Problem von Janine - 24 Jahre

Streit und Missverständnisse

Liebes Kummerkastenteam !
Das wird ein längerer Text über ein größeres Problem, das ich schon seit Jahren mit mir herumtrage. Vielen Dank, für die Mühe, das zu lesen. Freu mich sehr über eine Antwort von euch !
Ich habe in meiner Beziehung das Gefühl, oft unverstanden zu sein, als ob mir mein Partner nicht richtig zuhören kann. Dabei kennt er mich ziemlich gut und ich kann aus seinen Äußerungen schlussfolgern, dass er mir genau zuhört und meine Worte bis auf kleine Details oft wiederholen kann. Was mir fehlt, ist das Gefühl, von ihm richtig verstanden zu werden.
Ich schreibe heute auch aus einem aktuellen Anlass, der mich besonders beschäftigt hat: Seit ein paar Tagen habe ich jede Nacht Alpträume und wache morgens ziemlich angspannt auf. Beide Male habe ich ihm von den Träumen direkt morgens erzählt. Insgeheim habe ich erhofft, er würde mich kurz in den Arm nehmen und sich irgendwie verständnisvoll äußern. Stattdessen kam aber die folgende wortwörtliche Reaktion: "Du bist heute aber eine Jammertante."
Er hat mich weder berührt noch zu mir hingewendet und mich aufgefordert, zu duschen, da wir spät dran waren.
Ich war enttäuscht und rief: "Du bist ein Arsch zu mir."
Die darauffolgende Reaktion seinerseits enttäuschte mich wirklich grundlegend, weil sie mich in meiner Vermutung, unverstanden zu sein, nur bestätigte. Er sagte, das ginge ja wohl zu weit, dass ich wegend dieser Kleinigkeit so ausrasten würde und meinte, er könnte das nicht verstehen, ich sollte halt in Zukunft weniger arbieten um abends besser abschalten zu können.
Dabei ging es mir in erster Linie überhaupt nicht um diesen Alptraum, sondern darum, dass er mir zuhört und sich mit meinen Sorgen auseinandersetzt. Das kam bei ihm bis jetzt nicht an.
Zur Erklärung: Wir lernten uns mit 17 (er 18)kennen, er war meine erste große Liebe und hat sich mir gegenüber damals sehr distanziert benommen. Seine Freunde schienen wichtiger als ich, wir verbrachten nur wenig Zeit miteinander. Ich war total verliebt und wollte das Alles nicht wahrhaben. Der erste Bruch kam, als er mir aufgrund eines kleinen Streits (ich warf ihm vor, er habe zu wenig Zeit) am Telefon sagte, es wäre Schluss. Ein paar Monate später ging er wieder auf mich zu und wollte eine zweite Chance. Die bekam er prompt, da ich immer noch total verliebt war in ihn. Aus dieser zweiten Chance wurde nichts, er feierte ein paar Wochen später Silvester ohne mich und teilte mir ein paar Tage nach dem Neuen Jahr sehr sachlich mit, mich mit seiner Ex an Silvester betrogen zu haben. Für mich war das bollenhart, ich wusste mit dieser Situation überhaupt nicht umzugehen, war tagelang übeerhaupt nicht anzusprechen. Mir kommen jetzt noch die Tränen, wenn ich an die Situatioon zurückdenke. Damals war ich so gedemütigt von der art, wie er zu mir war und der Tatsache, dass ich aus Liebe immer wieder ja sagte.
Huete verletzt ich die Sache zwar immer noch sehr, ich habe aber gelernt damit umzugehen.
Wir hatten nach diesem Bruch damals über sechs Jahre keinerlei Kontakt mehr, bis ich mich letztes Jahr im Sommer bei ihm per email meldete. Als Grund nannte ich allgemeines Interesse, wié's ihm so geht... In Wirklichkeit hing ich immer noch an ihm, nach all den Jahren und trotz seines Verhaltens. Und, was noch viel wichtiger wahr: Ich wollte immer noch eine richitge Aussprache über seine Gründe damals und das Verhalten.
Aus diesem Email Kontakt wurde eine dritte Chance, jedoch ganz anders.
Ihm gings wohl genauso, denn (jetzt kommt der Hammer) denn er sprach mich eines Tages auf unsre "Jugendbeziehung" an und erklärte mir, er wäre nicht fremdgegangen, das wäre nur ein Vorwand gewesen, um mit mir Schluss zu machen.
Völig überrschend tielte er mir mit, dass er damals mit meine und seinen Gefühlen überfordert gewesen wäre, dass er sich mir nicht hingeben könnte aus Angst, verletzt zu werden.
Er hätte mich nie vergessen können und beteurte immer wieder, dass ihm nie etwas mehr Leid getan hätte, als mit mit Schluss zu machen. Daher wäre er überglücklich und dankbar, dass ich nach all den Jahren nochmal auf ihn zuging.
Klingt wi ein gutes Ende und das schien es auch zu sein. Zu sagen wäre noch, dass ich ein paar Monate nach dieser Aussprache beruflich ca 8 Monate in England verbracht habe und wir uns nur selten sahen. Auch da gab es unzählige Diskussionen und immer wieder Gespräche über die Geschichte von damals. Ich muss ihm lassen, dass er sich wirklich sehr angestrengt hat in all der Zeit, mit lieben Karten und Geschenken, vielen gesprächen und lieben worten.
Doch in letzter Zeit habe ich eben gehäuft das Gefühl, mit meinen Problemen allein gelassen zu werden. Dabei reden wir viel, auch über Gefühle und Gedanken. Nur manchmal scheint es, als ob wir aneinander vorbei reden. Ich erzähle ihm davon, wie sehr mcih manches bechäftigt und erüberlegt sich währenddessen, woran das liegen mag. Manchmal scheint er auch schlicht überfordert zu sein. Ein Beispiel: Mein Vater ist sehr früh plötzlich verstorben, damals war ich 13. Ich hatte nie ein richtiges Familienleben erfahren, da meine Eltern auch vor dem Unfall schon getrennt waren und meine Vater mehr geschäflich unterwegs war als bei uns zu Besuch.
Die glückliche Ehe seiner Eltern erinnert mich ab und zu daran. Doch jedesmal, wenn ich das Thema "mein Vater" anschneide, blockt er sofort ab. Entweder wird er ganz leise oder weicht mit aus. Manchmal würde ich mir auch wünschen, er würde von sich aus fragen, egal in welcher Hinscht. Da das nie, wirklcih nie kommt, hat es für mich den Anschein, er wäre desinteressiert. Das verletzt unheimlich, besonders wenn es um solche persönlichen Probleme ghet.
Andererseits würde ich mir dann auch wüschen, er erzählt mehr von sich, das heißt, von seinen Gefühlen. Frage ich ihn danach, weicht er genauso aus und redet über Arbeit, Trainig, alles Mögliche, nur nicht seine Gefühle.
Ihr seht, es scheint das ypisch männliche Syndrom zu sein, nicht mit Gefühlen umgehen zu können. Aber ich leide mittlerweile so darunter, dass ich machmal einfach ausbrechen möchte. Es macht mich innerlich total fertig, neben jemandem einzuschlafen und sich trotzdem fremd zu sein. Manchmal lieg ich weinden neben ihm in der Hoffnung, er würde es bemerken und doch mal einen Schritt auf mich zuwagen.

Anwort von Sabine

Hallo Janine!

Was Du in Deiner Mail beschreibst, ist das typische Beispiel für deutsch-Frau/Mann-deutsch.
Du kannst nicht von ihm Dinge erwarten, die sich in Deinem Kopf abspielen. Du kannst nicht Dinge von ihm erhoffen, die Du Dir so sehr wünscht. Er scheint ein Mann zu sein, dem Du es sagen mußt.
Nach Deinem schlechten Traum oder die Tage an denen Du schlecht geträumt hast, hättest Du ihm von dem Traum ruhig erzählen können. Du hättest ihm aber vielleicht auch sagen müssen, dass es schön wäre, wenn er Dich mal für einen Moment in den Arm nehmen könnte, da Du Dich nicht so gut fühlst. So kann er von Dir lernen, was Dir gut tut. Er denkt in dem Moment vielleicht ganz anders als Du. Er ist vielleicht davon ausgeganegn, dass Du es ihm nur mitteilen wolltest. Seine Reaktion war anders als von Dir erwartet und sofort beschimpftst Du ihn als Arsch oder sagst ihm, dass er Dich falsch behandelt. Das er für den Moment verletzt ist und sich zurückzieht um nicht noch mehr falsch zu machen, ist völlig normal.
Männer und Frauen denken anders. Erwarte nicht von ihm, dass er in Dich hineingucken kann. Lass zu, dass er erfährt, was Du eigentlich von ihm willst. Du wirst es ihm direkt sagen müssen. Nur so kann er von Dir lernen, wie er behandelt werden möchte.
Es gibt ein klassisches Buch für diesen Fall. Es heißt "Männer sind ander, Frauen auch". Schau vielleicht mal hinein und lies mal ein paar Absätze in diesem Buch. Du wirst Dich wundern, wie sehr man sich dort wiederfinden kann.
Um von Deinem Freund verstanden zu werden, mußt Du klar und deuttlich mit ihm reden. Männer reden oft nicht um den heißen Brei. Sie sagen kurz und knapp, was sie wollen. Du erwartest von Deinem Partner, dass er vielleicht erahnt, was Du willst, doch ihm ist diese Fähigkeit nicht gegeben oder er kann es einfach nicht. Ich will nicht abstreiten, dass es vielleicht Männer gibt, die es können, aber im Grunde ist es doch eigentlich mit jedem Menschen so. Die eigenen Erwartungen, wenn sie erfüllt werden sollen, damit man glücklich ist, sollte man aussprechen. In eurer Beziehung ist es auch wichtig,dass ihr miteinander sprecht. Wenn wieder so eine Situation ist, dann nimm ihn bei Seite und sage ihm in aller Ruhe, wie Du es Dir vorgestellt hast und was Du Dir gewünscht hast. Nur so kann er doch von Dir lernen und Du von ihm. Nur bitte mach ihm keine Vorwürfe, denn dann führt oft zum Streit, der nicht nötig wäre.

Lieben Gruß
Sabine