Problem von Anonym - 27 Jahre

Ich drehe mich im Kreis

Hallo,

ich weiß nicht genau wo ich anfangen soll. Ich drehe mich gefühlt im Kreis. Gerade hasse ich mich richtig selbst. Ich bin einfach zu blöd für meinen Job. Wozu habe ich das eigentlich gelernt und dann auch noch nebenbei studiert. Ständig kommt es zu gravierenden Fehlern bei der Produktion und ich bin an allem Schuld weil ich nicht genau geschaut habe oder etwas anders gemacht habe.

Ich liebe meinen Job und ich will nicht wieder irgendwo neu anfangen. Ich will doch einfach nur das alles mal funktioniert.

So Gespräche über Dinge, die falsch gelaufen sind und wo ich Fehler gemacht habe passieren natürlich auch immer dann, wenn ich eine Emotionale und Selbstkritische Phase in meinem Zyklus habe. Das wühlt mich meist noch mehr auf und ich mache mich noch mehr fertig. Wie kann ich denn einfach mal richtig gut in meinem Job sein.

Ich habe sogar angefangen mit den Leuten vorher zu reden und alles abzuklären . Ist einen Monat gut gelaufen jetzt drehen wir uns im Kreis und es fängt wieder von vorne an.. Ich mag langsam nicht mehr.
Wozu mache ich das hier eigentlich noch.

Ich sollte einfach mich nach einer neuen Leidenschaft umschauen und eine neue Ausbildung starten. Vielleicht ist das hier einfach nicht das richtige für mich.

Lan Anwort von Lan

Liebe Ratsuchende!

Ich danke dir für dein Vertrauen. Tut mir leid, dass es länger gedauert hat, auf deine Zuschrift zu antworten. Ich hoffe, meine Antwort hilft dir dennoch.

Zuerst einmal: Du bist auf keinen Fall zu blöd oder dumm für deinen Job. Das hat ganz sicher nichts mit Inkompetenz oder Dummheit zu tun. Ich vermute mal, die Gründe liegen woanders. Allein, dass du eine Ausbildung und ein Studium geschafft hast, zeigt doch, dass du auf keinen Fall dumm sein kannst, sondern durchaus etwas vorzuweisen hast.

Fehler machen - das ist etwas total Normales und eigentlich Wichtiges. Du bist nun mal noch nicht lange im Job, da kann auch niemand erwarten, dass du alles richtig machst. Es ist traurig, dass wir Fehler so bestrafen, wo sie doch so wichtig sind, fürs eigene Lernen und Wachstum. Nur aus Fehlern lernen wir und werden besser. Darum plädiere ich für mehr Fehlerfreundlichkeit und einen besseren Umgang mit Fehlern.
Du darfst dir, auch wenn du eine Ausbildung und ein Studium in dem Bereich absolviert hast, trotzdem Fehler erlauben. Die passieren selbst den besten Mitarbeiter*innen. Und wer damit nicht umgehen kann, ist wirklich zu bemitleiden. Denn du bist wie wir alle nicht perfekt, keine Maschine, sondern ein Mensch. Auch wenn du Fehler machst, bist du wertvoll.

Ich lese stark heraus, dass du dich selbst schlecht machst, abwertest, was meiner Ansicht nach nicht zielführend ist. Dass da stark Gefühle mit dran hängen, kann ich natürlich sehr verstehen. Aber das erschwert dann auch die Möglichkeit, das Problem an sich klar zu sehen und Lösungen dafür zu finden.

Um welche Fehler handelt es sich? Und wie kommen diese denn genau zustande?
Du schreibst, dass es auch Gespräche darüber gab: Wie genau liefen die Gespräche ab? Wie ist man mit dir umgegangen? Was waren so Fehlerquellen? Und gab es statt Kritik auch konstruktive Vorschläge, wie du es besser machen kannst?

Wie sind denn generell die Arbeitsbedingungen und das Arbeitsklima? Fühlst du dich eventuell auch überfordert? Hast du ein zu hohes Arbeitspensum? Das könnte auch ein Grund für Fehlerquellen sein.

Und jetzt deine ganz persönliche Einschätzung: Wie wohl fühlst du dich in deinem Job? Warum liebst du deinen Job? Und kannst du dir vorstellen, dass es vielleicht in einem anderen Betrieb/einem anderen Unternehmen anders laufen könnte? Das wäre vielleicht auch eine Möglichkeit, zu schauen, ob es woanders vielleicht besser und anders laufen würde.

Und ich meine, es scheint ja auch durchaus Phasen zu geben, wo es gut läuft. Was machst in solchen Phasen anders? Was läuft da anders? Und woran hakt es dann, dass es wieder Probleme wie vorher gibt?

Ich lese heraus, dass du auch sehr selbstkritisch bist und vermutlich mit einem geringen Selbstwertgefühl haderst. Vielleicht schaust du dir das auch nochmal an und wirst dir bewusst, welch positiven du auch unabhängig vom Job hast. Das hilft dir auch, deine eigenen Potenziale zu erkennen. Versuche, deinen Selbstwert von deiner Karriere abzukoppeln.
Auch der Umgang mit Kritik scheint ein Knackpunkt bei dir zu sein. Egal, wer dich wie kritisiert - es hat nichts mit deinem Selbstwert zu tun, nichts damit zu tun, wer du als Mensch bist. Du hast trotzdem deine Stärken und positiven Seiten, die kann dir keiner nehmen.

Ich würde tatsächlich an deiner Stelle tiefgründiger darüber reflektieren, wo genau die Baustellen liegen und schauen, ob du da nicht doch etwas machen kannst.

Sollte das nicht der Fall sein, fände ich deine Idee am Ende deines Textes gar nicht so abwegig. Wir Menschen haben meist mehrere Talente und auch Leidenschaften. Vielleicht gehst du da nochmal in dich, frage dich: Was machst du ansonsten ganz gerne? Worüber könntest du stundenlang recherchieren oder reden? Wofür brennst du? Was sind weitere Hobbys, die du gerne machst? Wofür interessierst du dich? Schreib das alles mal auf, brainstorme und überlege dir, ob du vielleicht beruflich etwas daraus machen könntest.

Vielleicht wäre es auch in dem Zuge ratsam, eine Art Berufscoach oder psychologischen Berater zu besuchen und mit ihm dein Problem zu besprechen. Gemeinsam findet ihr sicherlich eine Lösung.

Ich lege dir ans Herz, in folgende Beiträge reinzulesen:
https://mein-kummerkasten.de/332967/Zu-dumm.html
https://mein-kummerkasten.de/333760/Zu-dumm-fuer-Ausbildung.html
https://arbeits-abc.de/hilfe-bei-ueberforderung/

Bleiben und weiter daran arbeiten oder gehen und etwas Neues wagen - die Entscheidung kann ich dir nicht abnehmen.

Ich hoffe dennoch, dass ich dir einige Anregungen geben konnte, die dir weiterhelfen können.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft, Mut und alles Gute!

Liebe Grüße,
Lan