Problem von Anonym - 20 Jahre

Diagnose Krebs

Hallo,
mein Adoptiv Vater hat die Diagnose bekommen das er an Leber Krebs leidet. Ich selber mache mir sehr viele Gedanken wobei er es relativ locker nimmt.
Ich habe letztes Jahr meinen leiblichen Vater ganz plötzlich verloren wodurch ich schon einen sehr schweren mentalen Zustand erreicht habe.
Nun habe ich große Angst wieder eine geliebte Person leiden zu sehen beziehungsweise zu verlieren..diese Ängste geben keine Ruhe und ich kann kaum einen normalen Alltag führen ohne daran denken zu müssen.
Ich habe Angst das ich zu sehr übertreibe mit meiner Situation und kann mich daher auch nicht überwinden jemanden so wirklich zu zeigen wie ich mich wirklich fühle..

Arvid Anwort von Arvid

Liebe Hilfesuchende,

schön, dass Du Dich mit Deinem Anliegen an uns wendest.


Wenn man älter wird, kann man mit dem Tod oft viel besser umgehen. Während sich ein junger Mensch davor fürchtet, nimmt es jemand mit viel Lebenserfahrung möglicherweise gelassener. Das hast Du ja auch bei Deinem Adoptivvater so erlebt.

Ich habe es selbst oft gehört, dass man dem Tod mit zunehmendem Alter immer weniger furchtvoll gegenüber steht. Man kann dann leichter akzeptieren, dass man sterben wird. Man kann sich damit zufrieden geben, dass es nicht ewig so weitergeht..

Wir alle werden irgendwann sterben. Das ist nun einmal so.

Doch auch der Tod ist erst einmal neutral. Eine Bedeutung erlangt er erst durch unser Denken. Und genauso subjektiv ist unsere Reaktion auf eine schwere Krankheit bei einem geliebten Menschen.

Du schreibst, dass Dich das sehr beschäftigt. Das kann ganz normal sein. Zumal Du ja Deinen Vater verloren hast. Dafür möchte ich Dir mein Beileid aussprechen.

Der Tod eines Familienmitgliedes kann sehr traurig machen. Er kann eine Leere in uns hinterlassen und erst im Laufe der Zeit können wir damit umgehen und wieder glücklicher sein. Jeder Mensch verarbeitet so etwas anders.

Doch auch eine schwere Diagnose bedeutet nicht unbedingt den Tod. Man kann auch mit Krebs noch lange leben. Jeder Mensch geht mit Krankheiten anders um.

So wie Dein Adoptivvater seinen Umgang mit der Krankheit selbst festlegt, kannst auch Du Deinen Umgang mit seiner Diagnose gestalten.

Würde es Dein Adoptivvater wollen, dass Du unglücklich bist, weil er so schwer erkrankt ist?

Es ist doch in seinem Interesse, dass Du ein gutes Leben führen kannst. Er möchte doch bestimmt, dass Du glücklich bist.


Wenn Du auch im Alltag sehr oft daran denken musst und Dich Deine Gedanken sogar einschränken, wäre es sinnvoll, dass Du mit jemandem darüber sprichst.
Es ist wichtig, dass Du Dir alles von der Seele redest. Denn Deine Gedanken können auch schlimmer werden und Dich in eine depressive Phase abrutschen lassen.

Daher möchte ich Dir eine Psychotherapie empfehlen. Gemeinsam mit einem Therapeuten kannst Du das Thema "Tod" für Dich aufarbeiten und Strategien entwickeln, wie Du damit umgehen kannst.
Therapiemöglichkeiten kannst Du hier suchen: https://www.therapie.de/therapeutensuche/

Und wenn es Dir wieder besser geht und Du die Realität so annehmen kannst, wäre es doch schön, wenn Du viel Zeit mit Deinem Adoptivvater verbringst. Die Lebenszeit ist begrenzt und durch eine schwere Erkrankung kann das Leben auch noch schneller zu Ende sein. Deswegen verbringe viel Zeit mit ihm. Es kann ihn und Dich glücklich machen.
Denke nicht zu viel an morgen. Was morgen kommt, wissen wir nicht. Und deswegen sei dankbar für jeden gemeinsamen Tag mit ihm.

Wenn Dir etwas auf dem Herzen liegt, kannst Du uns jederzeit wieder schreiben.


Alles Gute,

Arvid