Problem von Anonym - 17 Jahre

Vater stresst wegen Kleinigkeiten

Meine Eltern sind getrennt seit dem ich 8 bin und mein Vater hat mich mit 13 in ne Wohngruppe geschickt dann wurde ich von da nach da geschickt und durfte mit (16)Jahren weil ich meine Hauptschule absorbiert habe wieder zurück ich bin schon oft Straffällig geworden und auf Bewährung mein Vater ist Cop und mein Bruder will cop werden meine Mutter interessiert sich nur noch für ihren neuen Mann die schreibt vllt mal zum Geburtstag auf Whatsapp, ich dachte wenn ich jetzt zurück nachhause komme wird es anders wie mit 13 mein Vater hat nie Zeit für uns und wimmelt einen immer ab aber wenn er dann da ist stresst er mich an schreit mich an weil zum Beispiel der Trockner nach der Benutzung nicht auf aus gedreht wurde oder man etwas nicht direkt aufgeräumt hat heute habe ich extra drauf geachtet alles richtig zumachen und auch in der Küche alles aufgeräumt undso dann kommt er hoch und schreit mich an das ich das Problem der Familie bin irgendwann in ner Gosse lande und so weiter weil ich den Trockner nicht auf aus gestellt habe. Das geht schon seit Jahren so wenn man probiert mit seinem Bruder drüber zu reden wird man abgewiesen und er meint ich wäre unreif und bla bla (mein Bruder ist genau wie mein Dad)der hat mich dann auch angeschrien weil ich beim Rasieren ausversehen den Abfluss verstopft habe) ich soll einfach soviel richtig machen darf keine Fehler machen und man sieht immer nur das schlechte das ich die Küche perfekt aufgeräumt habe wurde nicht erwähnt das ich gut in der Schule bin wird auch nicht erwähnt , das mein Leben richtig scheisse war und ich alleine klarkommen musste aus der Familie ausgeschlossen wurde wird auch nicht erwähnt durch meine Vergangenheit und das ständige Anschreien bin ich aggresiv und entgegne dann noch unhöflich was das Problem nur wachsen lässt ich weiß nicht mehr weitere komme schon so langsam in Depressionen ( gegen die ich früher Cannabis geraucht habe) und deswegen melde ich mich bei euch hoffe man antwortet schnell und kann mir einen Rat geben weil mein Vater mich schon wieder rauswerfen will :(
Liebe Grüße

Lan Anwort von Lan

Lieber Ratsuchender,

vielen Dank, dass du uns geschrieben hast und uns dein Vertrauen schenkst.

Das ist eine sehr belastende Situation bei dir zu Hause. Dass dein Vater dich ständig anschreit und dich kritisiert, egal wie gut du etwas machst, belastet dich und deine Psyche sehr.
Und vor allem sind es meist nur Kleinigkeiten, bei denen man nicht unbedingt so an die Decke gehen muss.
Ich frage mich, ob dein Vater vielleicht ein wenig cholerisch veranlagt ist. Ich könnte mir vorstellen, dass ihn nichts zufrieden stellen kann, egal wie viel Mühe du dir machst.

Mich würde interessieren: Wie reagierst du, wenn dein Vater und dein Bruder sich dir gegenüber so verhalten? Wirst du dann auch aggressiv, gehst in Abwehrhaltung oder wie gehst du damit um?
Gerade in solchen Situationen ist entscheidend, wie du reagierst. Reagierst du mit Gegenwut, verschärft sich der Konflikt. Stattdessen wäre es besser, einen ruhigen Kopf zu bewahren, sachlich zu bleiben, nicht in die aufsteigenden Gefühle einzugehen. Das ist nicht leicht, aber wenn wenigstens einer von euch die Ruhe bewahrt, kann sich die Situation auch wieder entspannen.

Ich denke, dass das Wichtigste, was du tun kannst, ihn immer wieder darauf anzusprechen und ihm in einer ruhigen und entspannten Atmosphäre mitzuteilen, wie du dich fühlst.
Es ist nicht leicht, über Gefühle zu reden, weil es ein Stück weit auch verletzlich macht. Aber es ist wichtig, dass du in Ich-Botschaften deinem Vater verdeutlichst, wie es dir damit geht, dass dieses Anschreien und immer auf Fehler hinweisen dich sehr belastet. Bleib dabei bei dir, mache keine Schuldzuweisungen und Ähnliches.

Stelle in dem klärenden Gespräch auch Fragen an deinen Vater, um ihn besser zu verstehen: Warum reagierst du so, Papa? Was mache ich falsch? Wie kann ich es besser machen? Das hilft dir insofern, herauszufinden, was deinen Vater wirklich stört und ob du nicht doch noch etwas ändern kannst.
Da gehört auch eine gehörige Portion Selbstbewusstsein und Selbstreflexion dazu. Nimm das aber als Feedback, was dich weiterbringt.

Ich denke, es ist total in Ordnung, wenn man mal Fehler macht. Und für mich klingt das nicht mal so sehr nach Fehlern. Und du gibst dir auch Mühe, das sollte auch anerkannt werden. Vielleicht gehst du darauf auch ein, also auf das, was schon gut läuft? Es ist schade und traurig, dass dir vermittelt wird, dass du keine Fehler machen darfst und alles richtig machen musst. Niemand ist perfekt, auch nicht dein Vater oder Bruder. Jeder macht Fehler und das ist menschlich. Deswegen mach dich deswegen nicht fertig, wenn du mal Fehler machst. Das ist total okay und gehört zum Leben und zur eigenen Weiterentwicklung dazu. Ohne Fehler gäbe es keine Weiterentwicklung. Und nur weil du etwas falsch machst, bist du deswegen nicht weniger wertvoll. Du bist trotzdem viel wert als Mensch für das was du bist.

Hast du dich mal jemandem anvertraut? Deiner Mutter? Auch wenn du schreibst, dass sie sich für nichts anderes interessiert als ihren Mann: Du bist immer noch ihr Sohn und wenn ihr klar wird, wie schwer du es gerade hast, wird sie auch Zeit für dich haben und für dich da sein. Oder gäbe es jemand anderen aus der Familie, dem du das erzählen kannst?

Sollte sich die Lage nicht bessern, such dir gemeinsam mit deinem Vater Hilfe. Die findest du beim Jugendamt und bei Beratungsstellen.

Hier findest du online Beratungsstellen in deiner Nähe:
https://www.dajeb.de/beratungsfuehrer-online/beratung-in-ihrer-naehe

Ich habe dir mal einige Beiträge verlinkt, die sich mit deinem Thema befassen. Lies gern rein:
https://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/10/Familie-allgemeine-Familienprobleme.html
https://mein-kummerkasten.de/330658/Mein-Vater-schreit-mich-wegen-jeder-kleinigkeit-an-und-hoert-mir-nie-zu.html
https://mein-kummerkasten.de/224229/Mein-Vater-schreit-mich-an.html
https://mein-kummerkasten.de/322821/Mein-Vater-schreit-immer-an.html

Du schreibst, dass du selbst aggressiv wirst und auch langsam in Depressionen verfällst. Das sind Warnzeichen deiner Psyche, die du unbedingt ernst nehmen solltest. Darum lege ich dir ans Herz: Vertraue dich jemandem an, suche dir professionelle Hilfe. Mit einem Therapeuten an deiner Seite kannst du lernen, mit beidem besser umzugehen. Wenn beides behandelt wird, besteht auch die Aussicht auf Verbesserung. Dafür musst du aber den Mut und die Kraft haben, dir Unterstützung zu suchen.

Hier habe ich dir einen Leitfaden verlinkt, der dir weiterhelfen wird:
https://www.die-inkognito-philosophin.de/blog/kein-therapieplatz?rq=therapieplatz

Möchtest du dich sofort jemandem anvertrauen, weil dich das alles zu sehr belastet?
Dann ruf gern das Kinder- und Jugendtelefon unter 0800 111 03 33 oder die Telefonseelsorge: Telefon 0800 111 0 111 (evangelisch) oder 0800-111 0 222 (katholisch) an.

Ich wünsche dir, lieber Ratsuchender, von Herzen alles Gute. Ich glaube an dich, dass du es schaffen kannst, dir auch Hilfe zu suchen. Du musst da nicht allein durch. Ich hoffe, dass sich die Situation zu Hause entspannt und du gestärkt daraus hervorgehen wirst.

Viele Grüße,
Lan