser sind.

Zum einen könnte eventuell eine Depression dahinter stecken. Depressive Menschen können sich schwer für etwas aufraffen, selbst alltägliche Dinge, die anderen ganz leicht fallen, sind schwer. Schon das Aufstehen ist eine Herausforderung. Wichtig zu wissen: Depression ist eine ernst zunehmende Krankheit, die behandelt werden sollte.

Es könnte aber auch organische Ursachen haben. Stoffwechselerkrankungen wie beispielsweise eine Schilddrüsenunterfunktion führen oftmals dazu, dass man sich antriebslos fühlt. Auch eine unzureichende Ernährung, ein Mangel an Vitaminen und Nährstoffen wie Eisen oder Vitamin B 12 sind häufig Gründe, dass die Motivation fehlt.

Es könnte aber auch das falsche Umfeld sein. Und da denke ich, dass das vielleicht auch zutreffen könnte. Du meinst, dass du einige Freunde hast, die selbst kaum Kraft haben und wenig tun. Also insofern auch eher antriebslos sind. Das eigene soziale Umfeld kann einen starken Einfluss darauf haben und deine Kraftlosigkeit auch nochmal verstärken.
Zumal deine Freunde nicht unbedingt hilfsbereit sind, wenn sie dich nicht unterstützen wollen. Überdenke bitte, ob das Freundschaften sind, die du haben willst.

Hast du gerade vielleicht auch viel Stress oder leidest unter hohen Anforderungen und Zeitdruck?
Mangelt es dir vielleicht an Zielen im Leben?
Ziele sind natürliche Antriebsfaktoren, die unserem Leben einen gewissen Rahmen und roten Faden geben. Vielleicht überlegst du einmal, was du gerne mal machen, lernen, erreichen willst. Etwas, was du so gerne mal erleben willst. Gibt es da etwas?

Wie sieht es mit Bewegung und frischer Luft aus? Gehst du regelmäßig raus und machst Sport? Wenn nicht, dann könntest du das langsam in deinen Alltag integrieren. Es muss ja nicht gleich die große sportliche Herausforderung sein. Schon ein bisschen Dehnen, Yoga und spazieren gehen könnte deine Energie aktivieren.

Wenn dir die Motivation fehlt, müsstest du für dich herausfinden, was dir Motivation gibt. Denk mal an Dinge, für die du dich interessierst und die du gerne machst. Inwiefern entfachen solche Aktivitäten deine Motivation? Und wie kannst du dieses Wissen auf die eigene Pflege übertragen?


Vielleicht gehst du auch mal zu deinem Hausarzt und lässt dich mal durchchecken, wenn das schon länger andauert. Es könnte vielleicht etwas physisches sein oder eben etwas Psychisches. Das kann ich nicht beurteilen, aber es schadet nicht, sich von einem Experten beraten und untersuchen zu lassen.

Ich denke, dass es generell ratsam wäre, sich jemandem anzuvertrauen. Bei deinen Freunden scheinst du auf wenig Verständnis zu stoßen, was traurig ist. Aber wie sieht es mit anderen Menschen aus? Deine Familie beispielsweise? Oder du besuchst mal eine Beratungsstelle und redest dir mal den Kummer von der Seele?

Mach dich für das, was gerade ist, nicht fertig. Du kannst nichts dafür, dass es dir momentan so geht, auch wenn du möglicherweise etwas in der Vergangenheit getan hast, was du vielleicht bereust. Trotzdem hast du es nicht verdient, dass es dir jetzt so geht.

Ich habe dir noch einige Beiträge verlinkt, in die du gern mal reinschauen kannst. Dort findest du weitere Anregungen:
https://www.foodspring.de/magazine/antriebslosigkeit
https://anchukoegl.com/antriebslosigkeit-ueberwinden/


Der nächste Schritt für dich ist, dass du dich jetzt auf Spurensuche begibst und herausfindest, woher diese Antriebslosigkeit kommt. Nur dann kannst du etwas tun und ich denke es ist auch Zeit dafür, dass du aktiv wirst.

Ich glaube fest an dich, dass du die Kraft wieder in dir finden kannst. Es mag schwer werden und mal Rückschläge geben, aber am Ende wirst du es schaffen, wenn du dran bleibst. Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Erfolg.

Viele Grüße,
Lan