Problem von Anonym - 21 Jahre

Ich weiß nicht mehr weiter

Hey,
vielen Dank erstmal, dass ihr diese Beratung anbietet.

Zu mir: ich bin mit 19 Jahren, gerade als ich in der Abi-Phase war, sehr schwer krank geworden. Ich bin einfach in der Schule zusammengebrochen und mein Herz hat kurzzeitig aufgehört zu schlagen. Die Rettungssanitäter diagnostizieren damals vor Ort aus dem EKG einen Herzinfarkt. Noch als ich wieder zu mir gekommen war, konnte ich spüren, dass der nächste Anfall kam. Das war der schlimmste Moment in meinem Leben und ich kann die Todesangst nicht beschreiben, die ich hatte. Im Krankenhaus konnte man damals nichts finden, plötzlich hatte es die Diagnose Herzinfarkt nie gegeben und von den Ärzten hieß es "ja, sowas sehen wir öfters bei Abiturienten" "Bist du dir sicher, dass das wirklich passiert ist, du kannst uns sagen, wenn du keine Lust auf den Unterricht hattest" "es wird ganz sicher etwas Psychisches sein". Aber ich wusste, dass das, was ich erlebt hatte, nicht normal war. Dieser Anfall war so schrecklich gewesen, dass ich wusste, dass ich ernsthaft und schwer krank war.

In den folgenden Monaten durfte ich mir von meinen Eltern, Lehrern und Trainern viele Vorwürfe anhören, warum ich nicht mehr so leistungsfähig wie früher war, meine Symptome verschlechterte sich dabei von Tag zu Tag. Neben schweren Herzrhythmusstörungen, hatte ich Unglaubliche Schmerzen, visuelle Probleme, Synkopen, Epilepsie ähnliche Anfälle, Missempfindungen am ganzen Körper und mit jedem Anfall, die dann später täglich kamen, konnte ich regelrecht spüren, wie etwas in meinem Gehirn kaputt ging und wie ich Folgeschäden davon trug. Aber die Ärzte fanden nichts.

Da meine Eltern unglaublich wütend auf mich waren, (obwohl ich mein Abi mit 1,0 abgeschlossen habe), weil ich krank war, obwohl ich offiziell nicht krank war, durfte ich kein Jahr frei machen, um mich in Ruhe diagnostizieren zu lassen, sondern sollte im Herbst sofort mit dem Studium beginnen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich ungefähr 6 Mal im Krankenhaus gelegen und 15 verschiedene Fachärzte aufgesucht und war quasi bettlägrig. Mir ging es so schlecht, dass ich nicht mal mehr richtig stehen konnte. Ich bewarb mich dennoch wie geplant auf Medizin und hatte damit zu kämpfen, überhaupt die Stufen bis zum Hörsaal hochzukommen. In den 3 Wochen, die ich dort war, musste 3 mal der Krankenwagen kommen, untersucht wurde ich im Krankenhaus schon gar nicht mehr, weil man mich als psychisch krank abgestempelt und mit einer Überweisung zum Psychologen weggeschickt hatte. Am letzten Tag, den ich in der Uni war, hatte ich etwas, was symptomatisch einem Schlaganfall sehr nahe kam. Meine rechte Körperhälfte war gelähmt, ich konnte die Menschen um mich herum sprechen hören, aber nicht verstehen, was sie sagten, ich bekam alles nur noch stufenweise mit und lag dann auf dem Boden während all meine Kommilitonen um mich herumstanden. Es war so unangenehm.

Alles in allem rechnete ich damals gegen Ende des Jahres nicht damit, dass ich länger als 2019 leben würde. Ich lag in meinem Bett im Krankenhaus, die Ärzte ratlos und ich konnte einfach nicht mehr. Ich hatte abgeschlossen. Deswegen habe ich mich aus Humanmedizin exmatrikuliert, weil ich eh nicht geglaubt habe, dass das Thema, ob ich ein Studium beginne, jemals wieder von Bedeutung sein würde.

Ich habe dann doch länger als erwartet gelebt.

Was ich habe, ist erst letztes Jahr diagnostiziert worden und es ist eine unheilbar, schwer zu diagnostizieren de, fortschreitende, genetische Erkrankung, die zur Verletzung des Stammhirn führt. Aktuell lebe ich, weil eine Behandlung von einem Arzt angeschlagen hat, die eigentlich nicht hätte anschlagen dürfen. Ansonsten gibt es in Deutschland keine Behandlungsmöglichkeiten für diese Krankheit, eine Behandlung in den USA kostet 100.000€. Ich weiß ungefähr, was früher oder später mit mir (mit Fortschreiten der Krankheit) sehr wahrscheinlich passieren wird und es ist ein recht grausamer Tod.

Ich hatte mir in der Zeit eine Therapeutin gesucht, weil es mental kaum zu bewältigen war, was passiert war (Depressionen, Angststörung, Panikattacke, Posttraumatische Belastungsstörung) . Ich habe sie auch total gerne und sie ist die einzige Person, die mir schon vor meiner offiziellen Diagnose, geglaubt hat, dass ich wirklich krank bin. Allerdings meint sie, dass ich ein Grenzfall bin und sie auch nicht richtig weiß, was sie tun soll. Aber ich weiß, dass wenn ich sie nicht gehabt hätte, ich heute nicht mehr leben würde. Zwischenzeitlich war ich in einer Klinik, bin aber dort entlassen worden, weil sie nicht für solche Fälle ausgebildet seien. Aber niemand scheint für meinen Fall ausgebildet zu sein.

Ich habe nach Humanmedizin ein Jahr später mit Zahnmedizin angefangen. Die ersten 1,5 Jahre habe ich nur im Bett gelegen, weil es mir körperlich sehr sehr schlecht ging (und auch mental), bin nur zu den Prüfungen aufgestanden, die zum Glück dank Corona online waren. Ich bin ehrlich, ich weiß auch nicht wirklich, wieso ich mich für so ein Studium entschieden habe. Vielleicht, weil ich dachte, dass ich es körperlich in dieser medizinischen Richtung eher durchhalten würde. Und weil ich immer Ärztin werden wollte.

Allerdings bin ich absolut unglücklich in diesem Studium. Ich habe aktuell das Gefühl, ich schaffe keinen weiteren Tag. Für mich habe ich einfach festgestellt, dass ich mich für alles außer das Zahnmedizinische begeistern kann.

Ich frage mich, ob das alles noch Sinn ergibt. Was wenn ich meinen Abschluss gar nicht erlebe? Sollte ich nicht etwas machen, was mir Spaß macht? Aber was wenn meine Krankheit anders ist als alle anderen und ich doch am Leben bleibe?

Ich möchte leben und nicht entweder damit kämpfen, mir selbst nichts anzutun oder aufzugeben und auf meinen Tod zu warten. Eigentlich möchte ich gerne reisen.

Aber ich habe das Gefühl, ich weiß auch nicht mehr. Ich kann mir einfach nichts für mein Leben vorstellen. Ich bin 21, meine Eltern sind absolut nicht damit einverstanden, mich nochmal finanziell für ein anderes Studium zu unterstützen und sie meinen auch, dass sie mich sonst eher in der Richtung Ingenieurwissenschaften oder Jura sehen.

Aber da sehe ich mich nicht.

Ich weiß einfach nicht mehr. Ich habe das Gefühl, mein Leben hat eine falsche Richtung eingeschlagen und ich komme da nicht mehr heraus.

Arvid Anwort von Arvid

Liebe Hilfesuchende,

vielen Dank für Deine Zuschrift!



"Lebe jeden Tag, als wäre es Dein letzter". Diesen Spruch versuche ich persönlich so gut es geht zu leben. Das ist nicht immer einfach. Gerade in depressiven Phasen ist das schwer. Früher habe ich öfters an Suizid gedacht. Und obwohl ich körperlich gesund war, dachte ich aufgrund meiner Probleme an Selbstmord. Erst heute begreife ich, wie egoistisch und rücksichtslos das von mir war.

Mit meinem Beispiel möchte ich Dir verdeutlichen, wie unglaublich stark Du bist. Ich war körperlich gesund und dachte ans Sterben. Und Du bist sehr krank und willst leben. Davor habe ich sehr großen Respekt. Du resignierst nicht zu sehr vor Deiner Krankheit, sondern suchst nach Lösungen, und Du stellst Dir die wichtige Frage, wie Du Dein Leben nun gestalten solltest.

Im Grunde ist es recht einfach: Wenn man nicht gesund ist, kann man nicht arbeiten. Dazu zählt auch das Studieren. Es geht nicht darum, dass Du evtl. Lebenszeit verschwendest, wenn Du Dein Studium nicht weitermachst. Nichts ist wichtiger als unsere Gesundheit. Denn sie ist die Voraussetzung für alles andere. Das heißt: Bevor Du irgendetwas Berufliches erfolgreich machen kannst, musst Du gesund werden.

Ich bin sehr erschrocken über das Verhalten Deiner Eltern. Ich lese aus Deinen Zeilen, dass sie in Dir nicht den Menschen sehen, der Du bist, sondern eher eine Maschine, welche immer die volle Leistung bringen muss. Es passiert nun einmal, dass Menschen krank werden, auch schwer krank. Das können wir uns nicht immer aussuchen. Und gerade deswegen darfst Du von Deinen Eltern Verständnis erwarten. Es ist ihre Pflicht, Dich zu unterstützen, wenn Du krank bist. Erschreckend, dass ihnen das nicht klar ist. Aber bitte vergib ihnen ihr Fehlverhalten. Irgendwann wird jeder die Wahrheit erkennen.

Vielleicht kannst Du erstmal bei Deinen Großeltern oder bei Freunden wohnen, wenn Dir Deine Eltern nicht gut tun. Lass Dich langfristig krankschreiben, wenn Du es noch nicht getan hast. Finanziell kann Dich dann der Staat unterstützen. Das Wichtigste ist erst einmal, dass Du gesund wirst. Alles andere ist nebensächlich.

Den Kampf gegen die Krankheit müssen wir nicht verlieren. Nie ist ein Weg nur eine Sackgasse. Zu leben ist bereits ein ausreichender Grund, um sich voll und ganz auf Genesung zu konzentrieren. Dazu zählt auch, sein Leben nach dein eigenen Vorstellungen zu gestalten. Willst Du reisen, dann tue es. Mach genau das, was Dir Freude bereitet. Hier und jetzt. Du hast nur dieses eine Leben. Und wenn Du das Gefühl hast, dass es nicht lang sein wird, ist es umso wichtiger, dass Du jeden Tag lebst, als wäre es der letzte.

In den Evangelien der Bibel gibt es eine sehr tolle Geschichte: Christus ruft die Menschen zu sich, um seine Lehren zu verbreiten. Darunter befindet sich auch der Gelähmte. Seit 38 Jahren hatte dieser Mann nur im Bett gelegen und sich kaum noch bewegen können. Er war davon überzeugt, dass er sterben müsste und sagte, wie sinnlos doch alles wäre.
Doch Jesus sprach zu ihm, er solle stark im Glauben sein, vergab ihm seine Sünden und heilte ihn, weil er glaubte, geheilt worden zu sein.

Es kommt für viele Menschen der Augenblick, an welchem sie erkennen, dass sie einen Erlöser brauchen. Sie werden Christen und beginnen ein neues Leben. Ein Leben des Glaubens.

Glaubst Du?

Wenn nicht, wäre es vielleicht genau das, was Du jetzt brauchst. Der Glaube daran, errettet zu werden.

Wäre Christus hier und würde er Dir sagen, dass Du geheilt bist, würdest Du es glauben?

Unsere Gedanken haben sehr viel Macht. Wenn ich glaube, dass ich krank bin, ist es auch so. Umgekehrt kann es doch genauso sein. Glaube daran, dass Du gesund werden wirst! Der Glaube versetzt bekanntlich Berge.


Es gibt so viele Sachen, die Du machen kannst, wenn Du Dich körperlich in der Lage fühlst: Geh auf eine Reise, besteige Berge, tauche im Meer, verbring viel Zeit in der Natur, mach Musik, lern eine neue Sprache, usw. Und vor allem: Lies in der Bibel im neuen Testament.

Das kann sehr schwer sein, wenn man sich nicht gut fühlt. Aber es gib eine Möglichkeit, dass es Dir mental besser geht:
Hast Du mit Deiner Therapeutin schon einmal über Antidepressiva gesprochen?

Vielleicht musst Du auch so schon genug Medikamente nehmen. Aber wo kein Wille, da kein Weg. Wenn Du Dich mental nicht in der Lage fühlst, Dein Leben in die Hand zu nehmen, ist es auch körperlich nicht möglich. Als ich damals so stark depressiv war, empfand ich alles als sinnlos.

Aber es ist nie sinnlos, auch wenn es uns nicht gut geht.

Deswegen lass Dich bitte, wenn Du es nicht schon getan hast, über Antidepressiva beraten. Wenn es Dir mental besser geht, Du wieder Hoffnung haben kannst, hast Du auch körperlich mehr Kraft. Und manchmal können einem nur Medikamente helfen.



Liebe Hilfesuchende, Du magst das Gefühl haben, vor einer unüberwindbaren Mauer zu stehen. Das ist manchmal im Leben so. Aber bitte sieh Deine Situation nicht als das Ende an. Es gibt immer einen Weg in ein besseres Leben, auch wenn wir eines Tages sterben müssen.

Dein Leben ist das Einzige, dass Du haben wirst, egal wie lang es ist. Deswegen mach das, was Du möchtest. Hier und Jetzt! Jeder Tag, den Du lebst, ist kostbar.

Wenn Du alles überstanden hast, werde Ärztin und hilf anderen Menschen, die dann gerade krank sind. Du hast dann einen so wertvollen Erfahrungsschatz und eine so starke Motivation, weil Du eine so schwere Zeit durchlebt hast.

Und warum sollte dieser Traum nur ein Traum bleiben? Zeige der Welt, dass Du leben wirst!

Glaube an eine bessere Zukunft, sei stark im Glauben und hoffnungsvoll!



Alles Gute,

Arvid


PS:

Hier findest Du Anregungen für Dein neues Leben:

http://www.endlich-geheilt.de/heilung-durch/glauben/index.html

https://www.keine-tricks-nur-jesus.de

https://www.keine-tricks-nur-jesus.de/2022-08/warum-soll-ich-bibel-lesen.html