Problem von Anonym - 21 Jahre

Mein Leben ist schlimm

Ich bin 21 Jahre alt, außer einem Abitur hab ich nichts mehr erreicht und bis heute, weiss ich immer noch nicht wo ich 5 mal die Woche, 8 Stunden am Tag und mit 30 Urlaubstagen im Jahr arbeiten möchte. Meine Mutter hat mich für einen Mann verlassen, hat auf mich Ihre Schulden gehängt und ist aus dem Land ausgewandert, sie war immer sehr egoistisch. Ich arbeite um knapp meine Miete bezahlen zu können und komme zum Ende des Monats immer mit einem Minus raus, naja der Gehalt macht es aber leider auch nicht zum Plus.Meinen Vater kenne ich nicht da er mich als Kind sexuell Belästigt hat, Freunde sind alle ausgezogen zum studieren, denn im Gegensatz zu mir sind die meisten in Familien aufgewachsen, wo die Kinder auf dem Weg zum Erwachsen werden begleitet werden. Mein erster Ex Freund ist mir Fremdgegangen und hat mein Selbstbewusst ziemlich an den Boden geschmissen, mein zweiter Freund ist mir vor paar Tage ebenso Fremdgegangen obwohl er mir noch gestern gesagt hat, dass er mich heiraten will. Ich habe leider keine Wünsche und keine Träume, das Leben kann man vorhersehen. Ich arbeite seit dem ich 15 bin und eigentlich bin ich eher ein Mensch der zu Hause eine Runde schlafen würde und Serien gucken würde. Ich will sterben, ich will wissen was nach dem Tod passiert. Ich will die bitteren Seiten des Lebens nicht mehr spüren, denn seit 21 Jahren wird es auch nicht besser. 1/4 des Lebens unnötig verbracht und ich will nicht wissen was auf mich nich zukommen wird

Arvid Anwort von Arvid

Liebe Hilfesuchende,


schön, dass Du Dich mit Deinem Anliegen an uns wendest.

Wenn du direkte Hilfe benötigst, wende dich am besten an die TelefonSeelsorge unter:
0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 (Anruf ist kostenfrei).


Deine derzeitige Situation scheint Dich sehr stark zu belasten. Sogar so stark, dass Du an Suizid denkst. Das ist erschreckend zu hören. Aber ich kenne Deine Gedankengänge. Denn ich stand selbst einmal am Abgrund des Lebens, ohne Hoffnung, ohne einen Sinn. Und in solchen Situationen erscheint der Tod als einfachste Lösung.

Aber das ist alles ein riesen Irrtum. Es ist der falsche Weg.

Ich möchte nun auf Dein Anliegen eingehen und Dir so gut es geht helfen. Dabei möchte ich auch die ein oder andere Denkweise bei Dir ausräumen. Denn am Ende sind es oft unsere Gedanken, welche alles so schlimm machen.


1. Deine Ausgangssituation und Deine Möglichkeiten

Auch wenn Dein Leben sehr unfair und schwer erscheint, ist Deine Ausgangssituation nüchtern betrachtet nicht die Schlimmste.
Du hast Abitur. Einen solchen Schulabschluss haben weniger Menschen, als Du vielleicht denken magst. Und damit hast Du so viele Möglichkeiten.

Du könntest etwas studieren.

Ein Studium ist eine super Möglichkeit, neues zu lernen und einen gefragten Abschluss zu machen. Und vor allem verschafft es Dir Zeit. Zeit, in welcher Du Dir Gedanken über Dein Leben machen kannst.

Und Du bräuchtest Dir auch erstmal keine Gedanken ums Geld machen. Wenn Deine Eltern nicht übermäßig verdienen oder wie in Deinem Fall in keinem guten Verhältnis zu Dir stehen, kannst Du auf staatliche Unterstützung vertrauen. Du bist noch jung genug, um problemlos Bafög zu bekommen.
Ja klar sind das zur Hälfte Schulden, aber es ermöglicht Dir auch, eine Qualifikation zu erwerben, mit welcher Du mehr Geld verdienen kannst, als mit einer Ausbildung.

Ein Studium ist harte Arbeit. Aber es lohnt sich. In einigen Monaten beginnt die Bewerbungszeit für die meisten Studiengänge. Du hättest also noch genügend Zeit, Dich zu entscheiden.

Und ein Studium kann auch der Start in ein neues Leben sein: Neuer Ort, neue Menschen, neue Beschäftigung.


2. Die Vergangenheit aufarbeiten und ruhen lassen

Viele Menschen haben und hatten keine tolle Kindheit. Das ist leider eine Tatsache. Doch es sollte auch der Zeitpunkt kommen, an welchem man damit abschließt.

Wenn Dich die Erinnerungen an Deine Kindheit belasten, arbeite sie auf und lass sie los. Das gleich gilt für das Familienverhältnis und Deine Beziehungen.

Lass sie hinter Dir, wenn sie Dich belasten.

Es geht also um einen radikalen "Reset" in Deinem Leben. Und eine starke Veränderung.


3. Veränderung im Leben

In Deinem Fall halte ich es für sinnvoll, dass Du eine Psychotherapie in Anspruch nimmst. Denn allein diese Lebensmüdigkeit, welche Du verspürst, kann auf eine Depression hindeuten. Und dieser solltest Du entgegenwirken, solang sie kontrollierbar ist.

Aber auch, um einfach über seine Sorgen und Ängste zu sprechen. Über das, was Dich belastet.

Nach Therapiemöglichkeiten kannst Du hier suchen: https://www.therapie.de/therapeutensuche/

Professionelle Hilfe möchte ich Dir sehr ans Herz legen.

Es gibt noch weitere Möglichkeiten, sein Leben neu zu gestalten und mit Sinn zu füllen. Hierzu habe ich vor Kurzem etwas geschrieben: https://mein-kummerkasten.de/333982/keine-Motivation.html

Was das loslassen betrifft: Versuch Dich von den Schulden Deiner Mutter zu trennen, arbeitet Deine Kindheit auf und halte Dich von untreuen Männern fern.

Das schaffst Du!

Denn die größte Veränderung im Leben sind dann möglich, wenn man einen Tiefpunkt erreicht hat.

Also packe Deine Sachen und fange irgendwo ein neues Leben an. Das kann schon diesen Winter sein, oder zum Studienstart im Oktober. Die Zeit bis dahin könntest Du mit einer Therapie ganz gut nutzen, um Dein Leben wieder stabiler zu machen.


4. Warum Selbstmord der falsche Weg ist

Du schreibst, dass Du wissen möchtest, was nach dem Tod passiert.

Die Antwort darauf ist einfach wie simple: Wenn Du tot bist, bist Du tot. Es wird kein "Danach" geben. Der Tod ist endgültig und Du verlierst damit alle Wahrnehmung. Wie soll man also ein "Danach" wahrnehmen und genießen können, wenn man tot ist?

Das funktioniert nicht. Der Tod löst keine Probleme, er beendet sie nur.

Aber das ist der falsche Weg.

Etwas ähnliches habe ich hier geschrieben: https://mein-kummerkasten.de/334030/Suizidgedanken.html

Wir haben das Leben geschenkt bekommen, um zu leben. Es ist ein Wunder.

Warum möchtest Du so leichtfertig damit umgehen?

Kein Problem der Welt ist so schlimm, dass der eigene Tod es lösen würde. Keines.


Und Du bist noch jung. Nur weil es die letzten Jahre nicht so toll war, muss das doch in Zukunft nicht noch immer so sein. Das Leben ist unvorhersehbar. Man kann vieles kalkulieren. Doch unser Leben bleibt immer ein Stück weit ein Abenteuer.


5. Alles ist möglich

Hast Du keine Träumen, dann such Dir welche. Hast Du keinen Sinn, dann gib Deinem Leben einen. Denn Du hast es selbst in der Hand.

Das kann sehr schwer sein. Aber deswegen wäre eine Therapie so sinnvoll. Gemeinsam kannst Du mit Deinem Therapeuten eine Lösung für Deine Probleme finden.

Nach weiteren Antworten auf ähnliche Probleme kannst Du hier suchen: https://mein-kummerkasten.de/Probleme-mit-sich-selbst/



Liebe Hilfesuchende,
das Leben besteht aus Höhen und Tiefen. Auf schlechte Zeiten folgen stets gute und man kann immer gestärkt daraus hervorgehen. Dass Du momentan keinen Sinn im Leben siehst, ist nur eine Phase. Aber vergiss bitte nicht, dass schwere Zeiten zum Leben dazugehören. Sieh sie als Herausforderung. Und in diesem Moment ist die Bewältigung dieser Krise Dein Sinn.
Und ich bin fest davon überzeugt, dass Du Dir schon bald wieder besser gehen wird.

Verändere Dein Leben. Jetzt, heute. Und Du wirst ein glücklicher Mensch sein.


Du kannst uns jederzeit wieder schreiben, wenn Dir etwas auf dem Herzen liegt. Wir würden auch gern von Dir hören, wenn es Dir wieder besser geht.


Alles Gute,

Arvid