Problem von E.S. -

Einsam aufgrund meines Alters

Hallo...
Mein Name ist E.S. und ich habe ein Problem. Häufig habe ich schon nach einer Lösung gesucht, aber es scheint irgendwie fast aussichtslos zu sein. Ich bin schon 18 Jahre alt, werde aber häufig einige Jahre jünger geschätzt. Nun zum Problem: Es macht mich einsam und traurig, dass ich anders denke und fühle wie Gleichaltrige. So bin ich ca. auf dem Stand einer 10-jährigen - und das mit 18. Oft sehe ich Jungs ( 11 Jahre alt +/- ), die mir gefallen. D.h. ich mag z.B. ihre Augen, Haare, ihr Lachen oder die Art wie sie spielen also z.B. Fußball, Fangspiele oder eben besonders wild, stark und abenteuerlustig sind. Die meisten 18-jährigen wollen in einer Beziehung ja körperliche Nähe und so ein Zeug. Ich finde sowas unvorstellbar, allein die Vorstellung jemanden zu küssen, da wird mir schlecht. Ich sehne mich schon lange nach einer Beziehung und es kostet Kraft, noch länger zu warten. Wie aber soll das funktionieren? Ein 11-jähriger und eine 18-jährige? Viele Menschen würden dann vielleicht sagen, ich sei pädophil. Aber das ist man doch nur, wenn man als Erwachsener Kinder anfasst usw. Was kann ich in meiner Situation am besten tun?
VG und Danke im Vorraus E.S.

Nuala Anwort von Nuala

Liebe E.S.,

hab' Dank für deine offene Darlegung!
Zuallererst: Bitte versuche, nicht verzweifeln. Es gibt viele Möglichkeiten, das eigene Leben zufriedenstellend zu gestalten, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so wirken mag. Und sehr wahrscheinlich lesen das andere Betroffene und können sich in deiner Beschreibung ganz oder teilweise wiederfinden.

So wie du es beschreibst, geht es dir vor allem um Zugehörigkeit. Du kannst dich mit viel jüngeren Leuten anscheinend mehr identifizieren - darum erscheint es mir naheliegend, dass du auch ihr Äußeres ansprechender findest als bei Gleichaltrigen oder Älteren. Ich gehe dann weiter unten nochmal darauf ein.
Wenn du kein sexuelles Interesse an Kindern hast, bist du sehr wahrscheinlich auch nicht pädophil. Ich würde dir trotzdem empfehlen, dich vorsorglich über diese Internetseite zu informieren und ggf. eine der dort gelisteten Beratungsstellen zu kontaktieren, falls du unsicher bist. https://www.kein-taeter-werden.de/

Zudem rate ich dir, zuerst ein ärztliches Gespräch zu vereinbaren, damit deine generelle Reife und Besonderheiten ermittelt werden können.
Sollte körperlich alles geklärt sein, wäre eine psychologische Beratung nützlich. Hierfür kannst du die folgende Suchhilfe verwenden: https://www.dajeb.de/beratungsfuehrer-online/beratung-in-ihrer-naehe/ (du kannst Beratung für Jugendliche genauso wie für Mädchen*/Frauen* in Anspruch nehmen).

Nun möchte ich gerne weitere Aspekte anschneiden, die eher in den psychosozialen Bereich fallen. Es kann sein, dass du körperlich UND seelisch betroffen bist, es kann aber auch vor allem einen bestimmten Teil betreffen. Wir Menschen sind komplexe und vielschichtige Wesen. Wir müssen davon ausgehen, dass es meistens nicht "die eine Ursache" für ein Phänomen gibt, sondern mehrere oder gar viele.

Ich glaube, du müsstest erforschen, um was es dir konkret geht. Hier wieder das Stichwort psychologische Begleitung! Diese kann dich unterstützen, dir deiner selbst mehr bewusst zu werden, ggf. sogar in Form einer Psychotherapie.

Es mag vielleicht banal klingen, aber hast du schon einmal in Erwägung gezogen, dass es auch Gleichaltrige gibt, die so empfinden wie du? Könntest du dir dann eine Partner:innenschaft vorstellen?

Körperlich gelebte Sexualität muss keineswegs Bestandteil einer Liebesbeziehung sein. Menschen aus dem asexuellen Spektrum sind hier ein gutes Beispiel.
https://aktivista.net/links/asexualitaet-nicht-nur-bei-amoeben-flyertext/
Auch gibt es einfach Personen, die in ihrer Entwicklung noch nicht an dem Punkt sind, Sex als erstrebenswert zu empfinden. Eventuell kommt das dann zu einem (deutlich) späteren Zeitpunkt bzw. in einer anderen Lebensphase.

Vielleicht bist du schlichtweg überfordert mit dem, was du als gesellschaftliche Norm wahrnimmst, weil du eben deine ganz eigene Entwicklung und Reifung hast. Daher könnte ich mir vorstellen, dass du dich als Persönlichkeit zuallererst annehmen und respektieren solltest. Es ist völlig in Ordnung, die eigenen Bedürfnisse zu stillen und deinen individuellen Pfad einzuschlagen. Letztlich tun das so wenige Menschen in aller Konsequenz. In deinem Fall möchte ich dich ermutigen, alle deine kindlichen Anteile auszuleben, so weit es für dich angenehm ist.
Es spricht auch nichts dagegen, mit Kindern befreundet zu sein, solange das aus reinen Absichten heraus geschieht. Also falls du z.B. Lust hast, auf Spielplätzen zu sein und dort aktiv die Spielgeräte und den Sand zu nutzen, tu´ es! Wenn du deine Wohnung, dein Zimmer mit Spielsachen und anderen Gegenständen aus dem Kinderbereich gestalten möchtest, warum nicht!
Übrigens gibt es auch bei Erwachsenen noch einen "Spieltrieb". Alleine bei Jugendverbänden wie z.B. den Pfadfindern geht es ganz viel um Spielerisches. Da spielen auch die älteren Jugendlichen und Erwachsenen Fangen und Verstecken, nicht nur mit Jüngeren, sondern auch mit ähnlich alten Gruppenmitgliedern :) Vielleicht wäre eine solche Gemeinschaft etwas für dich. Beim BdP (Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder) bin ich mir sicher, dass Jungsein in jeder Form positiv erlebt wird und Akzeptanz einen wichtigen Wert darstellt: https://www.pfadfinden.de/
Schau' dich da einfach generell einmal um, weil schon der Beitritt in einen Sportverein etwas sein könnte, was dir gefallen könnte.

Wieder zu deiner Person:
Zu sich selbst zu stehen hat nicht nur den angenehmen Effekt, dass man sich wohler fühlt. Man erhöht auch die Wahrscheinlichkeit, Gleichgesinnte zu finden.
Du kannst außerdem üben, die positiven Seiten deiner Kindlichkeit zu sehen und darauf stolz zu sein :)

Ich finde, du hast mehr in der Hand, als du denkst. Und wer weiß, was du an & in dir in den kommenden Jahren auf angenehme Weise entdecken können wirst - weil deine Entwicklung sicherlich noch einiges an Überraschungen für dich bereithalten wird.

Ich wünsche dir alles Gute!

Sei lieb gegrüßt,
Nuala