Probleme mit Psychiater, soll ich mir einen neuen suchen?
Hallo :)
Ich befinde mich Therapie (seit einen Jahr) und bin auch bei einem Psychiater nehme auch seit kurzem ein Medikament(für meine Angststörrung)nur geht nichts voran. Mein Psychiater sagte neulich das ich nicht krank wäre b.z.w. keine Depressionen habe und es sollte eigentlich gut sein aber gleichzeitig hat mich das total umgehauen da ich nicht so genau weiß was denn sonst mit mir los ist. Ich leide seit Jahren unter Selbstmord Gedanken und habe schwere Schuldgefühle die auch ohne Grund da sind und es quält mich nachts und tagsüber und wenn ich mit jemanden Rede habe ich immer den Drang aus dem nichts los zu schreien. Ich weiß das klingt echt krass aber wenn ich morgens aufwache hasse ich schon diesen einen Moment und weine direkt los.. Mir geht es ungefähr seit elf Jahren so als ich ein Kleinkind war habe ich mir immer die Haare ausgerissen und immer geschrien häufig wenn ich in sozialen Situation war. Nur verstehe ich nicht wieso mein Psychiater das gesagt hat ich meine ich weiß nicht so genau wann ich gesund sein soll er weiß nur nicht von meinen Symptomen er denkt das ich nur häufig traurig bin aber ich habe Angst das wenn ich ihm die wahrheit sage das er eine Einweisung macht. Nicht weil ich nicht in die Psychiatrie möchte aber es ist schlimm für mich weil ich da wieder zusammen breche als ich das letzte Mal in der Klinik war wurde ich von meinen mit Patienten "fertig gemacht" man hat bei mir immer selbst verletzungs Gesten gemacht und über mich wurde erzählt das ich asozial wäre das war dann so schlimm das ich fast in Obhut genommen worden bin. Ich möchte nicht das es wieder so ist ich möchte nur das mein Psychiater mir ein richtiges Antidepressivum verschreibt was mir auch wirklich hilft denn in der Psychiatrie bin ich mehrmals rückfällig geworden und hatte schon zwei Selbstmord Versuche hinter mir. Meine Therapeutin ist die einzige mit der ich reden kann und sie sagt auch das ich eine Depression habe das Problem ist aber ich habe schon verlängert und habe nur noch wenige Stunden übrig das heisst ich muss bald ohne Therapie auskommen. Ich weiß nicht mehr weiter ich weiß nicht was ich meinen Psychiater sagen soll er hört mir ja nie richtig zu und schmunzelt auch nur wenn ich ihn von einigen Symptomen erzähle. Ist er jetzt der schlechte Psychiater oder bin ich das Problem? Ich möchte ja gesund werden aber nie wird etwas. Was soll ich tun Psychiater wechseln? Oder ihm die Wahrheit sagen? Aber ich denke er macht sich eh nur lustig..
Anwort von Arvid
Liebe Hilfesuchende,
schön, dass Du Dich mit Deinem Anliegen an uns wendest.
Dass es Dir in Deinem jungen Alter so schlecht geht, ist sehr erschreckend zu hören. Aber sei ganz unbesorgt: Es werden wieder bessere Zeiten kommen. Denn auch ich habe eine depressive Phase durchgemacht, einmal an Suizid gedacht und doch wieder den Weg in mein neues Leben gefunden.
Der Start in ein neues, besseres Leben ist immer möglich. Egal in welcher Situation wir uns befinden.
Zum besseren Verständnis unterteile ich Dein Anliegen in mehrere Unterpunkte:
1. Deine Depression und das Medikament
Ich verstehe nicht, wie Dein Psychiater zu dieser Aussage kommt, dass du nicht krank wärst. Allein die Tatsache, dass Du suizidgefährdet bist, ist Indikator genug, dass du depressiv bist.
Dass ein Mensch an Selbstmord denkt und diesen auch versucht hat, passiert nicht einfach so. Das hat eine Ursache. Und diese Ursache ist in den meisten Fällen die Depression.
Er sollte dieses Problem ernst nehmen. Und da er das anscheinend nicht macht, wäre es das beste, seinen Rat nicht mehr in Anspruch zu nehmen. Das sollte kein Problem sein. Du musst die Therapie nicht bei einem Therapeuten/Psychiater zu Ende machen, mit dem Du nicht zurecht kommst.
Du kannst hier nach neuen Therapie-Möglichkeiten suchen: https://www.therapie.de/therapeutensuche/
Im linken Bereich der Webseite kannst Du die Auswahl einschränken (z.B. nach Art der Therapie oder der Krankenkasse)
Entsprechend Deines Alters wäre ein gleichgeschlechtiger Therapeut für Kinder- und Jugendpsychotherapie empfehlenswert, also eine Therapeutin.
Und es sollte auch möglich sein, die Therapie bei Deiner derzeitigen Psychotherapeutin fortzusetzen. Du könntest dann bei Deiner Krankenkasse eine Langzeittherapie beantragen. Ansonsten holst Du Dir einfach ein neues Rezept vom Arzt. In Deiner Situation sollte das problemlos möglich sein.
Zum Medikament: Es dauert meist mindestens zwei Wochen, manchmal auch länger, bis sich ein Spiegel im Körper ausgebaut hat und das Medikament wirken kann.
Auch Deine Therapeutin kann Dir Medikamente verschreiben, bzw. Deinem Hausarzt die Verschreibung anweisen. Du kannst sie ja mal drauf ansprechen. Prinzipiell sind SSRIs recht wirksam und auch recht moderat im Bezug auf die Nebenwirkungen.
In der nächsten Therapie-Sitzung solltest Du das also dringend ansprechen.
Ist es in Deinem Fall wirklich notwendig, dass Du einen Psychiater und eine Therapeutin konsultierst? Falls nicht, kannst Du jederzeit die Sitzungen beim Psychiater abbrechen und weiterhin die Psychotherapie bei Deiner Therapeutin machen. Das sollte auch ausreichen. Und wie bereits erwähnt kann sie Dir auch Medikamente verschreiben.
Klar ist: Du solltest dem Rat des Psychiater nicht folgen. Er nimmt Deine Probleme nicht ernst. Deswegen solltest Du nicht mehr zu ihm gehen.
2. Die Ursache Deiner Depression
Medikamente können viel bewirken. Oft sind sie die letzte Lösung, das Leben wieder etwas in Schwung zu bringen. Und ich habe selbst erlebt, dass sie einem wirklich helfen können.
Doch Medikamente sind keine Dauerlösung. Sie sind nur mehr eine Möglichkeit, gleichzeitig das eigene Leben zu verändern.
Konkret bedeutet dies, dass Du, wenn es Dir durch die Medikamente besser geht, auch daran arbeiten musst, die Ursache für die Depression zu beseitigen.
Und wie jedes Problem auf der Welt hat auch Deine Erkrankung ihren Grund.
Mit Deiner Therapeutin kannst Du diese Ursache herausarbeiten und dann beseitigen. Es gibt viele Gründe, weshalb Menschen depressiv werden: Traumata, Trauer, Ängste, Sorgen, usw.
Aber ganz gleich, was jetzt bei Dir der Auslöser war: Wenn Du die Ursache beseitigst, kann Du gesund werden.
Aber bitte warte nicht, wenn es Dir wieder besser geht. Sondern beginne gleich damit.
Das kann zum Beispiel durch die Aufarbeitung des Problems erfolgen. Sprich am besten mit Deiner Therapeutin darüber. Ohne das genaue Problem zu kennen, kann ich Dir nicht viel mehr weiterhelfen.
3. Das Leben mit und nach der Depression
Es wird dauern, bis Du wieder gesund bist. Aber Du kannst darauf vertrauen, dass es besser werden wird. Du kannst diesen Prozess beschleunigen, wenn Du Dein Leben umkrempelst, indem Du Neues beginnst und alte Gewohnheiten aufgibst.
Was Du alles Neues machen könntest:
- einen neuen Sport anfangen (z.B. Klettern, Kampfsport, Wassersport, Tennis, usw).
Sport trägt enorm zur Gesundheit bei, auch zur psychischen. Und Du lernst im Verein neue Menschen kennen.
- Such Dir ein Ehrenamt (z.B. THW, Lebenshilfe für alte Menschen, NABU und andere Naturschutzorganisationen, usw.)
Anderen Menschen zu helfen, kann sehr glücklich machen. Du tust Gutes, lernst tolle Menschen kennen und bist in Gesellschaft)
- Nimm einen Schülerjob an: Nebenbei etwas arbeiten und Geld verdienen kann Dich auch auf andere Gedanken bringen.
- Geh öfter in die Natur, spazieren oder Radfahren: Frische Luft tut gut und macht gute Laune.
- Höre aufmunternde Musik, schreibe Geschichten, geh ins Kino, gern mit Freunden und gönn Dir hin und wieder mal einen Filmabend
- Vielleicht wäre ja auch Camping etwas für Dich? z.B. Radreisen mit Zelt und Freunden oder Familie.
So kannst Du der Depression entgegenwirken. Da die Erkrankung alles sinnlos darstellen möchte, fülle Dein Leben mit
neuem Sinn.
4. Der Wert des Lebens
Dass Du lebst ist bereits ein Wunder. Und das Leben ist so wunderschön. Natürlich haben Menschen Probleme und es gibt auch schlechte Zeiten im Leben.
Aber deswegen ist das Leben trotzdem immer lebenswert. Denn der Tod löst keine Probleme. Und er ist das endgültige Ende. Man kann das bessere Leben dann nicht mehr wahrnehmen. Danach wird nichts besser, denn man ist tot.6
Es ist die Depression, welche Dir sagen möchte, dass doch eh alles sinnlos ist. Und das der Tod eine Lösung wäre. Aber höre nicht auf ihre Lügen.
Die Depression lügt!
Der Tod ist keine Lösung. Nie!
Und Du bist noch so jung. Dein ganzes Leben liegt noch vor Dir. Und nur weil es Dir gerade nicht so gut geht, muss und kann das in einem Jahr nicht so sein. Du kannst dann ein glücklicher Mensch sein.
Also lass Dich nicht entmutigen, für ein besseres Leben zu kämpfen. Du hast so viel gewonnen, wenn Du diese Phase überstanden hast. Du kannst dann so viel Weisheit erlangen. Und Du hast die Lebenserfahrung und kannst dann auch anderen Menschen helfen, die auch in einer so schweren Lebenskrise stecken.
Gib nicht auf!
Und Du hast genug Möglichkeiten, alles zu verändern. Suche Dir zunächst einen besseren Therapeuten, der Deine Probleme ernst nimmt, oder verlängere Deine Therapie-Zeit bei Deiner Therapeutin. Danach kannst Du Dir, falls nötig, mit Medikamenten den Anstoß geben lassen und dann Dein Leben verändern, Dir neue Leidenschaften suchen und dem Leben wieder mehr Sinn geben.
Hier findest Du einige ähnliche Probleme aus der letzten Zeit. Vielleicht findest Du weitere Antworten:
Zum Thema Suizid:
https://mein-kummerkasten.de/334002/Ich-sehe-keinen-Sinn-weiterzuleben.html
https://mein-kummerkasten.de/333768/Depression-Selbst-Hass-Selbstverletzung-Selbstmord.html
https://mein-kummerkasten.de/333938/Ich-kann-nicht-mehr.html
Depression allgemein:
https://mein-kummerkasten.de/333982/keine-Motivation.html
Liebe Hilfesuchende, das Leben ist immer lebenswert. Auch wenn es uns manchmal schwer fällt, dass zu erkennen. Aber sieh diese schwere Zeit als Herausforderung und als Chance, daran zu wachsen. Du wirst ein so toller Mensch sein, wenn Du diese Zeit überstanden hast.
Du kannst uns jederzeit gern wieder schreiben, wenn Dir etwas auf dem Herzen liegt. Wir würden natürlich auch gern erfahren, wenn es Dir wieder besser geht. Nutze dafür gern unsere Feedback-Funktion.
Alles Gute,
Arvid
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