Problem von Anonym - 20 Jahre

Sollte ich eine Therapie machen?

Die Katstrophen ziehen sich scheinbar wie ein roter Faden durch mein Leben.
Meine Eltern ließen sich scheiden, als ich 5 Jahre alt war, trotz allem waren meine Kindheit und Jugend eigentlich sehr gut.
Mit 12 Jahren begann ich mich selbst zu verletzen.. immer, wenn es Probleme oder sonstige Unstimmigkeiten in meinem Leben gibt.
Im Alter von 16 Jahren lernte ich meinen ersten "festen" Freund kennen, mit dem ich ein Jahr zusammen war und auch jetzt wieder bin.
In der Zwischenzeit war ich mit einem Mann zusammen, der erst nach zwei Jahren sein wahres Gesicht so richtig zeigte.
Wir waren glücklich verlobt und schmiedeten Zukunftsplän, dann erlaubte er sich meiner Familie gegenüber eine Frechheit nach der anderen und bekam "Hausverbot" erteilt.
Dann fing er an mich zu kontrollieren, zu manipulieren und meine Familie mir gegenüber schlecht zu machen.
Als er mir dann auch noch den Kontakt zu meiner besten Freundin verbieten wollte, sagte ich ihm die Meinung.
Von da an lebten wir nur noch nebeneinander her, und wir trafen uns eigentlich nur noch fürs Bett (es lief darauf hinaus, war aber nie geplant), bis er sich irgenwann zwei, dann drei Tage nicht meldete und ich ihn zur Rede stellte.
Das hätte ich lieber lassen sollen, denn das Streitgespräch und die Diskussion, ob ich nun meine persönlichen Sachen haben könnte, endete damit dass er mich morgens um 3 Uhr verprügelte.
Ich ging am nächsten Tag zum Arzt und ließ mir die Verletzungen attestieren.
Der nächste Schritt hieß dann zur Polizei "Anzeige - Körperverletzung".
Danach sprch er mich immer wieder an, ich solle die Anzeige zurückziehen, was ich nicht tat.
Er stritt bei der Polizei alles ab.
Und immer wenn ich ihm jetzt begegne starrt er mich an und ich weiß den Blick nicht zu deuten.
Eine Mischung aus "Es tut mir alles so leid" und "Komm her ich schlag dich tot".
Ich kann langsam nicht mehr, jede Begegnung zieht mich dermaßen herunter, dass ich zwei Wochen später immernoch nachdenke und nicht essen kann.
Das Ergebnis sieht dann immer so aus: 5kg weniger innerhalb von einer Woche!

Sollte ich eine Therapie machen?
Wie fange ich das an?

Anwort von Sabine

Hallo!
Es ist heftig, was Dir passiert ist und eine Menge, die Du zu verarbeiten hast. Manchmal schafft man es nicht mehr alleine und da Du mir in Deiner Mail zeigst, dass Du für eine Thearpie bereit wärst, würde ich Dir auch raten, Dir fachliche Hilfe zu nehmen, um endlich alles verarbeiten zu können.
Es muß ja nicht gleich eine Therapie sein. Manchmal reicht es schon, wenn man nur ein paar Gesprächsstunden mit einem Psychologen oder einer Psychologin hat, um herauszufinden, wie tief es noch sitzt, bzw. wie tief noch andere Probleme liegen. Der Psychologe kann dann entscheiden, wie es weitergeht und was das beste für Dich ist. Auf jeden Fall solltest Du es nicht in Dich hineinfressen, sondern mit jemandem darüber sprechen, so, wie Du es hier bei uns getan hast.
Ich persönlich würde den Weg über den Hausarzt wählen oder den Arzt, der damals Deine Verletzungen festgestellt hat. Wenn Du ihm es genauso berichtest, wie Du es hier getan hast, dann wird er Dir sagen können, wo Du eine Beratungsstelle oder psychologische Hilfe bekommst. Eigentlich müßtest Du auch von der Polizei Adressen bekommen haben, als Du die Strafanzeige erstattet hattest. Sie geben dann auch Adressen für Opferhilfe weiter. Naja, auf jeden Fall wird Dein Hausarzt Adressen haben und wissen, wo Du am besten hingehen kannst. Er wird Dir auch einen Überweisungsschein hierfür ausstellen können.
Ich finde es gut, dass Du fachliche Hilfe in Anspruch nehmen willst. Viele Menschen haben Angst davor und denken, es sei was total schlimmes, wenn man die Hilfe in Anspruch nimmt. Ich finde es gar nicht, ich finde es gut, dass es solche Leute gibt, die sich damit auseinandersetzen und die einem helfen können, wenn man nicht weiterkommt. Es gibt ja auch Reaparaturwerkstätten für Autos, warum sollte es dann nicht auch eine Reparaturwerkstatt für die Seele geben.
In erster Linie zählt natürlich Dein Wille und Deine Mitarbeit. Du hast mir aber in Deiner Mail gesagt, dass Du bereit bist Hilfe anzunehmen und das sind die besten Voraussetzungen um voran zu kommen und zu verarbeiten, was Dich so sehr belastet.
Ich wünsche Dir alles Gute.

Lieben Gruß.