Problem von Sophie - 43 Jahre

Einsamkeit und Überforderung

Hallo, ich möchte meine Probleme so komprimiert wie möglich beschreiben...ich bin 43, wollte,seit ich 35 bin,ein Kind,leider hat es nicht geklappt. Vor 1 Jahr,kurz nachdem ich von meinem Freund ausgezogen bin,hab ich erfahren, dass ich schwanger bin. Ich entschied mich dafür,das Kind zu behalten, d.h. eigentlich entschieden wir uns BEIDE dafür. Doch schon nach 10 Tagen,nachdem ich wieder zurückgezogen bin,realisierte ich,dass es nicht klappt zwischen uns. Ich war dann viel Zeit in meiner Wohnung, organisierte mir sogar eine neue, bessere Wohnung, hoffte aber immer wieder unbewusst und bewusst, dass alles besser werden würde,wenn das Kind da ist. Wurde es nicht, er lässt uns ziemlich im Stich, ich zog dann endgültig mit der Kleinen aus, aber tu mir zeitweise extremst schwer. Also nehme ich immer wieder Kontakt mit ihm auf. Zu der Überforderung kommt, dass ich eine Erkrankung habe, die sich bei Hitze verschlimmert... die letzten Monate waren also besonders schlimm. Und, was NOCH dazu kommt: Leider geht es nicht nur um die Überforderung mit der Kleinen, durch meine Vergangenheit und traumatische Kindheit ahne ich, dass ich auch nicht loslassen kann von ihm. Jetzt hab ich mich um eine Tagesmutter für die Kleine umgesehen um wenigstens zwischendurch mal abschalten zu können und ein wenig zur Ruhe zu kommen... und immer dann, wenn ich Entscheidungen treffe, dann tut er so groß herum und kritisiert meine Entschlüsse. Wir kommen vor der Kleinen auch zu oft zum Streiten... Ich könnte dazu heulen, weil ich es selbst als Kind nicht anders erlebt habe. Bin aber zu schwach und extrem überfordert. Dazu kommt noch, dass ich viel zu wenig Schlaf bekomme, unter einer Ess und auch Schlafstörung leide,und das schon seit 30 Jahren.... an Unterstützung, was das Kind angeht, hab ich eigentlich schon alles ausgeschöpft... Ich glaube, es geht viel darum, wie ich mit meiner Leere, Einsamkeit und meinem geringen Selbstwertgefühl umgehe... bräuchte ein paar hoffnungsvolle Kommentare oder so...danke erstmals,Sophie

Lan Anwort von Lan

Liebe Sophie,

hab vielen Dank für dein Vertrauen und deine Nachricht.


Es tut mir leid, dass du dich gerade so überfordert fühlst und dir das alles zu viel wird. Ich höre sehr heraus, dass du verzweifelt bist und dringend Hilfe brauchst.

Ich glaube, was für dich jetzt wichtig wäre, ist tatsächlich eine Auszeit zu bekommen, um für dich selbst zu sorgen.
Du scheinst eindeutig mit allem, mit deiner Tochter, mit der Beziehung zum Kindsvater und mit dir und deinen Problemen überfordert zu sein. Kein Wunder, dass dir das zu viel wird. Ich kann verstehen, dass du gerne alles unter einen Hut bekommen willst, aber ich glaube, dass du jetzt an deine Grenzen kommst und unbedingt auch Hilfe brauchst. Nur wenn du auch mal eine Auszeit bekommst oder vielleicht generell mehr Zeit für dich hast, kannst du dich um deine eigenen Probleme kümmern. Das wäre meine Ansicht.

Dich nach einer Tagesmutter umzusehen, ist schon mal ein sehr guter und wichtiger Schritt. Oder hast du vielleicht Eltern, Familie oder Freunde, die sich zeitweise um die Kleine kümmern könnten?

Du hast geschrieben, dass du bereits alle Möglichkeiten in Bezug auf dein Kind in Anspruch genommen hast. Hast du auch an frühe Hilfen gedacht? Das ist ein nützliches Angebot für Schwangere und Familien mit Kindern bis zu 3 Jahren. Darunter ist ein Netzwerk aus verschiedenen Leistungen gemeint, die vor allem Eltern unterstützen, wenn sie mit dem Kind überfordert sind. Zu diesen Hilfen zählen eine Familienhebamme, Elternzusammenkünfte, Familienberatung, Erziehungsberatung, Familien- und Kinderkrankenpflegerin.

Wenn das nicht klappt, könntest du dich auch an das Jugendamt wenden. Gemeinsam könnt ihr die beste Lösung für dein Kind finden. Beim Jugendamt kannst du auch bezüglich einer Familienhilfe nachfragen. Diese kommt 2-3-mal die Woche und hilft vor Ort.

Sollte es so sein, dass du dich total überfordert fühlst, die Situation nicht besser wirst und du denkst, dass du dich wirklich gut für dein Kind dadurch sorgen kannst, könntest du mit dem Jugendamt vereinbaren, das Kind in eine Pflegefamilie zu geben. Das bedeutet nicht, dass du das Kind nicht mehr sehen kannst. Das Umgangsrecht der Eltern und des Kindes bleibt immer aufrecht. Das wäre ein großer Schritt, aber es wäre vielleicht für dich und dein Kind am besten, wenn du merkst, dass dich nicht ausreichend um dein Kind und um dich sorgen kannst.

Hast du denn außerdem noch Familie und Freunde, an die du dich wenden kannst, wenn es dir nicht gut geht? Gerade wenn du dich so einsam fühlst, sind auch soziale Kontakte sehr wichtig.

Du schreibst, dass der Kindsvater deine Entscheidungen kritisiert und das führt oftmals zu Streitigkeiten. Das kann durchaus vorkommen, dass man unterschiedlicher Ansichten ist. Vielleicht glaubt er, er weiß es besser und meckert deswegen herum. Aber lass dich davon nicht beirren. Du bist ja alt und erwachsen genug, Entscheidungen zu treffen. Das sind deine eigenen Entscheidungen, da hat er nicht zu meckern. Er muss sie akzeptieren.

Falls du mal akut jemanden zum Reden und Zuhören brauchst, empfehle ich dir das Elterntelefon unter der Nummer 0800 111 0 550. Dort kannst du montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr, anonym und kostenlos anrufen. Dort hören dir ausgebildete Beraterinnen und Berater zu. Das kann dir helfen, neue Gedanken zu fassen und Ideen zu bekommen, wie es dir besser gehen kann

Außerdem empfehle ich dir das Muettertelefon:
https://www.muettertelefon.de/?gclid=EAIaIQobChMIt8r41fCn-gIVjoxoCR2CTg69EAAYASAAEgIzvfD_BwE
Täglich von 20 bis 22 Uhr kannst du dort kostenlos und anonym anrufen:
0800 / 333 2 111


Ich habe dir mal einige Webseiten verlinkt, die dir weiterhelfen können:
https://mein-kummerkasten.de/284954/Mit-Kind-ueberfordert-ich-will-mein-Kind-nicht-mehr.html
https://beratung.de/recht/ratgeber/kind-abgeben-wegen-ueberforderung-wenn-die-familie-zur-belas_frmxuy
https://beratung.de/recht/ratgeber/fruehe-hilfen-angebote-fuer-eltern-mit-kindern-bis-jahre_fntjyt#1
https://www.caritas.de/hilfeundberatung/ratgeber/familie/ueberforderteeltern/fruehe-hilfen-fuer-den-familienstart
https://www.familie-und-tipps.de/Kinder/Erziehung/ueberforderte-Eltern.html


Dir Hilfe zu suchen wäre das Wichtigste. So wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen, das weißt du auch. Du braucht jetzt eine Pause, um dich vielleicht auch zu sortieren, zu schauen, wie es im Leben weitergehen soll.
Um Hilfe zu bekommen, musst du natürlich aktiv werden. Und ich denke, dass du das alles auch in den Griff bekommen kannst, wenn du dir Hilfe suchst. Du bist nicht allein, du kannst Menschen finden, die dich unterstützen und die das gern machen. Ich glaube, dass du dann auch an deiner Einsamkeit und Überforderung arbeiten und wieder ein ruhigeres und schöneres Leben führen kannst.

Hier einige Beiträge zum Thema Selbstwertgefühl steigern:
https://mein-kummerkasten.de/333298/Habe-nicht-genuegend-selbstwert.html
https://mein-kummerkasten.de/132933/Ich-bekomme-einfach-kein-Selbstwertgefuehl.html

Zum Thema, "Was tun gegen Einsamkeit?" empfehle ich dir folgende Beiträge:
https://chrisbloom.de/blog/was-tun-gegen-einsamkeit/#15_Tipps_gegen_Einsamkeit
https://www.hapily.de/blog/was-tun-gegen-einsamkeit-14-tipps-die-helfen

Ich denke, dass du jetzt auch vor allem an dich und dein Wohlergehen denkst sollst. Natürlich kann ich verstehen, dass du auch alles tun willst, damit es deinem Kind gut geht. Aber du brauchst auch Zeit für dich und solltest dafür sorgen, dass es dir gut geht. Wenn es dir gut geht, kannst du auch für dein Kind da sein.

Ich wünsche dir ganz viel Mut, viel Kraft und Hoffnung. Ich glaube an dich, dass du diese Krise bewältigen kannst.

Viele Grüße,
Lan