Problem von Anonym - 35 Jahre

Überforderung auf der Arbeit

Hallo liebes Kuka-Team,

ich fühle mich überfordert mit der Arbeit oder sagen wir dem ganzen was dazu gehört. Ich arbeite seit 9 Jahren in einem Seniorenheim als Betreuungskraft. Es macht mir Spaß mit den Bewohnern umzugehen doch die geforderte Kreativität und Flexibilität zu liefern fällt mir schwer. Ich sehe mich eher als Begleiter und nicht als Verbesserer was aber von Perfektionistischen Leitungspersonen verlangt wird. Meine Kollegin steht der Leiterin deutlich näher und erfüllt mehr Ansprüche und so muss ich mich immer vergleichen lassen. Doch dafür trete ich mit Humor auf mache mich daher auch beliebt und lasse mich so wird gesagt von Bewohnern ausnutzen und mache mich nun auch mit beidem damit beliebt. Will heißen ich engagiere mich auch denke ich für Bewohner. Doch es wird nur gesehen was meine Kollegin tut das macht mich traurig.
Bei manchen Dingen denke ich dann "toll, hätte ich auch machen können" aber euer Perfektionismus macht mich ängstlich und das führt dann zu stärkeren Konzentrationsproblenen die ich sowieso schon habe. Und ich tu verlangtes nur auf Aufforderung und nicht auf Eigeninitiative. So führt die bloße Anwesenheit der Leiterin und meiner Kollegin schon zu Ängsten und Nervositöt. Und ich denke dann ich würde gerne weg von hier. In ein kleineres Haus mit weniger Bewohnern und weniger Kollegen und weniger Ansprüchen aber wo gibt es das schon. Ich will auch nicht vom Regen in die Traufe. Ich weiß nicht wo man die nötige Information herbekommt.
Durch die negativen Gefühle auf der Arbeit kommt mir dann auch die Freizeit und Urlaub sinnlos vor. Weniger Druck und Belächelung dort wären mir lieb. Solang ich mit der Kollegin zusammenarbeite werde ich in ihrem Schatten stehen und der kleine doof sein. Doch sie hat sich schon eingesetzt dass sie mir erhalten bleibt auch beim nächsten Stationswechsel.
Meine Angst kommt auch daher dass ich mal eine Arbeit im kfm Bereich hatte und daran auch überfordert war.
So richtig frei und locker durchstarten kann ich in der Seniorenarbeit jetzt auch nicht. Es ging mal, da war die Leitung eine andere und stand an meiner Seite.

Danke dass ihr da seid und man hier seine Probleme anonym schildern darf. Ich hoffe es war verständlich. Mir kam es sehr durcheinander in den Kopf.

Lan Anwort von Lan

Lieber Ratsuchender,

ich danke dir für dein Vertrauen und deine Nachricht.

Tut mir leid, dass du nun länger auf eine Antwort warten musstest.

Erst einmal: Du hast nichts falsch gemacht und es ist auch alles okay mit dir. Dass du dich überfordert fühlst, bedeutet nicht, dass etwas mit dir nicht stimmt oder du etwas falsch gemacht hast. Von Zeit zu Zeit fühlt sich jede*r mal mehr mal weniger überfordert.

Du arbeitest inzwischen schon sehr lange in dem Seniorenheim und dass dir die Arbeit Spaß macht und du dich gut mit den Bewohnern verstehst, ist eine sehr schöne Sache.

Schwierig ist nun, dass du dich selbst mit deiner Kollegin vergleichst. Aber wer sagt, dass du das zulassen musst? Jeder Mensch ist anders und jeder hat seine eigenen Stärken und geht anders mit anderen um. Du hast deine Stärke mehr beim Humor und bist ja trotzdem beliebt. Es gibt da kein richtig oder falsch, wie man mit den Senioren umgeht, da hat jeder seine Art und die darf sein. Und vielleicht magst du nicht so kreativ und flexibel wie andere sein, aber na und? Du hast woanders deine Stärken und nicht jede*r ist gleich.

Es geht doch hier nicht um Leistung, sondern darum, dass es den Senioren gut geht und sie dich mit dir wohl fühlen und das tun sie doch auch, nicht wahr?

Und wenn du dich als Begleiter siehst und nicht als Verbesserer, ist das auch genauso gut. Wer sagt denn, dass du da etwas verbessern musst? Du bist für die Senioren da und unterstützt sie, bist da, damit es ihnen gut geht. Das reicht doch auch vollkommen, sich da zurückzunehmen, nicht zu sehr einzugreifen und alles zu optimieren. Das ist so der Denkfehler vieler: Weil wir in einer Leistungsgesellschaft stecken, machen wir uns innerlich wie auch von außen Druck, obwohl das nicht sein muss. Damit machen wir es uns nur selbst schwer. Du bist auch nicht dafür da, die Ansprüche anderer zu erfüllen.

Du schreibst, dass du Dinge nur tust, wenn du aufgefordert bist und nicht von allein? Kannst du sagen, woran das liegt? Hast du möglicherweise Bedenken, etwas falsch zu machen?


Ich würde dir ans Herz legen: Such das Gespräch mit deiner Kollegin und der Leiterin auf Augenhöhe. Teile ihnen mit, wie du dich fühlst, dass dir dieser Druck doch zu viel ist und du gern einen Gang runterschalten würdest. Sucht gemeinsam kurzfristige oder langfristige Lösungen und teile deine Bedürfnisse und dein Empfinden mit.

Und frage nach, ob es nicht möglich wäre, die Station unabhängig von deiner Kollegin zu wechseln? Manchmal müssen wir einfach nur das Arbeitsumfeld ein wenig ändern, damit es besser wird.
Bleib aber unbedingt hartnäckig und betone die Dringlichkeit. Es geht schließlich um deine Gesundheit und die steht an erster Stelle.


Versuche, dir selbst weniger Druck zu machen.
Ich denke auch, dass du unbedingt auch die Arbeitslast reduzieren und die Aufgaben priorisieren solltest.
Du schreibst, dass du dich überfordert fühlst, was bedeutet, dass du an deine persönlichen Grenzen kommst und sie schlimmstenfalls sogar überschreitest, was gar nicht gut ist.
Du solltest nicht an deinem Limit pausenlos arbeiten. Darum setze klare Grenzen und halte diese auch ein.

Mach bewusst Pausen. Du brauchst diese Ruhepausen, um dich geistig und körperlich zu erholen. Das hilft auch, dich motivierter zu fühlen und gut zu arbeiten.
Eventuell brauchst du jetzt, wo du dich so ausgelaugt fühlst, eine längere Auszeit, um deine Batterien wieder aufzuladen. Das solltest du mit deiner Chefin auch klären.

Überforderung kann auch bedeuten, dass du vielleicht doch einen anderen Job brauchst oder eine andere Stelle. Nimm dir Zeit und reflektiere deine Tätigkeit oder ob du vielleicht doch eine Neuorientierung brauchst.

Ich lege dir auch ans Herz, deine negativen Gedanken und Gefühle schriftlich zu reflektieren. Das Schreiben kann dich entlasten, dir helfen, alles zu sortieren, neue Möglichkeiten zu finden.

Nach Feierabend und in der Freizeit ist es gut, Entspannung zu finden, durch Dinge, die dich entschleunigen lassen oder du machst gezielt Entspannungspraktiken wie Yoga, Sport, Meditation oder Qi Gong oder Progressive Muskelentspannung. Da gibt es jede Menge und für jeden etwas.

Es ist wichtig, dass du für einen guten Ausgleich sorgst, wenn dir die Arbeit zu viel wird. Pflege deine Hobbys und soziale Kontakte, aus denen du auch wieder neue Kraft und neuen Mut schöpfen kannst.

Mit anderen Menschen darüber zu reden, kann dir auch gut tun, du musst mit dieser Last nicht allein klarkommen.

Hier habe ich dir Beiträge zum Weiterlesen verlinkt, schau gern rein:
https://blog.hubspot.de/marketing/ueberforderung-im-job
https://www.stellenmarkt.de/karrieremagazin/ueberforderung-im-job
https://arbeits-abc.de/hilfe-bei-ueberforderung/
https://asana.com/de/resources/overwhelmed-at-work
https://karrierebibel.de/ueberforderung/

Wichtig ist vor allem: Komm ins Handeln. Zieh die Reißleine. So wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen. Dass du dich an uns gewandt hast, war ein wichtiger erster Schritt, du hast dir Hilfe gesucht. Und ich habe versucht, dir einige Anregungen zu geben, die du hoffentlich umsetzen kannst.


Ich wünsche dir von Herzen, dass du den Mut und die Kraft hast, etwas zu verändern und wünsche dir alles Gute für die Zukunft.

Viele liebe Grüße,
Lan