Problem von Anonym - 13 Jahre

Mache mir alles kaputt

Hallo, ich bin 13 und gehe daher noch in die schule. Ich hab vor einem Jahr die Schule gewechselt. In der alten war auch alles noch ganz normal(hatte Freunde, Selbstkontrolle und spaß in der Schule). Aber in der neuen Schule ging dann alles den Bach runter. Am Anfang hatte ich ja auf der neuen Schule eine Freundin gefunden. Aber dann hat sich unsere Freundschaft aufgelöst, denn wir haben uns nur noch angezickt. In dieser Zeit wurde ich sehr unsicher und schüchtern. Ich habe jeden Tag versucht nicht mehr so schüchtern zu sein und Freunde zu finden. Allerdings hat es nicht geklappt. Mit der Zeit wurde ich immer schüchterner. Und ich habe angefangen zu denken, dass die anderen mich komisch finden. Jetzt macht die Schule für mich keinen spaß mehr. Denn ich habe keine Freunde mehr und mache nicht das, was ich will. In letzter Zeit wurde ich in der Schule immer eingeschlossener. Es ist für mich extrem schwer, überhaupt ein Wort raus zu rücken. Und irgendwie habe ich das gefühl, dass wenn ich in der Schule bin, dass ich dann wie in einem Stressmodus bin und mich wie eine andere Person verhalte ( ich kann nicht mehr so sein, wie ich bin). Und es kostet mich sehr viel Energie.
Aber, wenn ich nach Hause komme bin ich wieder ich und ich bin total entspannt und selbstsicher. Wisst ihr, wie ich mich in der Schule so verhalten kann, wie ich es auch will?
Lg

Arvid Anwort von Arvid

Liebe Hilfesuchende,

wenn Dich Deine derzeitige Situation sehr stark belastet, könntest Du eine Verhaltenstherapie machen. Dabei kannst Du nicht nur ein sicheres Selbst aufbauen, sondern auch die Ursache für Deine Schüchternheit herausfinden. Aber ich denke eher, dass es bei Dir nicht notwendig ist.

Der erste Schritt ist, darüber zu reden: Sprich einfach mal mit Deinen Eltern oder Eurem Vertrauenslehrer über Dein Anliegen. Sie können Dir sicherlich weiterhelfen und sind bestimmt auch daran interessiert, dass es Dir gut geht.

Was das Freunde-Finden betrifft gibt es viele Möglichkeiten, die sich nicht auf Deine Klasse beschränken:
Du könntest mit Schülern aus den Parallelklassen anfreunden und mit ihnen die Pausen verbringen. Aber auch außerhalb der Schule kannst Du immer neue Freunde finden, z.B. im Sportverein oder auch beim Ehrenamt (sofern das für Dich infrage kommen würde).

Machst Du gern Sport? Dann such Dir doch ein neues Hobby und tritt dort einem Verein bei. Und es gibt so viele tolle Sportarten: Tennis, Klettern, Radsport, Leichtathletik, Federball, usw. Dort kannst Du neue Menschen kennenlernen und vielleicht entwickeln sich auch Freundschaften.

Wäre ein anderer Verein etwas für dich? Es gibt zum Beispiel die NAJU, also den Jugendbereich des Naturschutzbundes. Das wäre ein Hobby mit viel Natur und Naturkunde. Bei den gemeinsamen Aktivitäten dort werden nicht nur wichtige Beiträge zur Umwelt geleistet, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl gestärkt. Auch dort kannst Du Freunde finden.

Natürlich kannst Du auch beim Ganztagsangebot an Deiner Schule mitmachen. Bei Euch werden bestimmt Schul-AGs angeboten.



Wenn ich Deine Zeilen lese, habe ich das Gefühl, dass Du Dich zu sehr auf das Freunde-Finden versteifst. Und dass Du momentan mit niemandem aus Deiner Klasse befreundet bist und deswegen unglücklich bist, zeigt etwas, was es zu bedenken gibt:
Du machst Dich von anderen Menschen abhängig. Dein emotionaler Zustand basiert auf sozialer Interaktion und auf Freunden in der Schule.

Freunde sind nicht alles im Leben. Und selbst wenn wir keine Freunde haben, sollte uns das nicht an uns zweifeln lassen. Du hast Doch noch Deine Familie. Es gibt viele Menschen, die so etwas nicht haben. Allein eine glückliche Familie zu haben ist ein großes Glück.

Weswegen bist Du also unglücklich und eher zurückhaltend und schüchtern? Nur, weil Du gerade mit niemandem in der Schule befreundet bist? Und warum denkst Du zu sehr über das nach, was andere über Dich denken?

Sei selbstbewusst. Es ist in Ordnung, mal ein wenig zurückhaltender zu sein und es ist in Ordnung, mal keine Freunde zu haben. Denn das soll uns zeigen, wie verletzlich wir Menschen sind. Doch so eine Phase kann uns auch stärken.

Das heißt nicht, dass es so bleiben muss. Du kannst jeden Tag neue Freunde finden. Wie das klappen kann, habe ich Dir beschrieben. Und aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen, dass es besser ist, eine wirklich feste und intensive Freundschaft zu haben, als viele lockere Freundschaften. Einen besten Freund oder eine beste Freunden zu haben, ja so eine Freundschaft kann sehr lange halten. Es braucht aber Zeit, so eine Freundschaft aufzubauen. Aber es ist so tausend mal besser.

Sei selbstbewusst und überwinde Deine Schüchternheit. Du hast nichts zu verlieren. Also sprich neue Menschen an, damit ihr Freunde werden könnt. Jetzt, heute, oder so schnell wie möglich.

Unser Leben ist nicht sonderlich lang. Und oftmals bereut man sein Zögern später, weil es auf falschen Gründen basierte. Du kannst auch jederzeit in Deiner Klasse nachfragen, ob Du in einen Freundeskreis mit aufgenommen werden kannst.

Das muss Dir nicht peinlich sein. Es gibt nichts im Leben, dass uns peinlich sein muss.



Liebe Hilfesuchende, für jedes Problem auf der Welt gibt es eine Lösung. Und auch Du kannst Deines lösen. Indem Du neue Menschen kennenlernst, kannst Du vieles verändern. Such Dir einen neuen Sport oder einen anderen Verein mit Kindern in Deinem Alter. Es gibt so viele Freizeitaktivitäten, die Du machen kannst. Aber bitte zweifle nicht an Dir. Solche Phasen zu haben, ist völlig in Ordnung. Jeder Mensch macht schwere Zeiten in seinem Leben durch. Doch jeder schwere Zeit hat ein Ergebnis: Wir werden zu besseren Menschen. Und das heißt für Dich, dass Du neue und stärkere Selbstsicherheit aufbauen kannst. Du kannst zu dem Menschen werde, der Du sein möchtest.

Deswegen pack es an. Jetzt, heute. Und bleib dran!

Ich wünsche Dir alles Gute für Dein Vorhaben und eine tolle Vorweihnachtszeit, die ja bald beginnt. Und gerade, weil es Dir gerade nicht so gut erging in der letzten Zeit, kann der Dezember dieses Jahr doch der tollste aller Zeiten werden, oder?


Viele Grüße,

Arvid